Название | Schattenkristalle |
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Автор произведения | Farfalla Gris |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847613824 |
„Seit wann beherrschst du die Kunst der Magie?“
„Schon eine ganze Weile, aber es geht leider nie über winzige Illusionen hinaus“, erklärte Lucius beiläufig, doch in seiner Stimme schwang eindeutig eine andere Botschaft mit: Gefällt dir, was du siehst?
Derweil schritt er langsam und bedächtig auf Aleríà zu und hielt sie mit Argusaugen gefangen.
Gerade als er die Hand nach dem Kind ausstrecken wollte, um es zu berühren, schnellte Elenórs Hand vor und hielt ihn zurück.
„Was ist los, meine Liebe? Fürchtest du etwa, dass ich deinem kostbaren Schatz etwas antun könnte?“, lachte er leise, während Elenór zögernd die Hand von ihm nahm und ihn gewähren ließ.
„Hallo, Kleines“, säuselte er und streichelte dem Mädchen flüchtig über die Wange, wobei ihre kleinen runden Augen jede seiner Bewegungen scheinbar erwartungsvoll verfolgten.
„Ich sehe schon, du weißt, dass ich etwas für dich habe …“, lachte Lucius leise und zog ein kleines, an einer Kette baumelndes Medaillon in Form eines Herzens hervor. Es glänzte golden im flackernden Kerzenschein, bis plötzlich das Licht auf einen winzig kleinen Edelstein traf, der es in die Farben des Regenbogens spaltete und das Zimmer in eine wahre Traumwelt verwandelte.
Jauchzend vor Freude sprang Aleríà auf und drehte sich im Kreis. Sie ließ die Farben auf sich wirken, die wie gutmütige Schatten um sie herumtanzten.
Blitzschnell verschwand der Anhänger aus Aleríàs Blickfeld, als Elenór ihn an sich riss.
„Sie ist noch zu klein für solch ein Spielzeug“, erklärte sie. „Danke, dass du an sie gedacht hast, aber bis sie älter ist, werde ich es für sie aufbewahren. Einverstanden?“, fügte sie versöhnlich hinzu.
Mit einem wissenden Lächeln verneigte sich Lucius vor ihr.
„Ich hoffe, dass sie sich eines Tages genauso daran erfreuen wird, wie du es tust …“
Misstrauisch blickte sie ihm hinterher, während er würdevoll das Zimmer verließ.
Kaum hatte er die Eingangshalle betreten, ergriff Lucius sogleich seinen Mantel und wandte sich zur Tür.
„Du willst uns schon verlassen?“, fragte Armand, der ihm eilig gefolgt war.
„Ja, ich denke, es ist an der Zeit, wieder nach Hause zurückzukehren. Ich war schon viel zu lange fort und außerdem glaube ich, dass deine geliebte Frau nicht allzu begeistert von meiner Anwesenheit war.“
„Du irrst dich. Sie hat sich sehr gefreut, dich nach so langer Zeit wiederzusehen“, versuchte Armand, seinen Bruder zu überzeugen, was für Lucius wie blanker Hohn klang und sein hitziges Blut erneut in Wallung brachte.
„Nun, dann richte ihr doch noch etwas von mir aus … Ich freue mich auf das alles verzehrende Feuer der Leidenschaft …“, wisperte er Armand ins Ohr und wandte sich der Tür zu, die mit einem lauten Krachen hinter ihm ins Schloss fiel.
Gerade als er durch das Tor schritt und auf seinem wartenden Rappen aufsaß, ließ er den Blick ein letztes Mal über das Anwesen gleiten.
Alle Fenster waren hell erleuchtet und hinter jedem vermutete er ein Leben, welches sich auf eine ruhige, geruhsame Nacht einstellte. Bis sein Auge einen leicht wehenden Vorhang in Augenschein nahm, hatte er mit tiefster Verachtung zu dem Haus emporgeblickt, doch die Gestalt, die ihn mit Smaragden zu durchbohren schien, verdiente diesen Hass nicht. Nein, sie besaß weiterhin seine unerschöpfliche, grenzenlose Liebe.
Elegant zog er einen imaginären Hut vor ihr und gab seinem Pferd die Sporen, um kurz darauf mit der Nacht zu verschmelzen.
Es war nur ein kurzer Ritt, bis Lucius wieder bei ihm war. Seinem Meister, der ihn seit Jahren mit seiner Gunst speiste, allein ihm hatte er seine Macht zu verdanken.
Willkommen zurück, mein treuer Diener. Hast du deine Aufgabe erledigt, so wie ich es dir aufgetragen habe?
„Ja, mein Meister“, flüsterte Lucius und kniete ehrfürchtig vor seinem Herrn und Gebieter nieder. „Das Medaillon ist überbracht und an die Hexe gegangen, für die es gedacht war …“
Du musst mich nicht belügen … Ich weiß, wie es um deine Gefühle zu ihr steht …
„Vergebt mir, Meister …“, flüsterte Lucius demütig, während der Geist, zuerst wütend, nun wieder versöhnlich, seinen Körper und auch seinen Geist umschmeichelte.
Vertrau mir, sie wird bald dein sein … Der Vollmond ist nahe … Das Tor ist schwach und wird unserem nächsten Angriff nicht mehr standhalten … Dann, ja dann wird die Welt endlich wieder zu dem werden, was sie einst war … Ein Ort, der verschlungen wird von Hass, Tod und Verderben … Mein Chaos …
Traum oder Erinnerung?
Flackerndes Licht tanzte hinter ihren geschlossenen Lidern. Rötlich schimmerte es von überall her und versetzte Aleríà in Angst und Schrecken.
Schatten tanzten, dämonengleich, um sie herum und vollführten die kuriosesten Tänze und Verrenkungen, die Aleríà jemals gesehen hatte.
Sie wollte laufen, fliehen vor den schattenartigen Wesen, die sich ihr unaufhaltsam näherten, doch sie konnte nicht. Eine unsichtbare Macht schien sich ihrer bemächtigt zu haben und sie an jeglicher Bewegung hindern zu wollen.
Sie begann zu wimmern. Hoffte, dass ihr jemand antworten und zu Hilfe eilen würde, aber das seltsam vertraute und zugleich fremde Knistern um sie herum war zu laut und durchdringend, als dass man sie hätte hören können.
Gerade als sie den Blick noch einmal heben wollte, um sich Hilfe suchend umzusehen, prasselten sie wie ein Höllenfeuer auf sie ein – Schreie.
Von allen Seiten drangen sie zu Aleríà, die hilflos mit anhören musste, wie alles um sie herum zugrunde ging. Männer, Frauen, Alte, Junge; jeder Laut klang höllischer und gequälter als der vorherige.
Mit beiden Händen hielt sie sich die Ohren zu, doch jeglicher Versuch scheiterte. Es war, als kämen die Schreie nicht aus ihrer unmittelbaren Umgebung, sondern aus Aleríàs Innerem selbst. Als wären die Qualen Unzähliger in ihre Seele eingebrannt und hätten endlich ein Ventil gefunden, um sich bemerkbar zu machen.
Der Drang fortzulaufen keimte erneut in ihr auf, doch zweifelte ihr Verstand daran, dass es dieses Mal funktionieren würde. Trotzdem reagierte ihr Körper wie von selbst und zu ihrer Verwunderung konnte sie sich bewegen. Sie bewegte erst den einen, dann den anderen Fuß – es funktionierte.
Kaum dass sie sich aufgerichtet hatte, erblickte sie den Grund für ihre plötzliche Beweglichkeit. Sie war von einem matten Schimmer umgeben, der ihre Haut wie das Licht des Mondes flirren ließ.
Folge mir, Aleríà, flüsterte eine Stimme, während sich ein fast handtellergroßer Schmetterling, der vollständig aus Kristall zu bestehen schien, vor ihr materialisierte. Er flatterte aufgeregt vor ihr auf und nieder.
Beeil dich, sonst bekommt er dich …
Panik überfiel Aleríà, obwohl ihr nicht klar war, weshalb sie sich eigentlich fürchtete. Sie spürte instinktiv, dass der Schmetterling recht hatte. Sie musste hier weg!
Sie rannte los, folgte dem Schmetterling, der sie von den Schatten fortführte, die sich langsam in ihrem Rücken zu verdichten begannen.
Eine Stimme drang aus der unendlichen Finsternis, in die sie zu laufen gedachte, und flüsterte einen Namen – ihren Namen. Sie konnte nicht ausmachen, aus welcher Richtung der Laut kam, und rannte blindlings los, während die Schatten sich zu einer schier undurchdringlichen Masse formierten und unentwegt ihre gierigen Finger nach Aleríà ausstreckten.
Schon im nächsten Augenblick spürte sie, wie kalte Klauen ihren Nacken streichelten und sich ihre Haare unangenehm aufzustellen