Название | Rückstoß |
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Автор произведения | Timo Körner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742772978 |
Am nächsten Morgen rief ich Bahlmann mit unterdrückter Nummer von seinem eigenen Handy, welches ich in der Nacht zuvor an mich nahm, an.
Nachdem er sich meldete, fragte ich ihn, warum er das tat, was er tat. Ob er kein Gewissen hatte, dass er sich an dem Unwissen anderer zu bereichern.
Er zeigte wenig Anteilnahme und wies mich darauf hin, dass ich ihn besser nicht mehr belästigen sollte, weil mich sonst vielleicht sehr unangenehme Leute besuchen kommen würden. Er hatte wohl noch nicht bemerkt, dass keine Nummer auf seinem Telefon angezeigt wurde. Es kam aber schon ziemlich bedrohlich herüber, was er sagte und wie er es sagte.
Wäre ich eine Person gewesen, die sich von anderen einschüchtern lassen würde, wäre ich jetzt tatsächlich eingeschüchtert gewesen.
So eine Person war ich aber nicht.
Ich fragte ihn, was er davon halten würde, in den nächsten drei Wochen wenigstens einigen seiner Opfer einen Teil ihrer Abmahnbeträge zurückzuzahlen.
Bahlmann gab mir daraufhin ziemlich deutlich zu verstehen, dass ich mich besser aus seinen Angelegenheiten heraushalten sollte, um nicht unter die Räder zu gelangen. Ich ersuchte ihn erneut, in den nächsten drei Wochen etwas zu unternehmen, damit ich seinen guten Willen erkennen konnte.
Bahlmann blieb ziemlich unbeeindruckt.
Klar, er wusste ja auch nicht, mit wem er es zu tun hatte.
Mir war von Anfang an klar, dass er sich von mir, also einem für ihn völlig anonymen Unbekannten, nicht zu irgendetwas drängen ließ. Nichts desto trotz, gab ich ihm einige Wochen Zeit, in denen ich ihn weiterhin genau beobachtete.
*
Sechs Wochen später bekam Bahlmann einen Anruf von mir. Es war bereits später Abend und er verließ das Büro als letzter. Er war gerade in der Tiefgarage, als ich ihn anrief.
„Bahlmann, altes Haus!“, begrüßte ich ihn scherzhaft, als er meinen Anruf annahm.
„Wer ist da?“, fragte Bahlmann.
„Du hast keinem einzigen Menschen das Geld zurückgezahlt, an dem Du Dich bereichert hast.“
„Ach Sie sind das schon wieder! Hören Sie auf mir auf den Zeiger zu gehen, sonst bekommen Sie wirklich Probleme!“, Bahlmann war hörbar genervt, bewahrte aber sachlich, wie ein richtiger Anwalt, das „Sie“.
Ich fing an, Tacheles zu reden.
„Sind Ihre Versicherungen eigentlich misstrauisch geworden, als zuerst Ihr Haus auf Ibiza mittels Brandstiftung in Flammen aufging und eine Woche später auch noch Ihr Haus auf Mallorca?“
Schweigen auf der anderen Seite.
„Das war ich.“, heftete ich hinten an.
„Ich war es übrigens auch, der Ihr Haus in München letzte Woche wie ein Schlachtfeld hinterlassen, ihre Rolex-Uhren-Sammlung hat mitgehen lassen und in Ihren Pool gepisst hat. Und ach ja, ihren Kokain-Vorrat habe ich auch an mich genommen.“
Bahlmann blieb an der Fahrertür seines Aston Martin stehen. Er erstarrte fast. Ich sah, wie es begann, in ihm zu arbeiten, denn ich befand mich ebenfalls in der Tiefgarage seines Bürohauses.
„Du warst das?“, fragte er jetzt nicht mehr ganz so sachlich distanziert, wie vorher.
„Sag mir wo Du bist und dann mach ich Dich fertig!“, brüllte er in den Hörer.
„Ich bin hier!“, sagte ich mit ruhiger Stimme und nicht mehr durch das Telefon, denn ich stand jetzt direkt hinter ihm.
Bahlmann schreckte auf und drehte sich zu mir, als ich ihm auch schon einen Elektroschocker an den Hals hielt und selbigen aktivierte.
Mann o mann, hat der gezappelt.
Ich hielt den Elektroschocker weiter an seinen Hals, während er steif umfiel. Als er am Boden lag, nahm ich den Elektroschocker von seinem Hals, aber er zuckte noch weiter. Da er mir aber noch ansprechbar vorkam, gab ich ihm noch einen rechten Haken, damit er auch wirklich ausgeschaltet war. Er hatte ja schließlich eine Reise von etwa achthundert Kilometern in seinem Kofferraum vor sich. Zur Sicherheit, dass er nicht an einer Raststätte im Kofferraum randalieren konnte, fesselte ich seine Hände und Füße und Band die Hand- und Fußfesseln aneinander.
Nachdem ich ihn im Kofferraum platziert hatte, stieg ich in seinen Aston Martin und fuhr aus der Tiefgarage. Ich hielt noch kurz neben meinem Wagen, um das Diebesgut, welches ich aus Bahlmanns Haus gestohlen hatte, mit auf die Reise zu nehmen. Meinen Wagen selbst, würde ich später nachholen.
Die Rückreise kam mir kürzer vor, als die Hinreise. Das sollte aber immer so sein, hatte ich mal gelesen.
Ich brauchte lediglich einen Stopp auf der Rückreise, um einmal kurz auszutreten. Als ich von der Toilette der kleinen Raststätte zurückkam legte ich mein Ohr auf die Kofferraumhaube und lauschte kurz, ob ich etwas von Bahlmann hörte. Ich konnte aber keinen Laut vernehmen. Nach einem kurzen unauffälligen Rundumblick, öffnete ich den Kofferraum kurz, um mich zu vergewissern, ob Bahlmann überhaupt noch atmete und siehe da, er schlief ruhig, wie ein Baby.
Wir waren die ganze Nacht unterwegs, auch wenn ein Aston Martin sein schnelles Auto war, musste ich mich ja an gewisse Geschwindigkeitsregeln halten, um nicht unnötig aufzufallen.
Als ich am frühen Morgen an meinem Lagerhaus ankam, entschloss ich mich, den Wagen im Lagerhaus verschwinden zu lassen und mir ein ausgedehntes Frühstück zu gönnen, bevor ich mich um Bahlmann kümmern würde. So oft sieht man hier im Hafengebiet ja nicht Edelsportwagen vor Lagerhallen parken. Es würde nur unnötig auffallen. Ich öffnete also eines der Rolltore des Lagerhauses, fuhr mit dem Wagen hinein und schaltete den Motor ab.
In der Nähe meines Lagerhauses gab es ein Imbiss für Hafenarbeiter und Fernfahrer, in der man auch sitzen konnte. Es war also mehr eine Kantine, als ein Imbiss. In dieser wollte ich mir das Frühstück genehmigen. Als ich meine Hose auf der Suche nach meinem Portemonnaie abtastete, fiel mir auf, dass es noch in meiner anderen Hose im Hotel in München lag. Ich stieg aus und öffnete die Kofferraumhaube. Bahlmann starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und fing an wild herum zu zappeln und mich zu beschimpfen, als ich sein Jackett nach Geld abtastete. Zumindest dachte ich mir, dass er mich beschimpfte. Verstehen konnte ich ihn nicht, weil ich ihm noch in München seine Socken in den Mund gestopft hatte. Er grunzte wütend vor sich hin und hatte bestimmt einen ganz trockenen Mund.
Nach einem kurzen Moment der Abtastungen, fand ich in der Innentasche seines hellbraunen Jacketts tatsächlich etwas. Es war eine Geldklammer mit sage und schreibe sechstausend fünfhundert Euro. Ich stopfte das Geldbündel in meine schwarze Jacke und schlug die Kofferraumhaube wieder zu, ohne Bahlmann noch eines Blickes zu würdigen, der mir grunzend hinterher fluchte. Mich ließ das kalt, weil auch Bahlmann jemand ohne Gewissen war. Den Autoschlüssel platzierte ich direkt unter dem Wagen. Ich schloss das Rolltor zur Lagerhalle, damit Bahlmann nicht durch irgendwelche lauten Geräusche auf sich aufmerksam machen konnte.
Ich brauchte etwa sieben Minuten, um den Imbiss namens „Elfies Brutzelhaus“ zu erreichen. Es war draußen noch nicht richtig hell, darum konnte man sehen, dass das Licht in dem Imbiss brannte. Die Fenster waren mit einer lichtdichten Folie verklebt, sodass kein Blick herein und auch kein Blick herausdringen konnte. Sah schon etwas finster aus, der Laden. Lediglich durch die offene Tür schien etwas Licht nach draußen.
Als ich die Kantine betrat, zählte ich drei Personen. An einem Tisch in der Nähe der alten abgegriffenen Theke saßen zwei Männer um die fünfunddreißig Jahre alt, mit robuster Gestalt und unterhielten sich. Einer von ihnen sprach mit einem osteuropäischen Akzent. Sie kamen mir in der Räumlichkeit etwas verloren vor, da sich zehn Tische in der Lokalität befanden, welche alle unbesetzt waren. Die dritte Person, befand sich hinter der Theke und dabei handelte sich vermutlich um Elfie, der Betreiberin und Namensgeberin des Geschäfts.
Als ich an die Theke herantrat wurde ich mit einem lieblosen