Название | Rückstoß |
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Автор произведения | Timo Körner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742772978 |
Timo Körner
Rückstoß
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Inhaltsverzeichnis
Colin
Ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch, auch wenn man, im Laufe der folgenden Zeilen, etwas anderes vermuten mag.
Mein Name ist Colin, ich war einmal Künstler und verdiente sehr viel Geld mit dem, was andere für Kunst hielten. Ich erschuf aus der Makulatur der Menschheit, wie ich den unmenschlichen Abschaum nannte, den unsere Gesellschaft teilweise hervorbrachte, etwas Neues. Im Grunde war diese Kunst aber nur Mittel zum Zweck.
Meine Kreativität begann eigentlich schon in meiner Kindheit. Ich konnte schon immer gut malen und zeichnen und hatte eine gute räumliche Wahrnehmung. Sodass ich im Kunstunterricht währen meiner Schulzeit auch stets gut abschnitt.
In meiner Schulzeit bemerkte ich auch schon ziemlich rasch, dass ich anders war, als meine Mitschüler. Anders in dem, wie ich alles wahrnahm und welche Schlüsse ich aus meinen Wahrnehmungen zog.
Kinder und Jugendliche können sehr gemein untereinander sein. Ihr Gedankengut spiegelt sich sehr direkt und radikal in ihrem Verhalten und Handeln wider. So auch bei mir. Nur dass ich niemals der agierende Teil war, sondern immer nur der reagierende. Ich hatte nie angefangen, sondern nur auf das reagiert und oder beendet, was jemand anderes begann. Es musste nicht mir widerfahren sein, ich antwortete gern auch mal für andere, die sich selbst nicht wehren konnten. Klingt zuerst einmal gar nicht so anders, nehme ich an, jedoch waren meine Schlüsse, die ich aus dem Verhalten und dem Handeln anderer zog noch viel radikaler, direkter und konsequenter. Ich begann aber erst nach der Schulzeit meine Schlüsse in ein entsprechendes radikales Handeln umzusetzen, weil meine Gedanken während der Zeit in der Schule noch sehr von den Prägungen von Lehrern und manchen Mitschülern im Zaum gehalten wurden.
Ich hatte damals keine richtigen, wahren Freunde. Dazu war ich zu introvertiert. Ich brauchte eigentlich auch keine Freunde, ich hatte meinen Kopf, in dem schon immer ziemlich viel stattfand. Äußere Einflüsse, haben mich meistens nur gestört. Ich versuchte auch immer unauffällig, ja nahezu unsichtbar für andere zu bleiben. So verhinderte ich, ziemlich erfolgreich, dass ich je zu einem Opfer anderer Jugendlicher wurde. Im Laufe der Jahre perfektionierte ich meine Fähigkeiten, alles zu beobachten, was zum Teil Übles um mich herum geschah und stets dabei ungesehen zu bleiben. Ich wusste genau wie ich mich zu welchem Zeitpunkt verhalten und bewegen musste, um für andere nicht sichtbar zu sein. Ähnlich, wie ein Krake, der Körperfarbe und Form verändern konnte, wenn es notwendig war. Nur dass ich kein Krake war und auch Körperfarbe und Form blieben bei mir dieselben. Ich nutzte die kaum vorhandene Beobachtungsgabe und die Unachtsamkeit der anderen Menschen um durch gewisse Verhaltensweisen aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Dabei kam mir zugute, dass ich kein übermäßig großer Mensch war und auch sonst war ich eine relativ unscheinbare Gestalt. Zu meinen dunklen Haaren und meinem recht normalen Körperbau, trug ich auch nie sonderlich teure oder auffällige Kleidung. Teure Kleidung konnte sich meine Familie auch nicht leisten, da sie nicht sehr wohlhabend war. Nichts desto trotz hatte ich durch meine Eltern immer alles, was es zu einem normalen Leben brauchte. Dafür sorgten sie immer, soweit ich mich erinnere.
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Meine Laufbahn als gutverdienender Künstler, begann erst nach der Schule. Ich stellte wahrlich einige Überlegungen an, ob und welche Ausbildung ich antreten sollte, oder welches Thema oder welche Themenbereiche ich studieren könnte. Es gab aber nichts, was meinem Sinn für Gerechtigkeit und meine extremen Wahrnehmungen gerecht werden würde. So war ich einige Zeit nach der Schule ohne weiterführende Ausbildung und auch ohne Arbeit.
Ich wollte meinen Eltern nicht mehr länger auf der Tasche liegen und so zog ich direkt nach der Schule in meine eigene kleine Mietwohnung. Ich hatte ständig Geldprobleme und fragte mich, ob es wohl vielen Menschen so ging, wie mir. Eigentlich war es mir klar, dass es sehr vielen Menschen so ging, aber immer wieder darüber nachzudenken, spendete mir auch immer wieder etwas Trost.
Ich wohnte aufgrund meiner finanziellen Lage nicht gerade in einem Musterwohnviertel, durch das ich zog, weil mir in meiner kleinen Wohnung regelmäßig die Decke auf den Kopf fiel. Das Stadtviertel war ein sozialer Brennpunkt mit wenig Grün und vielen Plattenbauten, in welchen sich nicht jeder hineintraute, aber ich konnte mich dort unbemerkt, fast unsichtbar hindurch bewegen. Es machte mir immer großen Spaß, andere zu beobachten, während sie sich unbeobachtet fühlten. Erst wenn sich Menschen wirklich unbeobachtet fühlen, kommen die wahren, finsteren, menschlichen Abgründe an den Tag.
Sicherlich macht jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal einen blöden Fehler oder trifft die eine oder andere falsche Entscheidung, aber meine Beobachtungen hatten mich gelehrt, dass es durchaus Menschen gab, die von Grund auf bösartig waren und die bewusst immer und immer wieder die falschen Entscheidungen trafen. Sei es, weil sie sich immer wieder vor anderen profilieren mussten, oder weil es ihnen in irgendeiner Form Vorteile oder gar Profit brachte, oder