Die Tote auf der Bank. Bärbel Junker

Читать онлайн.
Название Die Tote auf der Bank
Автор произведения Bärbel Junker
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742760920



Скачать книгу

Sie ihn? War er ihnen sympathisch?“, fragte Benno.

      „Nein, Herr Kommissar Schuster, das war er ganz und gar nicht. Ich warnte Samantha sogar vor ihm, denn ich sorgte mich um sie. Nein, ich mochte diesen Mann nicht. Er hatte etwas an sich, so etwas unterschwellig Gewalttätiges, das mich instinktiv abstieß.

      Außerdem traute ich ihm nicht.

      Ich vermutete, er sei auf Samanthas Vermögen aus. Ob das nun wirklich so war oder ob ich ihm Unrecht tue, werde ich jetzt allerdings wohl nie mehr erfahren.“

      „Sie erwähnten eben das Vermögen Ihrer Schwester. War sie sehr vermögend?“, fragte Kommissar Heckert interessiert, der bei derartigen Aspekten eines Falles immer hellhörig wurde. Geldgier war von jeher schon immer ein sehr starkes Mordmotiv.

      Geld lockte zu allen Zeiten Verbrecher an. Auch in diesem Fall? , fragte er sich.

      „Mit Zahlen kann ich Ihnen zwar nicht dienen, Herr Kommissar. Aber ich weiß, dass Samanthas Vermögen beträchtlich sein muss. Wir erbten beim Tod unserer Eltern beide zu gleichen Teilen.

      Samantha legte ihren Anteil in äußerst lukrativen Aktien und später in Immobilien an. Und ihr Vermögen wuchs und wuchs. Sie hatte trotz ihrer Jugend ein unglaubliches Gespür dafür es zu vermehren. Und sie war geradezu versessen auf die Aufstockung ihres Vermögens, obwohl sie relativ bescheiden und keineswegs im Luxus lebte.

      Sie war wie ein Hamster. Sie hortete ihr Vermögen. Und ich fragte mich oft wofür, wenn sie es doch nicht für ein schöneres, bequemeres und komfortableres Leben verwendete.

      Denn Samantha gab weder Geld für Reisen noch für ihrer Meinung nach überflüssigen Luxus aus. Außer sich geschmackvoll und hochwertig zu kleiden, hatte sie keine mir bekannten kostspieligen Ambitionen.

      Ihre schöne Eigentumswohnung richtete sie sich zwar elegant und gemütlich ein, jedoch keineswegs luxuriös, obwohl sie es sich hätte leisten können“, erzählte Katharina.

      „Haben Sie in Geldangelegenheiten auch ein so glückliches Händchen wie Ihre Schwester?“, fragte Kommissar Schuster.

      „Nein, leider nicht. Ich komme zwar gut zurecht, aber ein Vergleich mit meiner Schwester fiele in diesem Fall keinesfalls zu meinen Gunsten aus. Ich beabsichtige sogar meine Druckerei zu verkaufen.“

      „Warum?“, wollte Kommissar Schuster wissen.

      „Weil das so hochgelobte Computerzeitalter mit seiner Digitalisierung dieser Branche außerordentlichen Schaden zugefügt hat. Ich wäre gezwungen, beträchtliche Summen in die Modernisierung der Druckerei zu investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.

      Da ich jedoch in guten Zeiten Vorsorge für eventuell kommende schlechtere Zeiten traf, habe ich nicht vor, mich diesem Konkurrenzkampf und diesem Stress noch weiterhin auszusetzen. Vielleicht fällt mir ja ein anderer lukrativer Erwerbszweig ein, dem ich meine Zeit widmen möchte.“

      „Befinden Sie sich denn zurzeit in einer finanziellen Zwangslage?“, wollte Kommissar Heckert wissen.

      „Nein, in Schwierigkeiten befinde ich mich glücklicherweise nicht, dafür habe ich rechtzeitig vorgesorgt wie ich bereits zuvor erwähnte. Außerdem hätte mir meine Schwester jederzeit aus einer prekären Lage herausgeholfen.“

      „Weil es ihr finanziell bedeutend besser ging als Ihnen? Wollen Sie das damit sagen?“

      „Ja, Herr Kommissar. Denn meine Schwester war in geschäftlicher Hinsicht nicht nur cleverer als ich, sie war ein Genie. Unserer Zuneigung tat das jedoch keinen Abbruch. Zwischen uns gab es weder Neid noch andere negative Gefühle. Wir lebten beide ohne finanzielle Sorgen. Nur hatte Samantha nun mal das bessere Gespür für lukrative Geschäfte. Ich habe das stets an ihr bewundert“, erwiderte Katharina.

      „Ihre Schwester war nicht verheiratet. Wer erbt jetzt ihr Vermögen? Können Sie uns dazu etwas sagen?“

      „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob Samantha ein Testament aufgesetzt hat. Sie hat ja sicherlich nicht schon in so jungen Jahren mit ihrem Ableben gerechnet. Sie hätte doch noch viele Jahrzehnte vor sich gehabt. Aber vermutlich werde ich etwas erben.

      Warum fragen Sie?“

      Die beiden Kommissare sahen sie schweigend an.

      Katharina stutzte.

      „Nein, meine Herren! Das glauben Sie jetzt aber nicht im Ernst! Sie verdächtigen doch wohl nicht mich, meine Schwester des Geldes wegen getötet zu haben?“, stieß sie geradezu entsetzt hervor.

      „Haben Sie?“, fragte Kommissar Schuster ruhig.

      Katharina starrte ihn an.

      „Nein! Um Himmels willen. Ich hätte Samantha niemals etwas antun können. Sie hat mir immer beigestanden, war schon im Kindesalter stets für mich da. Sie war mir mehr Mutter und Vater als es meine richtigen Eltern jemals waren.

      Sie war vier Jahre älter als ich, war meine ältere Schwester die mich ebenso innig liebte wie ich sie. Wie können Sie etwas derart Entsetzliches überhaupt in Erwägung ziehen?“

      „Hatte Ihre Schwester einen Hund?“, fragte Heckert.

      „Was?“

      „Einen Hund. Besaß Ihre Schwester einen Hund?“

      Katharina sah den Kommissar vollkommen verwirrt an. Diesen Gedankensprung vermochte sie nicht so schnell nachzuvollziehen. Eben noch verdächtigten sie die beiden Männer des Mordes an ihrer Schwester. Und plötzlich fragte sie dieser Kommissar Heckert nach Samanthas Hund!

      „Einen Hund?“, echote sie. „Ja, sie hatte Baro, den sie über alles liebte. Wieso fragen Sie? Wo ist er? Ist er hier? Haben sie ihn gefunden?“, fragte Katharina jetzt völlig durcheinander.

      „Hatte Ihre Schwester den Hund am Tag ihres Todes bei sich?“

      „Ja, natürlich. Jedenfalls gehe ich davon aus, auch wenn ich es nicht gesehen habe. Aber Samantha ging fast nie ohne ihn aus dem Haus. Er war ihr ein und alles. Wenn sie ihn irgendwo nicht mit hineinnehmen konnte, dann wartete Baro im Wagen.

      Aber dabei war er fast immer.

      Er ist ein so liebenswerter kleiner Kerl“, sagte Katharina zärtlich. „Er wird todunglücklich sein. Ich nehme ihn zu mir und sorge für ihn. Kann ich zu ihm?“

      Die beiden Männer sahen sie an.

      „Was ist? Warum antworten Sie nicht?“

      „Das ist leider nicht möglich. Bisher haben wir nämlich nur die Hundeleine gefunden. Sie lag auf dem Boden hinter der Bank, auf der Ihre Schwester saß. Es tut mir sehr leid“, erwiderte Kommissar Heckert.

      „Aber wo kann er sein? Er wäre niemals freiwillig von Samanthas Seite gewichen“, sagte Katharina betroffen.

      „Vielleicht ist er ja in den Wald gelaufen, vor dem die Bank steht“, meinte Benno Schuster.

      „Niemals!“

      Katharina schüttelte entschieden den Kopf. „Baro wäre bei ihr geblieben, hätte sie mit Haut und Haaren gegen jeden Angriff verteidigt und beschützt.“

      „Dann war es vielleicht so, dass der Hund in den Wald lief, weil er glaubte, von dort drohe Ihrer Schwester Gefahr, und Ihre Schwester lief ihm hinterher, um ihn zurückzuholen.“

      „Ich begreife das alles irgendwie nicht“, sagte Katharina verwirrt. „Ich weiß ja noch nicht einmal, woran meine Schwester gestorben ist. Darüber haben Sie mir überhaupt noch nichts gesagt. Wieso eigentlich nicht?“

      „Weil es sich für Sie furchtbar anhören wird“, warnte Heckert.

      „Wie starb sie? Ich will es wissen.“

      „Sie starb durch Genickbruch.“

      Katharina starrte ihn an. „Sie ist gefallen? Verunglückt? Aber wieso