Название | Die Tote auf der Bank |
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Автор произведения | Bärbel Junker |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742760920 |
„Ich kann noch nicht allzu viel sagen, Felix. Aber sie wurde nicht hier getötet. Der Fundort ist in diesem Fall nicht der Tatort.“
„War es Mord, Eugen?“
„Ja, Felix. Man hat ihr das Genick gebrochen. Es wurde zwar der Versuch unternommen, es als Unfall hinzustellen, so, als sei sie gestolpert und mit dem Genick gegen die Rückenlehne der Bank geprallt. Aber das wurde so dilettantisch ausgeführt, dass es wohl kaum einen Rechtsmediziner geben dürfte, der darauf hereingefallen wäre.“
„Sie kann nicht von alleine so unglücklich gestürzt sein?“
„Nein, die Quetschungen im Nackenbereich, wo der Täter sie anscheinend packte, sprechen dagegen. Genaueres kann ich jedoch erst nach der Obduktion sagen.“
„Aber warum hat man sie auf diese Bank gesetzt und nicht dort zurückgelassen, wo sie getötet wurde?“, dachte Heckert laut.
„Wer weiß. Vielleicht gibt es etwas an dem Tatort, das verräterisch für den Täter wäre. Oder er wollte, dass man sie bald findet. Gründe kann es viele geben wie du weißt“, meinte der Rechtsmediziner.
„Das ist wohl wahr. Aber um schnell gefunden zu werden, dürfte dieser Ort wohl etwas zu abgelegen sein“, meinte der Kommissar nachdenklich. „Aber was können Sie …“
„Sind wir jetzt wieder beim Sie?“, unterbrach Eugen Roth ihn lächelnd.
„Nein. Entschuldige bitte, soll nicht wieder vorkommen, Eugen“, sagte der Kommissar verlegen.
„Schon gut, Felix. Die Macht der Gewohnheit. Wer kennt das nicht“, erwiderte der Arzt schmunzelnd. „Aber ich habe dich unterbrochen. Was wolltest du gerade sagen?“
„Ich wollte wissen, ob du mir sonst noch etwas mitteilen kannst, was uns eventuell weiterhelfen könnte.“
„Das kann ich leider nicht, Felix, noch nicht. Vielleicht helfen euch die Hautpartikel weiter, die ich unter ihren Fingernägeln gefunden habe. Aber das kann ich erst nach der Obduktion sagen. Im Moment hätte ich da nur noch ganz allgemeine Informationen für dich“, bedauerte der Mediziner.
„Und die wären?“
„Zum Beispiel das Alter der Toten. Ich schätze es auf etwa dreißig. Sie ist schlank und gepflegt. Ihre Kleidung war teuer und ist nicht gerade von der Stange. Sie trug keinen Schmuck, es wäre möglich, dass ihn der Täter gestohlen hat. Aber das gehört in dein Ressort. Und sie hatte weder eine Tasche noch Papiere bei sich“, zählte der Arzt auf.
„Wenn der Täter wollte, dass sie schnell gefunden und identifiziert wird, wundert es mich, dass ihre Papiere fehlen. „Da sie nichts bei sich hat, könnte es auch ein Raubmord gewesen sein.“
„Vielleicht. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie den Täter bei etwas überraschte, was sie auf keinen Fall hätte sehen dürfen. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Die Ermittlungen führst du. Ich bin zum Glück nur der Rechtsmediziner.“
„Meiner Meinung nach ist an dir ein erstklassiger Ermittler verloren gegangen“, erwiderte Heckert schmunzelnd.
„Danke für die Blumen, Felix“, entgegnete der Arzt. Schon im Begriff zu gehen, fiel ihm doch noch etwas ein.
„Warte, Felix. Fast hätte ich es vergessen. Wie ich hörte, hat Olaf Breitner, unser Spurensicherungsgenie, hinter der Bank eine Hundeleine gefunden. Wäre möglich, dass sie der Toten gehört. Es soll ein Name draufstehen. Vielleicht hilft dir das ja weiter.“
„Was für ein Name?“
„Keine Ahnung. Das musst du ihn schon selber fragen. So, für den Moment ist das nun aber wirklich alles. Sobald mein Kollege Dr. Hellwege und ich mit der Obduktion fertig sind, werden wir dir wohl mehr sagen können“, hoffte der Arzt.
„Aber ein zur Leine gehörender Hund wurde wohl nicht zufällig gefunden, oder?“, fragte Heckert lächelnd.
„Ich glaube nicht. Aber Olaf Breitner wird dir sicherlich mehr sagen können. Der besitzt ja selber die Fähigkeiten eines Suchhundes, dem entgeht nichts“, erwiderte Eugen Roth nicht ohne Bewunderung.
„Kannst du mir noch schnell etwas zur Todeszeit sagen?“, drängte der Kommissar.
„Nur, dass sie seit mindestens zwanzig Stunden tot ist.“
„Wer entdeckte die Tote? Und wieso wurde sie überhaupt so schnell an diesem abseits gelegenen Ort gefunden?“, wollte Kommissar Heckert wissen.
„Das weiß ich doch nicht, Felix. Ich bin doch nur der Arzt. Tut mir leid, aber ich muss mich jetzt wirklich wieder um meine Arbeit kümmern“, erwiderte Roth und machte sich eilig davon.
„Eine Frau war es, Chef. Sie hat die Tote zufällig entdeckt“, beantwortete Kommissar Benno Schuster die Frage, der noch immer Kommissar Markus Jansen vertrat, Heckerts Freund und Vertrauten, der für einen speziellen Fall freigestellt worden war. Benno hatte zufällig den letzten Teil des Gesprächs mit angehört.
„Und wie gelangte diese Frau ausgerechnet an einen so entlegenen Ort? Eine Spaziergängerin wird es ja wohl kaum sein. So entlegen wie dieser Platz ist, würde ich eher nicht auf einen Zufall schließen“, meinte der Hauptkommissar skeptisch.
„Kein Zufall, Chef. Sie sagt, sie kommt schon seit Jahren immer um dieselbe Jahreszeit hierher, um die hier besonders üppig gedeihenden Holunderbeeren zu ernten“, erwiderte Benno Schuster.
„Und wo ist sie jetzt?“
„Ich habe sie zu unserem Wagen gebracht. Sie war so erschüttert über den Anblick der Toten, dass sie fast in Ohnmacht gefallen wäre. Da konnte ich sie ja nicht einfach in Stich lassen, oder?“
„Natürlich nicht, Benno. So können wir sie wenigsten gleich befragen“, beruhigte ihn Heckert. „Kommen Sie. Hören wir uns mal an, was uns die Frau zu sagen hat. Vielleicht bringt uns das ja weiter.“
DIE TOTE AUF DER BANK
„Ich komme schon seit Jahren hierher, Herr Kommissar. Die schwarzen Holunderbeeren hier sind ganz besonders köstlich“, erzählte Magda Krause. „Und seitdem der Bahnbetrieb vor einigen Jahren auf dieser Strecke eingestellt wurde, kennt kaum noch jemand diesen verborgenen Platz, was mir bisher in jedem Jahr eine gute Ernte einbrachte. Vermutlich bin ich mittlerweile noch die Einzige, die hier Beeren pflückt.“
„Als Sie hier ankamen, war die Frau da alleine?“, wollte Kommissar Heckert wissen.
„Ja, sie war alleine. Allerdings bin ich hier in all den Jahren kaum jemals jemandem begegnet“, erwiderte Magda Krause.
„Haben Sie die Frau auf der Bank sofort gesehen als sie ankamen?“
„Natürlich, Herr Kommissar. Ich musste doch an ihr vorbeigehen, um an die Holunderbüsche zu gelangen. Ich habe nur guten Tag gesagt und die Frau nicht weiter beachtet, zumal ich ja auch die Leiter zu schleppen hatte. Allerdings war ich etwas überrascht hier überhaupt auf jemanden zu treffen.“
„Und wie kamen Sie darauf, dass mit der Frau auf der Bank etwas nicht in Ordnung sein könnte?“
„Neugier war es jedenfalls nicht, Herr Kommissar, das dürfen Sie mir ruhig glauben“, erwiderte die Frau etwas pikiert.
„Das habe ich auch keine Sekunde lang angenommen, Frau Krause“, entgegnete Heckert freundlich.
„Zuerst ist mir nichts Ungewöhnliches an ihr aufgefallen“, berichtete Magda Krause von seinen freundlichen Worten besänftigt.