Название | Leidenschaft |
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Автор произведения | Andreas Nass |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738046403 |
Neben einem angefressenen Macan lag mein Krummsäbel. Ich streckte meine Hand aus und zog die Waffe telekinetisch heran. Auch die Handschuhe brachte ich so wieder an mich. Gargarhaykal schlenderte kauend auf mich zu.
›Ziemlich knorpelig, diese Hündchen. Hey, Schätzchen, du siehst ziemlich abgerissen aus. Alles in Ordnung?‹, wieherten sorgenvoll seine Gedanken. Ich streichelte seinen Kopf und küsste dabei sein Fell.
›Es geht wieder. Für heute ist mein Bedarf an Kämpfe gedeckt.‹
›Beim Abgrund, Krisheena, an dir ist ja eine Amazone verlorengegangen!‹
›Danke für das Kompliment. Die Ausbildung bei den Para-K’hor hat sich heute bewährt.‹
›Du‹, betonte er ungläubig fragend, ›warst bei den Para-K’hor?!‹
›Ist jetzt eine halbe Ewigkeit her, scheint mir.‹ Ich befand mich gerade an der Kriegerschule für Psioniker in der Ausbildung an Waffen und der Anwendung geistiger Kräfte, als ich von Priesterinnen des Scharlachroten Tempels aus dem Abyss auf die Welt der Verlorenen Reiche beschworen wurde.
›Da kommt Besuch‹, warnte Gargarhaykal und ich drehte den Kopf.
Die ersten Reiter der Eskorte erreichten die Anhöhe. Als sie mich mit angesengter und zerrissener Kleidung inmitten der Verwüstung sahen, bemerkte ich den furchtsamen Respekt in ihren Augen. Torvac, direkt hinter ihnen, lachte aus tiefer Kehle. Das Blut in seinem Fell roch nicht nach ihm, dafür schmeckte der Kuss, den wir uns gaben, nach wilder Leidenschaft.
Von der Senke drangen verzweifelte Schreie hinauf. Ich sah hinab und beobachtete, wie die überlebenden Reptilienschädel jeden Bergwolf, ob schon tot oder nur verletzt, genüsslich abstachen. Auch die zu schwer verletzten Kameraden erlitt der Tod, wenngleich auch kurz und weniger schmerzhaft.
Anschließend wurden den Gegnern die Hände abgeschlagen, was das Zählen der Getöteten erleichterte. Schädel wurden warnend aufgespießt, die Habseligkeiten und Waffen geplündert. Als besondere Souvenirs galten Finger und Ohren. Scrag hatte bereits frische Finger zum Kauen im Mund und fädelte weitere auf ein Lederband.
Nun war es an mir, meine Begleiter zu sammeln. Hacasin fand ich mit zerschnittener Kehle. Sha’Red säuberte seine Waffen vom Blut. Gobar spaltete wütend Orkschädel. Sein Zwillingsbruder Grai saß leblos an einen Findling gelehnt, aus seinem Brustkorb ragten drei Speere. Über den Schwertarm von Sith’e’thak zog sich eine lange Schnittwunde. Chalice half ihm, sie zu verbinden.
Auf einem Pony näherte sich mir Guzud. Seinem Macan hatte eine Axt den Kiefer gespalten.
»Prinzessin der blutigen Königin«, er stieg ab und verneigte sich, »der Hort des Herrschers über das Gebirge befindet sich nicht weit von hier. In dem Tal davor können wir rasten, während Euch Scrag hinauf geleitet.«
»Wie groß waren die Verluste?«
»Über die Hälfte meiner Männer hat der Angriff das Leben gekostet. Sechzehn sind nicht kampffähig.« Als er meinen verkniffenen Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu: »Aber wir haben gute Beute gemacht, Prinzessin! Kaum ein Bergwolf ist entkommen. Stamm der Kultruk hat gute Krieger.«
»Eure Kampfkraft stelle ich nicht in Frage, doch der Angriff hat meine Pläne etwas durcheinandergebracht.« Ich spitzte meine Lippen. »Kümmert Euch nicht weiter darum, sammelt Eure Männer und wir ziehen weiter in das Tal.«
Erleichtert, nicht bei mir in Ungnade gefallen zu sein, atmete der Anführer aus und machte sich daran, meinen Befehl umzusetzen. Unter der aufgehenden Sonne marschierten wir über den Bergkamm und errichteten oberhalb des beschriebenen Tals ein Lager. Die Baumgrenze hatten wir längst überschritten. Dunkle Moose und blassgrüne Flechten überzogen den Stein, vereinzelt sprossen hell leuchtende Blumen zwischen den Felsen hervor. In nicht sehr weiter Ferne grollte der Vulkan, ein rötlicher Schein hing dort über den Gipfeln.
Stolz baute sich Scrag vor mir auf. Ich hatte gerade meine noch brauchbaren Reitstiefel mit kurzen thaumaturgischen Anrufungen ausgebessert, für die Hose und die Weste gab es keine Verwendung mehr. Die Beinlinge hatte ich abgetrennt, nur wenig Leder bedeckte nun meine Hüften. Um meinen Oberkörper trug ich jetzt ein am Bauch geknotetes Hemd aus rotem Leinen.
»Wenn Ihr bereit seid, Prinzessin, werden wir zum Plateau des Herrschers aufsteigen.« Der Anhänger des Buu-naa wartete geduldig, während ich in die Reitstiefel schlüpfte.
Nachdem auch meine Haare gebändigt waren, wandte ich mich Scrag zu: »Geht voraus und weist mir den Weg.«
Als sich auch Torvac in Bewegung setzte, gebot der Glaubenskrieger ihm Einhalt.
»Nur Ihr, Prinzessin, dürft in meiner Begleitung die heilige Stätte betreten.« Erhobenen Hauptes ließ Scrag erkennen, dass er zu keiner Ausnahme bereit war.
»Es ist schon gut, Torvac«, lächelte ich meinem Beschützer zu, »wir sind ja nicht weit weg.« Grummelnd blieb er zurück.
Unser Weg führte über einen schmalen Pfad steil hinauf, bis das Gebiet flacher wurde und zu einem sanft ansteigenden Hügel wechselte.
Auf den gesamten Hang hinweg befanden sich rauchende und spritzende Löcher. Schwefel hatte den Stein gelblich gefärbt und ein stechender Geruch hing unverkennbar in der Luft. Eine verwitterte Treppe zog sich in mehreren Windungen hinauf. Sie wurde direkt in den rauen Stein geschlagen. Große Felsbrocken versperrten die Sicht auf den Kamm. Wenn sie gelöst würden, hätten sie auf ihrem Weg ins Tal alles unter sich zermalmt und eine Steinlawine nach sich gezogen.
Unbeeindruckt der Gefahr schritt ich hinter Scrag die Stufen hinauf. Wir umrundeten einen massiven Findling und erreichten ein Plateau. In Gruppen standen auf Speeren gespießte Schädel zusammen. Gelblicher Nebel wallte kniehoch über dem Boden. Unter zwei gekreuzten Speeren hing ein großes, rotes Horn mit goldenen Gravuren. Kleine Räucherbecken verteilten sich um diese Stelle, vor der sich Scrag hinkniete. Er huldigte Buu-naa, der sie ausgewählt hatte, über die Welt zu herrschen. Dabei entzündete er kleine, dunkel rauchende Feuer. Es roch nach verbrannten Haaren gewürzt mit trockenen Fäkalien. Mühsam konnte ich ein Niesen unterdrücken.
Nach einer Viertelstunde erhob sich der Glaubenskrieger, verneigte sich und führte das Horn an seine Lippen. Zunächst hörte ich nichts sondern spürte nur ein gedehntes Vibrieren im Bauch, das an Stärke zunahm. Tiefes Brummen echote daraufhin von den umliegenden Gipfeln wider. Steine prasselten den Hang hinab. Erst mehrere Minuten, nachdem sich Scrag von dem Horn getrennt hatte, verebbten die tiefen Laute.
Ohne Vorwarnung begann der Boden unter meinen Füßen zu beben. Ein neues Dröhnen erklang, nur weitaus gehaltvoller. Dann wirbelte der gelbe Nebel inmitten des Plateaus auf. Als der Schleier sich legte und der Ton verklang, erblickte ich den gigantischen Schädel eines roten Drachen. Rauch wallte durch die Gesichtszüge – nicht der Körper selbst war erschienen, sondern ein Abbild seines schlafenden Geistes, für mich nicht minder Ehrfurcht erregend. In den glühenden Reptilienaugen, so groß wie mein Kopf, brannte Alter und Macht. Die Macht der Jahrtausende. Aus dem Maul ragten spitze Zähne, die so lang wie meine Oberschenkel waren. Mehrere Hornreihen sprossen aus seinem Schädel und gingen in vier nach hinten gewundene Hörner über. Sein Kinn verlief nach unten hin spitz zu und formte so einen starren Bart, der ihm Würde und Erhabenheit verlieh. Ehrfurcht ergriff mich und lähmte meine Muskeln. Scrag hatte sich bereits zu Boden geworfen.
»Oh, ehrwürdiger Amogoron, Herrscher über das Orgkebirge, dein treuer Untertan hat das Horn von Malrikesh erklingen lassen, um Euren Rat zu erflehen. Prinzessin Crish vom Tempel der Scharlachroten Königin bittet um Euer Gehör.«
»Sprecht!« Die tiefe Stimme des uralten Wyrms brachte meinen ganzen Körper zum Zittern. Sie durchfuhr mich mit solcher Kraft, dass ich mich den Worten nicht hätte widersetzen können. Ich fühlte mich winzig, nicht nur in körperlicher Länge.
Um meiner Ehrfurcht Ausdruck