Die Verdammten Reiche. Casy Paix

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Название Die Verdammten Reiche
Автор произведения Casy Paix
Жанр Языкознание
Серия Die Verdammten Reiche
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752917314



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an dem Tor vorbei und die steinernen Figuren, die es ringsherum schmückten, Abbildungen von Kreaturen aus den Verdammten Reichen, schienen uns mit ihren hässlichen Fratzen regelrecht anzustarren.

      Ich beschleunigte meine Schritte und überholte Viktor, denn ich wollte so schnell es ging aus der Nähe dieses verfluchten Tors kommen. Ich kannte den Weg nur zu gut und wusste, wohin man den Boten gebracht hatte. Das Rias nun gezwungen war Viktors Nähe zu ertragen, konnte ich nicht ändern. Er würde es überleben.

      Schnell stieg ich eine weitere Treppe abwärts. Sie führte in die unteren Ebenen von Kassathor und diese Burg hatte verflucht viele davon. Sie waren tief ins Gestein gegraben worden und führten hinab in die Dunkelheit. Dort unten befanden sich hauptsächlich die Unterkünfte von Viktors Männern. Die Dämonen fühlten sich dort wohl, was ich nicht im Geringsten verstehen konnte. Die Gänge waren kalt und leblos, von den kargen Unterkünften ganz zu schweigen. Hier unten wirkte das Innere von Kassathor noch so, wie ich es vor fünfzehn Jahren vorgefunden hatte. Kein einziges überflüssiges Möbelstück, kein Teppich und kein Wandschmuck waren zu finden. Einzig hier und da eine Fackel erhellte den Weg den wir gingen. Ich fürchtete mich nicht vor der Dunkelheit, geschweige denn vor ihren Bewohnern, aber was ich hasste, war die Kälte, die hier unten so beharrlich vorherrschte.

      Zum wiederholten Male verfluchte ich mich nicht meine Stiefel angezogen zu haben.

      Ich rieb mir fröstelnd über die Arme und holte noch weiter aus. Treppe für Treppe stiegen wir weiter hinab. Das Verlies und Viktors persönliche Spielkammer, wie er es gerne nannte, befand sich auf der untersten Ebene.

      Irgendwo hinter mir hörte ich das Öffnen und Schließen einer Tür und lächelte schmal. Sie versteckten sich also tatsächlich vor mir, ober besser gesagt, vor meiner schlechten Laune an diesem Tag.

      Wer hätte gedacht das Dämonen vor einer jungen Frau Angst haben würden?

      Ich erreichte die unterste Ebene und mein Atem bildete eine kleine Wolke vor meinem Gesicht. Hinter mir hörte ich Viktors schwere Schritte.

      „Du hättest dir etwas überziehen sollen.“

      „Das weiß ich selbst. Hast du dich gut mit Viktor unterhalten?“

      Zacharias Schweigen war mir Antwort genug. Ohne auf die Beiden zu warten, öffnete ich die schwere Eisentür, die ins Innere des Verlieses führte. Langsam ging ich an den kahlen Wänden vorbei, in denen die Eisenringe und Ketten darauf hinwiesen, dass es ein Ort des Schmerzes war. Genauso wie das getrocknete Blut, auf Boden und Wänden, dass von vergangenen Qualen und Leid sprach. Teilnahmslos stieg ich über eine besonders große rostfarbene Lache. Das Verlies lag zu einem Großteil in Dunkelheit und im Vorbeigehen nahm ich mir eine Fackel aus einer der Wandhalterungen.

      Noch bevor ich den gefangen genommenen Boten sehen konnte, hörte ich sein Flehen, das einem leisen Singsang glich. Lautlos ging ich weiter, bis ich einen hellen Schemen an einer der schwarzen Wände ausmachen konnte. Der Bote war von schmächtiger Statur und nicht viel älter als ich selbst. Seine zerrissene Kleidung und einige aufgeplatzte Wunden verrieten, dass Viktors Männer nicht sonderlich behutsam mit ihm umgegangen waren. Seine Arme waren weit über seinen Kopf gestreckt und enge, eiserne Handschellen ketteten ihn an die Wand. Ununterbrochen murmelte und winselte er undeutliche Worte, während er am ganzen Körper zitterte. Seine herabhängenden Haare fielen ihm ins Gesicht, das genauso mit Dreck beschmiert war, wie der Rest von ihm. Doch ich sah nicht nur den Schmutz einer Flucht oder eines Kampfes, ich sah auch das frische Blut, das ihm aus den Augen rann.

      Ich trat näher an ihn heran und hielt ihm meine Fackel direkt vor die Nase.

      „Konntet ihr nicht warten, bis ich mit ihm geredet habe?“, fragte ich streng und wandte mich mit einem Ruck zu den beiden Gestalten herum, die am Rande des Fackelscheins neben dem Boten an der Wand lehnten.

      „Wir haben nur ein bisschen mit ihm gespielt.“

      „Er kann noch immer antworten.“

      Ich runzelte zweifelnd die Stirn und bedachte die beiden Dämonen streng.

      „Sollte er mir nicht mehr antworten können, dann werde ich euch Viktor überlassen.“

      Meine Drohung wirkte, denn das Grinsen in den Gesichtern der beiden Dämonen erlosch. Sie mochten wie halbstarke Jungen wirken, doch hielt man sie wirklich dafür, so irrte man sich tödlich. Ayaz und Kyran waren Dämonen, die ihren Opfern quälende Träume schickten, die Träume in Albträume verwandelten, und letztendlich die Heimgesuchten im Schlaf ermordeten. Ihre silbrig glänzenden Augen, waren wie Spiegel, die das Schlechte in einem sahen und es hundertmal schlimmer in die Träume ihrer Opfer zurückschickten. Ayazs und Kyrans dämonische Kraft wurde noch dadurch verstärkt, dass sie Zwillinge waren. Zwillinge kamen so gut wie nie unter Dämonen vor, sie galten als mächtig und nicht gern gesehen unter ihresgleichen.

      „Bitte Meisterin sagt ihm nichts. Viktor kettet uns immer für mehrere Tage hier unten an und lässt uns nicht einmal ein bisschen Licht“, flehte Ayaz und strich sich beunruhigt sein halblanges, schwarzes Haar hinter die Ohren.

      Kyran verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und schnaubte genervt.

      „Lass ihn nur kommen, wir sind stärker geworden“, meinte er und knuffte seinen Bruder in die Seite.

      Ich verengte warnend die Augen und beide verstummten auf der Stelle. Die Zwillinge liebten es ihre Stärke mit Viktor zu messen, woraufhin Viktor jedes Mal die Mauern Kassathors vor Zorn erbeben ließ.

      Während Ayaz ruhiger und besonnener war, war Kyran die treibende Kraft von beiden. Meine Augen huschten über ihre kurzen Hörner, die sich fast unter ihren Haaren versteckten.

      „Welche Träume habt ihr ihm beschert?“, fragte ich und wandte mich wieder dem noch immer verstört brabbelnden Boten zu.

      „Träume aus seinem letzten Moment in Freiheit“, antwortete Ayaz.

      „Träume von einer Horde Dämonen, die über ihn hereinfällt. Ihm die Haut von den Knochen zieht und sich an seinem Körper vergeht“, meinte Kyran und zuckte mit den Schultern.

      Bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich den verräterischen Lufthauch und nur einen Fingerbreit neben mir zischte eine scharfe, pechschwarze Klinge vorbei. Kyran packte im letzten Moment seinen Bruder am Arm und zog ihn zu sich heran.

      „Verschwindet“, knurrte Viktor und die beiden Dämonenbrüder wichen in die Schatten des Verlieses zurück.

      „Spielverderber“, maulte Kyran.

      Viktors dämonische Macht füllte das Verlies und ich konnte seine Wut deutlich spüren. Die Dämonensiegel auf seiner Haut hatten sich gelöst und wirbelnde als verschlingende Schwärze um ihn herum, formten sich zu der schwarzen Klinge, die er in den Händen hielt. Ich merkte Rias neben mir und krallte meine Hand in sein Fell. Obwohl ich Viktor kannte und wusste, dass er es nicht wagen würde mich anzugreifen, so spürte ich doch jedes Mal eine gewisse Furcht, wenn er seine Macht entfesselte. Rias begann zu knurren und Viktors dunkelbrauner Blick heftete sich auf ihn.

      Es kostete Viktor sichtlich Mühe sich zu beruhigen und als ich mir sicher sein konnte, dass er sich unter Kontrolle hatte, wandte ich mich wieder unserem Gefangenen zu.

      „Hörst du mich?“, fragte ich den Mann und erwartete nicht wirklich eine Antwort.

      Um so überraschter war ich, als er seinen Kopf langsam hob und mich aus blutigen Augen anstarrte. Seine Iris war rot und unaufhörlich strömte Blut aus seinen Augen hervor, quoll über seine Wangen nach unten und vermischte sich mit dem Dreck darauf. Er schien nur langsam zu verstehen, dass jemand vor ihm stand und mit ihm sprach.

      „Was bei allen Gehängten habt ihr mit ihm gemacht?“, knurrte Viktor aufgebracht und drehte sich zu den beiden im Schatten stehenden Zwillingen um.

      „Wir wollten nur etwas mit ihm spielen“, maulte Ayaz.

      „Spielen?“, fragte mein erster Hauptmann gefährlich leise.

      „Woher