Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk

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Название Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753189604



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Sterne decken würden, bis sie den richtigen Blickwinkel und Maßstab herausfand.

      Nach zehn Tagen hatte sie ihren ersten Durchbruch. Doch aus ihrer langjährigen Arbeit wusste sie, dass dies kein Grund zum Jubel war. Zufälle mussten erst zur Regel werden, bevor man von einem wirklichen Erfolg sprechen konnte. Weitere zehn Tage später setzte sie sich im Funkraum, der für private Gespräche eingerichtet war und über einen eigenen Hiromata-Sender verfügte, mit Hoch-Koordinatorin Candice Bergner in Verbindung. Das Gespräch war kurz, durchaus lebhaft und gipfelte darin, dass Heike Waldbauer widerwillig die Brücke kontaktierte: „Captain, wir haben Befehl vom High-Command der Navy, uns sofort zur Sky-Base Arturus zu begeben. Diese Anordnung wurde mir soeben vom M.I.T. und auch der H.U.M. bestätigt. Ich informiere unsere Mannschaft, dass unsere Arbeit auf unbestimmte Zeit unterbrochen werden muss.“

      Wenig später hatte der Navigator den Kurs berechnet und die E.S. Vasco da Gama beschleunigte der Nullzeit entgegen.

      Kapitel 5 Der schützende Schild der großen Mutter

       Ratsversammlung, hoher Rat des Direktorats, Mars-Central, Mars, solares System

      Der Turm des hohen Rats, im Zentrum der Direktoratshauptstadt Mars-Central, hatte bei dem Angriff auf den Mars keinerlei Beschädigung erlitten. Wenn man von einigen Lücken in der Silhouette der Stadt absah, waren die sichtbaren Schäden behoben. Alle Trümmer waren beseitigt worden, die Toten geborgen, die Verletzten versorgt und das normale Leben war, zumindest äußerlich, wieder zurückgekehrt. Innerlich saß der Schock bei den Bewohnern tief, denn seit über hundertfünfzig Jahren war keine von Menschen besiedelte Stadt mehr in einem solchen Ausmaß von Gewalt betroffen gewesen, wenn man von Regan III. absah, welches vor Jahren irrtümlich von den Norsun attackiert worden war. So drängten die Menschen auf dem Mars nun nach dem Ausbau der Sky-Navy und nach einer starken Raumverteidigung des Planeten.

      Von den großen besiedelten Systemen kamen Güter und Lebensmittel herein, um die Produktionsausfälle auf dem Mars auszugleichen. Fieberhaft wurde an den Agrarfarmen, Fertigungsanlagen und den Orbitalwerften gearbeitet. Ein neues Satellitennetz stand vor seiner Vollendung und es gab wieder zwei Upper Area Controls, die den Raumverkehr überwachten und regelten.

      Ebenso eifrig wurde an der neuen Akademie der Streitkräfte gebaut. Sie würde deutlich größer als ihre Vorgängerin werden. Neben der Baustelle waren zwei Container- und Kuppeldörfer entstanden: eines für die Arbeiter und eines für einen Notbetrieb der Schulungsstädte, neben dem auch ein provisorisches Landefeld angelegt worden war.

      All dies geschah unter den wachsamen Augen der Norsun.

      So sehr der Schutz der Norsun die Menschen auch beruhigen mochte, da kein erneuter Angriff der Negaruyen zu befürchten schien, so beunruhigend war zugleich die Tatsache, dass man auf den Schutz durch die Bündnispartner angewiesen war. Immerhin führte dieses Unbehagen endlich zu einer überwältigenden Mehrheit im hohen Rat des Direktorats, dass der Wiederaufbau und Ausbau der Sky-Navy absoluten Vorrang genießen musste.

      An diesem Tag war wieder einmal eine Vollversammlung des hohen Rats einberufen. Zwei besondere Gäste waren eingetroffen. Die kleine Mutter Gerrun, deren Flotte die Menschen schützte und die ihnen fraglos freundlich gesonnen war, und das Höchst-Wort Gordon-Gor, Oberbefehlshaber aller Streitkräfte der großen Mutter und bestenfalls ein sehr fragwürdiger Verbündeter. Gordon-Gor würde die kleine Mutter mit höchstem Respekt behandeln müssen, dennoch wussten alle Beteiligten, dass ihre Flotte dem Oberbefehl der großen Mutter unterstand. Die gelegentlich nur mühsam verborgene Feindseligkeit von Gordon-Gor ließ Schlimmes befürchten, zumal sich die Menschheit in keiner starken Verhandlungsposition befand.

      Am frühen Morgen war die D.C.S. Saratoga eingetroffen. Das Trägerschlachtschiff brachte Hoch-Admiral John Redfeather, Hoch-General Omar ibn Fahed, die Hoch-Koordinatorin Candice Bergner und den Wissenden Sker-Lotar, die an der Versammlung teilnehmen sollten. In Begleitung des derzeitigen Flottenflaggschiffs kam der APS-Kreuzer D.S. Orion, auf dessen Modifikation große Hoffnungen gesetzt wurden.

      Der Saal des hohen Rats war sorgfältig hergerichtet worden. Er lag in der Äquatorebene der großen abgeflachten Kugel, die den Turmbau des Ratsgebäudes krönte. Dieser mehrere Kilometer hohe Turm saß auf einem flachen, scheibenförmigen Basisgebäude, welches der Öffentlichkeit zugänglich war und wo sich jeder Bewohner des Direktorats mit seinem Anliegen an seinen Vertreter im hohen Rat wenden konnte. Eine kleine Abteilung Sky-Trooper, in prächtiger Paradeuniform und mit traditionellem Säbel, bildete die Ehrenwache, eine weitere Abteilung, allerdings in voller Kampfausrüstung, schützte den Turmaufbau und die krönende Kugel, auf deren abgeflachter Oberseite nur jene Fahrzeuge landen durften, die den hohen Räten als Zubringer dienten. Heute gesellten sich ein FLV der Navy und eine Dreikugel der Norsun hinzu.

      Der Saal nahm die gesamte Ebene ein. Seine Außenseite bestand aus selbsttönenden Panoramascheiben, die einen fantastischen Ausblick auf Mars-Central gestatteten. An einer Seite des Innenraums stand das Rednerpult, davor, im Zentrum, das riesige in den Boden eingelegte Logo des Direktorats. Darüber konnte eine holografische Kugel jede beliebige Datei wiedergeben. Die bequemen Polstersitze der Ratsmitglieder waren in hintereinander ansteigenden Reihen angeordnet. Jeder Sitz verfügte über eine Steuerungseinheit für den Holoprojektor, ein Abstimmungsmodul, Kopfhörer, Mikrofon und Norsun-Translator sowie eine Abstellmöglichkeit für Getränke und kleine Stärkungen. Dazwischen erhoben sich flache Pflanzenkübel. Alle Pflanzen waren sorgfältig untersucht worden. Jene, die möglicherweise Allergien bei den Gästen auslösen konnten, waren entfernt. Ein zusätzlicher Getränkespender für Orangensaft war angeschlossen worden, da man von Sker-Lotar wusste, wie sehr die Norsun dieses Getränk schätzten. Der Raum war in hellen und angenehmen Farben gehalten, das Licht indirekt und nicht blendend.

      Eine Ehrenwache und die ausführenden hohen Räte Mbuto Sangales und Bao Wang empfingen die drei Norsun und geleiteten sie in den Ratssaal, wo sich alle respektvoll erhoben, um die hohen Gäste zu begrüßen.

      Norsun kannten, abgesehen von ihren Raumanzügen, keine Bekleidung und auch keine Rangabzeichen. Als höfliche Geste den Menschen gegenüber, hatten die kleine Mutter Gerrun, ihr Hoch-Wort Kentor-Ger und das Höchst-Wort Gordon-Gor Westen angelegt, die reich mit Zierrat bestickt waren. Gordon-Gor schien seinen Rang noch durch eine zusätzliche Schärpe sowie sehr üppige, fantasievolle Zeichen und Symbole betonen zu wollen. Jene Menschen, die ihm bereits persönlich begegnet waren, verwunderte das nicht. Im Gegensatz zu der breiten Mehrheit der Norsun ordnete er sich nicht ausschließlich den Bedürfnissen des Volkes unter, sondern vertrat, mehr oder weniger offen, auch durchaus eigene Interessen.

      An diesem Tag hatte Bao Wang den Vorsitz des Rates. Wie Mbuto Sangales hatte auch er eine besondere Funktion inne. Es gab insgesamt fünf ausführende Räte, welche bevollmächtigt waren, in Krisensituationen gültige Direktiven zu erlassen, die erst nachträglich durch Mehrheitsbeschluss des gesamten hohen Rates bestätigt werden mussten. Damit umging man die oft endlosen Debatten, bis endlich eine Entscheidung gefällt wurde, wenn es auf Schnelligkeit ankam.

      In letzter Zeit beobachteten Mbuto Sangales und John Redfeather den hohen Rat Wang mit einem gewissen Unbehagen. Bao Wang war für die sogenannte schwarze Flotte zuständig, einer starken Streitmacht aus ehemaligen Kreuzern und Schlachtschiffen der Piraten der vernichteten schwarzen Bruderschaft, deren Schiffe man erobert und modernisiert hatte. Nun hatte Wang sie zu Privateigentum im Dienste einiger der großen besiedelten Sternensysteme erklärt und sie damit dem direkten Befehl der Sky-Navy entzogen. Die Weigerung, sie zum Schutz des Mars einzusetzen, hatte für böses Blut zwischen den Vertretern der „großen“ und der „kleinen“ bewohnten Systeme geführt. Sangales und Redfeather hatten die Wogen durch einen Kompromiss geglättet, denn der Krieg gegen die Negaruyen duldete keine Zwistigkeiten.

      Sangales und Redfeather waren sich auch in ihrer Befürchtung einig, dass Bao Wang weniger an der Einigkeit des Direktorats, als vielmehr an der Stärkung einiger ausgewählter Systeme interessiert schien. Beide hatten das unangenehme Gefühl, dass Bao Wang eine Spaltung des Direktorats anstrebte, zumindest aber Sonderrechte für die Welten, die er vertrat. Ähnliches hatte einst zum kolonialen Krieg geführt,