Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

Читать онлайн.
Название Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7
Автор произведения Sophie Lang
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753189734



Скачать книгу

Shit und Autsch anhört.

      »Alles okay mit Ihnen? Was haben Sie, Freija?«

      »Ja, ja, alles in Ordnung.« Wieder dieser unerwünschte Laut, der mich schwach klingen lässt. Aber ich bin doch schwach, fühle mich schwach, kann mich plötzlich kaum noch auf den Beinen halten. Warum will ich es nicht zugeben? Da fällt es mir ein.

      Das 7. Gebot. Du sollst keine Schwäche zeigen.

      »Nein, ist es nicht« sagt er. Das Licht im Korridor geht an. Er hat es angemacht. Warum eigentlich erst jetzt? Fanden wir beide den Flirt im Dunkeln etwa angebracht? Fast so, als hätten wir beide etwas zu verbergen. Oder einfach nur, weil es Spaß gemacht hat?

      »Gott, du bist verletzt!« Er sieht gut aus. Zu gut für einen Gesandten. Ist zu jung für einen Gesandten. Viel zu jung. Höchstens zwei Jahre älter als ich. Er ist tatsächlich riesig und er spricht von Gott. Noch nie habe ich das Wort Gott aus dem Mund eines Gesandten gehört. Und? Er hat »du« zu mir gesagt. Es klang als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.

      »Du musst sofort zum Arzt!« Er ist jetzt wieder ganz nah bei mir. Ich kann ihn riechen. Er duftet, als hätte es gerade aufgehört zu regnen. Er duftet gut! Zwischen den Fingern auf meiner Hand spüre ich noch mehr warme Feuchtigkeit. Ich brauche nicht hinzuschauen. Ich weiß auch so, was es ist.

      »Himmel, du blutest wie ein Schwein.« Ich schließe meine Augen. Ich stoße ihn nicht weg. Dieses Mal nicht.

      »Entschuldige, das wollte ich so nicht sagen.«

      Ich werde nie wieder Schwein essen. Was geht mir nur für wirres Zeug durch den Kopf? Ich spüre seine kräftigen Arme, die mich tragen, als wäre ich ein Kind, ein Mädchen. Er trägt mich irgendwohin.

      In der Ferne höre ich seine Schritte, seinen Atem und dann eine andere Stimme.

      Asha.

      Das Licht ist jetzt noch heller. Es blendet mich durch meine geschlossenen Lider. Künstliches Licht. LEDs. Ich weiß, dass ich mich auf der Krankenstation befinde. Nirgendwo sonst ist es so hell. Vielleicht direkt in der Sonne?

      »Was ist passiert? Was haben Sie mit ihr gemacht?« Das ist Asha. Niemand stellt ihre Autorität hier, in ihrem Reich, in Frage. Auch nicht dieser Gesandte.

      »Ich? Überhaupt nichts! Ich habe Sie gefunden und hergebracht.« War das ein Zittern in seiner Stimme?

      »Gehen Sie da rüber! An den Kühlschrank und holen Sie drei Beutel heraus. Nehmen Sie die, auf denen AB pos drauf steht. Stopp! Warten Sie! Ich habe es mir anders überlegt. Nehmen Sie zuerst die, auf denen Für Freija drauf steht. Alle! Schnell, Mann. Sie braucht Blut!« Ich spüre ein Kitzeln in der Armbeuge. Seltsam, dass ich Ashas Kanüle spüre, meinen Bauch aber nicht mehr. Ich öffne die Augen und lächle meine kleine Schwester - Krankenschwester - an.

      »Danke«, flüstere ich und das Wort ist nicht mehr als ein Lufthauch.

      »Bedank dich nicht zu früh. Das sieht schlimm aus! Wo bleibt das Blut?«

      »Das hier?«

      »Ja, geben Sie es schon her! Sie haben wohl noch nie Blut gesehen?«

      »Nicht so viel auf einmal«, gesteht er. Ich höre, Asha meine Bluse bis oben hin aufschlitzen, sehe ihr dabei zu, als wäre das hier nicht echt, nur ein Traum.

      »Hier, nehmen Sie das und tupfen Sie alles auf!« Er rührt sich nicht. »Mann, ich brauch Ihre Hilfe. Es ist außer uns keiner hier. Machen Sie schon! Wischen Sie das Blut weg! Ich muss sehen, was da los ist. Oder haben Sie auch noch nie eine nackte Frau gesehen?« Meine Wangen würden rot anlaufen, hätte ich nur noch ein bisschen mehr Blut in meinen Adern.

      »Die Tattoos? Sie ist es!«, sagt er und ich höre in seiner Stimme eine Zufriedenheit, so als ob er einen Schatz gefunden hätte.

      »Sie ist gleich tot, wenn Sie nicht mit anpacken, Sie Dummkopf! Hier halten Sie das!« Asha arbeitet wie eine Wilde, gibt Befehle wie ein Admiral und er macht mit und ich bleibe bei Bewusstsein, was ein gutes Zeichen ist. Hoffe ich.

      Kapitel 13

      

      Ich gönne mir etwas Ruhe und schließe die Augen, für eine Weile. Eine Weile. Eine kleine Weile.

      »Endlich, wir haben die Blutung so gut wie gestoppt. Gut gemacht!«, das war Asha. Sie spricht zu dem Fremden, dem Gesandten. Ist er tatsächlich ein Gesandter? Wie viel Zeit war vergangen? Ein paar Minuten, mehr nicht, denke ich.

      »Du hast so ein verdammtes Glück, dass ich schon auf der Station war. Ich weiß nicht, ob du es sonst geschafft hättest. Was hast du nur gemacht?«

      »Gar nichts«, flüstere ich.

      »Gut gemacht, Mädchen«, sagt der Fremde.

      »Wer sind Sie überhaupt?«, das war wieder Asha. Sie erkennt nicht, dass er ein Gesandter ist. Warum nicht? Plötzlich hat sich ihre Stimme verändert. Plötzlich ist sie nicht mehr der Admiral, plötzlich ist sie das kleine Mädchen, das sich fürchtet, das seine Eltern vermisst, das um mein Leben gebangt hat.

      »Wer sind Sie?«, fragt Asha wieder, weil er keine Antwort gibt.

      Er schaut mich an, deckt mich zu. Ich lag immer noch fast nackt auf dem Bett.

      »Ich nehme dich mit. Du brauchst keine Prüfungen zu bestehen. Das, was du brauchst, ist eine medizinische Versorgung, die du hier nicht bekommst. Du blutest noch immer und es gibt nur noch einen Beutel, auf dem Für Freija steht. Wir fliegen heute Morgen noch ab.«

      »Abfliegen? Wohin? Wo wollen Sie Freija hinbringen? Ich bin eine gute Ärztin, ich kann mich um sie kümmern. Ich….« Asha verstummt.

      »Da bin ich mir ganz sicher. Aber egal, was du machst, es wird ihr nicht das Leben retten. Du hast nicht genügend Blut im Vorrat, um sie beim nächsten Aufbruch der Verletzung am Leben zu halten. Sie wird verbluten, bis auf den letzten Tropfen, und du wirst ihr dabei zusehen müssen, wie sie stirbt. Ich nehme sie mit. Wir haben Möglichkeiten, ihr zu helfen, die deine Vorstellungen überfordern, Mädchen.« Er nennt Asha ein Mädchen? Er hat recht.

      »Die Wunde wird nicht mehr aufbrechen, dafür sorge ich.«

      »Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst! Ich nehme sie mit. Und wenn dir ihr Leben lieb ist, dann lass sie gehen, damit wir ihr helfen können.«

      »Von wem sprechen Sie? Wo wollen Sie sie hinbringen? Wer zum Teufel sind Sie?«

      »Ich nehme sie mit zur Sektion 0.«

      Sektion 0? Ich höre den beiden zu, ohne mich an der Diskussion beteiligen zu können. Es geht um mich und ich kann nichts tun. Sektion 0? Davon wird in der Geschichte der Gesandten berichtet. Eine Stadt, von der niemand weiß, wo sie liegt. Shaco vermutet, sie wurde unter der Erde gebaut, um sich vor den Bestien zu verstecken. Flavius behauptet, sie schwebt über den Wolken, weil die Bestien nicht fliegen können. Aber neben allen Spekulationen steht wohl eins fest. Sektion 0 ist die Stadt der Gesandten, die Hauptstadt des Widerstandes, das Capitol der Menschen, der Sehenden, die über alles Bescheid wissen. Von dort kommen die Gesandten, von dort kommen die Gebote. Der Oberste Gesandte? Auch er sitzt dort irgendwo auf seinem Thron und lenkt die Geschicke seines Volkes. Sein Volk, zu dem auch ich gehöre. Und dort soll ich hin. Muss keine Prüfung bestehen, werde nicht exsektioniert, sondern wieder ganz gesund. Geheilt. Ich darf gehen und mein Team muss zur Prüfung. Ist das fair?

      »Ich gehe mit!«, höre ich Ashas Stimme plötzlich und merke, dass ich einen Teil der Unterhaltung verpasst haben muss, während ich in den Tiefen meiner Gedanken versunken war.

      »Unmöglich. Du musst deine Prüfung bestehen und hierbleiben. Das ist deine Aufgabe.«

      »Aber wir gehören zusammen! Wir sind Schwestern!« Asha ist den Tränen nahe, ihre Stimme zittert, sie spricht viel zu laut. Viel zu laut, weil er ein Gesandter ist. So spricht man nicht mit einem Gesandten. Aber er ist nicht verärgert. Er ist nicht, wie ein Gesandter sein sollte.

      »Schwestern?