Название | Aus dem Leben einer Wanderhure |
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Автор произведения | Walter Brendel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754155608 |
Allgemein war es üblich, beim gemeinsamen Tafeln für zwei Personen je nur ein Trinkgefäß bereit zu stellen. Wie heute noch, war es bereits während dazumal Brauch auf das gegenseitige Wohl zu trinken. Außerdem wurden vor allem während des Frühmittelalters Beschlüsse wie eine Verlobung, Heirat oder ein Verkauf, oft mit einem rituellen Trunk besiegelt. Diesen nahmen die Vertragspartner für gewöhnlich vor Zeugen zu sich und das Abgemachte galt fortan als rechtsgültig.
Der sogenannte Minnetrunk, das Trinken zu Ehren von Göttern oder Helden, hat seinen Ursprung im Heidentum und bot ebenfalls einen willkommenen Anlass reichlich Bier auszuschenken. Anlass zu Trinkgelagen gaben zudem auch die für die Verstorbenen abgehaltenen Totenmähler. Nach der Christianisierung der Bevölkerung wurde aber keineswegs auf den Minnetrunk verzichtet. Anstelle der Götter traten nun zahlreiche Heilige, denen zugetrunken wurde. Im Spätmittelalter entwickelte sich außerdem das Willkommenstrinken, wonach auf jeden eintretenden Gast ein Trinkhorn oder Humpen gehoben wurde.
Doch nicht nur der Genuss, auch die Gesundheit rechtfertigte den Biergenuss. Die Wasserqualität in den mittelalterlichen Siedlungen ließ bestenfalls zu Wünschen übrig. Oftmals stellte diese aber gar eine Gefährdung der Gesundheit dar. Alkoholische Getränke hingegen wiesen eine wesentlich geringere Keimbelastung auf und verfügten zudem über einen höheren Nährstoffgehalt. Dies bewog die Bevölkerung dazu vorwiegend Alkoholisches zu trinken. Bevorzugt wurde vielerorts Bier. Südlich der Alpen erfreute sich hingegen mit allerlei Gewürzen angereicherter Wein großer Beliebtheit.
Beide dürfen als typische Getränke des Mittelalters angesehen werden. Sie wurden dazumal jedoch für den Alltagsgebrauch mit wesentlich geringerem Alkoholgehalt verköstigt und das Bier hatte außerdem eine etwas andere Zusammensetzung, als wir es uns heute gewohnt sind. Auch Schwangere und Kleinkinder nahmen täglich über einen Liter des vergorenen Getreidesaftes zu sich.
Beim Gedanken an die Trinksitten des Mittelalters taucht bei vielen unweigerlich das Bild eines mit Met gefüllten Trinkhornes vor dem geistigen Auge auf. Der vergärte Honigwein war allerdings als Alltagsgetränk viel zu kostspielig. Aus diesem Grund wurde er meist nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Auch Hochprozentiges wurde bis ins 15. Jahrhundert nur in geringen Mengen und als Arzneimittel produziert und zu sich genommen.
Das Zutrinken auf eine immer größere Anzahl Heiliger fand während des Mittelalters immer größeren Anklang unter dem gemeinen Volk. Oftmals tranken die Männer - bei Frauen war das übermäßige Trinken nur ungern gesehen - bis zur Bewusstlosigkeit. Dies nicht zuletzt, weil sich der Glaube an das Göttliche im Alkohol auch nach Einzug des Christentums hartnäckig hielt.
Schließlich sollen einst auch die alten germanischen Götter ausgiebig dem Trinken gefrönt haben, was für die mittelalterliche Bevölkerung Grund genug war, es ihnen gleichzutun.
Immer wieder wurde, insbesondere von der Kirche, der Versuch gestartet, den Zutrunk zu unterbinden oder zumindest einzudämmen. Obwohl Mäßigkeit gepriesen wurde, betrug die tägliche Bierration in den Klöstern laut Überlieferungen rund fünf Liter pro Mönch. Karl der Große, welcher die Enthaltsamkeit predigte dürfte hingegen mit drei Gläser verdünntem Wein pro Mahlzeit beinahe ein Abstinenzler gewesen sein.
Insbesondere ab dem 16. Jahrhundert und somit dem Beginn der Renaissance versuchten Humanisten, Reformatoren und Katholiken der Sauferei vermehrt mit Verboten entgegenzutreten. Schänken wurden geschlossen oder die Öffnungszeiten verkürzt. Allerdings ließ sich der Großteil der Bevölkerung nicht abschrecken und zechte unbeirrt weiter.
Das Mittelalter zählt aus hygienischer Sicht nicht gerade zu den Hochzeiten der menschlichen Zivilisation. Während Unrat und Exkremente oftmals einfach auf der Straße landeten, gehörten immerhin eine gewisse Körperpflege sowie Badehäuser und Kosmetik zum mittelalterlichen Alltag. Die Kanalisation und Wasserversorgung ließ hingegen schwer zu wünschen übrig und machte strenge Hygienevorschriften notwendig.
Viel des Wissens zu Gesundheit, Äquadukte und Hygiene, über welches die alten Griechen und Römer noch Bescheid wussten, geriet während des Mittelalters weitgehend in Vergessenheit.
Während es auf den Straßen der Städte stets nach Dreck, Unrat und Exkrementen stank, wurde zumindest beim eigenen Körper auf ein gewisses Maß an Sauberkeit und Hygiene geachtet. Körperpflege, Baden und Kosmetik hielten einen hohen Stellenwert inne. Insbesondere während des Hochmittelalters wurde der Reinlichkeit des eigenen Körpers großer Wert beigemessen, dies vor allem dank der aus dem Orient überschwappenden Bäderkultur. Unter Adligen war es üblich, täglich zu baden. Traf ein Gast auf einer Burg oder in einem Herrenhaus ein, so gebot es der Anstand ihm ein Bad zu bereitet. Die Tochter des Hauses war dafür zuständig, ihm beim Waschen, Kämmen und Salben behilflich zu sein. Gebadet wurde für gewöhnlich im Schlafzimmer, wo sich auch der warme Kamin oder ein Ofen befand.
Wer es sich leisten konnte, mischte dem Badewasser aromatische Kräutern bei und parfümierte sich damit nach dem Bad auch selbst. Aus Gründen der Geselligkeit und Gastfreundschaft wurde die Wanne oftmals gemeinsam bestiegen.
Das einfache Volk hingegen wusch sich wesentlich seltener. Verwendet wurde hierfür ein Gemisch aus Wasser und Asche, was eine fettlösende Lauge ergab.
Da bei Tisch häufig die Hände zum Essen benutzt wurden, wurde in den reicheren Häusern nach jedem Gang eine Schüssel zur Säuberung der Hände gereicht. Zum Abtrocknen musste allerdings das Tischtuch herhalten. Einzig im Kloster war das Baden verpönt und lediglich zweimal im Jahr gestattet. An Samstagen durften die Geistlichen sich aber zumindest Waschen und für den Sonntag frisch anziehen.
Ein eigenes Bad stellte ein Privileg der reicheren Gesellschaft dar. Der Großteil der Bevölkerung konnte sich dies nicht leisten. Um trotzdem in den Genuss eines Bades zu kommen, ließen Bischöfe und Landesherren im 12. Jahrhundert in den Städten zunehmend Badehäuser errichten. Gegen eine geringe Gebühr waren diese jedem zugänglich und lediglich die Ärmsten konnten sich dessen Besuch nicht leisten.
Eine Geschlechtertrennung kannte die hochmittelalterliche Bevölkerung nicht. So ließen sich Männer wie Frauen je nach Stand im selben Raum entweder mit warmem Wasser begießen oder sich einen Bottich herrichten. Auch das Schwitzbad, bei welchem heiße Steine mit Wasser übergossen wurden, war bereits bekannt.
Der hierbei behilfliche Bader war nicht nur für das Baden selbst zuständig. Auch die verschiedensten medizinischen Behandlungen gehörten zu seinem Aufgabengebiet. So behandelte er Geschwüre und Wunden, zog faule Zähne und war zudem für den vielgepriesenen Aderlass zuständig.
Die Badehäuser dienten keineswegs alleine zur Reinigung des Körpers, sondern stellten vielmehr einen Ort des ganzheitlichen Vergnügens dar. Dies einerseits durch die Geselligkeit, des Weiteren aber auch durch das Angebot an Essen, Trinken und Musik. Die Bademägde waren überdies nicht nur beim Bad selbst behilflich, sondern standen den Herren auch anderweitig für Vergnügungen zu diensten. Diese Kombination von Badeanstalt und Hurenhaus brachte den Badehäusern unweigerlich einen zweifelhaften Ruf und das Missfallen der Kirche ein. Die Kirche war es schließlich auch, die im 15. Jahrhundert eine strenge Trennung von Männer- und Frauenbädern bewirkte.
Nur wenig später neigte sich die Badekultur ihrem Ende zu.
Einerseits dürfte die Kirche dafür verantwortlich sein, andererseits breiteten sich Seuchen wie die Pest und Syphilis aus. Erst spät wurde Kranken der Zutritt in die Badeanstalten verwehrt, wodurch diese zwangsläufig einen großen Verbreitungsherd der Seuchen darstellten.
Daraufhin folgte ein beträchtlicher Rückschlag im Hygienebewusstsein der Bevölkerung. Während der