Название | Zur buckligen Wildsau |
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Автор произведения | Anke Niebuhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753133942 |
„Tut mir leid, wenn meine Antwort dich nicht befriedigt hat.”
Amanda sah Renko belustigt an. „Tut es nicht.”
„Stimmt.”
„Und, kriege ich noch eine Antwort, die ich gut finde?”
„Eher unwahrscheinlich.”
„Das habe ich befürchtet.”
„Warum fragst du dann überhaupt?”, fragte Renko, ehrlich neugierig.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt?”
„Trag sie zu Grabe, die überflüssige Hoffnung. Unnötiger Ballast.”
„Nö. Ich mag meine Hoffnung, sie ist lustig.”
„Findste? Ich finde sie nutzlos und nervig.”
„Das ist ja gerade das, was sie so lustig macht.”
„Ach so. Echt? Na dann …”
Schweigen.
Renko räusperte sich. „Was gibt's heute zu Mittag?”
Amanda sah ihn stirnrunzelnd an. „Von allen Themenwechseln, die dir in diesem Universum zur Verfügung stehen, fragst du ausgerechnet mich nach Essen? Du musst wirklich verzweifelt sein.”
„Ja, verzweifelt hungrig. Mein Magen knurrt.”
„Das ist nicht dein Magen, das ist deine imaginäre Seele, die bockig vor sich hin grummelt, weil du dich weigerst, mir ehrlich zu antworten.”
„Mit Essen kann ich sie besänftigen.”
„Ehrlich? Wie praktisch.”
„Finde ich auch.”
„Das war ironisch gemeint.”
„Ich weiß, aber ich finde es wirklich praktisch.”
„Von Selbstreflexion hältst du wohl nicht viel, was?”
Renko verdrehte die Augen und seufzte. Dieser Satz kam von der Frau, die ihn gerade angeschrien und angefallen hatte, weil sie nicht mitgekriegt hatte, dass sie ihre Tage bekam. Kein Kommentar.
Josh drehte sich wieder zu ihm um. „Renko, halt durch, Mann, es ist nicht mehr weit.” Das hoffte Josh jedenfalls.
Renko zuckte nicht einmal wie üblich die Schultern. Es war Josh unmöglich, sich daran zu gewöhnen. Das zerrte an seinen Nerven. Es zerrte auch an seinen Nerven, dass sie gezwungen waren, durch diese Wüste zu reiten, aber es war nun einmal das Einzige, das er überhaupt tun konnte. Also ertrug er die öde Landschaft eines insgesamt total öden Planeten in einem noch öderen Sonnensystem. Borowski hatten sie in der Wildsau bei Adasger gelassen, was eine sehr unschöne Notlösung war, aber Josh hatte nicht den Kopf, sich um beide zu kümmern. Renko bemuttern zu müssen, war nervenaufreibend genug, ein winselnder kleiner Hund wäre da zu viel für ihn. Renko seufzte schon wieder und Josh verdrehte die Augen.
Dadurch, dass Josh ihn ansprach, verlor Renko den Faden. Er befand sich nun in einem dicken, wabernden Nebel zwischen den Realitäten, aber das wusste er nicht. Er fand es nur unerträglich. Er wollte zurück zu Amanda, wo steckte sie plötzlich? Und wo kam überhaupt dieser seltsame Nebel her? Undeutlich dachte etwas ganz hinten in seinem Kopf: Josh, dieser Idiot, hätte er nicht einfach die Klappe halten können? Aber Renko registrierte diesen Gedanken genauso wenig wie seine Umgebung. Er starrte auf Joshs Rücken ohne ihn zu sehen, und er nahm auch die Landschaft um sie herum nicht wahr, bemerkte nicht, dass der Gandrock, auf dem er saß, eine absolut ungemütliche und idiotische Reitmaschine war. Hässlich obendrein. Er merkte erst recht nicht, dass das linke hintere Kniegelenk seines Gandrocks bei jedem Schritt quietschte, obwohl sich diese Maschinen selbstständig warten konnten und davon auszugehen war, dass das Quietschen Absicht war. Sein Gandrock war eine Nervensäge, aber diese Tatsache glitt an Renko genauso ab wie alles andere.
Die hiesige Sonne brannte vom Himmel und kam dem ewigen Höllenfeuer recht nahe. Die Flammen fehlten, aber die Hitze war ähnlich stark. Vage und nur im hintersten Winkel seines Kopfes merkte Renko wenigstens das. Er schloss die Augen und im tiefsten Inneren seines Wesens genoss er die glühenden Strahlen auf seiner Haut. Gerade, als er wieder auf bestem Wege zurück ins Amandaland war, fing Josh an zu singen – seine persönliche Notwehr gegen das Kniegequietsche und die Langeweile. Renkos Nebel verdichtete sich wieder und seine fast schon greifbare Amanda entglitt ihm. Renko seufzte und kämpfte sich weiter durch den Nebel so gut er konnte.
Die Dolbs
Aus einer alten Schatzkiste in einem Riff schwamm eine quietschrote, etwa zehn Zentimeter große, ziemlich runde Buddhagestalt mit kurzen Ärmchen und Beinchen und ganz winzigen Händchen und Füßchen. Es war ein Dolb, wie ihn die Einheimischen nannten. Ihm folgte ein ganzer Schwarm völlig identisch aussehender Winzlinge. Als sie an die Wasseroberfläche kamen, erhoben sie sich aus dem Wasser und schwebten mühelos Richtung Strand. So, wie andere Wesen Gerüche verströmen, verströmten Dolbs in der Luft hauchzarte Klänge. Die harmonischen Töne, die von ihnen ausgingen, erinnerten ein wenig an Glöckchen. Der Dolbschwarm klingelte und bimmelte melodisch und dezent vor sich hin und es hörte sich ganz zauberhaft an, wie ein akustisches Glitzern.
Auf einer von Dschungel umgebenen Grasfläche jenseits des Strandes graste ein Pferd. Es hob den Kopf und lauschte. Dann graste es weiter. Bunte Vögel zwitscherten in den großen, alten Bäumen, in den Lianen und überhaupt in allerlei dschungligen Gewächsen. Ein schmaler Wasserfall plätscherte in eine Lagune, in der sich lachend ein paar halb durchsichtige, türkisblaue Wassernymphen vergnügten. Ein leichter Wind strich über das Land, über das Meer, über die Lagune und über das vielfältige Grün hinter der Lagune. Die Sonne glitzerte auf den sich brechenden Wellen des Meeres.
Nachdem Josh und Renko geschlagene vierzehn Tage lang durch monotone Einöde geritten waren, wirkte diese üppig bunte Idylle auf Josh wie ein Schock. Alles war fast schon grotesk perfekt, auf eine skurrile Art absurd in seiner Schönheit.
Renko bekam nichts davon mit, aber überraschenderweise reagierte er darauf, dass sie angehalten hatten: Er ließ sich einfach von seinem Gandrock fallen, rollte sich auf den Rücken, schloss die Augen und blieb im Gras liegen. Josh betrachtete seinen Freund halb genervt, halb sorgenvoll, stieg dann ebenfalls ab und bezahlte die beiden Gandrocks, indem er seinen Daumen auf ihre Abdruckscanner drückte. Die Beträge wurden von seinem Konto abgebucht, und die Gandrocks trotteten von dannen.
Nach dem langen Ritt fühlte es sich seltsam an, wieder auf festem Boden zu stehen. Als würde etwas mit dem Boden nicht stimmen, weil er nicht schwankte.
Josh sah sich um, denn er hörte den Schwarm Dolbs auf sich zu bimmeln. Er winkte ihnen zu und freute sich. Dass ein Treffen so schnell und reibungslos klappen würde, hatte er nicht erwartet. Ihm war nicht einmal klar gewesen, dass sie von seinem und Renkos Kommen offenbar gewusst hatten. Wunderbare Erleichterung durchströmte ihn.
Die Dolbs verteilten sich schwebend um Josh und begrüßten ihn mit Worte formenden Bimmellauten. Als Dschinn war es für Josh selbstverständlich, automatisch alle Sprachen verstehen und sprechen zu können. Er imitierte die klingelnden Laute und unterhielt sich mit dem Schwarm. Nachdem das gegenseitige Begrüßungsgeklingel abgeebbt war, fragte der Dolbschwarm, wie sie ihm helfen konnten. Josh zeigte auf Renko und beschrieb in kurzen Worten, was passiert war. Er fragte, ob sie herausfinden könnten, was diesen Zustand hervorgerufen hatte, was es damit auf sich hatte und ob sie vielleicht sogar eine Lösung für das Problem wüssten.
Der Schwarm bimmelte Hilfsbereitschaft, konnte aber nichts versprechen. Sie würden es versuchen, und allein das war schon ein großer Trost für Josh. Gemeinsam gingen beziehungsweise schwebten sie zu Renko hinüber.
„Renko, die Dolbs hier wollen versuchen herauszufinden, was mit dir nicht stimmt. Darf ich sie auf dich loslassen?”
Wie zu erwarten gewesen war, reagierte Renko nicht. Nun, Josh hatte es versucht. Er gab den Dolbs das Zeichen, dass es losgehen konnte. Bimmelnd