Название | Zur buckligen Wildsau |
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Автор произведения | Anke Niebuhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753133942 |
„Skurril. Du hast gesagt, falls wir bleiben. Ist das eine Einladung?”
„Es ist mehr als das. Es ist ein Bitte. Du hast ja selbst gesagt, dass ihr beide Katalysatoren seid, und genau das braucht die Wildsau gerade, deswegen hat sie sich euch sozusagen vor die Füße geworfen. Jörgens Seele ist bereit, seinen Weg fortzusetzen. Er hat mit diesem … nennen wir es ‚Leben‘ abgeschlossen und möchte dahin weiterziehen, wo Seelen eben hingehen, wenn sie keinen Körper mehr haben. Allerdings liegt ihm die Wildsau so sehr am Herzen, dass er sich wünscht, sie würde weiter existieren – auch ohne ihn. Da sich keine andere passende Seele gefunden hat, haben wir eine künstliche Intelligenz installiert. Wir haben ihr keine Persönlichkeit aufgenötigt, denn sie soll selbst eine entwickeln. Und wie das mit allen Babys auf der Welt nun mal ist, braucht sie Unterstützung und einen ethischen Kompass, damit sie sich entsprechend ihrer Fähigkeiten gut entfalten kann.”
„… und das erzählst du uns, weil du denkst, dass wir dieser Kompass sein könnten?!”, fragte Josh verblüfft.
„Richtig.“
„Das ist doch Quatsch!“
„Ganz und gar nicht. Die Wildsau hat sich umgesehen und fand, dass ihr beide die besten Voraussetzungen mitbringt. Jörgen wünscht sich, dass ihr euch um die Wildsau kümmert, wenn er nicht mehr da ist. Ihr sollt der KI beibringen, sich nach und nach alleine in den Zeiten und Welten zurecht zu finden.”
„Wohoho, Mann, echt? Wir? Das ist ja … das ist ja … wow, Mann, das ist ja total cooo…” Joshs Augen leuchteten, aber als er Renko ansah, der heftig den Kopf schüttelte, blieb ihm der Rest des Satzes im Hals stecken. Das Leuchten in Joshs Augen erlosch so schnell, als wäre es nie da gewesen. Er räusperte sich.
„Danke für das Vertrauen, Mann, das ist wirklich sehr schmeichelhaft, aber nee, wir müssen das leider ablehnen. Wir brauchen unsere Unabhängigkeit und sind es auch gar nicht gewohnt, uns langfristig auf etwas festzulegen. Das liegt nicht in unserer Natur. Katalysatoren brauchen ihre Unabhängigkeit und so, das hatten wir ja schon. Ich, äääh, gehe davon aus, dass gerade die Wildsau das nachvollziehen kann. Renko?” Er sah Renko an und dieser nickte zustimmend. Josh seufzte.
Adasger sah ebenfalls Renko an. „Du redest nicht viel, oder?”, fragte er ihn. Renko zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Josh ergänzte: „Gar nicht, um genau zu sein. Er ist ein großer, sturer Schweiger.”
„Ehrlich? Wie ungewöhnlich. Könntest du sprechen, wenn du wolltest?”, fragte Adasger Renko. Der nickte. Nachdenklich betrachtete Adasger den Dämon eine Weile, beließ es aber dabei und wandte sich wieder an Josh.
„Du hast ‚wir‘ gesagt, aber im Gegensatz zu Renko hast du richtig begeistert ausgesehen. Passt du dich immer dem an, was Renko will oder nicht will?”
Josh lachte. „Sah gerade echt so aus, oder? Das geht dich zwar nichts an und rechtfertigen muss ich mich auch nicht, aber nö, Mann, wenn wir mal nicht das Gleiche machen wollen, dann zieht jeder von uns seiner Wege und tut das, wozu er gerade Lust hat. Irgendwann treffen wir uns wieder. Wir verabreden uns nicht einmal. Wer Lust hat den anderen zu sehen, springt einfach rüber. Meistens ziehen wir dann wieder gemeinsam durch die Gegend.”
„Aber jetzt gerade hast du dich doch urplötzlich gegen die Wildsau entschieden, obwohl du sichtlich Feuer und Flamme warst. Was habe ich da nicht mitgekriegt?”, hakte Adasger nach.
Josh seufzte wieder. „Stimmt schon, ich hätte riesige Lust. Ich mag die Wildsau, sie war mir sofort sympathisch, und ich bin ein echt großer Fan von KIs, Mann, sie faszinieren mich. Aber alleine? Nee, das ist mir viel zu viel Verantwortung.”
„Verstehe”, sagte Adasger und nickte. „Die Wildsau hat sich lange und sehr gründlich umgesehen. Ihr seid perfekt dafür, gerade wegen eurer chaotischen Sprunghaftigkeit. Schlaft bitte eine Nacht darüber, bevor ihr endgültig ablehnt, einverstanden? Die neue KI ist zwar so unschuldig und offen für alles wie ein Baby, aber es ist immer noch eine KI und braucht keine rund–um–die–Uhr-Betreuung. Und wenn mal was ist, könnt ihr euch an mich wenden, ich kann notfalls einspringen – wie ein Onkel.” Er lächelte.
Renko sah Josh an, der ihm einen so hoffnungsvoll flehenden Blick zuwarf, dass er sofort wieder wegsah. Schließlich rollte Renko mit den Augen, zuckte seufzend die Schultern. Abrupt stand er auf, schnappte sich Borowski, schnipste sich seine Stahltür herbei und verschwand einfach mitsamt seiner Tür.
„Was für ein eindrucksvoller Abgang”, kommentierte Adasger. „Er fackelt nicht lange, was?”
„Stimmt. Dieser alte Stiesel kostet manchmal echt Nerven. Verdammt, das kann jetzt dauern, Mann.”
Schweigend starrten die beiden auf die Wand, an der die Stahltür erschienen und wieder verschwunden war, nachdem sie Renko verschluckt hatte.
Josh räusperte sich. „Hast du Lust, eine Runde zu flippern?”
„Flippern? Was ist das?”
Josh grinste breit. „Kennste nicht? Ha, großartig! Ich zeig's dir, ist kinderleicht.” Er schnipste mit den Fingern und neben der schweren Eichentür der Wildsau materialisierte sich ein Addams Family Flipper. „Das”, sagte Josh mit vor Begeisterung funkelnden Augen, „ist der beste Flipper ever. Mein allerliebster Lieblingsflipper. Komm, guck ihn dir an, Mann!” Er sprang auf und rannte hinüber.
Adasger folgte ihm und konnte Joshs Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Da stand ein großer Kasten auf vier Beinen mit einer schräg nach vorne abfallenden Fläche, die auf Hüfthöhe in den Raum ragte. Na und?
Josh schaltete den Flipper an. Der leuchtete auf und fing an, wild und bunt zu blinken und zu klackern. Grauenvoll dudelige Töne erfüllten die Wildsau, aber seltsamerweise fand Adasger es nicht abstoßend sondern irgendwie … drollig.
„Showtime!“, quäkte der Flipper und klackerte und dudelte vor sich hin. Adasger musste lachen. „Faszinierend”, sagte er mit einem skeptisch-amüsierten Stirnrunzeln. Josh grinste breit.
Es gab nicht viel zu erklären, und schon bald waren sie ganz in das Spiel versunken. Die Zeit verging wie im Flug. Sie spielten, bis sie irgendwann lachend und erschöpft vor dem Kamin in die Sessel sanken. Es war, als ob sie sich schon ewig kannten. Sie schnipsten sich Essen und Getränke herbei, aßen und tranken, ließen es sich vor dem Kamin gut gehen und unterhielten sich angeregt über alles Mögliche. Es wurde spät und später, aber Renko kam nicht wieder. Als Josh und Adasger müde wurden, zogen sie sich in Räume zurück, die auf ihr Fingerschnipsen hin genauso problemlos erschienen wie alles andere. Sie fühlten sich schon so vertraut miteinander, dass sie sich umarmten, und dann verschwand jeder in sein Zimmer.
Auch am nächsten Morgen blieb Renko verschwunden. Inzwischen war Josh deswegen ziemlich angespannt und wurde unruhig. Das gemeinsame Frühstück mit Adasger verlief weitgehend schweigend.
„So langsam könnte die alte Eule mal wieder auftauchen, finde ich”, grummelte Josh in seinen Kaffee.
Adasger nickte kauend und antwortete schließlich: „Ja, Renko lässt sich wirklich Zeit.” Er sah auf eine nicht vorhandene Uhr am Handgelenk. „Ehrlich gesagt würde ich jetzt gerne zu den anderen rüberwechseln und über den Stand der Dinge berichten. Die warten garantiert schon. Keine Ahnung, wie lange das dauern wird, denn es gibt wahrscheinlich auch noch andere Dinge, die wir besprechen müssen. Kann ich dich hier alleine lassen?”
„Klar. Passt schon”, log Josh nicht sehr überzeugend.
„Tut mir leid, dass ich dich jetzt hier in der schweigsamen Wildsau zurücklassen muss, aber eigentlich bist du das ja gewohnt, oder?”
„Jepp. Schweigen kenne ich, aber Renko und Borowski bewegen sich wenigstens.” Josh verzog das Gesicht und seufzte. „Ich werd's überleben, Mann, mach dir keinen Kopf.”
„Ok, ich bin dann mal