DIE BIBEL - entbrutalisiert. Martin Becker

Читать онлайн.
Название DIE BIBEL - entbrutalisiert
Автор произведения Martin Becker
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783753190693



Скачать книгу

funktioniert.

      Religion unterscheidet sich von Philosophie durch die Verehrung einer höheren Wesensart. Religion ist eine Form einer Erklärung der Welt. Sie erklärt eine Welt außerhalb der Wahrnehmung der fünf Sinne.

      Wissenschaftler tun sich leicht: Eine Theorie wird aufgestellt. Z.B. über die Entstehung der Welt. Ist diese schlüssig, werden Argumente gesucht, sie zu kippen. Hält sie den Gegenargumenten Stand, wird sie beschlossen, ansonsten fallen gelassen und eine neue Erklärung gesucht.

      Gläubige tun sich etwas schwerer: Ein Glaube wird aufgestellt. Z.B. über die Entstehung der Welt. Es werden andere Menschen gesucht, die auch daran glauben. Jeder Gedanke, der diesem Glauben widerspricht, wird mehr oder weniger freundlich verworfen.

      Der Glaube wird behalten und beschlossen. Danach sind die Gläubigen dauerhaft damit beschäftigt, ihren Glauben gegen Unglauben zu verteidigen.

      Gläubige und Ungläubige kämpfen aber auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Sie werden sich nie auf der gleichen Ebene begegnen.

      Aber wir haben damit kein Problem.

      Wir gehen in diesem Buch vollständig auf die Bibel ein und nehmen sie einfach mal für bare Münze.

      Die Stellschrauben der Religionsmechanik

      Wir untersuchen ihre Religionsmechanik, wie sie funktioniert, und wir suchen nach den „Stellschrauben“, die mit wenigen Drehungen die Mechanik verändern oder sogar verbessern könnten.

      Als Vergleich nehmen wir einmal die Gewalt in der Bibel. Ein großes Thema.

      Moses hatte ca. 1.500 v. Christus einen sehr strengen und rachsüchtigen Gott dargestellt. Voller Zorn und Strafe. Wenn der loslegte, dann verwandelten sich Meere in Blut.

      Die gleiche Religion, der gleiche Gott, nur 1.500 Jahre später kommt Jesus hinzu und sagt: „Du sollst deinen nächsten lieben wie Dich selbst.“

      Jesus drehte ein bisschen an der Stellschraube der Religionsmechanik herum und siehe da: Der Stil änderte sich sofort. Es bedurfte keiner großen Veränderung in der Mechanik. Diese hatte aber eine unglaublich hohe Auswirkung.

      Die große Anhängerschaft der heutigen Christen finden das total gut. Ein Gott der Liebe, eine Religion der Liebe und Vergebung. Das lässt sich wunderbar aufbauen, und man kann den Kindern zum Abendgebet Geschichten erzählen, bei denen sie deutlich besser einschlafen können als zuvor.

      Dass Gott diese Stellschraube nicht so gut fand und sie wieder zurückgedreht hat, werden wir später noch sehen. Aber für uns ist das wunderbar zu beobachten, dass es funktioniert.

      Eine Erklärung der Welt ist bei Wissenschaftlern ein offenes System. Jeder kann etwas zu diesem System beitragen und neue Theorien entwickeln. Darwin zum Beispiel kam daher mit Evolution und schüttelte das bis dahin gängige Weltbild durcheinander.

      Lösungen werden gefunden oder bleiben so lange offen, bis sie gelöst oder gelöscht werden. Dass bis heute noch keine Dunkle Materie nachgewiesen wurde, bleibt so lange eine ungeklärte Theorie, bis jemand kommt und sie bestätigt oder sie widerlegt.

      Die Erklärung der Welt ist bei der Religion ein abgeschlossenes System. Jede dieser Erklärungen funktioniert für sich selbst.

      Die „Funktion“ oder die „Mechanik“ einer Religion ist nur dann wirksam, wenn die Erklärung der Welt ein in sich geschlossenes System ist. Wie bei einer Eizelle.

      Begriffe wie Gott und Sünde, unsterbliche Seele, ewiges Leben, Paradies, Wiedergeburt usw. wirken nur innerhalb dieses geschlossenen Systems, das sich durch sich selbst erklärt.

      Gott manifestiert den Gehorsam. Je stärker der Panzer der Schildkröte ist, umso härter beißt sich der Fuchs die Zähne aus. Jede Abweichung ist Sünde und wird bestraft.

      Die Seele ist dem Körper zugeordnet. Darin enthalten sind: Name, Persönlichkeit, Erinnerung. Eine Seele lebt ewig und kann nach dem Tod des Körpers, entsprechend der Größe einer bestimmten Mengeneinheit der Sünden bestraft oder belohnt werden. Das ist das geschlossene System der christlichen Religion.

      Alles erklärt sich durch sich selbst und verweist gegenseitig aufeinander. Das System ist abgeschlossen.

      Wir vergleichen andere Religionen, die sich mehr oder weniger durch die Einstellung ihrer Stellschrauben unterscheiden.

      Im Islam und im Judentum finden sich deutlich höhere Anteile an Schicksal, Autorität, Nahrungsbeschränkungen und Anbetungsrituale als im Christentum.

      Hindus sind deutlich geselliger und die Seele kann mehrere Kontrollschleifen durchlaufen. Die Buddhisten haben die göttlichen Personen ein wenig heruntergeschraubt und machen ebenfalls verstärkt auf Kontrollschleifen.

      Die Ägypter konnten sich die Trennung von Körper und Seele noch nicht so richtig vorstellen und brauchten einen Alleskleber (die Mumifizierung) um beides zusammenzuhalten. Die Römer und die Griechen hätten eigentlich gleich die lustige Kneipe nebenan als Himmel hernehmen können.

      Der Wert einer Seele

      Wir bleiben bei den Stellschrauben und nehmen zum Beispiel die unsterbliche Seele. Sie findet sich in nahezu allen Religionen.

      Ihre gesamte Anzahl ist noch nicht ganz klar. Wie sieht das bei den Tieren aus? Haben sie auch eine unsterbliche Seele? Gibt es Karma- Vermischungen?

      Wie sieht das bei Wiedergeburten aus? Ist die Summe der Seelen begrenzt oder kommen neue hinzu? Bei einer Anzahl von 1,3786 Milliarden (2020) Indern, die durch Wiedergeburt auf die Erde kamen, müsste es diese Zahl ja eine Generation zuvor schon gegeben haben. 1980 lebten aber nur 699 Millionen Inder auf der Welt. Es kamen also in 40 Jahren 679,6 Millionen neue Seelen hinzu. Woher kamen sie? Gibt es neben der Wiedergeburt auch eine Neugeburt?

      Vom Zeitpunkt an, als sich der frühe Mensch vom Affen trennte, lebten bis heute etwa 108 Milliarden Menschen der Gattung Homo Sapiens Sapiens auf der Erde. 6% davon leben aktuell heute.

      Die Gesamtanzahl der unsterblichen Seelen beläuft sich also entweder auf 108 Milliarden, oder bei Wiedergeburt auf derzeit 7,77 Milliarden (März 2020), oder wenn Tiere auch unsterbliche Seelen haben, gegen unendlich.

      Im Christentum hält sich der Andrang der Seelen im Himmel in Grenzen, da die andere Hälfte in die Hölle geht. Gott und Satan können sich also die Seelen teilen.

      Im 3 Buch Mose wird ganz genau erklärt, wie Gott mit den Sünden der Menschen umgeht. Es wird unterschieden zwischen:

      - unwissend begangene Sünden

      - aus Versehen begangene Sünden

      - Verschulden einer Missetat

      Alle drei Kategorien sind fällig für die Hölle. Das alles lässt sich natürlich auch durch Brandopfer tilgen.

      Im Prinzip sind unwissend begangene Sünden aber strafbar. Zum Beispiel begeht ein Eskimo, der seines nächsten Weib begehrt, weil er die Bibel nicht kennt, eine unwissend begangene Sünde. Diese wird mangels Brandopfer auch bestraft. Doch bei den Eskimos gibt es keine Ziegen, die das wieder wett machen könnten.

      In der Bibel steht nicht, ob ein geopferter Schlittenhund auch als Ausgleich zu einer unwissend begangenen Sünde gilt.

      Das bedeutet aber, dass die große Masse an Seelen doch wegen Unwissenheit und Aus- Versehen begangener Sünden zum Satan in die Hölle kommt, so dass es dort ziemlich eng wird. Ganz zu schweigen von denen, die sich der Sünden sowieso absichtlich schuldig gemacht haben.

      Das macht, gemäß Offenbarung, die Zahl der 144 Tausend ix im Himmel schon deutlich mehr Sinn und es verbleiben 108 Milliarden Minus 144.000 = 107.999.856.000 für die Hölle.

      Die Zeugen Jehovas nehmen die Zahl 144 Tausend sehr ernst, die anderen christlichen Varianten sind da etwas wohlgesonnener, was die Zahl der Himmelsbewohner nach dem Tod angeht.

      Bleiben