Название | DIE BIBEL - entbrutalisiert |
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Автор произведения | Martin Becker |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753190693 |
Heute ist das Bild des strafenden Gottes nahezu verschwunden. Der „liebe Vater im Himmel“ ist die heutige Figur. Heute kann man ihn mit den Kindern zum Gute- Nacht Gebet direkt ansprechen. Er tut ja nichts. Die Heiligen haben mehr oder weniger ausgedient. Marias Junfernhäutchen interessiert keinen mehr.
Doch es steht noch in der Bibel. Es wird noch von der Kirche interpretiert und gepredigt.
Die Kirchen haben am System weiterhin nichts verändert. Sie sind noch auf dem alten Stand.
OK, die Evangelische Kirche, die freien Kirchen und Sekten haben mit den Heiligen nicht mehr viel zu tun. Aber Moses ist heute immer noch die Einstiegsfigur in der Bibel, und er zerbricht immer noch die silberne Tafel mit den Zehn Geboten, nachdem Gott seinen Zorn so mal richtig austoben ließ. ii
Und Moses streitet sich immer noch mit Pharao, wessen Gott wohl die besten Plagen verbreiten kann. iii
Über diesen Stand sind die anderen Kirchen allesamt noch nicht heraus. Der Kleingeist Simons hängt noch bis heute in der gesamten, christlichen Religion fest.
Der anders Denkende
Eine persönliche Erfahrung, zu meiner eigenen Person: In den vielen Jahren, in denen ich Menschen kennen lernte, die anders dachten als ich, wurde mir eins klar:
Sie ändern sich nicht.
Viele, gläubige Christen versuchten mir zu beweisen, dass es einen Gott gibt, oder sie versuchten zumindest darzulegen, dass es ihn geben müsste, solange ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen könnte.
In den vielen, vielen Jahren war ich der Meinung, ich könnte mit Intelligenz und missionarischem Eifer Menschen von meinem Standpunkt aus überzeugen.
Ich lebte immer im Glauben, ich könnte Menschen meinen Standpunkt aufzeigen und sie würden mir irgendwann einmal zustimmen und ihre Meinung ändern.
Falsch.
Menschen sind nicht so.
Menschen lassen sich nicht überzeugen. Es gibt Mechanismen im menschlichen Geist, die auf jeden Fall verhindern, dass sich ein Glaubenssatz verändert, wenn er einmal gebildet wurde.
Du wirst als gläubiger Christ dieses Buch zu Ende lesen können und genau wissen, dass Gott Dich liebt. Du wirst sagen: Mensch, wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Glauben wieder einmal bestätigt.
Als Atheist wirst Du sagen: Na bitte, wusste ich‘s doch. Wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Nicht-Glauben wieder einmal bestätigt.
Egal, was Du jemandem sagst. Der Mensch filtert jede Information nach seinem Verständnis. Der Mensch findet immer und in jedem Fall einen Weg, eine Information so zu verstehen, wie sie ihm persönlich am besten passt.
Andere Informationen dringen erst überhaupt nicht in das Bewusstsein vor.
Jahrelang stand ich diesem schützenden Mechanismus gegenüber, wie eine Robbe, die gegen die Brandung am Ozean ankämpft.
Doch das ist nicht richtig. Meine Überzeugung ist nichts wert. Sie ist nur eine unter vielen.
Menschen denken nicht falsch. Sie denken anders.
Manche davon ziemlich schräg. Man denke nur an die jüngste amerikanische Geschichte und die Polarisierung ihrer politischen Gesellschaft in zwei Lager.
Jede der beiden Gruppen blickt entsetzt zu den anderen hinüber und ist vollständig davon überzeugt, dass die andere Seite falsch denkt.
Obama konnte während seiner Amtszeit (gefühlt) nicht einen einzigen Republikaner davon überzeugen, wie gut das demokratische Weltbild ist, und Trump konnte in seiner Amtszeit keinen einzigen Demokraten davon überzeugen, wie toll republikanische Werte sind.
Beide Präsidenten zeigten jeweils einen völlig unterschiedlichen Führungsstil und beide wurden jeweils von der eigenen Seite geliebt und von der anderen Seite gehasst.
Wenn ein Glaubenssatz steht, dann ist er erst wandelbar, wenn er von allein fällt. Ein Mensch kann seinen Glaubenssatz erst dann verändern, wenn es vollkommen in sich zusammenbricht.
Ein Gläubiger wird erst dann zum Nichtgläubigen, wenn ihn ein Zweifel dazu bringt. Das wird in der Regel nie passieren, denn er ist immer derjenige, der betet und der glaubt, irgendjemand höre ihm dabei zu.
Er erwartet keine Antwort. Zuhören reicht ihm. Das kann er sein Leben lang so durchhalten.
Ebenso ist es auch mit dem Nichtgläubigen. Es gibt nicht die geringste Naturerscheinung, die nicht physikalisch erklärt werden kann. Es gibt also keine Wunder, nur Zufälle. Wozu also zweifeln, wozu braucht es einen Gott?
Der eigene Glaubenssatz kann nur dann verändert werden, wenn die eigene Nase blutet.
Glaubenssätze sind so wunderbar vom menschlichen Geist geschützt, da muss die Nase erst gegen Beton schrappen, bevor diese verändert wird. Und manchmal denkt man sich: Diese Nase ist wirklich härter als Beton.
Dies ist der Grund, warum Überzeugungen nichts nützen, nur eigene Erfahrungen. Du kannst zwar von Deiner eigenen Erfahrung berichten, und ein kluger Mensch hört Dir vielleicht auch zu, aber jeder Mensch muss seine Erfahrungen selbst machen.
Die eigene Wahrheit
Auf der Suche nach Lösungen nach mehr Klarheit im christlichen Konzept, muss ich zuerst einige besondere, psychologische Aspekte ansprechen.
Die Psyche des Menschen ist ungeahnt vielschichtig. Als Resümee lässt sich sagen: Du trägst die ganze Zeit immer Deine Vergangenheit mit Dir herum.
Eines der größten Eigenschaften des Menschen ist der Umgang mit der eigenen Wahrheit. Du wirst niemals erleben, dass Menschen alle eine gemeinsame Wahrheit auch als solche verstehen.
Jede Wahrheit ist unterschiedlich.
Das, was wir sehen, hängt davon ab, wie wir es betrachten (… wollen).
Völlig egal, was Du siehst. Alles, alles, alles wird von Dir zuerst in Deinem Geist bewertet und beurteilt, bevor Du es in Dich aufnimmst.
Du bringst alle Deine Erfahrungen in jede Betrachtung mit hinein, Deine Kindheit, Deine Traumata, Deine Träume, Deine Stimmungen, Deine Intelligenz und Dein Lebens- Umfeld.
Jedes Sonnenlicht, jeder Windhauch, jeder Regentropfen auf Deiner Haut wird von Dir so empfunden, wie Du bist.
Das, was Du bisher erfahren hast, das ist Deine jetzige Empfindung, und das ist Deine jetzige Wahrheit.
Du bringst Deine Freude mit, Deinen Streit, Deine Konflikte, Deine Sorgen. Wenn Du etwas ansiehst, wenn ein Mensch zu Dir spricht, wenn ein Vogel am Himmel zwitschert – alles, was Du siehst, egal was:
Du schaust zuerst in Deinen eigenen Spiegel.
Zuerst siehst Du Dich selbst an, und dann siehst Du das, was Du sehen willst. Und erst dann proklamierst Du Deine eigene Wahrheit.
Deine Wahrheit bist immer Du selbst.
Jede Wahrheit, die Du für richtig hältst, ist der Blick in Deinen eigenen Spiegel.
Ich nenne Dir ein Beispiel:
Fünf Personen sehen eine Wolke:
Nummer 1 sagt: “ Oh, wie ist das wunderschön!“
Nummer 2 sagt: “ Lass uns reingehen, gleich regnet es.“
Nummer 3 sagt: “ Ich habe Angst, ein Gewitter kommt.“
Nummer 4 sagt: “ Das alles hat Gott gemacht.“
Nummer 5 sagt: “ Interessant, wie sich Kondensat in solch einer Höhe halten kann.“
Dieses Beispiel lässt sich beliebig fortführen,