Название | Geliebter Wächter 2: Wolfsherz |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chroniken der Bruderschaft 2 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750209534 |
Er und Wexmell hatten beschlossen, ihnen erst am nächsten Tag Onkel Zazar und Cohen – Vaaks` Vater – vorzustellen. Heute brauchten sie erst einmal Schlaf.
Wexmell und Desiderius, nicht die Kinder.
Sie jammerten wie aus einem Munde und sahen ihren Vater tief enttäuscht an. Doch als er sich nicht erweichen ließ, sahen sie sich nach Wexmell um und stürmten nun auf ihn ein.
Lachend hob Wexmell die Hände. »Oh nein! Aus mir bekommt ihr nichts heraus!« Er ging rückwärts zur Tür und griff nach dem goldenen Knauf. »Hört euch lieber an, wie sich euer Vater aus dem Maul eines Drachen befreite, während ich Wein hole.«
Die Ablenkung zeigte Wirkung, wie eine Herde Schafe drehten sie wieder ab und warfen sich erneut auf Desiderius, der ihnen nun Rede und Antwort stehen musste. Und wehe, er würde die Geschichte nicht ein wenig aufhübschen, dann würden sie das für ihn übernehmen.
Mit einem Lächeln verließ Wexmell den Raum, um eine frische Karaffe Wein zu holen. An diesem Abend konnten sie ihren Kindern ruhig ein paar Kelche erlauben. Sie hatten ohnehin nie ein Verbot daraus gemacht. Vielleicht war das leichtsinnig, aber sie waren darüber eingekommen, dass eine verbotene Sache viel verlockender war, als etwas, dessen genussvollen Umgang sie ihnen lehrten.
Als er kurze Zeit später wieder zurückkam, wusste er bereits auf dem Flur, dass es viel zu still war.
Sie lagen auf dem Bett, Desiderius in der Mitte und die Kinder halb auf ihm und um ihn herum. Sarsars weißer Schopf teilte sich mit Xaiths schwarzen Schopf den Platz auf Desiderius` Brust. Riath lag am Fußende, May mit der Wange auf Desiderius` Schenkel und Vaaks mit dem Gesicht in Xaiths Nacken. Sie schliefen tief und fest, dabei war Wexmell nur ein paar Augenblicke fort gewesen.
Er blieb einen Moment an der Tür stehen und betrachtete sie schweigend, während sein Innerstes vor Glück überlief. Es war viel zu lange her, dass er das gesehen hatte. Viel zu schnell waren sie groß geworden und hatten es als langweilig empfunden, den Geschichten ihrer Väter zu lauschen und auf ihnen einzuschlafen.
Wie schnell sie doch wieder zu Kindern werden konnten, dachte Wexmell wehmütig, sich wohl bewusst, dass sie schon morgen wieder junge Erwachsene sein würden, wenn der Schrecken vergessen war.
Aber heute – in dieser Nacht – da gehörten sie wieder ganz ihm und Desiderius.
Wexmell stellte den Wein Beiseite, löschte die Kerzen und stieg zu ihnen ins Bett. Er gab Riaths blonden Schopf einen Kuss, strich May über den Rücken und schmiegte sich dann an Sarsars zierlichen Rücken. Und – oh! – wie sie alle dufteten. So mussten Götter riechen, dachte Wexmell und genoss den Duft seiner Kinder, der ihm so vertraut war. So süß und unschuldig und einfach … seins. Anders konnte er es nicht beschreiben, er roch sie alle und wusste, dass sie ihm gehörten. Ihm und Desiderius. Ihre Familie.
Sarsar war so schmal, dass Wexmells Arm bis zu Desiderius` Bauch reichte, wo er die Hand seines Geliebten in seine nahm.
Schwerfällig blinzelte Desiderius und hob den Kopf.
»Schlaf weiter«, flüsterte Wexmell.
Desiderius sah ihn an und legte den Kopf wieder auf das Kissen, seine Augen funkelten glücklich, während er sich in Wexmells Blick verlor. Auch das liebte Wexmell an seinem König, dass er es wie kein anderer vermochte, nur mit seinen Augen zu sagen: »Ich liebe dich.«
»Ich bin so froh, noch hier zu sein«, gestand Desiderius dann.
Wexmell verzog gerührt den Mund und legte ihm die Hand an die Wange. »Ich auch«, raunte er mit brüchiger Stimme.
Desiderius führte Wexmells Hand an seine Lippen und küsste sie, dann schmiegte er die Nase hinein und schloss genüsslich die Augen.
Wexmell betrachtete ihn im Halbdunkeln und dankte den verbannten Göttern und allen Mächten, die es sonst noch gab, dass Desiderius wieder hier bei ihnen war.
Und was auch immer der Morgen bringen mochte, Wexmell fühlte sich stark und unerschütterlich in den Armen seiner Familie, und er hoffte, dass sie dieses Gefühl auch ihren Kindern gaben. Denn er glaubte, dass das, was ihnen bevorstand, ihnen eine ungeheure Stärke abverlangen wird.
Kapitel 11
Die Tür wurde unverwandt aufgestoßen, mit einem lauten Knarren flog sie auf und donnerte gegen die kahle, weiße Wand. Hätte er ihn nicht bereits gespürt, hätte er vor Schreck wohl das Buch von sich geworfen, in dem er gerade so vertieft gelesen hatte. Aber er konnte den Fürsten bereits auf mehrere hundert Meilen Entfernung als leichte Gänsehaut und Magenflattern durch Zeit und Raum und durch noch so dicke Wände spüren.
Bellzazar ging drei Schritte, ohne ihn zu bemerken, Cohen linste über den Buchrand zu ihm herüber und beobachtete ihn dabei, wie er mit einem Weinkelch hereinstampfte, etwas Unverständliches gen Boden murrte und mit der freien Hand eine elegante Zeigefingerdrehung vollführte, woraufhin die aufgestoßene Tür geräuschvoll wieder ins Schloss fiel.
Cohen würde es nie zu geben, aber jedes Mal, wenn er Bellzazar zaubern sah, machte sein Herz einen verräterischen Satz. Wobei, er sollte es wohl eher Ihr Herz nennen, immerhin teilten sie sich jeweils eine Hälfte. Was für Sterbliche unmöglich schien, war für sie mit jedem Herzschlag allgegenwärtig. Und irgendwie … mochte Cohen diesen Umstand.
Lächelnd legte er das Buch in den Schoß. »Was hat dich denn so aufgebracht, mein Fürst?«
Bellzazars Kopf flog zum Bett herum, die schwarzen Augen geweitet. Er bemerkte Cohen erst jetzt und hatte offensichtlich nicht mit ihm gerechnet.
»Du bist hier?« Seine Stimme klang hoch vor Verwunderung.
Cohen schnaubte und stand mit dem Buch in der Hand auf, ein Finger in den Seiten, wo Bellzazar ihn beim Lesen unterbrochen hatte. »Wo sollte ich sonst sein?«
Blinzelnd stand Bellzazar einfach da und starrte ihn mit unnahbarer, undurchdringlicher Miene an.
Bei den verdammten Göttern, warum sprang Cohens Leib nur so verräterisch auf dieses Gesicht an? Je abweisender es wirkte, je mehr wollte er es an sich heranziehen, es küssen, lecken, beißen, bis es sich für ihn öffnete. Auf so viele Weisen…
»Ich habe natürlich auf dich gewartet«, sagte er und trat vor Bellzazar, »und gelesen.« Er hob das Buch und lächelte schief zu Bellzazar auf, der ihn noch immer anstarrte, als wollte er ihn am liebsten den Balkon hinabwerfen.
Cohen zuckte unsicher mit den Achseln. Er hielt Bellzazar das Buch so hin, dass er den Titel auf dem Einband lesen konnte. »Falls du dir die Zeit vertreiben willst.«
Bellzazar hob eine Hand und schlug ihm das Buch geradewegs aus der Hand. Tatsächlich bewegte er nicht mehr als seinen Arm, er klatschte nur die Hand auf das Buch, wodurch es Cohen aus den Fingern glitt und polternd mit aufgeschlagenen Seiten auf dem Boden aufkam, dabei starrte er Cohen weiter bohrend ins Gesicht, als wollte er ihn mit nur einem Blick aufspießen. Oder entzünden. Je nach dem.
Cohen sah auf das Buch hinab und seufzte, ehe er wieder zu Bellzazar hinaufblickte und eine Augenbraue hochzog. »Kein Verfechter fremdländischer Geschichte, hm?«
»Leck mich«, konterte Bellzazar knochentrocken.
Cohens Braue wanderte noch ein Stückchen höher. »Jetzt gleich?« Seine Augen zuckten zu dem goldenen Weinkelch in Bellzazars Hand. »Oder darf ich meinen Mund zuvor noch mit einem Schluck Wein befeuchten?«, reizte er Bellzazar mit einem verruchten Augenfunkeln und griff nach dem Wein.
Bellzazar zog die Hand fort und ging an Cohen vorbei, wobei sein leicht torkelnder Gang nun deutlich auffiel. »Der ist nicht für dich«, lallte er, während er auf das Bett zusteuerte und den Wein in seinen Rachen kippte, auf dass ihm rote Rinnsale aus den Mundwinkeln flossen und den sachten Linien seiner Lachfalten folgten. Es war ein köstlicher Anblick, wie der Wein in feinen Flüssen über seine sehnige Kehle rann. Sie verlockten geradezu, ihnen mit der Zunge zu folgen, das herrliche Gemisch des lieblichen Weines und