Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie

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Название Geliebter Wächter 2: Wolfsherz
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Chroniken der Bruderschaft 2
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750209534



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sein Fürst?

      Der Gedanke gefiel ihm nicht, denn dann wären Mächte am Werk, gegen die er nicht ankäme.

      »Was soll das?«, fragte er dünn und sah von Cohen zu Bellzazar, angewidert zog sich seine Lippe nach oben. »Was ist das, was da zwischen euch passiert? Woher kommt nur diese plötzliche Einheit, ihr habt Euch mal nur soweit getraut, wie ihr euch sehen könnt.«

      »Ich habe nicht gesagt, ich würde ihm blind vertrauen«, warf Cohen ein, »aber …« Er brach ab, schloss das Auge und fluchte, während er nach Erklärungen suchte. »Ich weiß nicht, warum, vielleicht war es die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, die Seiten, die ich an ihm entdeckt habe. Aber ich sehe ihn jetzt anders… So, wie er wirklich ist. Trotz aller Fehlentscheidungen hat er dich immer geliebt. Uns alle, irgendwie. Und auch jetzt ist er nur hier, weil er uns helfen will. Euch, um genau zu sein.« Er zuckte ratlos mit den Achseln. »Ich finde einfach, er hat etwas Besseres verdient, denn er würde sich für jeden von uns opfern. Er ist ebenso für dich gestorben wie ich, Desiderius, und wir würden es beide wieder tun. Das verbindet uns.«

      Bellzazar verdrehte die Augen und seufzte: »Ich hab mit ihm geschlafen, das ist passiert.«

      Zack. Einfach so. Wie ein Hieb von hinten in den Rücken, der direkt ins Herz trifft. Für einen Moment waren die Worte sinnlos, Desiderius` Verstand musste sich erst darüber bewusstwerden, was sie bedeuteten, aber die Zeit war eingefroren, während Bellzazars Offenbarung in seinem Kopf nachhallte wie ein unheilvolldrohendes Echo in den Bergen.

      Cohen fuhr entsetzt zu Bellzazar herum und öffnete den Mund, aber er war zu sprachlos, um etwas hervorzubringen.

      »Was?«, fragte Bellzazar und zuckte mit den Schultern. »Warum müsst ihr immer so rumsülzen? So ist es doch. Wir haben beieinander gelegen, deshalb ist da irgendwie, irgendwas zwischen uns. Kein seltsam magisches Ereignis verbindet uns, außer die Tatsache, dass unsere Körper ineinandersteckten und es sich gut angefühlt hat. Ist wie bei Hunden, wir konnten uns eben einfach riechen, und als Cohen ein Geist war, hat uns der Hurenbock hier nicht mehr im Weg gestanden, also…«

      »Ich bring dich um!« Desiderius warf sich auf seinen Bruder, noch eher er sich selbst so richtig bewusstwerden konnte, dass seine Wut überkochte.

      Er rammte ihn mit der Schulter und trug ihn quer durch den glänzenden Saal, bis er das Gleichgewicht verlor und sie ineinander verkeilt zu Boden gingen. Blind schlug er zu und traf Bellzazar mitten im Gesicht, sodass Blut spritzte. Seine Faust pochte und bevor er den zweiten Treffer landen konnte, schlug die Faust seines Bruders mit einem dumpfen Laut in seine rechte Niere ein.

      Der Schmerz ließ ihn keuchen.

      Sie rangelten, stöhnten und schlugen nacheinander, knurrten und verbissen sich wie räudige Straßenköter, geblendet von einer übermächtigen, eifersüchtigen Wut. Bellzazar gab Desiderius eine zerschmetternde Kopfnuss, woraufhin dieser einen Moment nur noch schwarzsah, und rollte sich auf ihn.

      »Hör auf!«, brüllte Bellzazar ihn an und packte ihn an seinem Hemd, um ihn ruhig zu halten.

      Desiderius dachte gar nicht daran, er wollte ihn in Fetzen reißen, ihm an die Kehle springen und sie aufreißen. Ein blutroter Schleier lag vor seinen Augen und sein Zorn verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Zum Glück konnte er sich nicht mehr verwandeln, sonst wäre Bellzazar längst in ernsthafter Gefahr. Mit einem lauten Brüllen, das von den Wänden widerhallte, packte Desiderius seinen Bruder an der Gurgel, warf ihn herum und drückte ihn würgend auf den Boden. Bellzazar lief schnell rot an und seine Zunge quoll hervor, während er nach Atem rang…

      Dann wurde Desiderius von einer Wucht erfasst, die ihn von seinem Bruder runterwarf und auf den Rücken katapultierte. Er kam mit dem Hinterkopf auf, der Schmerz half ihm, wieder zu sich zu kommen.

      Etwas Schweres, Dunkles warf sich auf ihn, krallte sich in seine Brust und knurrte tief und dunkel zu ihm herab. »Du krümmst ihm kein Haar!«

      Desiderius rieb sich den Kopf und blinzelte verwundert, bis er das Gesicht über seinem deutlich erkennen konnte. »Wie kannst du nur?«, hörte er sich verachtend flüstern. »Nach allem, was er dir angetan hat, Cohen! Nachdem er dich reingelegt und vergewaltigt hat, nachdem er deinen Vater getötet…«

      Cohen presste wütend hervor: »Du hättest meinen Vater ebenso getötet, wenn es die Umstände zugelassen hätten! Und er hat mich nicht vergewaltigt, er hat … lediglich eine Schwäche ausgenutzt, die du hervorgerufen hast!«

      Desiderius spürte, wie ihm das Herz vor Schuld krampfte. »Cohen…«, flehte er.

      Aber Cohen blieb hart, er schüttelte den Kopf, als er langsam von ihm runter stieg und sich wieder erhob. »Weißt du, warum ich hier bin? Weil ich dich nicht loslassen konnte!«

      Stöhnend stützte Desiderius sich auf einen Ellenbogen und sah reuevoll zu Cohen auf.

      »Ich bin aus der Nachwelt gefallen und konnte nicht zurück, weil meine tiefe Liebe zu dir mich hier festhielt. Ich konnte dich nicht loslassen«, erklärte Cohen grimmig. Dann seufzte er versöhnlicher: »Ich mache dir keinen Vorwurf, es ist ja nicht deine Schuld, dass ich dich liebe.«

      Sie hörten Bellzazar fluchen, der Wexmell von sich schubste, nachdem dieser ihm aufgeholfen hatte.

      Cohen verzog gequält das Gesicht. »Aber verstehst du denn nicht? Meine Liebe zu dir hat mich beinahe alles gekostet, sogar meine unsterbliche Seele. Bell hat mich gerettet, Desiderius.« Mit Tränen im Auge öffnete er Umhang und Hemd, beides so schwarz wie Bellzazars Kleidung, und entblößte eine lange Narbe auf seiner Brust. »Er hat sich das Herz für mich rausgeschnitten! Für mich! Ohne zu wissen, was es ihn kostet, er hat es einfach getan. Er wäre für mich gestorben.«

      Desiderius hielt bedeutungsvoll dagegen: »Das wäre ich auch, Cohen, ich wäre immer für dich gestorben.«

      Aber Cohen ließ die Schultern hängen. »Ich weiß, ich weiß, das wärst du. Aber …«, Cohen sah zu Wex, der mitfühlend die Lippen schürzte, während er sie beobachtete.

      »Hör zu«, bat Cohen dann ernst und blickte Desiderius tief in die Augen, »ich weiß, dein Bruder ist ein Scheißkerl, aber du hast ihn trotzdem immer geliebt und verteidigt. Hast du das ohne Grund getan? Ich glaube nicht. Und ich glaube, dass ich endlich sehe, was du immer gesehen hast. Den Teil von ihm, der einfach … menschlich ist. Ich bin einfach dankbar für das, was er für mich getan hat. Und ich brauche nicht deine Erlaubnis, um ihm auf meine Weise zu vergeben.«

      Desiderius schnaubte wütend. »Auf deine Weise? Indem du ihm die Kronjuwelen polierst, meinst du.«

      Aber Cohen ging gar nicht darauf ein, er schüttelte verdrossen den Kopf, reichte Desiderius aber die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Wir haben andere Sorgen, als das, was ich in privateren Räumen irgendwem polieren will.«

      Belustigt sah Desiderius zu ihm auf, schlug dann ein und ließ sich auf die Beine ziehen.

      Cohen sah ihm in die Augen und flüsterte bedeutungsvoll: »Manchmal braucht man etwas, woran man sich festhalten kann, um zu überleben, Desiderius, verurteil mich nicht dafür, Wexmell verurteilte dich schließlich auch nicht als wir uns brauchten.«

      Desiderius presste die Lippen aufeinander und musste sich sehr zusammenreißen, keine wütende Schimpftirade loszulassen. Aber Cohens flehender Welpenblick ließ ihn seine Eifersucht zügeln.

      »Ich will davon nichts mitbekommen«, murrte er jedoch und entzog Cohen seine Hand, »sollte es je wieder dazu kommen, will ich es nicht wissen.«

      Cohen verzog missmutig die Lippen. »Ich glaube, ich kann diskreter sein als du, keine Sorge, meine Bettgeschichten gehen dich nichts an.«

      Autsch, das tat … unangenehm weh. Plötzlich war es, als könnte er nicht mehr atmen.

      Er hatte doch gewusst, dass etwas anders zwischen ihnen war. Trotz der Liebe, die sie beide unweigerlich noch immer für einander empfanden, konnte nichts so sein wie vor Cohens Tod. Es gab keinen Weg zurück, den gab es im Leben nie.

      Und ja, es machte ihn traurig und wütend zugleich.