Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie

Читать онлайн.
Название Geliebter Wächter 2: Wolfsherz
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Chroniken der Bruderschaft 2
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750209534



Скачать книгу

Zuchthäuser. Die Sklaverei ist dort nicht ganz so grausam wie in manch anderen Reichen, zumindest körperlich nicht.«

      Fen schnaubte neben ihm, er hatte dazu offensichtlich eine andere Meinung.

      »Als die Königin gestürzt wurde, flohen die Frauenstämme und ließen ihre Sklaven zurück«, fuhr Doragon fort, »diese Sklaven befreiten wir, ehe die Herrin sie in die Finger bekommen konnte. Denn diese Sklaven macht sie zu ihren eigenen und baut ihre Heerscharen auf.«

      »Weshalb ihre Armee größtenteils aus Männern besteht, die nie zu Kämpfern ausgebildet wurden.«

      »Warum fürchtet ihr ihre Armeen dann so?«, hakte Wexmell nach.

      Doragon erklärte: »Die Herrin hat ihnen die Furcht genommen. Außerdem kann sie sie über große Distanzen hinweg kontrollieren und befehligen.«

      »Das heißt, sie ist gar nicht hier«, vermutete Desiderius.

      »Wir vermuten, dass sie im gespaltenen Turm ist. Dort.« Doragon legte den Finger auf einen weit östlich gelegen Punkt auf der Karte in mitten des Dschungels von Zadest. »Dort befindet sich auch das Portal.«

      »Dort müssen wir den Jungen hinbringen«, sagte Bellzazar.

      Eagle schüttelte wieder den Kopf, dieses Mal nachdenklich. »Was ist mit den Frauenstämmen? Wenn sie geflohen sind, warum batet ihr dann nicht sie um Hilfe? Es geht schließlich um ihre Heimat!«

      »Sie sind zerstritten und zerstreut ohne Königin«, erklärte Fen und zuckte mit den Achseln. »Außerdem sind wir Männer, sie würden uns nicht zuhören. Sie verstecken sich lieber in ihren Lehmstätten.«

      »Wie konnte das passieren?«, flüsterte Wexmell betroffen und starrte auf die Karte von Zadest. »Wann fing es an und wieso?« Er hob fragend den Blick zu Fen. »Wie konnte solch ein Hass auf Männer entstehen?«

      »So wie jeder Hass entsteht«, erklärte Doragon, »wenn eine Gruppe von Menschen nur lange genug unterdrückt wird, wehrt sich diese Gruppe irgendwann und setzt sich an die Spitze. Genauso war es in Zadest vor vielen Jahrhunderten. Genauso wie es vor ein paar Jahrzehnten im Westen war, als eine Kirche eine Liebe unterdrückte und ein paar Männer genug hatten. Heute ist es bei euch Sitte, Männer zu lieben, vor ein paar Jahren war es eine Sünde. Heute ist es üblich, in Zadest Frauen regieren zu lassen, vor ein paar Jahrhunderten waren die Frauen dort nur Huren.«

      Wexmell lächelte leicht. »Ihr wisst vieles.«

      »Vieles«, nickte Doragon, »es gab Seher in meinem Stamm, die das Weltgeschehen beobachteten.«

      So hatte er also alles über den Westen erfahren, das erklärte sein Wissen.

      »Es muss doch jemanden geben, der die Stämme wieder vereinen kann«, überlegte Eagle, »eine Tochter oder Schwester der Königin. Eine nahe Verwandte? Irgendjemand?«

      Fen und Doragon schlugen die Augen nieder, aber man spürte, dass sie etwas verheimlichten. Sie wurden mit Blicken durchbohrt.

      »Es gibt jemanden«, gestand Doragon schließlich.

      Fen sah ihn böse an. »Ragon!«

      Aber sein Gefährte sah nicht auf.

      Fen fluchte in einer anderen Sprache und wandte sich ab.

      Gequält seufzte Doragon, dann hob er den Blick und sah in die Runde. »Die Königin hat einen Bruder. Ich habe ihn befreit, er war ein Sklave. Sie wollte, dass ich ihn rette, also habe ich ihn gerettet und dafür gesorgt, dass er kämpfen kann. Ihm gehört meine Treue.« Er sah zu Desiderius, als wollte er damit mehr sagen, als die Worte, die aus seinem Mund gekommen waren.

      »Dann wollte sie, dass er ihr Nachfolger wird?«, hakte Desiderius nach.

      Eagle mischte sich ein: »Wo liegt das Problem?«

      Fen lachte humorlos und wanderte hinter Ragon auf und ab. »Es gab in Zadest noch nie einen Mann, der die Stämme vereinen konnte. Noch nie! Und es wird auch nie einen geben.«

      Desiderius verengte seine klugen Augen. »Ihr seid das, habe ich Recht? Ihr seid der Bruder der Königin.«

      »Sie werden ihm nicht folgen«, ging Doragon dazwischen.

      Desiderius zuckte mit den Schultern. »Trotzdem ist er der rechtmäßige Erbe, wenn die Königin keine Kinder hatte und es ihr letzter Wunsch war.«

      Bellzazar ließ Cohen los, der diesen Umstand sehr bedauerte, und erhob das Wort. »Das ist alles nicht von Belang, denn selbst wenn die Stämme dem Ruf ihres Prinzen folgen, wären sie nicht in der Lage, das Problem selbst zu lösen. Ihre Magie reicht nicht aus. Zadest wird das Problem nicht von selbst lösen, vielleicht wird es niemals wieder ein geeintes Zadest geben, es ist nicht weiter von Belang.« Er sah Fen an und nickte.

      Seltsamerweise schien das den Zadestianer zu beruhigen.

      Nun, nicht jeder war dazu gemacht, seinem Schicksal entgegen zu treten.

      Desiderius rieb sich die Falte zwischen den Augen. »Was also müssen wir tun?«

      Endlich kam jemand zum Kern der gesamten Versammlung.

      »Wir müssen Kacey zum Portal bringen, die Göttin töten oder verbannen und dann das Portal verschließen.«

      »Das wird nicht so einfach«, murmelte Place.

      Bellzazar legte ihm eine Hand ins Gesicht und drückte ihm die Lippen zusammen, ohne ihn auch nur angesehen zu haben.

      »Wir bringen Kacey dorthin«, sagte Doragon und straffte die massigen Schultern, »wir haben geschworen, ihn zu beschützen, und sind es unserer Heimat schuldig, sie zu befreien.«

      »Wie romantisch«, versetzte Bellzazar sarkastisch. Er wurde ignoriert.

      Fen wirkte gequält. »Gibt es keinen anderen Weg?«

      »Nein«, sagte Bellzazar entschieden und ohne jegliches Mitgefühl. Dann fuhr er in einem fort: »Das wirklich Beunruhigende dabei ist der Zustand des Jungen. Eagle hat recht, er ist kränklich. Ich glaube nicht, dass er auch nur einen Funken Magie erzeugen kann, ohne an Erschöpfung zu sterben. Die Reise zum Portal wird beschwerlich und nicht gerade zu seiner Erholung beitragen. Wir werden also alle Macht brauchen, die wir bekommen können.« Damit sah er Desiderius an, der angestrengt über der Karte grübelte und einen Moment brauchte, bis er die erwartungsvolle Stille bemerkte.

      »Was?« Er sah Bellzazar an und wusste sofort, was diesem vorschwebte. Sein Gesicht wurde dunkel wie der Himmel bei einem Gewitter. »Auf gar keinen Fall!«

      »Du kannst deine Kinder nicht ewig beschützen.«

      »Wir werden sie nicht in Gefahr bringen!«

      »Dann gehen wir alle unter«, konterte Bellzazar streng. Desiderius` Nasenflügel bebten.

      »Sie besitzen große, magische Fähigkeiten«, beschwor Bellzazar ihn, »die wir brauchen werden, Desiderius! Wir brauchen jeden, der auch nur einen Hauch Magie in sich trägt, um den Jungen zu unterstützen. Denn stirbt er, bevor das Portal schließt, entsteht ein Riss.«

      Das darauffolgende Anstarrduell sorgte für ein Knistern in der Luft, und es war Desiderius anzusehen, dass er Bellzazar am liebsten den Kopf abgerissen hätte.

      »Du bist doch ein Gott! Unterstütze du ihn!«

      »Daf wif nift reifen«, nuschelte Place.

      »Was?«, bellte Desiderius.

      Bellzazar verdrehte die Augen. »Das wird nicht reichen«, übersetzte er und ließ Places Gesicht los, woraufhin dieser sich die Lippen leckte.

      »So nachtragend«, stöhnte er dabei.

      »Du hast mich vergiftet, und bräuchten wir nicht auch deine Macht, würde ich es dir heimzahlen.«

      Desiderius rieb sich die Stirn, während Wexmell neben ihm den Kopf schüttelte.

      »Wir können unsere Kinder nicht mitnehmen!«, sagte er.

      Bellzazar