Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk

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Название Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742756510



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dauerte knappe zwei Stunden, bis beide Schiffe längsseits lagen. Von der Glennrose flogen Ankerkabel zum weißen Rumpf der Sailing Queen. Da in diesem Fall die Magnete nicht genutzt werden konnte, wurden die Klebeköpfe der Kabel verwendet. Ihre Kleber verbanden sich mit dem Schiff und konnten später wieder gelöst werden. Metallene Teleskopstangen fuhren aus dem Rumpf des Piratenschiffes, deren Enden mit federnden Polstern versehen waren. Sie gaben sanft nach, als sie gegen die Sailing Queen stießen. Die Trossen spannten sich vorsichtig, bis die Rümpfe fast aneinander stießen.

      „Anker sitzen, Captain“, meldete der Pilot.

      „Schleusenverbindung herstellen und verriegeln“, ordnete Anderson an. „Eins-O, übernehmen Sie bitte die Brücke. Ich gehe selbst hinüber.“

      Susan Horn salutierte enttäuscht, während der Pilot die Verbindung zur Sailing Queen herstellte. Der Schlauchförmige Verbindungsgang entfaltete sich langsam. Die Passagierschleuse des interstellaren Kreuzfahrtschiffes lag im äquatorialen Hauptdeck, wo sich einer der beleuchteten Panoramagänge entlang zog. Durch die Verglasung waren einige reglose Körper am Boden zu erkennen. Susan sah seufzend auf die Toten. Sie hätte gerne selber an der Plünderung teilgenommen, aber es war das Vorrecht des Captains, zu entscheiden, wer ging.

      „Wie viele waren an Bord?“, fragte der Funker leise.

      Die blonde Frau erinnerte sich an die Daten, die Agent Kresser genannt hatte. „Knapp 250 Mannschaften und 673 Passagiere.“

      „Hoffentlich hat Kresser sie wirklich alle erwischt“, brummte der Pilot.

      „Zoe-Krant-7 ist ein extrem effektives Nervengas“, antwortete sie. „Er hat es in die Luftversorgung gegeben. Die Sensoren der Zivilschiffe zeigen das Zeug nicht an. Es ist sehr schnell und mit menschlichen Sinnen nicht feststellbar. Die waren innerhalb einer Viertelstunde alle tot.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wer es einatmet, der hat noch dreißig Sekunden. Bei Kindern und Babys geht es natürlich schneller.“

      Der Pilot presste unmerklich die Lippen aufeinander. Er schien der Einzige zu sein, der so etwas wie Skrupel empfand.

      Skeet Anderson traf inzwischen im großen Frachtraum der Glennrose ein. Die 240 Männer und Frauen des Enterkommandos warteten bereits. Im Gegensatz zur offiziellen Besatzung trugen sie keine roten Firmenoveralls, sondern die schwarzen Uniformen der Garde. Da man keinen Widerstand zu erwarten hatte, beschränkte sich die Bewaffnung auf Messer und Pistolen. In einigen großen Taschen befand sich Spezialwerkzeug, um Safes und Panzertüren aufzubrechen.

      Die Gardisten standen stramm, als Anderson vor sie trat. Ein lauter Hall war zu hören, als sich der Schlauchförmige Schleusengang der Glennrose gegen die Passagierschleuse der Sailing Queen presste und dort verriegelte. Atemluft wurde hinein gepumpt.

      Anderson wandte sich an die Gardisten. „Jeder hat die Schiffspläne und die Passagierlisten mit den Identifikationsdaten auf seinem Armband-Computer. Sucht unter den Toten nach jenen, von denen wir Iris-Scans, Finger- oder Handabdrücke benötigen. Trupp Eins geht mit mir in den Frachtraum, die dortigen Frachtstücke durchsuchen. Die Liste des Frachtmeisters der Queen haben wir ja. Trupp Zwei geht mit Fightenant Clegg in den Maschinenraum und baut die Hiromata-Kristalle aus. Prime-Sergeant Ondret und seine Gruppe durchsuchen die Toten und die Räumlichkeiten. Nur die wirklich wertvollen Sachen. Verschwendet eure Zeit nicht mit Plunder.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich erwarte schnelles und reibungsloses Vorgehen. Zwar hat die Queen keinen Notruf absetzen können, aber dies ist eine reguläre Handelsroute und ich will nicht, dass uns ein anderes Schiff oder sogar ein Kreuzer der verfluchten Sky-Navy stört. Unterführer, übernehmen Sie Ihre Einheiten. Trupp Eins, folgen.“

      Skeet Anderson trat an den Öffnungsmechanismus der Schleusenverbindung und vergewisserte sich, dass diese unter Druck stand. „Und noch eins: An Bord gibt es einen Überlebenden. Das ist Kresser, unser Mann. Ich wünsche nicht, dass man ihn versehentlich erschießt.“

      Es gab Gelächter, dann glitt das Schott auseinander. Sie eilten durch den Verbindungsgang und als sich die gegenüberliegende Schleuse öffnete, erschien dort ein einzelner Mann.

      Kresser salutierte vor Anderson. „Ich habe mit dem Nervengas gewartet, bis es Zeit für das Dinner war“, berichtete er. „Die meisten Passagiere findet ihr daher in den Messen und dem Bordrestaurant. Ich dachte mir, das erspart euch eine Menge herumsuchen.“ Kresser langte in die Tasche seines modischen Anzugs. „Die Schlüsselkarte des Captains, Mister Anderson.“

      Skeet Anderson klopfte dem Mörder anerkennend auf die Schulter. „Gut gemacht. Begleiten Sie mich, Kresser. Ihre Ortskenntnis ist mir von Nutzen.“

      Die Piraten der schwarzen Bruderschaft fielen wie ein Schwarm Hornissen über das Schiff und seine Toten her. Die Männer und Frauen kannten ihre Aufgaben und hielten sich eisern an Andersons Anweisungen. Keiner störte sich an den Hunderten von Leichen beiderlei Geschlechts und jeden Alters. Sie waren abgestumpft, wenn sie denn je Gewissensbisse empfunden haben mochten, denn inzwischen hatten sie schon mehrere Schiffe auf diese Weise aufgebracht und geentert.

      Sie raubten den Toten nur solche Wertsachen, die sich gut an jene Händler verkaufen ließen, die nicht sonderlich nach der Herkunft fragten. Die richtige Beute lagerte in den Transportbehältern des Frachtraums. Hochwertige technische Geräte und die leistungsstarken Tetroniken, welche die Bruderschaft nicht selbst herstellen konnte. Kompakt und extrem schnell, hatten diese Computer in fast allen Steuerungen und Datensystemen Einzug gehalten. Ihre Herstellung war aufwändig und kompliziert, so dass die Piraten sie nicht selbst produzieren konnten. So stahlen sie, was für sie verwendbar war.

      Die größte Beute waren die Hiromata-Kristalle im Maschinenraum der Sailing Queen. Für Fightenant Clegg und seine Gruppe war es unkompliziert, sie auszubauen. Abgesehen von den mächtigen Speicher- und Steuerstangen des Antriebs, die man getrost zurücklassen konnte, bestand der Antrieb aus einem knapp zwei Kubikmeter großen Würfel, in dem sich die wertvollen Kristalle und die Justiervorrichtung befanden. Man trennte den Antrieb von der Energieversorgung, kappte dann die langen Stangen mit brachialer Gewalt vom Würfel und begann mit dem Abtransport.

      „He, Captain, Sie werden nicht glauben, was ich hier habe“, kam unvermittelt eine Stimme über das Headset von Anderson. „Ich bin hier im Schwimmbereich. Da paddelt eine Frau in der schwerelosen Wasserkugel herum. Hat ein Atemgerät auf und wohl noch gar nicht mitbekommen, was passiert ist.“

      „Wer meldet?“, fragte Anderson mit ruhiger Stimme.

      „Gardist Wadun, Sir“, kam die verlegene Antwort. Der Mann spürte offensichtlich, dass er einen Fehler begangen hatte.

      „Schön, seien Sie so freundlich, Gardist Wadun, und tun Sie Ihre Pflicht“, forderte Anderson und schaltete auf die Kommandofrequenz um, während irgendwo im Schiff eine ahnungslose Frau starb. „Prime-Sergeant Ondret, der Gardist Wadun gehört zu Ihrer Gruppe? Ja? Sergeant, der Mann ist zögerlich in der Ausübung seiner Pflicht. Ich erwarte, dass Sie ihn ermahnen. Sie sind autorisiert, ihm zehn Hiebe mit der Neuro-Peitsche zu geben.“

      Der Unterführer neben Anderson verkniff sich einen Kommentar. Gardist Wadun war selber Schuld, dass er nun die Peitsche zu spüren bekam. Er hätte die Frau sofort und ohne Kommentar töten müssen. Der Mann musste sein Versäumnis auch noch brühwarm dem Captain auf die Nase binden.

      Ein Schiff wie die Sailing Queen zu plündern war eine Mammutaufgabe. Selbst für ein so starkes Enterkommando nahm es viel Zeit in Anspruch, die Räume zu durchsuchen. Anderson blickte immer wieder auf seine Uhr. Als die Meldung von Clegg kam, dass sich der Hiromata an Bord der Glennrose befand, öffnete er die allgemeine Frequenz. „Achtung, wir beenden die Operation. Alle zurück an Bord. Sub-Sergeant Pfizer, Sie programmieren den Autostart auf dreißig Minuten.“

      Überall kam Bewegung in die Gardisten. Dreißig Minuten war nicht viel Zeit, wenn man aus den entlegenen Räumen rechtzeitig zurück an Bord der Glennrose gelangen wollte.

      Sub-Sergeant Pfizer war mit zwei Gardisten auf der Brücke der Sailing Queen. Er ignorierte das qualvoll verzerrte Gesicht des dortigen Rudergängers und stieß