Название | Der Politiker |
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Автор произведения | Geri Schnell |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748560777 |
Der Politiker
von
Geri Schnell
Einleitung
Frei erfundene Lebensgeschichte.
In der Geschichte spielen einige bekannte Persönlichkeiten eine Rolle. Ich habe mich bemüht, die Aussagen dieser Personen möglichst authentisch und neutral wiederzugeben. Manchmal konnte ich echte Zitate finden, doch meistens musste ich mich in diese Personen hineindenken und ihre Aussage selber kreieren. Solche Aussagen sind also nicht authentisch und sind in keiner Weise mit der Person in Verbindung zu bringen. Zudem liegen die geschilderten Ereignisse rund 30 Jahre zurück und beleidigende Aussagen wären verjährt.
Die Personen welche in dieser Geschichte erwähnt werden, können sich immerhin rühmen, dass Sie in der deutschen Geschichte eine Rolle spielten, sonst würden Sie nicht erwähnt!
Erster Schultag /1920
Der Reihe nach stehen die Erstklässler auf und erzählen Frau Kunz, wie sie heissen und was ihre Väter für einen Beruf ausüben. Im Jahre 1920 ist das nicht so einfach. Die meisten Kinder haben gar keinen Vater, bei einigen lebt nicht mal mehr die Mutter. Die Waisenkinder die hier zur Schule gehen, haben Glück, sie sind von einer Tante oder von den Grosseltern aufgenommen worden.
«Ich heisse Wilhelm Wolf», erklärt der Dreikäsehoch, «mein Vater ist Beamter.»
Die anderen Kinder wundern sich. Wilhelm hat einen Vater und der arbeitet sogar. Bald sind alle Kinder durch und die erste Schulstunde beginnt.
«Wie heisst die Stadt hier?»
«Worms!», schreien alle durcheinander.
«Richtig!»
Sie hat etwas Mühe, die erste Stunde zu gestalten. Es ist ihre erste Schulstunde. Die Stelle als Lehrerin hat sie nur bekommen, weil sich zu wenige Männer beworben haben. Schliesslich fand der Stadtrat, für Erstklässler könnte es auch mit einer Frau funktionieren. Ein bisschen Rechnen und Schreiben wird sie den Kleinen schon vermitteln können. Das mit der Disziplin müssen dann die Lehrer in den nächsten Klassen nachholen.
Die anwesenden Eltern machen Frau Kunz nervös, zudem muss sie sich all die Namen der Kinder merken. Es schickt sich nicht, wenn die Lehrerin die Kinder mit falschen Namen anspricht.
Mehr für die Eltern gedacht, erzählt sie, dass ihr Mann im Krieg geblieben ist. Verdun wie so viele andere auch. Dann erklärt sie noch die Hausordnung.
«Ich mag es gar nicht, wenn man zu spät zum Unterricht erscheint und wer dazwischen schwatzt, muss mit einer Strafe rechnen. Ihr Handgelenk sei gut im Schuss.»
Dabei wippt sie drohend mit dem Stock auf und ab. Was das zu bedeuten hat, werden die Kinder noch schnell genug erfahren. Mit den Gedanken ist sie jedoch bei Wilhelm, dem kleinen Bengel. Er passt ihr gar nicht, genauer, sein Vater gefällt ihr nicht. Sie verkraftet es einfach nicht, dass ihr Mann im Krieg geblieben ist und der Vater dieses Jungen ohne einen Kratzer davongekommen ist. Die Welt ist ungerecht. Sie gibt sich einen Ruck, sie muss die erste Schulstunde anständig zu Ende bringen. Das Schlimmste steht ihr noch bevor, sie muss dem Herrn Beamten noch die Hand reichen und ein paar Worte mit ihm wechseln.
Die Begrüssung der Familie Wolf ist für sie eine weitere Demütigung.
«Wir verlange, dass Sie unseren Sohn mit dem richtigen Namen ansprechen! Er heisst Wilhelm, wie der Kaiser, ich hoffe, sie halten sich daran.»
«Wie Sie wünschen, ob sich die anderen Kinder daran halten, kann ich nicht versprechen.»
«Das wäre aber ihre Aufgabe, an einer Schule sollte Zucht und Ordnung herrschen. Ich denke, mit ihrem Handgelenk werden sie das schon hinkriegen!»
Während dem Gespräch steht Frau Wolf in ihrem schlichten schwarzen Rock und mit Kopftuch ohne ein Wort zu sagen daneben. Es ist eindeutig, wer in der Familie das Sagen hat. Sie kennt die Frau vom sehen her. Sie ist oft in der Kirche anzutreffen. Vermutlich weiss der Priester mehr über Frau Wolf, als ihr Mann. In der Kirche ist die Frau Wolf nicht zu übersehen. Sie bekreuzigt sich während einer Messe sicher zehn Mal. Zudem betet sie mehrere Rosenkränze und geht regelmässig zur Beichte. Sie ist vermutlich religiöser als viele Ordensschwestern.
Mit einer Handbewegung entschuldigt sich Witwe Kunz bei den Wolfs: «Es sind noch andere Eltern da, welche sie verabschieden muss.»
Danach reicht sie zum Abschied beiden die Hand. Nach dem Händedruck bekreuzigt sich Frau Wolf und blickt zu Boden.
Wie zu erwarten war, werden die Kinder mehrheitlich von Frauen begleitet. Etwas peinlich war die Begrüssung von Rosas Vater. Er streckte ihr den linken Arm entgegen, denn den rechten hatte er im Krieg verloren.
Endlich ist die erste