Ragnarök. K.T. Rina

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Название Ragnarök
Автор произведения K.T. Rina
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750215917



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geht’s gut. Hermod versucht Hödur das Reiten beizubringen. (Sie schüttelte den Kopf) Hätte er wenigstens ein Auge, das Sehen könnte.“

      „Was Hödur an Licht fehlt, macht er gut mit seiner Liebe zu den Runen.“ Odin nahm einen tiefen Schluck von Heidruns Eutersaft.

      „Odin, du hast mich nicht hergerufen, um über unsere Söhne zu sprechen. Los, sag schon.“ Sie nahm ebenfalls einen tiefen Schluck des süßen Mets.

      „Du erhältst die Hälfte meiner Armee (Freya verschluckte sich am Honigwein). Wenn die Walküren uns Krieger herbringen, wirst du die eine Hälfte aussuchen und ich die andere. Du bist eine Wanin: So sollte dein Geschlecht zufrieden gestellt sein und unser Bündnis bleibt weiterhin bestehen.“

      „Ist deswegen der Wolf, dieses Monster, hier?“ fragte sie verekelt. „Willst du ihn auch in deiner Armee?“

      „Wenn der Tag kommt, werden wir alle Monster sein. Fenrir wird uns zur Seite stehen.“

      „Ein Wolf ist nicht zu zähmen!“ erwiderte Freya.

      „Erzähl das mal Loki, der mir Freki und Geri schenkte“, sagte er und die zwei genannten Wölfe heulten jenseits der Schlafkammer.

      „Dieser Jote bringt dich auf unmögliche Gedanken…“ Freya hob sich vom Bett und schüttete ihren Becher erneut voll. „Du willst alle zu deinen Verbündeten machen. Als nächstes werden wir Freunde mit der Schlange und diesem hässlichen Mädchen.“

      „Hel ist ihr Name. Sie ist mit treu und zu klug, um gegen mich zu handeln. Was Jörmungand betrifft…ich fürchte, dass sie uns niemals verzeihen wird.“

      Odin gab Freya seinen Becher, den sie ihm auffüllte. Bevor sie ihm den Becher zurückgab, sagte sie: „Der Palast ist für deine Armee, nicht? Ich will auch einen. Für meine Hälfte.“ Er nickte und erhielt dann seinen Becher.

      Freya ging zur Tür. „Warte! Wie wäre es mit noch einem Sohn?“ fragte Odin mit einem Schmunzeln.

      Sie schaute ihn an, von seinen goldenen Haaren hinab zu seinen enthüllten Lenden. „Du hast mir heute mehr als einen Sohn gegeben, Gott der Götter.“

      Der junge Dichter

      ᚲᚹᚨᛊᛁᚱ

      Das Fundament von Freyas Palast wurde direkt neben Gladsheim und Walhalla gelegt. Odins Palast für die Gefallenen, die Einherjer genannt, war fertiggestellt. Auf dem Dach stapelten sich die Schilde, die eines Tages zum Einsatz kommen würden; die Bänke und Sitze waren gepolstert mit Harnischen; an den Säulen rankten Speer über Speer. Freya hatte andere Pläne für ihren Palast Folkwang. Ihrem Mann gönnte sie die stärksten und kühnsten Menschen auszuwählen. Die Wanin hingegen wollte die Gerissenen, die Menschen, die nicht nur mit Fäusten kämpfen vermochten. Als eine Walküre einst einen Mann brachte, trug dieser eine Pergamentrolle bei sich: Wie es sich für das Ebenbild der Götter gehörte, hatten die Menschen ihre eigenen Runen erschaffen. Folkwang sollte eine enorme Bibliothek für die gesammelten Runen der Menschen beherbergen. Als Odin davon erfuhr, wurde er neidisch, auch er hätte gerne eine Sammlung an Wissen in seinem Palast gehabt. Er schlug vor, dass sich die drei Paläste—Gladsheim, Walhalla und Folkwang—mit verflochtenen Gängen verbinden sollten, doch Freya lehnte vehement ab. „Jahrzehnte lebe ich bereits in Asgard. Habe dir zwei Söhne gebärt und du hast nicht mal daran gedacht, mir einen Palast zu bauen. Folkwang ist mein allein! Und so soll es auch bleiben.“ Er führte seinen Plan dennoch aus und Freya hielt aus Trotz Abstand zu ihrem Ehemann.

      Odin fand Trost bei einer anderen Frau. Saga legte ihre Füße ins kalte Wasser, welches um Sökkwabeck floss, ihrem Zuhause auf dem Berg im Osten Asgards. Odin gesellte sich ihr und tunkte seine Beine ebenfalls ins Wasser. Es schüttelte ihn vor Kälte. Saga kicherte. Sie war eine junge Asin, die Jugend strahlte noch in ihrem Gesicht, ihrem Lächeln. Goldene Locken fielen auf ihre nackten Schultern, die ihr hauchdünnes Kleid trugen. „Erzähl mir noch eine Geschichte, Saga“, bat der Allvater.

      Saga lehnte sich zurück und trat etwas Wasser in die Luft und begann: „Ein junger Dichter lief einst von Zuhause fort, auf der Suche nach Königen und Helden, über die er Lieder singen konnte. Er lief über Berg und Tal, durchquerte Wälder und Flüsse. Auf seinen Reisen traf er viele Männer, die ihn anflehten, sie in seinen Liedern aufzunehmen; viele Frauen, die ihn anflehten, sie in seine Betten aufzunehmen. (Odins Hand strich unter ihrem transparenten Kleid) Hihihi. Doch der Dichter hatte kein Verlangen, Lieder über diese gewöhnlichen Männer zu singen, kein Verlangen für diese gewöhnlichen Frauen. Er sehnte sich nach Helden und Königinnen. So lief der junge Dichter dorthin, wo Sols Wagen ihn führen würde. Jahre ist er gelaufen, so weit ist er gelaufen, dass keiner mehr seine Sprache kannte. Doch es machte seinen Zuhörern nichts aus. Sobald seine Zunge Wein gekostet hatte, war sein Gesang hypnotisierend. Sein Ruhm eilte ihm voraus. Bald trat er in großen Städten auf und wurde dort bereits erwartet und selbst wie ein Held empfangen. Er hatte endlich mit Königen gespeist, mit Königinnen gelegen. Doch er merkte, sie waren nicht anders als die gewöhnlichen Männer und Frauen in seinem Heimatdorf. Und so ging er weiter. Weiter und weiter. Er sang in diesen Städten, in jenen Dörfern. Weiter und weiter. Er lief, solange ihn seine Beine tragen konnten. Weiter und weiter. Als er nicht mehr selber laufen konnte, schenkte ihm ein König sein bestes Pferd. Weiter und weiter. In einer Stadt fiel er erschöpft von seinem Ross. Der junge Dichter war nicht mehr jung. Er war nun bekannt als der alte Dichter. Der König der Stadt nahm ihn bei sich auf. Er hatte neun Prinzen von neun Frauen. Sie alle haben vom alten Dichter gehört, doch haben nie seine Lieder gehört. Wie sehr er sich auch bemühte, wie sehr er es wollte, er konnte kein Ton mehr von sich geben, kein Wein konnte mehr seine Zunge regen. Tränen fielen dem alten Dichter. Er sah sein Ende kommen. Er sang Lieder über so viele Könige, so viele Helden, so viele Frauen, doch in keinem Lied sang er über sich selbst. Der alte Dichter bat die Prinzen, dass sie sich an ihn erinnern. Er bat die Neun, sie sollen aus seinen Knochen Flöten schnitzen und seine Lieder singen. So starb der alte Dichter ohne ein Lied auf den Lippen. Aus den Knochen seiner Arme und Beine schnitzten sie acht Flöten. Der neunte Prinz, der keine Flöte des alten Dichters erhalten hatte, sammelte alle Sehnen und spannte sie um die Wirbel des Alten. Sie reisten gemeinsam durch die Welt, wie es der junge Dichter damals tat: Die acht Flöten und die singende Harfe. Und wenn sie ihre Instrumente spielten, glaubte man den jungen Dichter wieder zu hören.“

      „Wie fallen dir diese Geschichten nur ein, Saga?“ fragte Odin und strich ihre Locken zur Seite.

      „Die Hälfte ist wahr, die andere Hälfte nicht.“

      „Und was ist wahr?“ fragte er lächelnd.

      „Kvasir speist gerade wohl bei irgendeinem König, oder liegt mit dessen Frau“, lachte sie.

      „Hast du was von Kvasir gehört?“

      „Nicht seit er nach Wanenheim ging. Er hat mir selber viele Geschichten gesungen. Und jetzt schein ich sie alle zu singen.“ Saga drehte sich zu Odin und küsste ihn. „Magst du mir noch einen Becher mit dem Met geben?“

      Odin nahm ihre beiden goldenen Becher und füllte sie mit dem kalten Wasser des Baches um Sagas Haus. Dann ging er zum Topf mit dem roten Met und dippte zwei Finger hinein, sodass jeweils ein Tropfen des Mets dranhing. Darauf tröpfelte er den Met in die goldenen Gefäße. Sobald der Met ins Wasser fiel, löste es sich auf und das Wasser wurde blutrot. „Sköll“, prostete er, nachdem er Saga ihren Becher gab. In einem Zug leerten sie den roten Dichtermet, so rot wie das Blut Kvasirs, von dem es gebraut wurde.

      Das Kind in Ketten

      ᚷᛚᛖᛁᛈᚾᛁᚱ

      Fahnen mit dem Walknoten—drei verflochtene Dreiecke—flogen an den drei Palästen am Idafeld. Folkwang war vollständig errichtet worden und Freya seither im vollen Gange ihre Hälfte der Armee der Götter in Wissen und Magie auszubilden. Die Einherjer in Walhalla hingegen, kriegerisch in ihrer Natur, suchten einen Wettstreit gegeneinander, dem Odin zustimmte, denn die Gefallenen bräuchten ständiges Training, um nicht aus ihrer Form zu fallen. Ihr einziger Grund Odins für ihr Weiterleben war schließlich der eventuelle Krieg, der laut