Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Название Geliebtes Carapuhr
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Chroniken der Bruderschaft 3
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752909692



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es ist mir ein Rätsel, wieso du jeden Morgen vor Sonnenaufgang und noch vor dem ersten Knecht hierherkommst.«

      Jori antwortete wahrheitsgemäß: »Ich schlafe schlecht.«

      »Das tun wir alle.« Bragis leises Kichern verursachte Jori eine nicht unangenehme Gänsehaut. »Warum kommst du nicht einfach zu mir, ich bin sicher, wir vertreiben uns die schlaflosen Stunden gemeinsam…«

      Darauf erwiderte Jori nichts, wie immer tat er so, als hätte Bragi keine eindeutige Einladung ausgesprochen, und versuchte ebenso, seine glühenden Wangen zu ignorieren, die Bragi mit einem zufriedenen Grinsen bemerkte.

      »Jori…«, flüsterte er heißer, »komm zu mir ins Stroh.«

      Jori presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, er wechselte von der roten Mähne zu Hekkilstons rotem Schweif, dabei ließ er die Hand zaghaft über dessen Flanke gleiten und spürte Bragis brennenden Blick auf seiner Rückseite. Beide stellten sich vor, Jori würde auf diese zärtliche Weise nicht das Pferd, sondern Bragi berühren.

      »Warum nicht?« Bragi öffnete die Schenkel und in seinem Schritt zeichnete sich bereits eine deutliche Beule ab, die Jori vor Scham schlucken ließ.

      Schnell wandte er den Blick ab und versuchte krampfhaft, sich auf das Durchbürsten des Schweifes zu konzentrieren.

      Bragi lachte in sich hinein und warf die Reste des Apfels über die Schulter ins Stroh. »Aus dir kann ich lesen wie aus einem offenen Buch. Und dabei kann ich nicht mal lesen.«

      Jori musste grinsen und schielte kurz zu ihm herüber. Er war wahrlich eine Versuchung, drahtig und doch auf eine schlanke Weise muskulös, männlich. Sein Haar hatte er zusammengebunden, die spitzen Ohren stachen hervor wie Dolche, bronzene Strähnen hingen ihm keck im langen Gesicht. Sein blindes Auge war trüb, dafür strahlte das algengrüne umso heller in der Nacht. Er war nicht hässlich, sein Körper versprach Sinnlichkeit, doch Jori konnte sich nicht darauf einlassen, selbst wenn er schon einmal bei einem anderen Mann gelegen hätte. Er würde vor Verlegenheit vermutlich alles falsch machen. Die meisten Huren schienen nie beglückt, die anderen weinten immer, vermutlich aus Abscheu vor ihm. Er genoss Bragis Schäkern, und wollte nicht riskieren, dass es endete. Außerdem glaubte er nicht, dass Bragi ihn wirklich nackt sehen wollte. Es war nur … ein Spiel. Nichts weiter. Ein hübscher Gedanke, der ihnen die Nacht wärmte.

      »Du kannst nicht ewig Nein sagen«, säuselte Bragi verführerisch, sein Lächeln war die pure Verlockung. »Und es täte deiner angespannten Miene gut, würdest du mal eine Hand in deine Hose lassen.«

      Jori kam kopfschüttelnd hinter dem Pferd hervor und bürstete die Bürste aus, Staub und Haare flogen durch den Widerschein der Fackeln. »Warte doch einfach, bis die Knechte erwachen, oder such dir wieder einen von Melecays Barbaren, wenn du es so nötig hast.«

      Bragi sprang von den Strohballen und stellte sich ihm in den Weg, als er die Utensilien wegpacken wollte. Sie waren auf Augenhöhe, gleichgroß. Jori versteinerte, schluckte, als Bragis Hände über seine Brustmuskeln nach oben glitten. Selbst durch das dicke Leder seiner Rüstung glaubte er, menschliche Wärme zu spüren, sein Herz krampfte vor Aufregung und er ließ die Bürsten fallen.

      »Du begehst einen großen Fehler, Jori«, raunte Bragi ihm gegen die Lippen, sein sehendes Auge war so nahe, dass Jori sich darin verlor. »Wenn du zu einer Sache Nein sagst, die du noch nie zuvor gekostet hast.«

      Ein Stöhnen wollte ihm entfliehen, als Bragi sich zu ihm lehnte und sanft mit seiner feuchten, warmen Zunge über Joris geschlossene Lippen leckte. Verführerisch, verlockend…

      Er schmeckte nach Manukahonig.

      Und nach einem süßen Apfel.

      Doch bevor Jori irgendetwas erwidern konnte oder zu einer Handlung im Stande gewesen wäre, erklangen eilige Schritte in der Nacht. Verwundert drehten sie sich zur Dunkelheit um und erspähten eine seltsam breite Gestalt, die sich aus dem Lager der Palisade näherte. Sie lösten sich voneinander, und die Fackeln streiften über violettes Haar.

      »Vynsu?«

      Der Prinz atmete so schwer, als wäre er auf der Flucht. Und als er endlich in den Lichtkreis trat, fielen Jori und Bragi beinahe die Augen aus dem Kopf. Ihr Freund war nicht allein, eine zweite Person unter seinem Umhang hatte seine Gestalt breiter als sonst erscheinen lassen.

      »Er ist wahnsinnig geworden«, flüsterte Bragi.

      Jori hätte zugestimmt, wäre er nicht zu verblüfft gewesen.

      »Jori, ich brauche Hekkli gesattelt, schnell.« Vynsu ging an ihnen vorüber und setzte Prinz Desith auf die Strohballen. »Jori!« Vynsu drehte sich hektisch zu ihm um.

      Jori zuckte in seiner Starre zusammen. »Ja… nein… ja … was?«

      Vynsu wartete nicht darauf, bis er sich gefangen hatte, er ging zu seinem Hengst und löste ihn aus der Reihe. »Bring mir meinen Sattel, Jori!«

      Es war Bragi, der sich umdrehte und Vynsus Zaumzeug und Sattel herschaffte. Jori nutzte die Gelegenheit, sich an Vynsu zu wenden. »Bist du wahnsinnig?«, zischte er leise.

      Vynsus harte Miene und der dünne Strich seines Mundes bewiesen zumindest, dass er irrsinnig entschlossen war.

      Er löste zwei dicke Beutel von seinem Gürtel und reichte beide Jori.

      Doch er wich zurück. »Was ist das?«, fragte er, obwohl er die Antwort darauf bereits kannte, und sie gefiel ihm nicht.

      »Nimm schon«, forderte Vynsu ungeduldig. »Euer Sold. Ihr habt ihn euch wahrlich verdient in der Hölle, in die ich euch geführt habe. Ihr seid entbunden.«

      »Auch von deiner Freundschaft?«, fragte Jori, der das Silber noch immer nicht annehmen wollte. »Wenn nicht, dann spreche ich jetzt als Freund zu dir. Vynsu, hältst du es für klug, dich in deiner Position derart gegen den Großkönig zu stellen? Mann, er köpft dich doch!«

      »Mir bleibt keine Wahl!«

      Bragi kam zurück, und Vynsu drückte Jori das Silber in die Arme, um sein Pferd aufzusatteln. Hekkli schabte wieder nervös mit dem Huf, konnte den Ritt kaum erwarten. Während Bragi sich neben Jori stellte und Prinz Desith sich mit kalkweißem Gesicht auf den Boden übergab.

      »Ich glaub nicht, dass er reiten kann«, gab Bragi zu bedenken.

      Vynsu zog sich auf seinen Hengst. »Das muss er auch nicht.« Er lenkte den Rotfuchs um Bragi und Jori herum und reichte Desith seine Hand. Der Prinz von Elkanasai spuckte auf den Boden, wischte sich noch unschicklich mit dem Handrücken über den Mund und schlug dann entschlossen ein. Vynsu zog ihn hinter sich auf Hekkilstons Rücken und sah noch ein letztes Mal auf seine Freunde herab. »Ihr habt mich nicht gesehen, ihr habt nichts hiermit zu tun, und wenn ihr es gewusst hättet, hättet ihr mich aufgehalten, eure Loyalität gehört dem Großkönig! Ich habe euch vor zwei Tagen euren Sold überreicht. Ihr wusstet von nichts! Ihr geht heim, wie jeder Söldner nach getaner Arbeit!«, bläute er ihnen ernst ein.

      Jori schüttelte kritisch seinen Kopf, ließ seinen Freund seine Missbilligung deutlich spüren.

      »Ihr werdet verstehen«, versicherte Vynsu, dann gab er seinem Hengst einen Tritt in die Flanken und galoppierte aus der Palisade. Dabei nahm er die Kurve so eng, dass sein Knie beinahe den Boden berührte. Hekklis donnernde Hufe verklangen in der Nacht, die Reisfelder raschelten und Vögel stoben mit wütendem Geschrei davon.

      Bragi stellte sich hinter Jori. »Ist er irre geworden?«

      »Oh ja«, bestätigte Jori.

      »Tut er, was ich denke, was er tut?«

      »Die beiden unternehmen gewiss keinen netten Mondscheinausritt«, erwiderte Jori und hing die schweren Beutel mit dem Sold an seinen Gürtel.

      »Wie ist das eigentlich in Elkanasai«, fragte Bragi grübelnd, »der Kaiser wird doch gewählt, oder nicht? Angenommen, er würde abgewählt, dann wäre eine Ehe zwischen dem Prinzen von Elkanasai und dem Prinzen von Carapuhr doch einen Scheißdreck wert.«

      Jori