Название | Geliebtes Carapuhr |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chroniken der Bruderschaft 3 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752909692 |
Barbaren und Knechte tummelten sich an Feuern, Pferde schnaubten, Rauch stieg auf, Holzscheite knisterten und Kessel dampften, es roch nach Fellen und frischem Brot, das in Lehmtöpfen in der Glut gebacken wurde. Es war fast wie nach Hause zu kommen, jedoch fehlte der schneidende Wind und der Schnee.
Das Lager lag hinter der Grenze von Zadest in Kaiser Eagles Landen, sie hatten es vor der riesigen Urwaldwand aufgebaut, aus jener Vynsu mit seinen Kameraden trat. Hohe Gräser und Reisfelder kesselten sie ein, eine Kuhle bot etwas Deckung, aber bei weitem nicht genug. Taktisch war der Standort eine Katastrophe, aber der Großkönig kannte keine Gefahr. Nicht, dass er unklug handelte, sonst hätte er keine Palisaden und keine Wachen aufgestellt, aber manchmal provozierte er einen Angriff regelrecht.
Jedoch hatte das Lager seinen Standort dieses Mal rein aus Bequemlichkeit, es lag nahe an der Grenze zu Zadest, aber immer noch im Kaiserreich. Hier drohte ihnen keine Gefahr, Kaiser Eagle war ihnen wohlgesinnt und unterstützte natürlich die Unternehmung, seinen Sohn zu finden.
Er wäre selbst mitgekommen, das hatte er dem Großkönig versichert, aber mit dem Holzbein konnte er keinen langen Marsch unternehmen, und zu Pferd kam man so gut wie gar nicht durch das dichte Unterholz des Dschungels.
»Jetzt kann ich die Heimat schmecken!« Bragi zog neben ihm tief die frische, freie Luft ein, die über die gewaltige Weite der Felder wehte. Am Horizont konnten sie die Kulisse einer Stadt erspähen. »Der Wind weht von Norden, er ist kalt.«
»Kühl«, bemerkte Vynsu. »Kühl, aber noch nicht kalt.«
»Bald sind wir hoffentlich auf dem Heimweg«, mischte Jori sich ein, als er ebenfalls neben Vynsu trat und den Blick über die Senke schweifen ließ, die sich unter ihnen erstreckte und in der das Lager wie ein Heimatort wartete. Ein Stück Zuhause für Vynsu, wenn auch fern der Kälte.
»Falls sie je Derricks breiten Drachenarsch herschaffen können.« Bragi klang nicht zuversichtlich, und Vynsu konnte im Augenwinkel mitansehen, wie Jori ihm einen tadelnden Blick zuwarf.
»Was? Ich bin nur ehrlich!« Bragi zuckte nur mit den Schultern, sein noch sehendes, algengrünes Auge funkelte frech, das blinde Auge blieb milchig wie eh und je.
»Kommt«, forderte Vynsu sie lediglich auf und wandte sich ab, »tragen wir Desith da runter.«
Er selbst hatte kein gutes Gefühl, wenn er an Derrick dachte, größtenteils weil Desith jedes Mal panisch wurde, wenn auch nur dessen Name fiel.
Etwas stimmte hier nicht, aber wenn er den Großkönig warnen würde, nur weil er ein Bauchgefühl hatte, würde sein Onkel ihn vermutlich lediglich auslachen. »Du hast ein Bauchgefühl, Bursche? Dann solltest du stärker pressen, wenn du im Gebüsch sitzt. Aber verschwende nicht meine Zeit.«
Auf dieses Gespräch konnte er gut und gerne verzichten, er hatte sich ohnehin entschlossen nur noch Befehle auszuführen, er würde sich kein eigenes Urteil mehr erlauben. Vynsu übte sich im Schweigen und im demütigen Dienen.
Zumindest wurde er im Lager noch mit freudiger Aufregung in Empfang genommen, jede noch so arme Seele blickte auf, um ihn zu sehen, auch wenn mittlerweile bekannt sein dürfte, dass er die Krone nicht erben würde, wurde er von seinem Volk noch immer als Prinz betrachtet. So schlug ihm Bewunderung und Liebe entgegen, als er mit seinen Kameraden die Senke hinabstieg und die Palisaden durchschritt. Auch den Titel »Prinz Vynsu« ließen sie sich nicht verbieten, als sie nach ihm riefen, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Er sorgte höchstpersönlich dafür, dass für Desith ein eigenes Zelt vorbereitet wurde, doch auch durch den ganzen Trubel um ihn herum, wurde Desith nicht wach, er schlief tief und fest. Noch immer brannte Fieber in ihm, im Traum stöhnte er und wenn er aufwachte, holte er nur Atem, um Vynsu zu beschwören, nicht nach Derrick zu suchen. Dann schlief er wieder erschöpft ein.
Nachdem er Desith untergebracht hatte, ging er in das große Zelt, wo sich üblicherweise der mitgereiste Hofstaat des Großkönigs aufhielt, bei Speis und Trank und allerlei. Eine heitere Stimmung empfing ihn, ein Barde spielte in einer Ecke an einer Feuerschale seine Laute, Zofen saßen neben ihm und sangen lieblich, sie kicherten, als Vynsu sie kurz betrachtete und lächeln musste. An den Langtischen saßen Barbaren, Krieger, Leibwächter und Adelssöhne zusammen bei Met und Wildbret, sie prosteten ihm zu, und er nickte zurück. Bragi, Rurik und Vala saßen bereits unter ihnen, Jori fand man vermutlich zuerst bei den Pferden.
Vynsu ging weiter, der Thron des Großkönigs, der am Anfang der Tafeln stand und über alles zu wachen schien, war verwaist. Niemand würde es wagen, sich in Abwesenheit des Großkönigs dort hineinzusetzen, man munkelte, Melecay würde es riechen und demjenigen den Kopf abschlagen.
»Vynsu?«
Vynsu drehte sich um und erspähte seine Mutter in dem Gedränge. Sie saß mit einer Hofdame bei Tee und Strickwerk, und hielt überrascht in ihrer Arbeit inne. Obwohl er viel früher als erwartet zurückgekehrt war und er ihr einen ermüdeten Seufzer zur Begrüßung schenkte, hatte sie nichts als Wärme und ein Lächeln für ihn übrig.
»Du bist zurück, mein Sohn!« Sie ließ alles stehen und liegen, um auf ihn zuzugehen und ihn zu umarmen. Dabei musste er sich hinabbeugen, da sie mindestens zwei Köpfe kleiner war als er. Er drückte sie an sich, während die schüchterne Hofdame einen Knicks für ihn vollführte und dann mit gesenktem Kopf einfach dort stehen blieb.
»Der Großkönig fand, ich stünde ihm im Wege«, sagte er und versuchte, mit gespielter Belustigung seine Enttäuschung zu übertönen, »er schickte mich mit Desith vor, während er noch weiter nach Derrick sucht.«
Vynsus Mutter lehnte den Kopf zurück, ihre violetten Locken trug sie wie stets offen, sie rutschten über ihre schmalen Schultern nach hinten. Das schwarze Kleid aus Rabenfedern umschmeichelte ihre zierliche Figur. Seine Statur hatte er eindeutig nicht von ihr geerbt. Violette Iriden musterten ihn sorgenvoll, doch dann tätschelte sie ihm den Kopf. Eine Geste, die ohne ein einziges gesprochenes Wort all ihr Verständnis ausdrückte.
»Nimm es nicht so schwer«, flüsterte sie ihm zu, »du kannst nicht mehr tun als das, was er dir aufträgt.« Aber Vynsu konnte ihren Ärger in ihrem feinen Gesicht aufblitzen sehen, und er wusste, sie würde Melecay darauf ansprechen. Niemand außer sie wagte es, dem Großkönig die Stirn zu bieten, aber Vynsu wünschte sich, sie würde es einfach auf sich beruhen lassen. Es half ihm nicht, wenn seine Mutter seine Kämpfe austragen wollte.
Er winkte ab. »Ich nehme es ja gar nicht schwer, aber ich sorge mich. Derrick ist verwandelt, Ma! Onkel könnte gefressen werden.«
»Würde dem Hitzkopf guttun«, konterte sie schelmisch und ließ von Vynsu ab.
Er seufzte schwer. »Aber unserem Land nicht.« Ohne einen Erben, würden sich die Fürstentümer Carapuhrs innerhalb weniger Wochen alle gegenseitig die Köpfe einschlagen, während sie alle gleichzeitig nach der Krone griffen.
»Vielleicht«, gestand sie ein, »aber ich hätte es gesehen, würde ihm etwas zustoßen.« Sie tippte sich mit einem langen Fingernagel an die Schläfe. »Und das habe ich nicht, also sorgen wir uns nicht um ihn, sorgen wir uns um dich. Komm, iss und trink! Du musst erschöpft sein, mein Sohn.«
Sie nahm seine Pranken in ihre warmen Hände und wollte ihn auf eine Bank an einem Tisch schieben, dabei winkte sie bereits einer Magd. Doch er schüttelte den Kopf und zog sie sanft an einem Arm zu sich heran.
Neugierig sah sie zu ihm auf, die violetten Augen schimmerten wie Edelsteine.
»Du musst dich um Desith kümmern, Ma. Der Schamane tat sein Möglichtest, aber du weißt, ihre Heilung ist begrenzt.«
Er unterbrach sich, als die Magd mit einem Krug und einem Becher heraneilte. Seine Mutter hob eine Hand und schickte das Mädchen wieder fort. Ohne Protest zog sie eingeschüchtert von Dannen, denn Vynsus Mutter gehorchten alle ebenso demütig wie dem Großkönig selbst.
Sie