Maxillia. Veronique Larsen

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Название Maxillia
Автор произведения Veronique Larsen
Жанр Языкознание
Серия Maxillia
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753184494



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„Geht es?“, fragte ihre Mutter etwas besorgt, mit einer gewissen Note an Enttäuschung in der Stimme. Maxillia hätte gerne geantwortet, aber das Husten verhinderte dies. Also nickte sie nur, während sie versuchte sich wieder einzukriegen. Kräftig klopfte Isabella ihr auf den Rücken, bis sie sich wieder beruhigte und halbwegs normal atmete. „Du kannst das. Ganz ruhig und viel Konzentration“, sagte Max innerlich zu sich selbst, schloss die Augen, um ihre Konzentration zu sammeln, und machte sich bereit. Nun probierte sie es ein weiteres Mal, in der festen Überzeugung das es diesmal funktionieren würde, da sie nun wirklich nicht mehr Konzentration aufbringen konnte. Die Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, doch alles, was ihr gelang, war ein kleiner Feuerschweif, der einen Meter vor ihr zu Boden fiel und einen kleinen schwarzen Fleck auf dem Sand hinterließ. Wieder ging ein Kichern durch die Reihen der Rekruten, denen ihre Unfähigkeit wieder einmal zur Unterhaltung diente. Der Frust stieg in ihr auf und Wut bohrte in ihrem Magen. Den Tränen nah versuchte sie es verzweifelt immer wieder wenigstens die Puppe zu erreichen und einen kleinen Brandfleck zu erzielen. Jedoch gelang ihr dies nicht im Geringsten und der erhoffte Erfolg blieb wie üblich aus. Verzweifelt schaute sie zu ihrer Mutter, die nach dem zigsten Versuch endlich Erbarmen mit ihr hatte, während von den Rekruten nur weiteres Gelächter kam. „Na gut. Ein wenig weiter als gestern sind wir zumindest gekommen. Dann würde ich gerne den Schutzzauber wiederholen, der dir letztens gelungen ist“, beendete Isabella dieses peinliche Szenario. Dankbar wischte sich Max eine Träne weg und machte sich bereit den Schutzzauber zu üben. Mit einem Zauber ließ Isabella einen kleinen Stein zu Max herüber schnellen, die diesen mit dem Schutzzauber tatsächlich schaffte abzuwehren. Ihr Herz machte ein Hüpfer vor Freude, dass ihr dies auf Anhieb gelungen war und machte sich erneut bereit. Diesmal nahm Isabella einen größeren Stein, den sie ihrer Tochter wieder entgegen schnellen ließ. Auch diesen schaffte Max mit viel Mühe abzuwehren. Doch dann wählte ihre Mutter einen noch größeren Stein, der beinahe doppelt so groß war. Erschrocken wirkte Max den Schutzzauber, der allerdings den Stein lediglich abbremste, aber nicht aufhielt. Mit einem „Rumps“ knallte er gegen Maxillias Kopf und warf sie zu Boden. Im gleichen Moment war es wie ein zartes Klirren in ihr, als wäre Glas zersprungen. Doch der Schmerz durchströmte sie so sehr bis in die Zehenspitzen, dass sie es kaum vernahm. Vor ihren Augen wurde es schwarz und etwas Seltsames geschah. Denn noch einmal durchströmte sie ein stechender, brennender Schmerz, der sich anfühlte, als ob Feuer durch ihre Adern schießen würde. Plötzlich wurde alles vor ihren Augen weiß und eine Stimme schallte in ihrem Kopf, die etwas sagte was Max nicht verstand. Verschwommen und undeutlich erschien das Gesicht eines fremden Mannes in ihrem Kopf, der auf etwas Weißem sitzend kurz erschien, bevor das Bild eines schwarzen, blank polierten Steines für einen Bruchteil einer Sekunde aufblitzte, in dem es wie rote Flammen zu lodern begann. „Max?!“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter verzerrt rufen, als das Bild aus ihrem Kopf verschwand und sie verschwommen wieder ihre Umgebung wahrnahm. „Aua“, murmelte sie leise und setzte sich wackelig wieder auf. Undeutlich sah sie die Rekruten angespannt zu ihr rüber schauen, während Isabella ihr mit einem Tuch das Blut von der Stirn wischte. Brennen tat es allerdings nicht, da die Stelle, von der das Blut hinunter tropfte, ganz taub geworden war. „Das tut mir so leid, Schatz“, hauchte Isabella mit zittriger Stimme und half Max auf. Wankend versuchte sie auf ihren Beinen zu stehen. Doch diese drohten weg zu knicken. Ganz benommen fühlte sie sich, wobei es weniger von der Verletzung, sondern viel mehr von dem seltsamen Ereignis zu sein schien. „Kann ich helfen, eure Hoheit?“, fragte die angenehm tiefe Stimme eines blonden Rekruten, den Maxillia erst gar nicht bemerkt hatte. Er musste zu ihnen geeilt sein, um zu helfen und verbeugte sich tief vor seiner Königin und seiner Prinzessin. „Ja, bitte“, stimmte Isabella zu, die ganz schön aufgelöst schien. Vorsichtig griff der junge Mann unter Maxillias Arme und half ihr vorsichtig in Richtung der Burg zu gehen. Seine starken Arme, nahmen Max das Laufen beinahe komplett ab und sein Duft hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf sie. Schade war es nur, dass sie sein Gesicht nicht richtig erkennen konnte, da vor ihren Augen immer noch alles verschwommen war. Gerne hätte sie gewusst welcher der Rekruten so gut roch und ihr so freundlich geholfen hatte, um ihm später danken zu können. Doch ihre Augen taten nicht ihren Dienst, sodass ihr sein Gesicht verborgen blieb. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie doch noch etwas zu sehen, woran sie ihn wiedererkennen könnte, als sie in der Eingangshalle angekommen waren und er sie ihrem Vater Don übergab, der zufällig gerade durch diese hindurch gelaufen kam. Leider blieb es aber dadurch dabei, dass sie sich lediglich seinen Geruch merken konnte. Kurz sah sie ihm noch hinterher und versuchte sich wenigstens seine Umrisse einzuprägen. Aber ihre Eltern schienen dem nicht viel Beachtung zu schenken und führten Max gleich aus der Eingangshalle hinaus. Behutsam brachten sie sie auf ihre Gemächer, nach oben in ihr Schlafzimmer und setzten sie vorsichtig auf das große Bett. Mit dröhnenden Kopfschmerzen legte sie sich in voller Montur hin und schloss ihre Augen, während Don besorgt fragte was geschehen war. Stammelnd erklärte Isabella es ihm, mit einem sichtlich schlechten Gewissen, während sie sich immer wieder bei Max entschuldigte. Es dauerte nicht lange bis ein Arzt hereingeeilt kam und Maxillia gründlich inspizierte. Nachdem er die Wunde gereinigt und verbunden hatte, überreichte er ihr einen Beutel voll Eis, den sie erst beim dritten Versuch schaffte entgegen zu nehmen, da sie irgendwie immer noch alles verschwommen und nur zur Hälfte wahrnahm und daher ein paar, mal danebengegriffen hatte. Lächelnd legte Max sich diesen auf die Stirn und schloss die Augen, während die Kälte den Schmerz etwas betäubte. „Ruh dich aus, Schatz. Das Abendessen lassen wir dir herbringen“, hauchte Isabella liebevoll und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. „In Ordnung“, nuschelte Max als Antwort, die einfach nur noch ihre Ruhe haben wollte. Vorsichtig zog Isabella ihrer Tochter wenigstens noch die Schuhe aus, bevor sie und Don die Gemächer verließen. Beschämt über das, was geschehen war, verbrachte Max den restlichen Tag in ihrem Bett und dachte über diesen Bildfetzen mit dem Mann und diesem Stein nach. Seltsam war es schon. Schließlich hatte sie diesen Mann noch nie zuvor gesehen, genauso wie solch einen seltsamen Stein. Denn auch wenn alles verschwommen war, konnte sie genug erkennen, um sich darüber sicher zu sein. Doch am meisten nagte die deprimierende Tatsache, dass sie nicht einmal einen blöden Stein hatte abwehren können, wenn sie doch den Hieb eines Schwertes hätte parieren können müssen. In einem Kampf wäre sie also chancenlos ihrem Gegner ausgeliefert. Vielleicht war sie doch mehr Mensch als Elf. Vielleicht kam sie zu sehr nach ihrer Großmutter, über die sie lediglich wusste, dass sie ein solcher gewesen war. Viel mehr hatte Isabella über ihre Mutter auch nicht sagen können, da sie ihre Eltern selbst nie hatte kennenlernen dürfen. Die Gedanken plagten Maxillia schon sehr, da sich ihr so auch wieder diese Fragen und Gedanken aufdrängten. Denn wie sollte sie so nur das Volk ihrer Eltern irgendwann mal führen können? Ihre Untergebenen würden sie doch niemals ernst nehmen. Und wieder einmal haderte sie mit dem Schicksal ihrer Geburt und den sich daraus ergebenen Verpflichtungen, der Einsamkeit und diesem albernen Gehabe um ihren Titel. Jeder behandelte sie, als sei sie ein rohes, zartbesaitetes Ei, mit dem man immer gekünstelt reden müsse. Nie sagte jemand mal etwas direkt und eindeutig und vor allem nicht, was er wirklich dachte. Die Lügen und künstlichen Nettigkeiten gingen ihr gehörig auf den Senkel. Doch was sie am meisten störte war, dass sie dies selbst auch tun musste, da sie sonst gleich als herrisch, zickig und unfreundlich gelten würde. Wie gerne doch würde sie mal ihre wirkliche Meinung sagen. Besonders diesen aufgeblasenen Pinseln von Prinzen des Bündnisses. Zu gern würde sie ihnen sagen, wie dämlich sie doch aussähen, wenn sie so herumstolzieren, als hätte man sie an einen Stock gebunden. Doch es half nichts sich über die Dinge aufzuregen, die sie nicht ändern konnte. Der Zufall des Schicksals hatte sie nunmal an diese Stelle gestellt. Seufzend setzte sie sich vorsichtig auf. Ihr Kopf dröhnte immer noch vor Schmerz und pochte vor sich hin, als wäre er zur doppelten Größe geschwollen. Zumindest kehrte ihre Sehfähigkeit allmählich zurück, so dass sie die Sonne beim Untergehen beobachten konnte. Bis spät in die Nacht hinein starrte Max aus ihrem kleinen Fenster in die funkelnden Sterne und dachte darüber nach, was an diesem Tag geschehen war. Was hatte es zu bedeuten gehabt, was sie nach dem Unfall mit dem Stein gesehen hatte? Hatte es etwas zu bedeuten oder war es einfach nur ein Produkt aus der Ohnmacht und dem Schmerz gewesen? Sehnend starrte sie in den Nachthimmel, während sich die Fragen mit einem Verlangen nach Freiheit mischten, das in ihrem Herzen brannte. Freiheit, die ihr scheinbar nur der Himmel und die Luft hätten bieten können. Freiheit, die sie wohl nie erlangen würde.