Zement. Fjodor Gladkow

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Название Zement
Автор произведения Fjodor Gladkow
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754938942



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Wir wissen nicht, wie wir unsere Graupen kochen sollen. Wem muss man nun eins auf den Deckel geben?"

      Dascha notierte sich Domachas und Lisawetas Auskünfte, eine Kummerfalte auf der Stirn.

      „Genossin Lisaweta, du wirst alle Heime inspizieren und dem Frauenausschuss darüber berichten. In der Erde wühlen — schön, ohne das geht's noch nicht. ,Auf den Deckel geben' aber — ohne das geht's auch nicht."

      Einmal hatte Lisaweta auch einen Blick auf Gleb geworfen, ihn dann aber nicht weiter beachtet.

      Wieder begegneten ihnen auf Schritt und Tritt Frauen mit und auch ohne Kopftuch. Alle lächelten Dascha ehrerbietig und einschmeichelnd zu, während sie Gleb argwöhnisch von der Seite musterten. Wer war das? Doch nicht etwa einer von diesen aufdringlichen Revisoren, die man genau beäugen musste, um ihre schwachen Seiten herauszufinden?

      Gleb haschte nach Njurkas Hand und bat: „Gib mir doch das Händchen, Njurkalein! Der Mama gibst du's, warum denn mir nicht?"

      Sie versteckte ängstlich ihre Hände. Doch als er die Kleine dann wie zufällig auf den Arm nahm und küsste, gab sie den Widerstand plötzlich auf und sah ihm zum ersten Mal aufmerksam und bedachtsam ins Gesicht. „Ihre Njurka ist ein prächtiges Mädchen."

      Die Heimleiterin hatte es gesagt, eine wendige, nicht zu fassende flinke Maus mit funkelnden Augen und Goldzähnen.

      Dascha sah an ihr vorbei, ihr Gesicht wurde wieder streng und hart.

      „Was heißt hier — meine Njurka. Hier sind alle gleich. Alle sollen prächtig sein ..."

      „Ja, gewiss, gewiss! Wir tun ja alles für die Proletarierkinder. Die Proletarierkinder müssen wir jetzt in den Mittelpunkt unserer Sorge stellen. Der Sowjetmacht ist so sehr daran gelegen."

      Gleb knirschte mit den Zähnen. Dummes Geschwätz! Man sollte mal untersuchen, was für ein Element das ist!

      Und dann kamen Klagen, Klagen, Klagen.

      Auch auf die Klagen antwortete Dascha streng und unfreundlich, solche Sprache hatte Gleb früher nie von ihr gehört.

      „Ich bitte Sie, jammern Sie nicht, Genossin Heimleiterin! Weisen Sie Tatsachen vor, aber jammern Sie nicht. Auf Gejammer kommt es hier nicht an." „Aber nein doch, nein doch, Genossin Tschumalowa, gewiss nicht! Mit Ihnen ist so schön, so angenehm zu arbeiten!"

      Dascha schaute in alle Ecken, steckte ihre Nase überallhin, hörte nicht auf zu fragen. Schließlich riss ihr die Geduld, und sie drang auch in die Räume des Personals ein.

      „Ach, so-o ist das also! Wie kommen denn Sessel, Lehnstühle und Sofas hier in diese Zimmer? Und Blumen sind auch da und Bilder und Plastiken, und was noch alles! Ich habe doch gesagt: man darf den Kindern nichts entziehen. Das ist eine Gemeinheit! Glauben Sie, die Kinder würden sich nicht auch gern auf Sofas und Teppichen herumwälzen? So geht das nicht!"

      „Ja, sehen Sie, Genossin Tschumalowa... Sie haben natürlich recht. Aber die pädagogische Praxis ... Das ist doch schädlich, erzieht zur Faulheit. Und dann der Staub und die Ansteckungsgefahr."

      Aus den Augen der Heimleiterin zuckten nadelspitze Blitze, Dascha aber sah sie gar nicht an und sprach mit unveränderter Stimme weiter, auf ihren Wangen brannten rote Flecke.

      „Ich pfeife auf Ihre Praxis! Unsere Kinder haben wie die Schweine gelebt. Doch jetzt sollen sie Licht haben und Luft und weiche Möbel und Bilder. Alles müssen wir ihnen geben, alles, was wir nur können. Den Klubraum einrichten und ausschmücken. Sie sollen essen, spielen, sich der Natur freuen. Für uns nichts, für sie — alles! Und wenn wir's uns aus den Rippen schneiden, her muss es! Damit das Personal nicht faulenzt, stecken wir es am besten in elende Kammern. Streuen Sie mir gefälligst keinen Sand in die Augen, Genossin Heimleiterin. Ihre Praxis ist mir klar, und manches andere auch."

      Die flinke, wendige Maus ließ die Goldzähne funkeln und lachte verzückt, doch in ihren Augen blitzten Nadelspitzen.

      „Aber wer zweifelt denn daran, Genossin Tschumalowa? Ihr Scharfsinn und Ihre Aufmerksamkeit sind selten für eine Frau. Unter Ihrer Leitung wird alles gut, alles ausgezeichnet gehen."

      Beim Abschied überschüttete Dascha Njurka von neuem mit Liebkosungen, und die anderen Kinder schrieen wieder durcheinander und umringten sie.

      Njurka betrachtete Gleb mit einem langen, nachdenklichen Blick. „Möchtest du nach Hause, Njurkalein? Spielen wie früher und bei Papa und Mama bleiben."

      „Meine Mama ist hier. Da ist sie. Aber mein Papa ist nicht da. Mein Bett steht dort drüben. Wir haben gerade Milch getrunken und spazieren gleich los, mit Musik." Zum ersten Mal umarmte sie Gleb, anschmiegsam und scheu. In ihren Augen, den Augen ihrer Mutter, glommen die Funken einer unbeantworteten Frage.

      Bis zur Chaussee sprach Dascha kein Wort. Auf ihrem Gesicht lag noch ein Abglanz warmer Zärtlichkeit. An der Landstraße sagte sie dann bedauernd: „So, ich muss jetzt zum Bezirkskomitee. Wir haben viel zu tun, ich komme erst spät nach Hause. Für uns im Frauenausschuss reichen vierundzwanzig Stunden am Tag nicht mehr aus. Mit den Kindern kommen wir zurecht, aber die verfluchten Weiber müssen wir bearbeiten. Wenn man nicht überall seine Augen hätte, die raubten alles bis zur letzten Krume... eigenhändig! Wahre Knechtsseelen! Ja! Überall Feinde. Mein Gott, wie viele Feinde! Die Bande mit den Goldzähnen, von der ist nichts anderes zu erwarten, aber unsere eigenen Leute, unsere eigenen, Gleb! Die reinsten Knechtsseelen! Na, was meinst du denn dazu, wenn man ein bisschen bei den Bourgeois requirierte?"

      Gleb hielt es kaum noch aus: Das war eine fremde, neue, nie gesehene Frau.

      Mürrisch, fast feindselig, sagte er: „Werde es mir überlegen. Das ist nicht so einfach zu entscheiden. — Kommt ganz darauf an, was das Gouvernementskomitee dazu sagt."

      Dascha runzelte die Stirn, lächelte, und ihr Kinn zitterte leicht. Sie sah ihn an, prüfend — mit Antwort heischendem Blick, er aber schaute finster zur Seite.

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