Название | Die Melodie in dir |
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Автор произведения | Alessandra Grimm |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753191188 |
„Alles bestens! Ich habe jetzt eine Freundin!“, sagte er und reckte seine stolze Brust ihr entgegen. „Das freut mich! Ist sie auch hier?“
„Leider nicht. Ihre Eltern erlauben es ihr noch nicht, sie sei zu jung. Vielleicht in zwei Jahren mal.“
Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis die Bandkollegen von Simon dazu kamen. Sie waren allesamt älter als Simon, aber von ihrer Art her hätte man keinen Altersunterschied gemerkt. Obwohl unter anderem Sven schon achtzehn war, dachte Mia manchmal, sie würde mit einem vierzehn-Jährigen reden. Die regelmäßigen Chats am Abend blieben nicht aus und oft half sie Sven bei seinen Songtexten. Immer wieder versuchte Mia ihn dazu zu bringen, auch mit Becky zu schreiben, denn ihre Freundin war ziemlich in den Gitarristen verschossen. Doch leider hatte er überhaupt kein Interesse an ihr.
Mia unterhielt sich mit allen die sie kannte und teilweise kamen auch die Fremden mit in die Runde. Zu groß war die Neugier, wer hier im Backstage-Bereich so viel Aufsehen und Lacher erregte, gab es sonst kaum Angehörige der einzelnen Bandmitglieder, die sich dort blicken ließen. Außerdem spielte Mia mal wieder ihre Flachwitz-Kassette ab, die viele äußerst amüsant fanden. „Ist das deine Freundin, Simon?“, ertönte eine dunkle Stimme von hinten. Mia drehte sich um. Ein Junge stand vor ihr mit kinnlangen, braunen Haaren. Seine Augen trugen dieselbe Farbe. Hier und da hatte er ein paar Pickel am Kinn. Von Bartwuchs noch keine Spur. Er sah schlaksig aus, aber wer tat das in diesem Alter nicht? Definitiv war er älter als sie. Sie schätzte ihn auf mindestens siebzehn ein.
Seine vollen Lippen formten sich zu einem Lächeln und ließen seine hellen Zähne hervorblitzen. „Warum guckt sie denn so kritisch.“, erwiderte er, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Irritiert sah sie zu Simon und bemerkte erst dann, dass sie tatsächlich die Stirn krausgezogen hatte und dadurch eher sauer wirkte, als freundlich. Simons Miene hatte ihr das deutlich wieder gespiegelt. Er strich sich durch sein schwarzes Haar, das ebenfalls zu lang für ihren Geschmack war. Die Mode damals war eben anders. „Nein, das ist meine beste Freundin Mia. Mia das ist Ben, der Sänger und Gitarrist der Band Interrobang.“
Mia reichte ihm die Hand. „Nett, dich kennenzulernen. Bin auf eure Musik gespannt.“ Sein Blick wanderte von ihren Augen hin zur Hand, dabei biss er sich verlegen auf die Unterlippe, sah wieder hinauf und entgegnete endlich der Geste. Als sich ihre Hände berührten, spürte Mia ein leichtes Kribbeln auf ihrer Haut, gefolgt von einem flauen Gefühl in ihrer Magengrube. „Freut mich auch, beste Freundin von Simon. Ich bin gespannt, wie dein Urteil ausfallen wird.“
„Mia.“
„Was?“
„Mia ist mein Name. Noch bist du nicht so berühmt, als dass du dir Namen nicht merken solltest.“ Verblüfft sah er ihr hinterher, als sie die Hand rasch wegzog und den Backstage-Bereich verließ.
Kapitel 3
„Seid ihr bereit für Interrobang?“, fragte der Moderator, ein Schulkamerad aus dem Abiturjahrgang, der jede Gelegenheit nutzte, um auf der Bühne seine Show abzuziehen. Die Zuschauer jubelten und es war klar, dass die Band bereits einige Fans in der Menge zu zählen hatte. Vollkommene Newcomer waren sie demnach nicht. Ben kam auf die Bühne und heizte dem Publikum ein. Nach ein paar Worten begann er den ersten Song anzuspielen. Die Lichter waren auf die Jungs gerichtet. In kreisenden Spots fiel jedoch die totale Aufmerksamkeit auf Ben. Das Schlagzeug stand mittig auf der Bühne und einen halben Meter weiter hinten als die Plätze des Gitarristen und Bassisten. Obwohl damit etwas im Hintergrund nahm Ben die vollkommene Präsenz auf der Bühne ein, als er sich hinter die Trommeln setzte. Eins wurde damit schnell klar, Ben war der Star der Band. Die Lichtkegel ließen seine in Schweiß gebadete Haut schimmern. Wenige Perlen zeichneten sich von seiner Schläfe ab und sein Haar begann strähniger zu werden.
Die Musik war nicht schlecht, aber Mia gefiel nur ein einziger Song mit dem Titel Niemals darfst du gehen. Ben hatte keine gute Stimme. Er war nicht als Sänger geboren. Zwar traf er die Töne und aufgrund der Stimmung war die Performance auch live in Ordnung, aber ein richtiger Sänger war er definitiv nicht. Dafür war seine Stimme nicht aufregend genug, aber das würde Mia ihm erstmal nicht sagen.
Mia wurde warm. Die Menschen und die fehlenden Fenster sorgten für eine stickige Atmosphäre. Die Temperatur erinnerte an einen heißen Sommertag, obwohl bereits Herbst war und sie freute sich jetzt schon auf die kühle Brise, die für alle ein Segen sein würde.
Mia hatte sich einen Weg in die erste Reihe gebahnt und sah kurz zu Ben hinüber, dessen Shirt mittlerweile vollkommen durchtränkt war. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Zu sehr ekelte sie sich vor dem Schweiß und wollte gar nicht wissen, wie er wohl nach dem Auftritt riechen würde. Seine Bandkollegen schwitzten zwar auch, aber nicht so intensiv wie er. Schlagzeugspielen schien einer Sporteinheit zu gleichen. Sie drehte sich um, ihre Freundin Becky schlängelte sich ebenfalls einen Weg nach vorne mit zwei Plastikbechern in der Hand, denn gleich würde Good-For-Nothing die Bühne betreten. Bens Haare waren mittlerweile vollkommen durchnässt und während er seinen Kopf im Takt schüttelte, trafen einige Schweißperlen die vordere Menge. Mia beobachte dieses Schauspiel angewidert und zog Becky ein wenig zur Seite, um nicht getroffen zu werden. Interrobang spielte den letzten Song.
*
Ben erblickte das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren in der Menge. Ihre Locken hatten sich noch stärker gekräuselt als zuvor im Backstage-Bereich. Unbegeistert wippte sie im Takt mit, hielt dabei ihre Umhängetasche am Riemen umklammert. Ein Mädchen mit Engelslocken gesellte sich zu ihr und drückte ihrer Freundin ein Getränk in die Hand. Deutlich mehr von der Musik begeistert, begann das fremde Mädchen zu tanzen und versuchte dabei keinen Tropfen auf der Tanzfläche zu hinterlassen. Von Mia nach wie vor keine andere Reaktion. Selbst als ihre Freundin ihre Hand nahm, um sie zum Tanzen zu animieren, rührte sie sich nicht. Sie zog die Hand zurück, schüttelte lachend den Kopf und nippte an ihrem Becher. Fand sie die Musik wirklich so furchtbar? Er versuchte sich davon nicht verunsichern zu lassen. Er kannte sein Talent und wusste, dass er ein guter Musiker war. Wer war schon dieses junge Mädchen? Ihre Meinung hatte nichts zu bedeuten.
*
Es folgte der Schlussakkord und die Menge jubelte, verlangte sogar eine Zugabe. Doch Ben vertröstete seine Fans mit der Ausrede, er müsse erstmal seine Haare auswringen, sonst würde die Menge sich bald noch stärker in seinem Schweiß baden. Mia war ganz froh über den Ausfall, so hatte Good-For-Nothing die Möglichkeit, eine längere Spielzeit zu ergattern. Immerhin waren sie das Highlight und die letzte Band, die heute auftrat. Quasi der Stolz der Stadt unter den Jugendlichen.
Interrobang verließ die Bühne und es folgte eine kurze Pause, in welcher Mia versuchte ihre Cola Light so schnell wie möglich hinunter zu kippen. Gleich würde sie die Tanzfläche rocken.
Eine Handvoll weiterer Mädchen eilten an ihr vorbei in Richtung des Backstage-Raums. Ben und seine Freunde hatten ihn gerade verlassen, offensichtlich auch mit frisch gewechselten Shirts und hatten allesamt ein Bier in der Hand. „Ben, du hast so toll gesungen!“, hörte sie ein Mädchen kreischen und rollte genervt mit den Augen, als sie sich von diesem Bild abwandte. Es war nichts Neues, dass die Bandmitglieder gerade von Mädchen auf den Konzerten angesprochen wurden, um hinterher Nummern zu tauschen. Groupies gab es eben auch für Schulbands und besonders die Gitarristen waren an ihrer Schule beliebt. „Wie findest du die Band?“, fragte sie Becky, die weiterhin im Takt wippte, als Last Resort von Papa Roach gespielt wurde. „Ganz okay, aber die Stimme ist so lala.“, antworte Mia unbeeindruckt. Becky nickte zustimmend. „Aber dieser eine Song, wo die Freundin niemals gehen darf, der war doch ganz gut, oder?“
„Ja, der war tatsächlich nicht schlecht. Der Text könnte etwas ausgefallener sein, aber er hat definitiv einen Ohrwurm-Charakter.“
Die Musik verstummte und die Menge fing wieder an zu jubeln. Die Tanzfläche füllte sich erneut und alle warteten gespannt auf das Finale. Good-For-Nothing kam auf die Bühne und als Mia Simon sah jubelte sie ihm fröhlich zu und klatsche laut.
Es