Название | Sternenglanz |
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Автор произведения | J.D. David |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754167458 |
Und dann war da noch die Sache mit der Religion gewesen. Für ihn hatte der Glaube an die Geister der Steppe weniger etwas Religiöses. Er wusste einfach, dass es sie gab, und dass er, falls er würdig war, einst in der Unendlichkeit an ihrer Seite reiten würde. Dafür brauchte er weder Priester noch Kirchen. In Valorien gab es den Glauben an die Trias, aber dieser hatte trotz der Erleichterung der Gesetze erst durch den Reichsverweser Alois, später durch Königin Luna, einen schweren Stand. Hier in der Peltamark war dies anders. Die Kirche schien tief verwurzelt im Land. Sie vertrat den Glauben an zwei Götter. Adenur. Der Tag. Vater des Reiches und Gott der Rechtschaffenden und Starken. Und Rudena. Die Nacht. Mutter des Volkes und Göttin der Schwachen und Schutzbedürftigen. Weder im Fall der Trias noch im Fall der Pelten konnte Narthas verstehen, wie man etwas Göttliches auf ein menschliches Abbild projizieren konnte. Als wären Götter wie sie Menschen, die irgendwo saßen, und auf die Welt schauten. So hatte er sich einfach nur vorgenommen, das Thema möglichst gar nicht aufzugreifen. War wohl besser so.
„Ihr habt Glück. Erzherzog Laurenz begrüßt euch persönlich.“, sagte Herzog Arnold schließlich und deute auf den vordersten der Reiter, die am Tor warteten. Im Vergleich zu den anderen Rittern, die alle Plattenrüstungen und Vollhelme trugen, war der Erzherzog nicht gerüstet. Auch sonst erschien er nicht, wie Narthas ihn sich vorgestellt hatte. Bei der Erwähnung des Erzherzoges hatte er einen älteren Mann erwartet, der durch seine Erfahrung in Krieg und Frieden das Vertrauen der Herzöge gewonnen hatte. Doch auf dem Pferd saß ein junger Mann in feinster Kleidung. Das gesteppte Wams war aus edlem Stoff und zeigte den Drachen der Peltamark, allerdings detailreicher und aufwendiger als auf den meisten Bannern. Am Gürtel trug der Erzherzog ein Langschwert, in dessen Griff ein großer Rubin eingearbeitet war. Er hatte hellbraune Haare, ähnlich wie Arnold, allerdings mit einem Stich von blond. Sein sauber geschnittener Bart umrandete den Mund, der Rest des Gesichts war glattrasiert. In den Augen erkannte der Khan weder Furcht noch Feindseligkeit. Sein Blick war nicht streng, sondern eher neugierig, erwartungsvoll. Narthas musterte ihn.
„Euer Gnaden.“, sprach Arnold den Erzherzog an, als sie sich näherten, und deutete eine leichte Verneigung an. „Ich darf Euch Freiherr Wanfried von Tulheim vorstellen, ein Ritter aus dem Reich Valorien. Sowie Narthas Khan, ein Khan der Urben, der wie der Freiherr der Krone Valoriens verpflichtet ist. Meine Herren, ich darf euch Erzherzog Laurenz van Targarin vorstellen, Herrscher der Peltamark, von Adenurs Gnaden.“
„Danke, Arnold.“, sagte der Erzherzog, während er den Gästen entgegenritt und wandte sich dann zuerst an Wanfried. „Meine Amme erzählte mir häufig Geschichten über die legendären Ritter Valoriens. Ich hätte aber nie gedacht einen solchen in Tarvestdamm willkommen zu heißen.“, begrüßte der Herzog den Ritter in der gemeinen Sprache, die von Valorien bis in das Kaiserreich gesprochen wurde, allerdings mit einem ähnlich starken Akzent wie Arnold. Narthas hatte bemerkt, dass die Sprache der Peltamark Ähnlichkeiten mit der valorischen Sprache aufwies, allerdings doch so unterschiedlich war, dass er schnell gesprochene Sätze nicht verstand. Aber für ihn war dies auch nicht die Muttersprache.
Wanfried lächelte grimmig zurück. „Wahrscheinlich hat eure Amme übertrieben.“
„Welches Schwert tragt Ihr?“, fragte der Erzherzog neugierig.
„Flammendorn. Das Feuer der Sterne brennt in seiner Klinge.“, antwortete Wanfried.
„Ja. Ich glaube daran erinnere ich mich. Doch am Meisten erinnerte ich mich stets an Königsklaue. Ein Schwert nur gemacht, den König zu schützen. Ist das nicht eine schöne Geschichte?“
„Nicht nur eine Geschichte.“, korrigierte Wanfried, bevor sich der Erzherzog an Narthas wandte.
„Der letzte Urbe, der die Brücke nach Tarvestdamm überquerte, kniete in Ketten auf einem Ochsenkarren.“
„Und wenn ich nicht wohlbehalten aus deiner Stadt hinausreite, Erzherzog Laurenz, dann werden die nächsten Urben, die über diese Brücke reiten, Schwert und Fackel in der Hand halten.“, erwiderte Narthas bissig. Doch zur Überraschung des Khan antwortete Laurenz nicht mit einer Beleidigung, sondern lachte auf.
„Das würde ich gerne verhindern. Aber hier ist wohl kaum der Ort, dies weiter zu besprechen. Folgt mir in meine Burg, dann werden wir in Ruhe über euer Begehr sprechen können. Arnold war so freundlich, mir bereits einen Boten zu schicken.“, sagte er und wendete sein Pferd, um von Arnold, Narthas, und Wanfried gefolgt in die Feste einzureiten. Erst hinter den letzten Urben wendeten auch die Ritter der Peltamark und folgten der Gruppe in den Burghof.
Wanfried erinnerte die Feste des Erzherzogs ein bisschen an den Sitz des Herzogs von Rethas in Grünburg, obwohl dieser merkbar kleiner war. Sie war eine militärische Festung, allerdings weniger schwer befestigt als zum Beispiel Taarl oder Auenstein. Gleichzeitig war sie funktional und schlicht eingerichtet, nicht wie der Palast in Tjemin, mit seinen ausladenden Gärten. Auch der kleine Saal, in den sie Laurenz geführt hatte, war einfach eingerichtet. Ein runder Tisch für zehn bis zwölf Personen mit dem geschnitzten Wappen der Peltamark, ein Kamin, Schilde, Schwerter und Banner an den Wänden. Das war es.
Neben Erzherzog Laurenz und Herzog Arnold war noch ein dritter Pelte zu ihnen gestoßen. Ein alter Mann, dessen Kopf zwar keine Haare mehr hatte, der aber dafür noch dichte, weiße Koteletten aufwies. Herzog Karel van Hofsteede, Kanzler der Peltamark, und dafür verantwortlich für die Regierungsangelegenheiten des Landes. Sie waren auch zu dritt. Er, der Khan, und dessen Sohn. Ein ausgeglichenes Verhältnis für eine freundschaftliche Verhandlungen, zumindest erhoffte sich Wanfried dies. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren genug für ein ganzes Leben gekämpft, als er sich mit den Schwarzen Pfeilen Herzog Celan widersetzt hatte. Umso mehr ärgerte es ihn, dass Königin Luna ihn bestimmt hatte, Narthas zu begleiten. Doch nun wollte er seine Rolle als ihr Botschafter auch wahrnehmen. Denn bald würden weitere Kämpfe auf sie warten, und gegen das Kaiserreich konnten sie fürwahr jeden Mann brauchen.
„Also, meine Gäste, wieso sollte ich euch gestatten, eure Truppen durch die Peltamark zu führen?“, fragte Erzherzog Laurenz, als sie sich gerade hinsetzten. Beiläufig fast, aber dennoch mit einer Schärfe, die scheinbar in der Herzlichkeit seines Ausdrucks unterging. Gleichzeitig winkte er zwei Diener herbei, die Wein ausschenkten.
Wanfried räusperte sich, wollte gerade sprechen, als sich Narthas leicht nach vorne über den Tisch lehnte. „Um dir einen Gefallen zu tun, Erzherzog. Denn dein kleines Land liegt leider im Weg meiner Horde. Allerdings verspüre ich keinen Drang danach, gegen euch in den Kampf zu ziehen. Ansonsten würden wir nur verbrannte Erde hinterlassen.“, erwiderte der Khan undiplomatisch.
Wanfried klopfte ihm auf die Schulter und zog ihn leicht zurück, versuchte ein Lächeln aufzusetzen. „Euer Gnaden. Der Khan brachte es in gewisser Weise auf den Punkt. Wir haben ein Heer gesammelt, allerdings hegen wir keine Feindschaft gegen die Peltamark. Lasst uns passieren, und wir werden weder euch noch eure Herzöge behelligen. Eine einfache Forderung.“
Laurenz schaute leicht nach unten, lachte leise und schüttelte den Kopf. Dann blickte er erst zu Arnold, dann zu dem alten Karel und sagte einige Worte in der peltischen Sprache.
„Keine einfache Forderung.“, antwortete dann Kanzler Karel. „Jahrhunderte griffen uns urbische Stämme an. Stets konnten wir sie abwehren, mit der Stärke der peltischen Ritter. Nun verlangt ihr, dass wir ohne Kampf hunderte urbische Reiter in die Peltamark lassen?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe bereits gegen dein Volk gekämpft, Narthas, als du noch ein kleines Kind warst. Wieso sollte ich dir trauen?“, sprach er dann direkt den Khan an.
„Ich dachte ich verhandele mit dir, Erzherzog.“, erwiderte Narthas nur. „Und für eine Ablehnung hätten wir den langen Ritt nicht auf uns nehmen müssen, dann hätten wir auch gleich gegen Herzog Arnold in die Schlacht ziehen können.“
„Aber dann hättet ihr meine Gastfreundschaft nicht genießen können.“, erwiderte Laurenz und erhob dann den Becher, um anzustoßen.