Sternenglanz. J.D. David

Читать онлайн.
Название Sternenglanz
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754167458



Скачать книгу

mit ruhiger Stimme, um die Stimmung nicht weiter anzuheizen.

      „Die Zunge Kargats. Ausreichend. Und Ihr seid?“, antwortete ihr Gegenüber nun nur an Wanfried gerichtet.

      „Ich bin Wanfried von Tulheim, Freiherr von Tulheim, und Ritter Valoriens.“, antwortete er und nickte dann Narthas auffordernd zu. Dieser zog die Augen zusammen, blickte dann aber zu ihrem Gegenüber. „Narthas Khan, Sohn des Ikran.“, stellte auch er sich vor.

      „Wir sind im Namen ihrer Majestät Königin Luna I. von Valorien unterwegs. Doch unser Augenmerk gilt nicht der Peltamark. Bietet uns freies Geleit, und keiner Eurer Männer wird zu Schaden kommen.“, bot Wanfried an. Der Ritter merkte, dass dies dem Khan neben ihm widerstrebte. Der Urbe hätte der Drohung wohl lieber mit einer eigenen Drohung geantwortet. Oder mit dem Schwert. Aber Wanfried hoffte, mit Diplomatie weiterzukommen. Denn der Adelige der Peltamark musste auch erkennen, dass es für ihn an diesem Tag nur zwei Möglichkeiten gab: Kapitulation oder Tod.

      Ihr Gegenüber zog die Stirn zu Falten und musterte den Ritter und den Khan, bevor er antwortete. Schließlich nickte er Wanfried zu. „Arnold van Frega, Herzog von Frega und Seneschall der Ritter der Peltamark.“, stellte er sich vor. „Ich habe von Valorien gehört. Es liegt hinter Kargat und der Steppe der Urben, nicht wahr? Was macht ihr hier, in Beisein dieser…“ Er zögerte. Es hätten wohl viele Worte gepasst. Wilden. Barbaren. „…Urben.“, schloss er den Satz.

      „Eigentlich ist er nur hier, um auf mich aufzupassen.“, sagte Narthas mit einem Grinsen, was Lokran und Zirgas kurz zum Lachen brachte. „Ich führe meine Reiter nach Süden. Doch wie Wanfried sagte, gilt mein Zorn nicht der Peltamark. Wenn dir etwas am Leben deiner Männer liegt, Arnold van Frega, dann legt die Waffen nieder, senkt den Kopf und lasst mich und meine Männer passieren.“, sprach der Khan weiter, nun mit bedrohlichem Unterton. „Und ich reite hier im Namen des Herzogs Celan von Tandor. Wenn es dein Wunsch ist, soll dies der letzte Name sein, denn du in dieser Welt gehört hast.“, fügte er noch hinzu. Man erkannte, dass Arnold die Drohung durchaus verstand. Seine Miene versteinerte, er wirkte auch etwas blasser als zuvor. Sein bedrohliches Auftreten vorher war ein falsches Spiel gewesen. Er war sich sehr bewusst, dass seine eigene Armee eine Schlacht nur verlieren konnte. Doch dann fing er sich wieder.

      „Wenn dies dein Wunsch ist, Urbe, dann will ich dem gerne nachkommen. Jeder meiner Ritter wird mit Freuden sein Leben für die Peltamark geben, aber mindestens fünf deiner Reiter mitnehmen. Wenn du dann mit dem verbliebenen Haufen durch unser Land reitest, wird dir jede Burg Drohung sein. Keine Nacht werdet ihr Schlafen, keine Stadt passieren können, keine Brücke wird euch zur Verfügung stehen. Und es gibt viele Burgen und Brücken in der Peltamark. Während ihr euch dann nach Süden quält, sammelt mein Herr, Erzherzog Laurenz, alle Männer der Peltamark in Tarvestdamm. Jeder Herzog, jeder Ritter, jeder Bauer der Peltamark wird von dem Massaker an der Belgafurt hören, von der Niederlage von Herzog Arnold. Jeder wird nach eurem Blut dürsten. Jeder wird einen heiligen Eid vor dem Vater Adenur schwören, uns zu rächen. Wenn ihr dann glaubt, endlich aus der Peltamark entkommen zu sein, werdet ihr das Glitzern tausender Rüstungen im Morgengrauen sehen und erkennen, dass dies der fatalste Fehler deines erbärmlichen Lebens war.“

      Während er sprach legte der Herzog seine Hand an das Heft des schweren Schwertes. „Also Urbe, wenn du kämpfen willst: wir sind bereit.“

      Narthas blickte ohne eine Regung zum Herzog. Dann grinste der Urbe. „Ihr Pelten seid doch nicht so weich, wie es heißt.“, sagte er und lachte auf. „Du hast Mut, Herzog Arnold. Viele Männer erzittern schon, wenn sie die Hufe meiner Reiter am Horizont hören.“

      „Ich sammelte meine Männer, um mich euch entgegenzustellen.“, antwortete der Herzog von Frega entschlossen.

      „In Ordnung, Herzog. Du hast mich überzeugt, dass ich dich am Leben lasse. Aber was kannst du mir bieten, wenn ich dir sage, dass ich nicht wieder umkehren werde.“

      Die Miene des Herzogs entspannte sich etwas und er lockerte den Griff um sein Schwert. „Man trifft nicht aller Tage auf einen Urben, der verhandeln will.“

      „Ich bin auch kein gewöhnlicher Urbe.“, stellte Narthas fest.

      „Ihr könnte eure Bitte auf Durchmarsch dem Erzherzog vortragen. Er kann darüber entscheiden. Jedoch müsstet ihr mich dazu nach Tarvestdamm begleiten, Khan Narthas.“, antwortete der Herzog.

      Narthas lächelte erneut und blickte zu Wanfried. Es war durchaus eine sinnvolle Lösung, wenn sie funktionierte. Natürlich wäre es ihnen ein leichtes, mit einem Angriff die Männer des Herzogs auszulöschen. Doch Arnold hatte Recht. Der Ritt durch die Peltamark konnte lange werden, wenn man nur Feinde hatte. Selbst wenn sie Kargat erreichten, wären sie stark geschwächt. So verloren sie nur einige Tage, während sich seine Reiter in der Steppe weiter sammelten und auf ihre Rückkehr warteten. Genau wegen solcher Schwierigkeiten hatten sie genug Zeit eingeplant, als sie aus Taarl losgezogen waren. Vor dem Frühjahr mussten und sollten sie Kargat nicht erreichen.

      Also wandte sich Narthas wieder an den Herzog. „Ich nehme dein Angebot an. Mich begleiten der Ritter Wanfried, mein Sohn Lokran, und dreißig Reiter.“

      „In Ordnung.“, akzeptierte Arnold. Die Eskorte der Urben hatte mehr symbolischen Charakter. Wenn der Herzog sie eine Falle führen wollte, wären selbst einhundert Mann nicht ausreichend.

      „Wie lange ist der Ritt?“, fragte Narthas den Herzog.

      „Jetzt im Winter vielleicht vier Tage, wenn wir uns nicht zu sehr beeilen. Es kommt auf das Wetter an.“ Narthas nickte und wandte sich dann an Zirgas, den er in valorischer Sprache ansprach, damit auch der Herzog von Frega ihn verstand.

      „Zirgas, du wirst die Männer in meiner Abwesenheit mit Kirgesh führen. Falls du in zwei Woche noch nichts von uns gehört hast, dann bringe Feuer und Tod über dieses Land.“

      „Sehr wohl, mein Khan.“, bestätigte der alte Freund. Dann wandte sich Narthas an Wanfried und Lokran.

      „Also, wollen wir?“, sagte er und ritt dann weiter nach vorne am Herzog vorbei in Richtung der Peltamark.

      Tarvestdamm war weit weniger beeindruckend als Elorath und dennoch ein Monument der Stärke des kleinen Reiches der Peltamark. Die Stadtmauern selbst waren nicht hoch, aber dies war auch nicht nötig, denn die Stadt war vollkommen von einem großen See umschlossen. Lediglich im Süden gab es eine schmale, lange Steinbrücke, über die man die Stadt erreichen konnte. Doch diese endete in der mächtigen Feste des Erzherzogs, die das wahre Kernstück der Stadt darstellte. Die Mauern und Türme waren dick und hoch. Soldaten mit dem Banner des Drachen der Peltamark patrouillierten auf den Wehrgängen. Und als Narthas begleitet von Herzog Arnold van Frega näher auf das Tor zuritt, erkannte er bereits die peltischen Ritter des Erzherzogs, die dort auf sie warteten.

      Während des Weges hatten Narthas und Wanfried Gelegenheit einiges über die Peltamark zu lernen. Keine schlechten Erkenntnisse, wenn man erfolgreiche Verhandlungen mit dem Erzherzog führen wollte. Der Erzherzog war eigentlich ein Herzog wie jeder andere, allerdings bestimmten die Herzöge der Peltamark beim Tod des Erzherzogs einen aus ihren Reihen, das Land aus Tarvestdamm zu führen. Arnold hatte selbst nach einigen Nachfragen das genauere Procedere für diese Wahl nicht erklären wollen, aber Narthas hatte in Gesprächen mit einigen Rittern Geschichten über Duelle, Wortgefechte, und weitere ritterliche Prüfungen gehört. Die Ritter waren wohl das nächste Sonderliche dieses Landes. Während die valorische Ritterschaft ein exklusiver Zirkel der bester Streiter des Landes war, konnte in der Peltamark im Prinzip jeder Mann zum Ritter geschlagen werden und damit in den niederen Adel aufsteigen, der vermögend genug war, um sich Pferd, Harnisch, Schwert, Schild und Lanze leisten zu können. Ob die Eltern Kaufleute, Handwerker, oder nur Bauern waren spielte dann keine Rolle mehr. Jeder Ritter trug sein eigenes Banner. Offiziell waren die Ritter direkt dem Erzherzog unterstellt, doch in Realität verweilten die meisten Ritter am Hof des Herzogs ihrer Heimat und waren diesem treu ergeben. Im Krieg allerdings konnte der Erzherzog jeden Ritter an seine Seite rufen. Und der Seneschall, in diesem Fall Herzog Arnold, würde die Ritter führen.

      Eigentlich gefielen Narthas diese Traditionen. In gewisser Weise wurde der Stärkste Mann des Landes zu