Название | Der Preis für ein Leben ohne Grenzen - Teil I |
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Автор произведения | Adalbert Dombrowski |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754938386 |
Meine großartige Schulklasse
Irgendwie war meine neue Schulklasse anders. Die Jugendlichen waren ernster und ruhiger, verglichen mit denen in Bydgoszcz. Neben mir in der Schulbank saß - so blieb es bis zur Matura - der ebenso ruhige Rysiek Chaba. Rysiek wohnte mit seinen Eltern in einer Holzbaracke im Stadtteil Koło – ein Teilbezirk des Stadtteils Wola, gleich an der Straßenbahnschleife der „Dreizehner”-Linie. Rysieks Familie hatte Łuck verlassen müssen, nachdem es sich außerhalb der Grenzen Polens wiedergefunden hat. Mit Straßenschuhen durften wir die Schule nicht betreten, wir mussten sie in der Garderobe im Souterrain lassen und Hausschuhe anziehen. Sie waren fester Bestandteil unseres Schulalltags: in ihnen konnte man hervorragend durch die polierten und gebohnerten Gänge rutschen, was selbstverständlich verboten war. Außerdem konnte man mit ihnen Streitigkeiten schlichten, wobei natürlich der Ernst der Klasse verflog. Während Jungs diese Auseinandersetzungen führten, bekamen die Mädels gelegentlich fehlgeleitete „pantoffelne Fluggeräte” ab. Leicht hatten es die Mädchen nicht mit uns, aber ganz so schlimm war`s auch wieder nicht, einige in der Klasse zusammengekommene Pärchen sind mittlerweile schon über ihr goldenes Jubiläum hinaus zusammen. Unaufhörlich dauerten die Kämpfe an, die Pantoffeln schwirrten nur so durch die Luft. Der Trubel in der Klasse übertönte nicht selten die Schulglocke: Unerwartet tauchten in der offenen Tür zusammengerollte Landkarten auf, unterm Arm unseres Geographielehrers Professor Reszke - ein kleiner Mann mit stattlichem Bäuchlein. Sein rundes Gesicht schmückte eine Brille aus hörnernem Rahmen und eine Frisur aus Haaren, die sich schon vor langer Zeit verabschiedet hatten. Unglücklicherweise kreuzte sich sein Weg, mit der Flugbahn eines unserer Fluggeräte, das ihn geradewegs an seiner gehaltvollen Backe traf und eine Spur staubigen, dunkelgrauen Umrisses hinterließ. Wütend drehte er auf der Ferse um und knallte die Tür hinter sich zu. Es wurde still. Sofort stellten wir die Bänke wieder in Reihe und warteten leise und brav, wie wenn nichts geschehen wär. Lautes Getrampel kündigte an, was folgen musste. Direktor Lasocki fiel ins Klassenzimmer und unterbrach die herrschende Stille: „Wer war das”, schrie er. „Die ganze Klasse!” dröhnte ein abgestimmter Chor zurück. Was sollte er machen? Der Direktor wusste, dass er nicht mehr erfahren wird. Er drehte sich zu Professor Reszke: „Bitte führen Sie den Unterricht weiter.” Die Affäre war abgehakt. Ja! „Meine Klasse ist außergewöhnlich”, dachte ich und fühlte mich heimisch.
Die Biologiestunden spiegelten unser jugendliches Temperament. Die „Schraubenalge”, unsere großgewachsene, schlanke Lehrerin führte uns mit Kranich ähnlicher Stimme ein in die Gehimnisse der Natur. Unsere Streiche ignorierte sie komplett. Unerschütterlich fuhr sie mit dem Unterricht fort und erst als sie am Ende der Schulstunde schon in der Tür stand, erwähnte sie wie beiläufig, dies oder jenes aufzuräumen oder etwa die aus dem Schnabel des ausgestopften Vogels herausragende Wurstscheibe zu entfernen.
Unser Physiklehrer Herr Nowakowski war für mich ein Musterbeispiel eines Pädagogen. Jede Unterrichtsstunde schmückte er aus mit Geheimnissen aus der Welt der Physik, wodurch er uns bis zum Pausenläuten in unseren Schulbänken gefesselt hielt. Sehr gut gefiel mir außerdem seine Art die Zahl vier zu schreiben, die ich von ihm übernahm.
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