Название | Der Preis für ein Leben ohne Grenzen - Teil I |
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Автор произведения | Adalbert Dombrowski |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754938386 |
Zu Hause war Tramp aufgetaucht, ein schwarz-weiß gefleckter Spaniel: kein Welpe mehr, sondern ein erwachsener, wohlerzogener Hund; meine Freude und der Liebling aller Hausbewohner. Na, vielleicht aller bis auf Edeks, der entweder in der Arbeit war oder am Schreibtisch, wo man ihn bloß nicht stören durfte. Wenn ich von der Schule heimkam, grüßte mich Tramp freudig - mit dem Stumpf des ihm abgeschnittenen Schwanzes unaufhörlich wedelnd. Den Hund auszuführen wurde meine angenehme Verpflichtung. Ich nahm ihn überall hin mit, dass er nicht traurig im Eck lag. Am liebsten ging ich mit ihm zum Modellfliegen. Er tobte umher und lief den am Schlepptau startenden Modellen bellend hinterher. Eines Tages bat mich Marysia bestellte Backwaren abzuholen. Ich nahm die Leine und legte Tramp das Halsband an. Vor der Bäckerei warf ich die Leine aufs Ausstellungsgitter und ging die Treppen hoch. Die Tasche mit den Backwaren hatte ich schon in der Hand, als Tramps schmerzdurchdrungenes Jaulen durch mich durchschoss. Ich rannte zu ihm und sah, wie er zu Tode erschrockene und vor Schmerz gekrümmt nach Hause lief, die Leine schliff am Boden. Nur mit Mühe legte er sich auf seine Liegestätte. Der Arme winselte und ließ sich im Bauchbereich nicht berühren. Irgendein Hornochse, denn anders kann man so jemanden nicht nennen, muss ihn getreten haben, als er brav vor dem Geschäft auf mich wartete. Wir waren ratlos, Tante Basia zitterte sogar. Der Onkel war auf Dienstreise. Gab es in Bydgoszcz irgendeinen Veterinär? Alle beobachteten weinend unseren verletzten Hund. Der arme Tramp wurde immer leiser und schwächer, bis er von uns gegangen war - in den „Hundehimmel“.
Mit dem neuen Schuljahr war Magda nach Warszawa zurückgekehrt. Rysia war zu Mama nach Piła in die neue Wohnung umgezogen, in die Ludowa-Str. 66. Mama hatte unser Haus mit wunderschönem Garten sowie einem riesigen Obst- und Gemüsegarten eingetauscht in eine Dreizimmer-Erdgeschosswohnung in einem dunklen, hässlichen und zerlumpt aussehenden Gebäude. Über mich hinweg wurde entschieden, dass ich beim Onkel bleibe.
Düstere Herbsttage folgten, hinter den Fenstern herrschte Sauwetter. Die Schule fiel mir leicht, sogar mit dem Zeichnen gings einigermaßen - dank der diskreten Hilfe des Schuldirektors, der in seiner Freizeit wunderbare Gemälde hervorzauberte. Etliche bewunderte ich an seinen Wohnungswänden, wenn ich seinen Sohn - meinen Kumpel - besuchte.
Mit einer gehörigen Salbentube kam der Onkel in die Küche: „In Wojteks Schule grassiert die Krätze“ und ordnete an, ich solle eine Woche lang gründlich eingeschmiert werden, wofür Antosia Sorge zu tragen habe. Diesmal musste ich richtig duschen, legte mich auf den Bauch ins Bett und wartete auf die Creme. Antosia zog die Decke zur Seite. War es die Salbe oder die zarte Frauenhand? Auf meiner erwärmten Haut bekam ich eine leichte Gänsehaut. Es folgte die nächste Portion Creme, die durchs Einmassieren immer wärmer wurde. „Dreh Dich um“, hörte ich. Am nächsten Abend wurde die Prozedur wiederholt: die Rück- und dann die Vorderseite; die Hand glitt immer kühner meinen noch jungenhaften, aber doch schon fast männlichen Körper auf und ab. Die Berührungen wecken unbekanntes, ungewohntes Vergnügen. Die Tube leerte sich, nur noch für wenige Behandlungen war Creme übrig, doch der anfänglich so scharfe Schwefelgestank störte mich überhaupt nicht mehr. Ganz im Gegenteil sehnte ich mich abends nach Antosias Händen. Mit zunehmender Anspannung erwartete ich das Gefühl weiterer Entdeckungen. Und sie hatte das bemerkt: „Komm in mein Zimmer, dort creme ich Dich ein, aber erst, nachdem alle eingeschlafen sind“, umwickelte mich Antosias warmes Flüstern. Nicht nur einmal besuchte ich sie, schließlich war ich doch schon fast in der achten Klasse. Höchste Zeit für die nächste Etappe der Erziehung. Die Nachmittage und Abende verbrachte ich in der Modellwerkstatt und nachts schlich ich in Antosias Zimmer, um die Süßigkeiten des erwachsen seins zu kosten.
Immer öfter fuhr der Onkel nach Warszawa. Manchmal blieb er eine Woche oder noch länger. Kurz vor Ende des Schuljahres gab Basia bekannt, dass der Onkel befördert wurde zum Abteilungs-Direktor des Gesundheitsministeriums und wir anfang Juli nach Warszawa umziehen. „Du wirst das General-Sowiński-Gymnasium im Stadtteil Wola besuchen“, erfuhr ich. Uns alle bewegte diese Nachricht. Antosia wollte nicht in die weit entfernte Hauptstadt, sie kündigte und kehrte zurück ins heimatliche Tuchola. Basia begann unter Marysias Mithilfe zu packen. Schlussendlich verschob sich der Umzug noch um einige Monate.
Endlich Pilot – das Abzeichen mit einer Möwe
Gleich nachdem ich mein Abschlusszeugnis der siebten Klasse erhalten hatte fuhr ich nach Przasnysz auf ein Sommerlager der Liga Lotnicza (Flugsport-Liga). Wunderbare zwei Wochen verbrachte ich dort, ausgefüllt mit Veranstaltungen zum Segelflug. Mein Traum war dabei wahr zu werden: in die Luft aufzusteigen und wie ein Vogel zu fliegen! Kein Modellflug mehr, jetzt erlernten wir die Theorie des echten Fliegens; den Flug selbst simulierten wir in einem echten Segelflugzeug. Dass es „nur” eine Szubienica (ausgesprochen: Schubjenietza) war, spielte überhaupt keine Rolle. Bei einer Szubienica versucht der „Pilot” mit den Steuerrudern im Wind das am Boden befestigte Segelflugzeug in der Horizontalen zu halten. Wir wurden im Schulungsgebäude untergebracht: einige Klassenzimmer dienten als Schlafsäle, andere als Unterrichtssäle. Der Theorieunterricht war Voraussetzung für die praktische Ausbildung. Viel habe ich gelernt über Luftfahrtvorschriften, meteorologische Phänomene sowie den Aufbau von Segelflugzeugen. Die Meteorologievorträge eröffneten eine ganz neue Perspektive nicht nur auf Wolken. Wir lernten die ganze Cumulus-Familie kennen: angefangen bei den von Segelfugzeugpiloten am meisten geliebten, bis hin zu den gefährlichsten, die Regen, Donner und Blitzschläge mit sich bringen. Eines Tages fragte der Dozent: „Wie nennt man eine Gewitterwolke?” Sofort hob ich meinen Finger und unterstrich meinen Willen zu antworten mit einem lauten „ich!” Der Lehrer sah mich an: „Na Wojtek, sag es uns.” „Das ist ein Cumulus wypieprzony”, antwortete ich zügig und hörte im selben Augenblick tosendes Gelächter. „Entschuldigung, Entschuldigung, ich habe mich versprochen! Das ist ein Cumulus wypiętrzony, zu erkennen an einem Amboss. Ihr wisst doch … ”, stellte ich meine vorherige Aussage richtig, doch es war zu spät. Die beiden Worte (wypieprzony und wypiętrzony) haben eine gewisse Ähnlichkeit in der Aussprache, bedeuten aber ganz verschiedenes: anstatt zu sagen, dass der Cumulus aufgetürmt ist, hatte ich gesagt, er sei versaut. Oh, lange haben sie mich damit aufgezogen.
Ungeduldig warteten wir, endlich zu dem hinter dem Schulgebäude stehenden Segelflugzeug zu dürfen. Ein riesiger, wunderbarer „Sęp” (vereinfacht ausgesprochen: Semmp). Alles in ihm war echt. Die „Szubienica” ließ fast schon echtes Fluggefühl zu, denn Bewegungen um alle drei Achsen waren möglich. Doch für jeden „Flug” brauchte es Wind - je mehr, desto besser. Dann konnte man das Segelflugzeug nicht nur im Horizontal”flug” halten, sondern auch leichte S-Kurven vollführen. Flaute stellte dennoch kein Hinderniss dar: bis zu einem gewissen Grad konnten drei Jungs den Wind vertreten. Wie wir das machten? An der Tragfläche und zu zweit am Heck standen die Burschen. Entsprechend der Ruderausschläge des „Piloten" im Cockpit hatten sie zu reagieren. Viele lustige Situationen und eine Menge Verwirrung gab es bei diesen händischen Windverhältnissen. Deshalb bevorzugte ich entschieden echten Sturm. Ungeduldig wartete ich auf Unwetter. Während alle sich im Schulgebäude verkrochen, stieg ich ins Cockpi des Sęp, schnitt durch die Regenströme und kämpfte mich zwischen den Wolken hindurch. Was für ein Flug!
Ein Fest im nahegelegenen Dorf machte uns natürlich neugierig. Vor der Feuerwehrwache waren Tische und Bänke aufgestellt. Die aus Holzbrettern aufgebaute Tanzfläche stand bereit. Die Kapelle spielte, Jungs forderten wartende Mädchen auf. Selbst der Sonnenaufgang war kein Grund heimzugehen. Und allein wollte ich auch nicht heim. Im Schatten der Bäume stand ein Mädel. Ich rückte an sie heran und begann ein Gespräch, um sie zu fragen, weshalb sie nicht tanzt. Als ich ihren deformierten Rücken sah, sparte ich mir die Frage. Doch das Mädel war mutiger und lud mich ein.
Zwei Wochen waren unerwartet schnell vergangen. Vom