Engel und Dämon. Shino Tenshi

Читать онлайн.
Название Engel und Dämon
Автор произведения Shino Tenshi
Жанр Языкознание
Серия Angriff der Dunkelheit
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754174104



Скачать книгу

Das Land um ihn herum war ausgetrocknet und unfruchtbar. Es war einmal anders. Als seine Eltern noch lebten und diese Bestie noch nicht existiert hatte. Damals war dieses Land grün und fruchtbar. Die Bauern haben alles Mögliche angebaut und mit dem Dorf im Wald Handel getrieben. Tierprodukte gegen Feldprodukte. Doch dann wurden sie beide ins Verderben gestürzt. Als diese Bestie auftauchte und alles tötete, was nicht so war wie sie.

      Xenio musste die Verzweiflung in seinem Herzen niederringen, als er daran dachte, wie er diese Zeit vermisste. Als alles noch gut war und sein Kinderherz noch rein.

      Viele Monde waren seither vergangen und es hat sich nichts verändert. Doch jetzt war die Bestie tot und somit konnten die Dörfer wieder erblühen. Er selbst konnte sich auf ein normales Leben einstellen und den Platz seines Vaters einnehmen: Dorfoberhaupt.

      Doch dieser Junge. An ihn konnte er sich gar nicht erinnern. Wo war er, als Xenio Sebastian getötet hatte? Es war doch niemand außer ihnen am Kampfplatz. Oder etwa doch? Derweil hatte er sich doch extra vergewissert, dass sie alleine waren. Wo hatte er sich nur versteckt? Anders konnte es sich Xenio nicht erklären, dass er seine Präsenz nicht wahrgenommen hatte.

      „Wie konnte er dann wissen was passiert ist? War er vielleicht? Nein, ich habe doch niemanden außer diesen Jungen und den Wolf gesehen. War ich vielleicht unvorsichtig? Nein, ich habe mich extra versichert, dass niemand in der Nähe war! Aber warum weiß er dann über die Sache mit dem Jungen Bescheid? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Derweil habe ich mir alles so schön ausgemalt. Den Jungen wollte ich retten und mich gleichzeitig an der Bestie rächen. Aber dann stellte er sich in den Weg und der Schlag war mit zu viel Schwung geführt, als dass ich ihn noch hätte stoppen können. Dann war alles rot. Rot von dem Blut des Jungen. In der nächsten Sekunde lag er am Boden und die Bestie war bei ihm. Als ich merkte, dass ich nicht mehr gebraucht wurde, ging ich. Vielleicht war das mein Fehler? Nein! Ich hab keinen Fehler gemacht! Das ist alles die Schuld von dem Jungen! Er ist selbst an seinem Tod schuld!“, wütete Xenio in Gedanken.

      „Er hätte sich nicht in meinen Weg stellen sollen, dann wäre er jetzt noch am Leben. Ja, es ist alles seine Schuld! Genau und ich bin total unschuldig. Bin ich das wirklich? Ich weiß es nicht. Das Ganze ist anders gekommen als ich geplant hatte. Warum musste sich der Junge so verhalten, wie er es getan hatte? Hätte er sich nicht einfach retten lassen können? Musste er dazwischen gehen? Es hatte alles doch so super gut gepasst. Die Pfeile haben es schon am Anfang ein wenig geschwächt und das Schwert diente perfekt zum Angriff wie zur Verteidigung. Das Biest hätte keine Chance gehabt. Ich hätte gewonnen. Aber was hat der Junge gleich noch einmal gesagt? Das Biest hat sich für ihn geopfert. Aber es ist ein Monster. Eine erbarmungslose Bestie. Sie kann nur töten und verletzten. Geboren um zu sein. Gestorben um zu überleben. Wiedergeboren um zu zerstören und geopfert um das Sein eines Anderen zu bewahren. Genau das waren die Worte von meinem Vater bevor er starb. Gestorben durch die Krallen dieses Werwolfes. Rache war mein einziger Gedanken. Verführt von ihrem süßen Duft konnte ich nicht mehr klar denken, doch in diesem Fall wollte ich es auch nicht mehr. Meine Existenz war beendet worden von einer Kreatur, die es nicht geben durfte. Doch wer war in der Lage dieses Biest aufzuhalten? Wer hatte die Kraft es zu töten?“

      „So schnell sieht man sich wieder. Du siehst verwirrt aus. Hast du irgendeine Frage, die du dir nicht selbst beantworten kannst?“ Die Stimme durchdrang die Gedanken des Blonden, wobei dieser seinen Blick wieder vom Boden abwandte und auf den Jungen sah, der auf den Rücken des stolzen schwarzen Pferdes saß. Wieso war er hier? Hatte er ihn nicht weit weg reiten sehen?

      „Cido? Warum bist du hier? Ich dachte, dass du ins Dorf reiten willst.“ Xenio war über das Auftauchen des anderen Jungen verwirrt, wobei dieser nur träge lächelte. „Ja, das wollte ich auch, aber dann ist mir eingefallen, dass du bestimmt noch irgendwo unterwegs sein musstest und ich habe kehrt gemacht. Schließlich will ich dich nicht in einer überfüllten Stadt töten. Das würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

      „Du hast von deinem Vorhaben also noch nicht abgelassen?“ Die eisblauen Augen des Kämpfers gefroren, wobei Cido nicht verhindern konnte, dass ihn ein Schauer über den Rücken lief. „Nein, habe ich nicht. Ich habe es Kevin versprochen. Schließlich ist er für mich gestorben.“

      „Er ist für dich gestorben? Wie hast du denn das geschafft?“ Xenio wurde immer verwirrter. Sein Weltbild zerbrach Stück für Stück und das gefiel ihm nicht. Er mochte es nicht, wenn er seine Denkweise ändern musste. Das würde nämlich bedeuten, dass er falsch lag und er durfte sich nicht irren. Niemals und vor allem nicht in diesem Fall.

      „Ja, ist er. Der Tod von Sebastian hat den Menschen in ihm erweckt und in einem Kampf gegen seinen Peiniger hat er diesen getötet und ist selbst dabei gestorben. Ohne ihn wäre ich jetzt tot und das Dorf wäre auch ausgelöscht worden. Er hat seine Sünden wieder gut gemacht und seinen Opfern durch seinen Tod ihr Leben zurückgegeben. Nur Sebastian ist noch tot, denn diesen Menschen hast du getötet“, erzählte Cido ruhig die gekürzte Fassung der Geschichte, wobei ihn Xenio immer noch ungläubig ansah.

      Er konnte es nicht glauben, dass diese Bestie sich für jemanden opfern konnte. Das war wider ihrer Natur. Doch dann schnaubte er nur und fixierte den Jungen vor sich. „Mein Tod wird aber Sebastian nicht zurückbringen. Ich bin nicht verflucht. Willst du deine Hände wirklich mit meinem Blut beflecken? Es wird weder Kevin noch Sebastian wieder zum Leben erwecken. Du wirst dann nur mit der Schuld leben müssen, dass du jemanden getötet hast.“

      „Nein, du irrst dich. Klar, sie werden dadurch nicht mehr lebendig. Da stimme ich dir zu. Aber ihre Seelen können Frieden finden und ich hätte kein schlechtes Gewissen, denn ich hätte die Welt dann nur von einem unnötigen Mörder befreit. Also hätte ich ihr einen Gefallen getan“, widersprach Cido dem Kämpfer, wodurch dieser nur belustigt auflachte. „Wenn man dich so reden hört, dann könnte man es dir glatt glauben. Aber ich sehe es dir an. Du bist nicht fähig jemanden zu töten. Außerdem woher willst du wissen, dass ich ein Mörder bin? Sebastians Tod war ein Unfall, der mir schrecklich Leid tut. Aber sonst habe ich nur Tiere getötet und keine Menschen. Ich kam um das Dorf zu befreien, indem ich die Bestie töten wollte. Doch wie du ja gesehen hast, ging mein Plan ein wenig schief.“

      Cidos Augen flackerten kurz unter der Unsicherheit, die Xenios Worte in seinem Verstand säten, wodurch der Kämpfer noch breiter, dämonischer lächelte. „Siehst du? Ich habe Recht. Du bist dir nicht sicher und du wirst mich niemals töten. Denn du kannst es einfach nicht.“

      Der Körper des Braunhaarigen zitterte leicht und er hatte den Blick von Xenio abgewandt, wobei er mit den Tränen kämpfte. Der Kämpfer hatte Recht. So verdammt Recht. Er war nicht fähig diesen zu töten. Aber nicht weil er nicht töten wollte, sondern weil er diesen Menschen nicht töten konnte.

      Zwischen ihnen existierte etwas. Eine Verbindung, die sich tief in ihr Schicksal graben würde. Das spürte Cido mit jedem Herzschlag, den er den Kämpfer weiter ansah. Er konnte sein Schicksal nicht töten, weil er damit auch sich selbst umbringen würde.

      Plötzlich hörte er die Schritte, die an ihm vorbeischritten und als er seinen Blick hob, erkannte er Xenio, der einfach weiterging und somit dieses erneute Treffen für beendet erklärte.

      Cido sah ihm nach, doch dann schüttelte er den Kopf und befahl Nojira ihm zu folgen. „Warte! Xenio! Wieso hast du den Jungen getötet?“

      Der Kämpfer stoppte bei der Frage, als er dann tonlos seufzte und seinen Blick zurück auf den Boden wandern ließ. „Ich konnte den Schlag nicht mehr stoppen. Schließlich habe ich einfach angenommen, dass der Junge von der Bestie bedroht wird.“

      „Du hättest sie vielleicht ansprechen sollen.“ Die Stimme von Cido war sanft und er lächelte sogar, wodurch Xenio nur schnaubte. „Das ist nicht meine Art. Ich hau erst drauf und stelle dann die Fragen. Erspart man sich meist einiges an Ärger.“

      „Oder man schafft sich welchen.“ Die Worte waren nur ein Flüstern und im nächsten Moment trieb Cido das Pferd einfach an und ritt davon, wodurch Xenio ihm nur nachsah und seine Worte immer und immer wieder im Kopf wiederholte:

       Oder man schafft sich welchen.

      „Warum