Название | Herzstolpern |
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Автор произведения | Tara McKay |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753192536 |
„Wir könnten irgendwohin gehen“, schlage ich vor.
„Du? Ich dachte, du hast Hausarrest.“
„Habe ich auch. Aber wer sollte es merken, wenn ich mit dir raus gehe? Meine Eltern kommen erst spät abends zurück, sagte ich doch schon. Tante Jean und Onkel Allan wohnen in Dumfries, das ist ein ganzes Stück entfernt.“
Lewis hat seine Marmeladenbrote längst verdrückt, also zuckt er gleichgültig mit den Achseln und fragt: „Und wohin möchtest du?“
„Wie wäre es mit einem Eis bei Creams?“, antworte ich mit einer Gegenfrage. Dabei verstecke ich mein Gesicht hinter einem dichten Haarvorhang, damit Lewis nicht sieht, wie mein Kopf die Farbe einer Tomate annimmt. Es ist ein heißer Sonntag im Juni und es besteht eine ziemlich gute Chance, dass Damon Roberts bei Creams ist.
Aber Lewis muss mich nicht ansehen, um das zu wissen. Er stöhnt leise, nickt aber trotzdem, während er aufsteht und seine Hose zurechtstreicht, bis sie keine einzige Falte mehr wirft.
Wie erwartet, ist es ziemlich voll im Creams, sodass ich erstmal keinen freien Tisch entdecke, als wir ankommen. Nach der Hitze auf der Straße draußen, die mich unwillkürlich an Kernschmelze denken lässt, tut es gut den kühlen Windhauch der Klimaanlage auf der Haut zu spüren.
Vor dem Café bis hin zum Tresen stehen Menschen an, die munter schnattern. Kinder drängeln an die Auslage, um die Eissorten zu studieren. Ich blicke mich so lässig wie möglich um. Wie erwartet entdecke ich Damon, der mit seinen Freunden an einem der Tische sitzt. Jeder von ihnen hält sein Handy in der Hand, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht miteinander kommunizieren. Sie stecken die Köpfe zusammen, zeigen sich gegenseitig irgendwelche Sachen auf ihren Smartphones. Ich starre wie gebannt zu ihnen hinüber.
„Wusste ich’s doch, dass wir nur wegen ihm hierher kommen“, flüstert mir Lewis mit einem Kopfrucken in Damons Richtung zu. „Bist du dir echt nicht zu schade, auf den größten Angeber der Schule zu stehen, Charlie? Ehrlich, ich hätte mehr von dir erwartet.“
„Kein Problem. Das Gefühl kenne ich schon.“, gebe ich so lässig wie möglich zurück, aber innerlich tut es ein bisschen weh.
Damon hebt den Kopf von seinem Display und schaut genau in unsere Richtung. Am liebsten würde ich mich noch weiter in meine Kapuzenjacke zurückziehen. Wenn er mich so sieht, wird er sowieso denken, dass ich einen ziemlichen Fehler im System habe. Wer trägt bei dieser Hitze eine Jacke? Doch zu meiner Überraschung, erscheint auf Damons Gesicht sein strahlendstes 32-Zähne-Lächeln und er winkt auch noch zu uns herüber. Er hat ein wirklich tolles Lachen, dabei bilden sich winzig kleine Fältchen um seine tiefbraunen Augen.
Obwohl es überhaupt nicht meiner Art entspricht, habe ich das Gefühl, ich müsse ihm zurückwinken. Es fühlt sich ein wenig seltsam an, denn ich war mir sicher, dass mich ein Typ wie Damon Roberts in der Schule überhaupt nicht bemerkt hat, geschweige denn, dass er mir jemals zuwinken würde. Ich überlege noch hin und her, ob ich jetzt zu seinem Tisch gehen soll, um zwanglos mit ihm zu plaudern – was sich irgendwie noch seltsamer anfühlt -, als mich von hinten links jemand überholt, der in eine Überdosis Wonderstruck von Taylor Swift gehüllt ist.
„Hi, Damon!“ Nell Jenkins drängt sich winkend an mir vorbei, rempelt mir dabei sogar den Ellenbogen in die Seite. Ihr ultrablonder Pferdeschwanz wippt auf und ab, als sie beschwingt auf Damons Tisch zusteuert.
Entsetzt beobachte ich, wie sie sich zu ihm beugt, um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen, dann erst bemerke ich, dass ich meine Hand immer noch wie ein Idiot erhoben halte.
„Wem winkst du da eigentlich?“, fragt Lewis jetzt irritiert, dann wandert sein Blick zu Damon. „Charlie, bitte sag mir, dass du nicht diesen Superaufreißer begrüßt hast.“
„Ganz sicher nicht!“, fauche ich wütend, lasse meine Hand sinken, die nun neben mir hängt, als würde sie nicht zu mir gehören. Ich wünschte zumindest, sie würde tatsächlich nicht zu mir gehören.
Glücklicherweise hat Damon nicht gemerkt, dass ich ihn mit meiner idiotischen Winkerei meinte. Wie auch, er weiß vermutlich nicht mal, dass ich existiere. Aber Nell weiß es und sie hat sehr wohl mitbekommen, was ich getan habe. Sie wirft mir einen spöttischen Blick zu, dann rutscht sie zu Damon in die Bank und flüstert ihm etwas ins Ohr, dabei ruckt sie mit dem Kinn immer wieder in meine Richtung. Mir wird heiß vor Scham, deswegen drehe ich mich schnell zur Auslage.
„Mit einem Sitzplatz sieht es schlecht aus. Wir könnten uns aber für eine Kugel anstellen“, schlägt Lewis arglos vor, der die Sache mit dem Winken zum Glück nicht vertieft.
Ganz sicher werde ich mich nicht in diese endlose Schlange stellen, um den Blicken der Basketball-Asse der Gosforth Academy ausgesetzt zu bleiben. Mittlerweile sehe ich aus dem Augenwinkel, dass Damon mich anstarrt und dabei bis über beide Ohren grinst.
„Meine Sorte ist heute nicht dabei“, knurre ich deswegen nur unfreundlich, drehe auf dem Absatz um und verlasse das Creams so schnell wie möglich.
Lauren
Ich wache mit einem schalen Geschmack im Mund auf und fühle mich nicht annähernd ausgeschlafen, wie so oft. Eigentlich meistens, denn abends steigt meine innere Unruhe kometenhaft an und lässt mich oft nicht vor zwei Uhr nachts müde werden und selbst wenn ich dann die Augen nicht mehr offenhalten kann, wecken mich nächtliche Panikattacken alle paar Stunden.
Die Sonne schickt ihre Strahlen durch das Fenster meines Schlafzimmers, wie um mir ein schlechtes Gewissen zu machen, dass ich immer noch im Bett liege. Ziemlich zerschlagen krieche ich unter der leichten Sommerdecke hervor, tapse auf bloßen Füßen über die Dielen zum Badezimmer und blicke in mein von der gestrigen Schminke verschmiertes Gesicht. Sofort sind die Erinnerungen an den Abend im Dalriada wieder präsent. Unliebsam aufdringlich, begleitet von einem Knoten im Magen.
„Oh Gott, ich habe mich so blamiert.“ Ich stöhne leise, während der Gedanke laut von meinen Lippen kommt. Meine Hand fährt durch wirre Locken, die mir in die Stirn fallen. Ausgeschlossen, dass ich je wieder ins Dalriada gehen kann, wo mir jemand begegnen könnte, der meinen peinlichen Auftritt mitbekommen hat – allen voran der attraktive Barkeeper.
Zum Glück reißt mich das aufdringliche Klingeln meines Telefons aus meinem Gedankenkarussell, das beginnt, sich unaufhörlich zu drehen, sodass mir schon ganz schwindelig ist. Ich stolpere die Treppe hinunter und fliege förmlich den letzten Absatz hinunter, auf das Kästchen zu, wo das Telefon ausnahmsweise mal auf seiner Station liegt. Unsanft lande ich mit der Hüfte an der Ecke des Möbelstückes und ich schreie leise auf, als ich den Anruf entgegennehme.
„Was ist los?“ Ich höre Izzys alarmierte Stimme, als sie meinen gedämpften Schmerzensschrei vernimmt.
„Nichts. Ich bin mal wieder über meine eigenen Füße gestolpert“, murre ich, dabei reibe ich über die leidgeplagte Hüfte, die schon so manches Eck mitgenommen hat. Das gibt garantiert einen blauen Fleck.
„Das ist ja nicht das erste Mal.“ Izzys Grinsen kann ich förmlich hören.
„Bist du gestern noch gut heimgekommen?“, frage ich, um vom Thema abzulenken. Allerdings bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich Izzy gestern im Pub alleine gelassen habe.
„Ja, bin ich. Sonst könnte ich wohl kaum heute frisch und munter bei dir anrufen.“ Sie sagt es fröhlich, aber ein vorwurfsvoller Unterton ist deutlich merkbar.
Früher ist mir Izzy bei solchen Aktionen hinterhergelaufen, weil sie Angst um mich hatte. Das macht sie schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Ich knabbere verlegen an meiner