Название | Herzstolpern |
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Автор произведения | Tara McKay |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753192536 |
Das letzte Wort flüstert sie hinter vorgehaltener Hand hervor. Es ist zum Schießen, wie sie dabei die Augen aufreißt, um die Dramatik zu verstärken, aber mir ist irgendwie gerade nicht nach Lachen. Eine Panikattacke rollt unweigerlich auf mich zu.
„Lauren?“
Ich sehe, wie mich meine Eltern erwartungsvoll ansehen. Gut, Da sieht ein wenig skeptisch aus und zwirbelt nervös an seinem rot-graumelierten Schnauzbart herum, aber Mum ist eindeutig voller Hoffnung, dass ich ihre Idee genauso logisch finde, wie sie selbst. Meine Zungenspitze fährt nervös über meine trockenen Lippen, der Mund fühlt sich wie ausgedörrt an.
„LAUREN?“, versucht es meine Mutter nun etwas lauter.
„Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist“, krächze ich und schüttele den Kopf. Mein Magen tut so unendlich weh, Übelkeit steigt in mir auf.
„Natürlich ist es das. Es ist ja nicht für immer. Nur, bis sich Charlotte wieder gefangen hat.“
„Vielleicht überfordert das Lauren ein wenig“, wirft mein Vater zögerlich ein. „Schließlich hat sie selbst keine Kinder und…“
„Sie arbeitet jeden Tag mit Mädchen und Jungen in demselben Alter wie Charlotte. Warum sollte sie sich nicht auskennen?“
Eigentlich sollte ich mich freuen, dass Ma mir so viel zutraut. Das tut sie sonst eigentlich nicht. Aber irgendwie kann ich sie nur anstarren, als wäre sie ein Alien, und nicht die Frau, die mich großgezogen hat. Ich meine, ich kenne Mas seltsame Einfälle, aber das ist der mit Abstand schlimmste, den sie jemals hatte.
„Ihr entschuldigt mich“, murmele ich, die Hand immer noch auf meinen Magen gepresst und stehe abrupt auf. Um mich dreht sich alles.
Ich muss hier weg.
Charlotte
„Ich gehe ganz sicher nicht zu einer wildfremden Frau in das beschissene Edinburgh!“ Ich höre, wie sich meine Stimme überschlägt. Sie ist laut, kreischend und unangenehm in meinen eigenen Ohren, was sich völlig falsch anfühlt. Ich habe mir schon vor einiger Zeit das Schreien abgewöhnt und spreche eigentlich nur noch betont gelangweilt mit Erwachsenen.
„Portobello“, korrigiert meine Mutter, ihre Stimme ist leise, unsicher, so als wisse sie, dass sie mit ihrem Vorhaben ganz sicher nicht die Auszeichnung ‚Supermum‘ gewinnen wird. „Das ist ein netter Vorort von Edinburgh. Außerdem ist Lauren keine Fremde, sondern meine Cousine.“
„Du wirst überhaupt nicht gefragt.“ Dad klingt wesentlich entschiedener. So, als sei er richtig froh, dass er mich bald loswird. Und vermutlich ist er das auch.
„Tante Jean meinte, es sei die beste Möglichkeit.“
„Seit wann mischt sich Tante Jean in unser Familienleben ein?“, fauche ich wütend und trete einen Schritt auf Mum zu, die sofort zurückweicht.
„Schluss jetzt!“ Dad drängt sich nun zwischen uns, als wolle er sie vor mir beschützen. Also bitte, als würde ich ihr jemals etwas tun… Ein wenig bestürzt realisiere ich, dass sie das vermutlich wirklich denken.
Vor mir treten meine Eltern immer als geschlossene Front auf, was ich total nervig finde. Ich meine, ich weiß, dass sie nicht immer einer Meinung sind, ich höre sie schließlich abends oft streiten. Auch wenn sie denken, dass ich das nicht mitbekomme, weil sie die Wohnzimmertür schließen. Als wenn das ein ausreichender Schutz gegen neugierige Teenager wäre… Ich kann alles hören, was ich will und alles ignorieren und so tun, als wäre es nicht zu meinen Ohren vorgedrungen, was ich nicht hören möchte. Ich glaube, das ist für die meisten Jugendlichen kein Problem, da bilde ich keine Ausnahme.
„Auch wenn Tante Jean meint, es wäre gut für mich…“, setze ich an, werde aber sofort von Dad unterbrochen.
„Nicht nur Tante Jean meint das, sondern auch wir“, verbessert er mich, während er sich neben Mum stellt. Wieder diese geschlossene Einheit, die sie schon seit Jahren eigentlich nicht mehr sind. Es ist lächerlich, wie sie krampfhaft etwas demonstrieren, von dem vermutlich jeder weiß, dass es nicht existiert.
„Dann eben ihr“, versetze ich genervt. „Völlig egal. Denn ich werde nicht gehen.“
Ich habe endlich meine Coolness wiedergefunden, meine Stimme gehorcht mir wieder. Meine Augen blitzen – so hoffe ich – feindselig, meine Stimme klingt aber völlig kalt, als ich meinen Blick zwischen Mum und Dad hin und her gleiten lasse.
„Doch, das wirst du.“ Es gelingt meinem Vater tatsächlich, äußerlich ungerührt zu bleiben und sich nicht aufzuregen. „Wir sind nicht länger gewillt, deine schulischen Eskapaden mitzumachen.“
„Wir brauchen wirklich professionelle Hilfe“, ergänzt Mum, dabei knetet sie unbehaglich ihre Hände.
„Oh, dann kann ich ja froh sein, dass es kein Heim für schwererziehbare Kinder geworden ist.“ Ich erinnere mich noch gut an die Unterhaltung nach meinem Schulverweis. „Und für ein Internat reicht das Geld dann vermutlich doch nicht aus“, ergänze ich noch bissig.
Es ist eine Genugtuung zu sehen, wie Mum und Dad sich einen schuldbewussten Blick zuwerfen, als hätte ich sie auf frischer Tat ertappt.
„Meine Cousine Lauren arbeitet in einer Schule in Portobello mit Kindern deines Alters. Sie weiß ganz genau worauf es ankommt und wird dir helfen, dich in deiner neuen Schule einzuleben. Außerdem soll es ja nicht für immer sein.“ Mum lächelt aufmunternd so gut sie kann; es wirkt nicht echt und sie sieht dabei ziemlich nervös aus.
„Für wie lange wollt ihr mich denn loswerden?“, frage ich geradeheraus.
Mum besitzt wenigstens so viel Anstand, rot anzulaufen und entsetzt die Augen aufzureißen, wohingegen Dad völlig kühl bleibt und nur bedächtig nickt.
„Das kommt ganz auf dich an, Charlotte. Wenn du dich dort gut machst, bin ich mir sicher, dass wir bald eine neue Schule in Newcastle für dich finden.“
Ich fühle mich plötzlich ziemlich müde und spüre, dass ich dieser Unterhaltung nicht mehr gewachsen bin. Es wäre einfach, zu beteuern, dass ich alles tun werde, um in meiner neuen Schule nicht anzuecken, wenn sie mich bloß nicht wegschicken. Irgendein kleiner Teil in mir will ihnen das sagen, der größere ist dafür aber zu erschöpft. Deswegen drehe ich mich ohne ein Wort um, gehe in den Hausgang und schnappe mir meinen Rucksack, der am Treppengeländer hängt.
„Wo gehst du hin?“ Mums Stimme klingt panisch, als würde sie meinen, ich würde einfach hier rausmarschieren und auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Aber ich bin viel zu müde um zu antworten. Müde, weil ich mich wieder wie der unartige Welpe fühle, der jetzt einfach an eine andere Familie weitergegeben wird. Immerhin ist es nicht das Tierheim…
„Ich kenne diese Tussi überhaupt nicht“, ereifere ich mich mit neugewonnener Energie, als ich auf dem Hochflorteppich in Lewis‘ Zimmer auf und ab marschiere. „Ich meine, woher soll ich wissen, ob ich sie überhaupt mag? Wobei ja eigentlich schon klar ist, dass ich sie nicht leiden kann. Sie ist immerhin Lehrerin!“
Der zehnminütige Weg zu den Seymours hat mein Gehirn von dem dichten Nebel befreit, der sich kurzzeitig dort festgesetzt und mich mit dieser bleiernen Müdigkeit befallen hatte. Jetzt fühle ich nur heiße Wut und tiefe Verachtung für meine Eltern.
„Scheiße“, murmelt Lewis zum wiederholten Male. Etwas anderes hat er bislang nicht gesagt.
„Das kannst du laut sagen.“ Ich kicke gegen einen riesigen Pikachu aus Plüsch, den ich letztes Jahr auf dem Rummel für Lewis gewonnen habe. Auch wenn ich seine Begeisterung für Pokémon-Go total lächerlich finde. „Ich meine, was soll der Scheiß eigentlich? Sie wissen nicht was