Название | Kullmann ermittelt in Schriftstellerkreisen |
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Автор произведения | Elke Schwab |
Жанр | Языкознание |
Серия | Kullmann-Reihe |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750237193 |
»So ein Idiot. Damit blockiert er nur die Ermittlungen.«
»So ist es. Aber sein Gegenargument lautet, dass unser Toter schon länger tot ist, also bestehe kein Grund zur Eile.«
»Er sagt uns also, wo die Prioritäten liegen?«
»Sieht so aus.«
»Na gut! Wenn das so ist, trinke ich zuerst einen Kaffee.«
Das verstand Erik als Aufforderung. Er stand auf, verließ das Zimmer und kehrte mit einer funkelnagelneuen Thermoskanne zurück.
»Na, wie findest du meine neue Anschaffung?«
»Toll! Was bezweckst du damit?«
»Ganz einfach: Damit will ich den Kaffee heiß halten, ohne dass er auf der Maschine einkocht und nachher ungenießbar wird.«
»In dir steckt ein talentierter Hausmann«, schmunzelte Anke anerkennend. »Solche Kleinigkeiten würden mir nicht einfallen.«
Die Tür wurde hastig aufgerissen.
Bernhard Diez trat ein.
»Anklopfen hat dir wohl keiner auf deiner Psychologieschulung beigebracht«, schimpfte Anke.
»Wir haben eine Besprechung. Das ist jetzt wichtiger«, entgegnete er unfreundlich.
»Laut Dr. Kehl ist unser Unbekannter schon länger tot«, hielt Anke dagegen. »Deine Hast ist also überflüssig.«
»Jürgen will aber jetzt mit uns sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ihm Forseti im Nacken sitzt. Deshalb ist es egal, wie lange unser Unbekannter schon tot ist. Also halt hier keine Reden, sondern schwing die Hufe!«
»Das überlass ich den Pferden«, konnte sich Anke nicht verkneifen.
»Immer musst du das letzte Wort haben.« Bernhard warf die Tür zu.
»Was ist mit dem los?«, fragte Erik, der dem Gespräch stumm gelauscht hatte.
»Keine Ahnung!« Anke zuckte mit den Schultern. »Als er noch Streife gefahren ist, war er ein netter Kollege. Seit seiner Beförderung zum Kriminalkommissar benimmt er sich arrogant.«
»Und seit seinem Lehrgang in Kriminalpsychologie ist seine Selbstherrlichkeit nicht mehr zu ertragen«, fügte Erik grimmig an.
Sie betraten den Konferenzraum.
Der Platz von Esther Weis war leer. Sie befand sich auf einer Weiterbildung, was in Anke gemischte Gefühle hervorrief. Sie wusste genau, dass nur diejenigen schneller befördert wurden, die diese Schulung gemacht haben. Esther war Schnurs Schützling – so, wie Anke damals Kullmanns Schützling war. Deshalb ahnte Anke, dass die Kollegin, die nach ihr mit dem Polizeidienst begonnen hatte, vor ihr zur Oberkommissarin befördert würde.
Anton Grewe saß neben Horst Hollmann, der auch von Schnurs Beförderung zum Dienststellenleiter profitierte. Er war gerade dabei, die Kriminaldienste zu durchlaufen, eine Vorstufe zur Festanstellung bei der Kriminalpolizei. Anke war jetzt schon gespannt, wie Hollmann seinen Karrieresprung verarbeiten würde. Dabei musste sie an Bernhard Diez denken.
Schnur begann mit der Besprechung: »Nach den Erkenntnissen des Archäologen wird ein Fund aus der Keltenzeit definitiv ausgeschlossen. Nun sind wir auf die Mitarbeit von Dr. Kehl angewiesen. Leider haben wir es seinem Eigensinn zu verdanken, dass wir das Ergebnis seiner Untersuchung noch nicht kennen.« Während er den letzten Satz aussprach, richtete er seinen Blick auf Anke. »Der Anthropologe will nur mit dir darüber sprechen.«
Anke wirkte verdrossen.
»Erik wird dich zur Uniklinik in Homburg begleiten«, fügte er an, ohne auszusprechen, warum er diese Anordnung machte.
Anke nickte.
»Sobald wir das DNA-Ergebnis haben, rede ich mit der Staatsanwältin.«
»Das ist wirklich aufregend! Und was machen wir in der Zwischenzeit?«, unterbrach Bernhard das Geplänkel.
»Du siehst alle Vermisstenanzeigen durch«, wies Schnur den Kollegen an.
Bernhard stöhnte: »Wir wissen noch nicht einmal, zu welcher Zeit unser Opfer verschwand.«
»Eine zeitliche Eingrenzung wird uns Dr. Kehl liefern.«
»Und wonach suche ich: nach einem Mann oder einer Frau?«
»Wie wäre es, nach einem Menschen zu suchen?«, stellte Schnur eine Gegenfrage.
Bernhard schluckte.
»Anton Grewe und Horst Hollmann werden dir dabei helfen. Hier hat sich noch niemand zu Tode arbeiten müssen.«
Bernhard verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
»Ich spreche mit Theo Barthels, dem Leiter der Spurensicherung, welche Spuren am Samstag – nach dem nächtlichen Besuch am Fundort – gesichert werden konnten. Vielleicht hat er Hinweise gefunden. « Mit diesen Worten beendete Schnur die Sitzung.
Anke und Erik verließen den Besprechungsraum.
»Ich finde es nicht richtig, Ernst Kehls Sonderwünschen nachzugeben«, begehrte Anke auf.
Nachdenklich schaute Erik seine Kollegin an.
Ihre dunklen Haare schimmerten rötlich im Schein der Sonne, die durch das Fenster schien. Ihre Haare reichten über ihre Schultern, einige kurze Fransen fielen ihr in die Stirn, wodurch ihr ebenmäßiges Gesicht keck wirkte.
»Da gebe ich dir Recht«, meinte Erik. »Trotzdem kann ich Dr. Kehl gut verstehen.«
Verständnislos schaute Anke Erik an, konnte aber keine Belustigung feststellen.
»Was soll das heißen?«
»Dass Dr. Kehl Geschmack hat.«
»Und ich werde gar nicht gefragt?« Anke kam die Wut hoch.
»Natürlich. Was glaubst du, warum Jürgen darauf besteht, dass ich dich begleite.«
Kapitel 9
Dr. Kehl stand im weißen Kittel vor einer Stahlfläche, auf der ein komplettes Skelett lag. Als er Anke eintreten sah, hielt er mit seiner Arbeit inne, zog seine Latexhandschuhe aus und begrüßte sie mit einer Freundlichkeit, die Anke als Warnung auffasste. Erik bekam nur ein kurzes Kopfnicken.
»Da sind Sie ja endlich.« Ohne seinen Blick von Anke abzuwenden, trat er auf das Skelett zu. »Ich habe die Knochen inzwischen untersucht und zugeordnet. Anhand der Knochennähte, die, wie wir hier sehen können, zusammengewachsen sind, handelt es sich um einen ausgewachsenen Menschen, Alter zwischen dreißig und fünfzig Jahren. Zu Lebzeiten erlitt er eine Fraktur am linken Oberarm. Von seinen Zähnen konnten wir nur einen einzigen finden, an dem wir die DNA–Analyse durchgeführt haben. Das Ergebnis hat das Labor noch nicht ermittelt. Aber im Laufe des Tages werden wir es erhalten.«
»Was ist die Todesursache?«, fragte Erik.
»Unser Opfer wurde doppelt ermordet«, erklärte Dr. Kehl. »Einmal wurde es erwürgt, das erkennt man daran, dass das Zungenbein gebrochen ist.« Er wies mit seiner behandschuhten Hand auf einen kleinen, vorstehenden Knochen zwischen den spärlichen Überresten des Unterkiefers und den oberen Halswirbelknochen, der umgeknickt war. »Weiterhin wurde auf Ober – und Unterkiefer mehrmals eingeschlagen, dass kaum etwas von den Knochen erhalten geblieben ist.« Er hielt kurz inne, schaute Anke eindringlich an. »Allerdings habe ich die erstaunliche Entdeckung gemacht, dass die Knochen bei unserem Opfer so brüchig waren wie bei einem alten Mann.«
»Jetzt wird es kompliziert«, stöhnte Anke.
»Ganz und gar nicht. Ich will damit sagen, dass die Knochen nur dadurch restlos zertrümmert werden konnten. Ansonsten bleibt immer noch etwas erhalten, was wir für Untersuchungen verwenden können.«
»Was heißt das für uns?«
»Entweder