Название | Wild Bill Hickok |
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Автор произведения | Michael Franzen |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748594345 |
Anschließend schilderte Hickok den weiteren Verlauf, wobei er nach eigenem Bekunden an diesem Tag wie ein Berserker gekämpft hatte und weiter:
„Eins-zwei-drei-vier und vier Mann gingen zu Boden, doch das stoppte nicht den Rest der Bande (…) Zwei feuerten mit ihrer Schrotflinte auf mich (...) einen schlug ich mit der Faust nieder und dachte dabei: Für eine Zeit lang bist du außer Gefecht. Den zweiten schoss ich tot. Die anderen drei drückten mich auf das Bett. Ich kämpfte heftig und brach einem Mann den Arm (…) Bevor ich auf die Beine kam, erhielt ich einen Kolbenschlag auf die Brust und spürte, wie mir das Blut aus Mund und Nase lief. Ich wurde wütend und ich kann mich erinnern, wie ich ein Messer zu packen bekam (…) Ich war wild und ich stach um mich (...) bis ich wusste, dass alle tot waren. Ich blutete überall (...) Ich schleppte mich zum Brunnen und trank aus einem Eimer, dann fiel ich bewusstlos hin.“
Rosa, „THE CALLED HIM WILD BILL“, S. 34-36
Nichols schien überzeugt davon gewesen zu sein, dass diese Geschichte keinerlei Wahrheitsüberprüfung bedurfte, sie klang in seinen Augen zu überzeugend, als dass sie hätte frei erfunden sein können. Folgerichtig erschien im Februar 1867 ein Artikel mit Hickoks Version im „New Harper´s Magazine“ (Vol. XXXIV No. CCI), der seinen Ruf als Revolvermann eindrucksvoll ins Leben rief und seinen Namen auch bei den Menschen, die im Osten der USA lebten, berühmt machte. Hickoks Biograf J.W. Buel fand sich später sogar noch bemüßigt, dieses Ereignis weiter auszuschmücken und zu „vergrausamen“, indem er festhielt, dass Hickok von sieben Revolverkugeln, anstelle einer Schrotladung getroffen worden war und dass er durch den Kolbenschlag einen Schädelbruch erlitten hatte. Dazu kamen noch drei Messerschnitte und ein bis auf die Knochen aufgeschlitzter Unterarm hinzu. In einer Ergänzung dieser Biografie, die im Jahre 1882 veröffentlicht wurde, kamen auch noch eine aufgeschlitzte Wange und ein fast abgetrennter Stirnhautlappen hinzu, der Hickok während des Kampfes über die Augen gehangen und ihm somit die Sicht geraubt hatte. Kurz vor der Veröffentlichung des Artikels durch das „Harper's New Monthly Magazine“, schrieb der in Springfield ansässige „Weekly Missouri Patriot“ am 31. Januar 1867 kritisch:
„Wir müssen leider sagen, dass die anschauliche Erzählung über den schrecklichen Kampf bei Mrs. Waltman, bei dem Wild Bill völlig auf sich alleine gestellt, den Bandenführer McKandless und zehn seiner Männer getötet hatte (...) nur wenig zuverlässig erscheint. Die Fakten, die sich über diesen Kampf zusammentragen lassen, besagen, dass (...) Wild Bill einen McKandless und zwei weitere Männer getötet hatte, die ihn angegriffen hatten. Aus diesem kleinen Rinnsal wurde mit den Tagen, Wochen und Monaten ein großer geschichtshistorischer Strom, und wenn viele so salzig sind, wie dieser eine, so mag es nicht verwundern, wenn am Ende auch der Hauptstrom brackig wird (…) Wild Bill war niemals an dem von ihm geschilderten Ort, wie es uns der illustrierte Holzschnitt weiszumachen versucht (…) Wir müssen Bill wohl zu der Tatsache gratulieren, dass Bild und Geschichte wohl eher nicht der Wahrheit entsprechen.“
Rosa, „THE CALLED HIM WILD BILL“, S.37
Tatsächlich liefert dieser Artikel einen brauchbaren Hinweis darauf, was sich am besagten Tag im Juli 1861 auf der Rock Creek Station wirklich abgespielt und was am Ende zehn konföderierten Buschräubern das Leben gekostet haben soll. Kommen wir daher zu den annähernd wahren Geschehnissen, die im völligen Kontrast zu dem stehen, was uns Wild Bill mit seiner Darstellung der Dinge hier weiszumachen versucht hatte:
David Colbert McCanles wurde am 30. November 1828 im Iredell County, North Carolina geboren. 1849 heiratete er Mary Green, die Tochter eines Nachbarn und ließ sich 1853 als Kandidat für die Wahl zum Deputy Sheriff des Watauga-Countys aufstellen, die er am Ende dann auch gewann. 1856 gewann er auch die Sheriffwahl, musste aber bald darauf Stadt und Land verlassen, weil er, sein Bruder James Alexander Leroy, als auch sein Amtsvorgänger Jack Horton angeblich illegal Steuergelder aus dem Stadtsäckel für sich abgezweigt haben sollen. Zusammen mit einer gewissen Sarah Shull, die auch als Sarah bzw. Kate Shell betitelt wurde, bestieg er einen Raddampfer, der ihn, wie einst Hickok vor ihm, 1859 auf dem Missouri westwärts bis nach Leavenworth brachte:
„Sarah Shull kam zusammen mit sechs Männern in den Westen. Sie und McCanles blieben in Rock Creek, während die anderen weiter nach Colorado zogen (…) Sarah Shull wurde am 03. Oktober 1833 als Tochter von Philip Shull und seiner Frau Phoebe Ward im Watauga County geboren.“
Rosa, „THE CALLED HIM WILD BILL“, S. 40
Seinen ursprünglichen Plan, nach Colorado zu gehen, um dort nach Gold zu suchen, ließ David McCanles schnell wieder fallen, als er die Planwagen-Kolonnen und die enttäuschten Gesichter ihrer Besitzer sah, die ihm auf dem Weg nach dorthin entgegen rollten. Stattdessen erwarb er sich am Rock Creek in Nebraska von einem gewissen William N. Glenn eine kleine Ranch, die als Postkutschen- und Pony-Express-Station diente. Während des Sommers 1859 errichtete er auf der Ostseite des Rock Creek eine neue Ranch und bohrte einen Brunnen auf dem Anwesen. Während dieser Zeit lebte Sarah Shull auf der Original Ranch, die auch als Westside Ranch bekannt gewesen war.
Zeitgenossen beschrieben David McCanles als einen bullig gebauten Mann, mit einem derben, eigenwilligen Humor, der nicht jedermanns Geschmack gewesen war. Rau und direkt in seiner Art hatte er, im Gegensatz zu Hickoks späteren Ausführungen, weder einen Menschen im Kampf getötet, noch jemanden aus dem Hinterhalt heraus gemeuchelt, geschweige denn, dass er jemals der Anführer irgendeiner Bande von Konföderierten gewesen war. Zwischen dem Juli und August 1859 jedenfalls war das neue zu Hause fertiggestellt und so schrieb er einen Brief an seinem Bruder James Alexander Leroy, in dem er ihn bat, ebenfalls nach Nebraska zu kommen. Am 20. September traf dieser dann schließlich zusammen mit David McCanles Ehefrau Mary Green, dem gemeinsamen Sohn William Monroe, dem Cousin James Woods und einem Waisenjungen namens Billy Hughes auf der Rock Creek Station ein, wo letzterer bald darauf an Typhus erkrankte und wenig später verstarb. Die allgemeine Wiedersehensfreude wurde jedoch deutlich dadurch getrübt, als Mrs. Green erfuhr, dass Sarah Shull auf dem anderen Teil des Anwesens lebte. David McCanles versuchte seine aufgebrachte Frau zu beruhigen, wobei er ihr zu erklären versuchte, dass zwischen ihm und ihr nichts gewesen wäre, eine Aussage, der Mrs. Green wohl eher wenig Glauben geschenkt haben dürfte. Folgerichtig verbot sie ihrer Nebenbuhlerin dann auch das Haus auf der Eastside-Ranch, während ihr Ehemann ihr wohl oder übel versprechen musste, sich nicht mehr mit Sarah Shull zu treffen.
Im April 1861 verkaufte McCanles die Eastside Ranch an Russell, Majors & Waddell, stellte diesen Vertrag allerdings unter Eigentumsvorbehalt, und zwar so lange, bis die Company die volle Kaufsumme entrichtet hatte. Die Tilgung selber sollte in drei Monatsraten erfolgen. James Butler Hickok erreichte zu Beginn des Monats März 1861 die Rock Creek Station und übernahm dort leichtere Arbeiten, da er aufgrund seiner zurückliegenden Verletzung seinen linken Arm nicht richtig gebrauchen konnte. Außerdem hinkte er auf einem Bein, sodass er schnell das Opfer des derben Humors des Ranchers wurde, der Hickok wegen dessen Behinderung als „Duck Bill“ verspottete oder ihn mit seinen beiden Armen umschlang und zu Boden drückte. Erst als Hickoks Verletzungen langsam zu heilen begannen, ließ der Rancher von ihm ab und begann sich nach neuen „Opfern“ seiner eigenwilligen Späße umzusehen. Die weitaus gewichtigeren Animositäten zwischen Hickok und McCanles hatten jedoch andere Gründe und begannen von jenem Augenblick an, als ersterer ein Auge auf Sarah Shull geworfen hatte und diese wohl nicht abgeneigt gewesen war, dessen Gefühle ihr gegenüber zu erwidern, zumal sich ihr Verhältnis zu David McCanles in letzter Zeit doch um einige Grade abgekühlt hatte, seit dessen Frau auf der Ranch eingetroffen war. Den Verdruss des Ranchers mag man nur erahnen und so verbot er Hickok den zukünftigen Umgang mit Mrs. Shull und drohte