fucking Kerle. Ruth Broucq

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Название fucking Kerle
Автор произведения Ruth Broucq
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750222632



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wollte am nächsten Tag zum Fußballspiel von Inter Mailand. Als wir mitten in der Nacht in Rom ankamen, wurden wir auf der Suche nach einem Hotel von einer Polizei-Zivilstreife verfolgt und dann gestoppt. In recht barschem Ton, mit gezogenen Pistolen forderten die Zivilbeamten uns auf auszusteigen.

      „Du sollst sitzen bleiben!“ übersetzte Rino mir. Franco musste sich breitbeinig an eine Wand stellen und mit den Händen abstützen, die Beamten behandelten nur Franco wie einen Verbrecher. Von seinen Brüdern kontrollierten sie nur die Ausweise, so wie von mir auch. Mit Rino und Domenico palaverten die Polizisten eine Weile, dann schien geklärt zu sein, dass wir normale Touristen waren, und die Polizei lotste uns sogar noch zu einem Mittelklasse-Hotel. Was mich zu dem Zeitpunkt noch empörte konnte ich später nur als gute Nase der Polizisten anerkennen.

      Den Sonntagnachmittag in Rom hatten die Fußball begeisterten Italiener für den Besuch im Römischen Stadion vorgesehen, denn da spielte Francos Lieblingsverein, Inter Mailand gegen AC Rom. Eine seltene Gelegenheit, die er gerne wahrnehmen wollte.

      Die achtzigtausend Plätze waren bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, sodass wir Glück hatten, überhaupt noch reinzukommen. Dann saßen drei Intermailand-Fans mitten in den Romfans. Als das erste Tor für Rom fiel, war um uns herum ein Riesenjubel, meine Begleiter zogen saure Gesichter. Aber nach einer halben Stunde fiel das Ausgleichstor. Wir vier sprangen auf und schrien vereint: Tor, Tor, Tor. Eine hektische Diskussion mit den Sitznachbarn entstand, sodass ich ein wenig ängstlich dreinblickte, denn ich verstand ja nichts. Aber alle beruhigten sich schnell wieder. AC Rom gewann das Spiel, zum Glück. Eigentlich hatte ich mich noch nie für Fußball begeistern können, aber dieser Nachmittag in Rom war ein mitreißendes Erlebnis. Eben live.

      Aus der Traum

      Der Alltag mit all seinen Problemen hatte uns schnell wieder eingeholt. Auch Francos Ehefrau gab nicht auf, uns das Leben schwer zu machen. Wir versuchten die Frau zu ignorieren, was nicht so einfach war. Ich hatte mich schon fast an meine häufige Flucht vor der Verfolgerin gewöhnt, und sah das schon fast als unumgänglich an.

      Franco meldete sich bei einer Fahrschule an, deren Inhaber häufig bei uns zockte. Entweder er war so mit dem Fahrunterricht beschäftigt, oder etwas Anderes war nicht in Ordnung, denn ich hatte den Eindruck, dass er mir aus dem Weg ging. Dass Franco am Tag immer unterwegs war, fand ich noch normal, aber er kam nach seiner Arbeit oft erst am frühen Morgen nach Hause. Dann war er sehr schlecht gelaunt und müde, drehte mir gleich den Rücken zu und schlief ein. Sexbedürfnis hatte er gar nicht mehr. Langsam vermisste ich das zwar, war aber zu stolz nach dem Grund zu fragen. Als mir des Öfteren seltsam übel war, dachte ich anfangs, was Falsches gegessen zu haben, und beachtete es nicht sonderlich. Dann blieb meine Periode aus.

      „Ich glaube ich muss mal zum Frauenarzt gehen, meine Tage sind ausgeblieben. Vielleicht bin ich schwanger. Eigentlich ein Wunder, die ganzen Jahre mit dem Udo ist nichts passiert, obwohl wir nie verhütet haben. Wenn, dann war das vielleicht der Klimawechsel. Ich glaube das ist in Italien passiert, vielleicht in Rom.“ Vertraute ich unserer Kaffeefrau Erika an, mit der ich seit Jahren befreundet war.

      Ich bat die Freundin nicht darüber zu reden, speziell nicht mit Franco, denn ich wollte erst sicher sein.

      Der Arzt bestätigte mir, dass eine Schwangerschaft circa in der vierten oder fünften Woche bestehen könne. „Es ist noch ganz am Anfang. Sie sollten in vier Wochen noch einmal zur Untersuchung kommen, dann können wir sicher sein.“ schlug mein Arzt vor.

      Ich war hin und her gerissen, wusste nicht ob ich mich freuen sollte, denn schließlich war ich schon Mitte Dreißig und der Erzeuger zehn Jahre jünger als ich. Andrerseits hatte ich mir immer ein dunkelhaariges Kind mit braunen Augen gewünscht, und ich hatte zwei blonde Kinder mit grünen Augen.

      Bei Franco und mir konnte doch nur mein Wunsch in Erfüllung gehen. Ein Wunschkind also? Was Franco wohl sagen würde? Ich konnte nicht warten, teilte ihm direkt die Neuigkeit mit.

      Er reagierte ganz anders als ich erwartet hatte. „Aber das ist doch noch gar nicht sicher? Warte doch mal erst den nächsten Termin ab, ich denke der Arzt war noch am zweifeln? Lass uns nach der nächsten Untersuchung noch mal darüber nachdenken.“ Schob Franco mich desinteressiert auf die Warteposition. Ich war sehr enttäuscht. Keine Freude, keine Zustimmung, eher ein distanzieren. Warum? Da stimmte etwas nicht. In dem Moment zeigte er mir sehr deutlich, dass er seit unserer Sizilien-Reise anders war, dass er mir aus dem Weg ging. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, und er ließ mir auch nicht die Zeit, das zu entscheiden, sondern ging einfach.

      Franco hatte mich einfach stehen gelassen und war gegangen. Schon eine Stunde später kam er zurück, und sagte mit finsterer Miene: „Ruth, es tut mir leid, aber ich gehe zu meiner Frau zurück. Wo hast du meinen Koffer hingestellt?“

      Ich war wie vor den Kopf geschlagen, konnte gar nicht glauben, was ich gerade gehört hatte, und fragte leise: „Jetzt? Wo ich ein Kind erwarte? Ist dir das egal?“

      „Tut mir leid, aber ich muss zu meiner Frau zurück gehen. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun, glaube mir….“

      Ich unterbrach ihn energisch: „Danke verzichte auf eine Erklärung. Warte, ich hole deinen Koffer, ich helfe dir packen. “ Sagte ich hart und holte anschließend alle seine Kleidungsstücke aus den Schränken. Dann warf ich alles in seinen Koffer, und als er den Koffer geschlossen hatte, ging ich zur Tür und forderte: „Komm, ich fahre dich!“

      Erstaunt fragte er: „Im Ernst? Du willst mich echt zu meiner Frau fahren?“

      „Klar! Reisende soll man nicht aufhalten!“ sagte ich hart. Unterwegs herrschte eisiges Schweigen zwischen uns.

      Erst als ich ihn vor dem Wohnhaus seiner Frau raus gelassen hatte, und zurück fuhr, kullerten die Tränen über mein Gesicht.

      Im Casino ließ Franco sich die nächsten Tage nicht sehen, da ja seine beiden Brüder bei uns als Croupier und Portier arbeiteten, fehlte er niemanden. Unseren Partnern hatte er nur öfter im Weg gestanden, weil er zu wenig Ahnung von der Materie hatte, und mit seinen ungeduldigen Fragen oft genervt hatte. Deshalb waren die Tage, an denen er in der Disco arbeiten musste, die angenehmsten Arbeitstage für die ganze Casino-Besatzung.

      Ich hatte das Gefühl, dass seine Brüder mich beobachteten, aber sie sprachen mich nicht auf das Thema Franco an. Allerdings fragte auch keiner unserer Partner nach Francos Verbleib, entweder sie waren froh, dass er ihnen nicht auf die Nerven ging, oder sie wussten Bescheid. Ich ignorierte das Thema eine ganze Woche, dann hatte ich den Eindruck, ich müsse mich von einem Druck befreien.

      Am nächsten Tag ging ich zum Friseur und ließ meine langen Haare abschneiden. Ich ließ mir einen kessen Kurzhaarschnitt verpassen, und anschließend kleidete mich neu ein. Bewusst wählte ich ein auffallend leuchtend rotes enges Kleid und passende Pumps. So gestylt stolzierte ich genau dort hin, wo Francos ganze italienischen Freunde und Bekannten verkehrten. Ich setzte mich in das Eiscafe seiner engsten Freunde, der Brüder Daluto, aß ein Eis und danach trank ich noch einen Espresso. Ich hielt mich bewusst lange dort auf, und die halbe italienische Bevölkerung unserer Stadt sah mich. Ich lächelte allen Bekannten freundlich zu, keiner sprach mich an. Es war mir ein innerer Vorbeimarsch.

      Am nächsten Tag ging ich zu meinem Frauenarzt und erklärte diesem entschlossen: „Ich möchte das Kind nicht bekommen. Ich fühle mich zu alt und bin auch sozial nicht genügend abgesichert um noch ein Kind aufzuziehen. Wo kann ich den Abbruch vornehmen lassen? Geht das hier oder muss ich nach Holland fahren?“

      Der Arzt beriet mich widerwillig aber ausführlich, klärte mich über Vor- und Nachteile auf, dass ich in Holland keine Sicherheit habe, falls es Komplikationen geben werde, weil man dort nach dem Eingriff keinen längeren Klinikaufenthalt habe, sondern noch am gleichen Tag wieder abreisen müsse. In Deutschland sei besser, weil das besser überwacht sei und auch notfalls eine längere ärztliche Kontrolle möglich sei. Allerdings müsse ich erst zum Beratungsgespräch zu Pro Familia. Ich solle mir das in Ruhe überlegen, sei erst in der siebten Woche, habe also noch fünf Wochen Zeit. Er werde mir ein Attest ausstellen,