Название | Tara |
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Автор произведения | Nancy Omreg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Tara und Tristan |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748598732 |
Im Laufe des Auftritts begann ich jedoch eine gewisse Unruhe in mir zu spüren. Ich wusste nicht woher sie kam. Die Leute um mich herum wirkten alle vergnügt und waren total bei der Sache. Die Musik war gut.
Ich versuchte das Gefühl zu ignorieren und hoffte, dass der Rotwein sein Übriges dazu tat, mich wieder in die vorhergehende Stimmung zu bringen.
Jedoch wurde das Gefühl immer stärker. Ich glaubte Blicke auf meinem Rücken zu spüren, als ob ich beobachtet werden würde. Ich drehte mich zu allen Seiten um, aber ich konnte niemanden ausmachen, der mich beobachten würde.
Ich versuchte mich wieder auf die Band zu konzentrieren, doch während der abschließenden Klänge ihres letzten Liedes war nicht nur das Gefühl noch da, ich spürte ebenfalls einen eisigen Windhauch in meinem Nacken.
Erschrocken drehte ich mich um und blickte in die dunklen Augen von IHM. Der Typ aus der Bar von gestern Abend, der plötzlich verschwunden war, stand ein paar Schritte von mir entfernt und starrte mich an.
Obwohl er auch dieses Mal sah, dass ich es bemerkte, schaute er dennoch erneut nicht weg. Mein Herz fing an wie wild zu schlagen. Mit so einem Beat konnte nicht einmal diese Band mithalten. Mir wurde es abwechselnd heiß und kalt und eine feine Röte stieg mir ins Gesicht. Am liebsten hätte ich meinen Blick von ihm abgewandt, so peinlich war mir dies, aber ich konnte nicht. Wie versteinert stand ich da. Ich konnte nicht denken und mich nicht bewegen. Ich wünschte, ich hätte es gekonnt um ihn zu fragen wer er ist. Aber mein Körper und mein Gehirn arbeiteten nicht mehr zusammen.
Von ganz weit weg hörte ich meinen Namen rufen und spürte eine leichte Berührung. Die Stimme wurde immer lauter und der Druck in meinem Arm immer stärker.
„Tara, hey, was ist denn los? In welchen Gedanken bist du denn versunken?“ Fine kniff mir in den Arm. Als ob ich aus einer Trance erwachte, konnte ich nur langsam wahrnehmen, was sie von mir wollte und drehte wie in Zeitlupe meinen Kopf in ihre Richtung.
„In welcher Welt warst du denn versunken? Oder hast du dort drüben etwas Hübsches entdeckt? Vielleicht der Barkeeper von gestern?“, neugierig lugte sie über meine Schulter.
„D-D-Der Typ v-v-v-von ges-gestern Abend... d-der ist hi-hi-hier“, stammelte ich noch total unter Schock stehend.
„Wo denn? Wo? Ich sehe ihn nicht?“ Fine verrenkte sich fast den Hals auf der Suche nach ihm.
Schnell drehte ich mich um und schaute in die Richtung, wo er zuvor gestanden hatte. Weg war er. Wieder. Wie vom Erdboden verschluckt. Ich suchte den ganzen Saal mit den Augen ab, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. „Er ist weg“, stieß ich fassungslos aus.
„Oder vielleicht war er auch nicht da?“, fragte Fine vorsichtig. „Vielleicht hast du bereits ein bisschen zu tief ins Glas geschaut und ihn dir nur her gewünscht?“, neckend stieß sie mich in die Seite.
Verwirrt schaute ich mich weiter um. Ich hatte es doch nicht geträumt. Er stand doch wirklich da. Oder nicht? Das Gefühl beobachtet zu werden war ebenfalls weg. Tobi legte seinen Arm um mich.
„Wen suchst du denn? Ich bin doch hier. Du verpasst doch den ganzen Auftritt von 'Endraum'“. Ich schaute in sein schmales Gesicht. Seine Augen mit den weißen Kontaktlinsen schauten mich aufmunternd an.
Ich atmete tief durch und richtete meinen Blick wieder auf die Bühne. Tatsächlich waren „Endraum“ bereits mitten am Spielen. Fine und Maren waren am Tanzen und auch Matti bewegte sich leicht mit.
„Prost!“, flüsterte Tobi mir ins Ohr und stieß mit seinem Bier an meinem Wein an.
„Prost!“, lächelte ich zurück und nahm einen tiefen Schluck. So ganz konnte ich mich nicht auf die Band konzentrieren. Zu sehr kreisten meine Gedanken noch um das merkwürdige Geschehen von gerade eben.
Doch dann kamen „Das Ich“ auf die Bühne und rissen mich mit Haut und Haar in ihren Bann. Vergessen war der Typ, zumindest für diesen Moment. Ich befreite mich aus dem Arm von Tobi und tanzte mit der Menge und die Menge tanzte mit mir.
Nach der dritten Zugabe gingen „Das Ich“ letztendlich von der Bühne. Die Konzertbeleuchtung wurde auf Fetenbeleuchtung umgestellt und aus den Boxen dröhnten die ersten elektronischen Klänge von Welle:Erdball: „Ich träum von dir“. Diese Band wurde auch gestern gespielt, als wir die Bar betraten und ich den Fremden zum ersten Mal sah.
Ich versuchte keinen Zusammenhang darin zu sehen und drängte die Gedanken zur Seite.
Wir fünf gingen zur Bar, an der nun reges Gedränge herrschte. Ich überlegte mir, ob ich noch einen 0,2 Becher mit Rotwein mir bestellen sollte. Aber ich beschloss, dass der Alkohol nichts mit der Erscheinung des Typen zu tun hatte und bestellte mir daher einen weiteren Rotwein.
Zusammen stießen wir an auf einen weiterhin schönen Abend.
„Hast du schon lange ein Bauchnabelpiercing? Das habe ich ja noch nie bemerkt“, fragte mich Tobi und betrachtete den rot leuchtenden Stein, der an einem Anhänger am Bauchnabel hing.
„Ja, das habe ich schon eine Weile“, meinte ich.
„Hm, ich glaube du zeigst mit eindeutig zu selten deinen Körper. Was versteckst du denn noch so unter deiner Kleidung?“, raunte Tobi und zwinkerte mir zu.
„Nichts, was dich zu interessieren hätte“, antwortete ich und streckte ihm die Zunge raus.
„Na zumindest ein Zungenpiercing hast du noch nicht. Den Rest finde ich schon noch raus“, meinte Tobi zuversichtlich und drückte mir einen Kuss auf die Wange, eh er sich an mir vorbei drückte und sich in Richtung Toilette aufmachte. Gespielt drohend erhob ich den Zeigefinger und grinste ihm kopfschüttelnd hinter-her.
Maren hatte inzwischen an der Bar eine neue Bekanntschaft geschlossen. Der Typ war mindestens um die dreißig Jahre und somit gut zehn Jahre älter als sie. Er hatte kurze, an den Seiten hoch toupierte Haare und über sein rechtes Auge fiel eine breite leicht toupierte Strähne. Drei silberne schwere Ketten hingen in unterschiedlichen Längen um den Hals. Auch an den Handgelenken und an den Klamotten hingen schwere, Metallketten. Zwei große Siegelringe zierten seine Hände, von denen die eine anfing, mit einzelnen Haarsträhnen von Maren zu spielen.
Ohne Zweifel würden die beiden heute noch eine sehr befriedigende Nacht zusammen verbringen. Maren lag nichts an festen Beziehungen. Sie mochte es ungebunden zu sein und soviel Spaß wie möglich zu haben. Wenn sich dabei die eine oder andere Gelegenheit mit dem anderen Geschlecht ergab sich zu vergnügen, nahm sie das ohne lange oder ohne überhaupt zu überlegen gerne an.
Fine war da ganz anders. Sie hatte keinen Freund, weil sie wohl zu anspruchsvoll war und es auch nicht darauf anlegte einen zu finden. Sie mochte es, sich sämtliche Möglichkeiten offen zu halten, ohne eine auch nur für ein kleines Abenteuer zu nutzen. Sie war nicht der Typ, der sich schnell auf einen Mann einließ und sie war der Meinung, dass sie irgendwann dem Mann schon begegnen würde, mit dem sie eine Beziehung eingehen wollte.
Wie ich war konnte ich nicht genau beurteilen. Vor Max hatte ich auch schon zwei feste Freunde gehabt, aber auch flüchtige Abenteuer. Ich würde mir bestimmt eher wieder eine Beziehung wünschen, als von Mann zu Mann zu springen, jedoch war ich mir nicht sicher, ob vielleicht gerade letzteres im Moment gar nicht so schlecht wäre.
Hier liefen schon einige hübsche Kerlchen herum und es wäre heute Abend ein leichtes jemanden für eine Nacht zu finden. Aber irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass es dafür noch zu früh wäre. Ich musste ja auch nichts überstürzen. Einen Schritt nach dem anderen zu tun war bestimmt besser um mich gänzlich von Max zu lösen und meinen Gefühlshaushalt wieder herzu-stellen hatte für mich oberste Priorität.
Also ignorierte ich die lüsternen Blicke von dem Tisch vor der Bar und den Popoklatscher von Tobi, als er von der Toilette zurück kam und ging mit Fine auf die Tanzfläche. Dort angekommen ließ ich die Musik durch meinen Körper fließen und alle Gedanken zerstreuen. Mein Kopf war leer und mein Körper frei.
Gegen 4 Uhr morgens