Hardcore. H. C. Schwarz

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Название Hardcore
Автор произведения H. C. Schwarz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753193229



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können? Oder waren sie schlicht und einfach knallhart auf Unterwerfung programmiert?

      Die beiden Frischlinge hatten kaum Zeit Luft zu holen, da war schon einer dieser abgefuckten Altprofis zur Stelle, die als Darsteller durch die Pornoszene swingten und sich für lau durchfickten. Er hieß Manfred und wollte die neuen Küken natürlich sofort Probefahren.

      „Na, ihr süßen Jungfotzen? Hat man euch denn heute schon den Arsch gepudert? Oder steht ihr mir als schön enge Jungfrauen zur Verfügung?“

      Schon beim widerlich säuselnden Klang seiner Stimme, standen mir sofort die Haare zu Berge. In meinen Augen war der Typ nichts anderes als ein verkappter Pädophiler, der die Rolle des alternden Dandys spielte. Der charmante, liebe, nette Onkeltyp, der die Finger nicht von den Teenies lassen konnte, je jünger, desto besser.

      Er nervte mich dann auch gleich mit einer seiner wahnsinnig geilen Ideen für eine Szene, bei der die jungen Hühner um die Wette blasen sollten und die Begabtere von beiden mit einem extra Scheinchen belohnt würde. Das alte Sexmonster war immens stolz auf seinen langen Spargel und musste ihn einfach zwanghaft in jedes Loch stecken, das nicht amtlich versiegelt war.

      So genannte Schnellschüsse, die fast nichts kosteten und bei längeren Drehs nebenbei entstanden, wurden bei der Produktion gerne gesehen. Die wurden dann später in sinnentleerten Kompilations wie Best-of-total-versaute-Teenies oder Best-of-total-arschgefickte-Hausfrauen zusammengefasst und mit schickem Hochglanzcover unters wichsende Volk gebracht. Aus Scheiße Gold machen, so nannten das die Herren von der Produktion.

      Fickt euch doch ins Knie! Das ist mir doch alles scheißegal. So oder so ähnlich lautete mein lautloser Kommentar. Dann nickte ich abschließend resigniert in die Runde und während alle auf Position gingen, verkrümelte ich mich erneut in Richtung Herrenklo. Ich hatte schon wieder Schmacht, Lust auf ein bisschen Schnee, obwohl ich ab dem späten Nachmittag eigentlich lieber Joints rauchte, die Dinger eigneten sich gut zum Runterkommen.

       Allmählich kam es mir so vor, als ob ich mehr Zeit auf dem stillen Örtchen verbringen würde, als auf sonst einem Platz auf der schönen, weiten Welt. Auf eine verdrehte Art gefiel es mir sogar, high auf einem Klodeckel zu sitzen, mit mir selbst über das Leben zu philosophieren und meine sporadischen Erkenntnisse meinem Tagebuch anzuvertrauen. Da kam einem keiner quer und laberte mich mit irgendwelchen hirnverbrannten Dünnsinn voll.

      Irgendwie gefiel ich mir auch in der Pose eines postmodernen Philosophen. Eine öffentliche Toilette war das perfekte Ambiente für schwermütige, gesellschaftskritische Einflüsterungen der Seele. Mir mein Klo, so wie Diogenes seine Tonne. Mein griechischer Urahn und Bruder im Geiste, wäre bestimmt stolz auf mich gewesen.

      1.10 Mein Tagebuch / 4

       Wie ist es

       eigentlich möglich, gleichzeitig ein naturalborn Frauenversteher und ein potentieller Vergewaltiger sein?

       Das ist der groteske Spagat, der mich innerlich zu zerreißen droht. Ich will die Frauen vor den bösen Männern beschützen. Also letztendlich auch vor mir selbst? Was für ein völlig verdrehtes Helfersyndrom.

       Das eigentlich Verstörende in meinem Leben sind diese ganzen inneren Widersprüche. Zum Beispiel mein Job als Pornoregisseur. Ich hasse diese moderne Form der Sklaverei, bin aber schon seit meiner frühen Pubertät pornosüchtig. Im zarten Alter von 13 Jahren entdeckte ich das Versteck, in dem mein Vater sogenannte erotische Literatur sammelte.

       Da waren ziemlich kranke Texte dabei, ein kriegsverherrlichender Porno zum Beispiel, der Sex und Gewalt grausam verknüpfte. Er handelte von einer Horde durchgeknallter Soldaten, die marodierend durch das Hinterland zogen, um sich an der Zivilbevölkerung für den verlorenen Krieg zu rächen. In einigen Passagen des Buches wurden Männern und Frauen während des erzwungenen Koitus die Bäuche aufgeschlitzt und die Hälse durchgeschnitten, damit ihre Arschlöcher und Mösen im Todeskampf verstärkt zuckten und krampften. Und die Monster in Uniform schwärmten anschließend über die besonders geilen Schwanzmassagen und den besonderen Kick, den sie sich auf diese Art beschafft hätten. Selbst in puncto Lustmorde an Kleinkindern, kannte dieses kranke Machwerk keine Grenzen.

       So abschreckend und ekelerregend ich diese bestialischen Schilderungen auch fand, es machte dennoch sofort Klick in mir, nicht nur im Kopf, sondern auch in meinem Körper. Und ich entwickelte eine starke Abhängigkeit von solchen Bildern und Fantasien, bekam ohne brutale Wichsvorlagen schließlich keine Erektion mehr.

       Bis dahin hatte ich mir die lustvollen Situationen immer selbst ausgedacht. Meine Vorstellungswelt beim Onanieren war noch erfüllt von kindlicher Naivität und dementsprechend harmlos gewesen. Sie besaß einen gewissen Touch von Unschuld. Doch nun verkümmerte meine eigene, bunte Erfindungsgabe und wurde ersetzt durch fremde, kalte Klischees. Am Ende dieses Prozesses, fühlte ich mich wie ausgebrannt und musste diese Leere täglich zwanghaft mit den Hochglanzbildern der Pornoindustrie vollstopfen.

       Und dann begann diese Gewaltspirale, sie fing an sich schneller und schneller zu drehen. Ich gierte nach immer härteren Motiven, je brutaler der Sexualakt und devoter die Rolle der Frau, desto mehr geilte es mich auf. Schließlich war ich programmiert auf eine Fusion aus massiver Pfählung und knochenbrechender Kreuzigung. In meiner maßlosen Gier wurde ich zu einem sabbernden Monstrum.

       Es war ein Teufelskreis aus Gier und Scham. Kaum war ich gekommen und meine Erregung verpuffte, schämte ich mich in Grund und Boden. Blutige Kastrationsfantasien quälten mich. Ich mochte kein Mann mehr sein. Ich wollte das verdorbene, todbringende Genital mit Stumpf und Stil aus mir herausschneiden, mich selbst ausweiden und meine mörderische Sexgier mit dem Feuer der Selbstzerstörung bekämpfen.

       Das ging solange, bis meine Lust meine Scham erneut überwucherte und mich zurück an den Futtertrog aus geilen Abziehbildern zog. Und damit schloss sich der Teufelskreis um mich und alles ging wieder von vorne los. Eine endlose Kette aus zwanghaften Wiederholungen, aus der es kein Entkommen gab. Scham, Gier, Scham, Gier.

       Seitdem bin ich ein Junkie, neben zig anderen Abhängigkeiten, die sich inzwischen dazugesellt haben, bin ich vor allem pornosüchtig. Bei Muschibildern hakt es bei mir vollständig aus. Ich höre auf zu denken, bin nur noch ein hungriger Schwanz. Ich bin verrückt nach dem geilen Scheiß.

       Das Zeug hat weit mehr Suchtpotential, als die meisten User zugeben würden. Meiner Ansicht nach, ist Porno wohl einer der am meisten unterschätzen Suchtstoffe weltweit. Eine verfluchte Droge, die damals klammheimlich in mich hineinkroch, Teile meines Bewusstseins auslöschte und begann, mein Herz und mein Hirn langsam von innen her aufzufressen.

       Ein hinterhältiger Parasit, der sich seit meiner Pubertät nachts in meine Träume bohrt und mich auf den Pornoplaneten entführt. Dort gibt es abertausende fickwilliger Mösen und Ärsche und Münder, allesamt dauerfeucht und scharf auf mich. Die bespringen mich im Akkord, um mich mit meinen Suchtstoff, ultrahartem Zombiesex, zu betanken.

       Sexuelle Zwangsbeglückung, genitale Druckbetankung am laufenden Band, und ich reagiere selbst im Tiefschlaf mit einen Dauersteifen, lüstern sabbernd wie ein debiler Vollidiot.

       Träume, die meine Sinne vernebeln, verkleben und aus denen ich mit quälender Schuld erwache, um mit zerrissenen Gefühlen den Feind in meinem Spiegel anzustarren. Obwohl ich mich dafür hasse, so willenlos und schwach zu sein und nicht Nein sagen zu können zu diesen ferngesteuerten Pornofotzen, spiele ich das böse Spiel doch freiwillig mit.

       Ich hasse Porno und kann trotzdem nicht die Finger davon lassen. Er hat etwas Fesselndes, Zwingendes. Ich werde die Bilder einfach nicht mehr los. Sie werden zur Besessenheit, zu Geistern, die mich unablässig verfolgen. Sie rufen mich Tag und Nacht. Sie quengeln und befehlen, peitschen mich zurück zur schier unerschöpflichen Quelle meines Selbsthasses.