Stressberuf Schüler. Alexander Martin

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Название Stressberuf Schüler
Автор произведения Alexander Martin
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844268102



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Aber wenn man Kinderkrippe, (Groß-)Eltern, Putzfrau und andere Personen zur Hilfe hat, seine Kinder maximal in die Schule und dann abends zu Bett bringt, kann man die vielen Aufgaben, die eine Vollzeitmutter hat, gar nicht kennen. Der größte Nachteil, wenn man seine Kinder kaum sieht, ist die fehlende Erziehung, wodurch der Einfluss von persönlichen und virtuellen „Freunden“ viel größer ist und sich so oft problematische Situationen ergeben, denen man dann fassungslos gegenübersteht. Beispiele dazu in einem anderen Beitrag.

      In Österreich sind mittlerweile ca. zwei Drittel der Frauen berufstätig und wollen rasch wieder ins Berufsleben einsteigen, um ihre Position nicht zu verlieren. Jede Frau bekommt im Laufe ihres Lebens im österreichischen Durchschnitt derzeit 1,4 Kinder (Datenquelle: Fertilitätsraten 1996), wobei wir bei den wenigen Mehrfamilienhaushalten wären. Mit mehr als zwei Kindern ist man heute schon eine Ausnahme (ausgenommen die Patchwork-Familien), wenn man auf der Straße unterwegs ist. In solchen Familien, wo meistens die Mutter Vollzeit zuhause ist und drei, vier oder mehr Kinder hat, hat man die Kinderkrippe ja schon im eigenen Haus und braucht die Kids nicht abgeben.

      Die Begründung der Experten für eine frühzeitige Kinderkrippe zielt auf die Entwicklung der Kinder ab, weil diese soziale Kontakte brauchen, um sich zu entwickeln. Bei den Ein-Kind-Haushalten ist natürlich zuhause kein Spielpartner für das Kind da und daher ist es sicher sinnvoll, die Kinder früher in eine derartige Einrichtung zu geben. Ob das schon mit einem Jahr sein muss, kann ich als Vater einer größeren Familie nicht nachvollziehen, aber das muss jeder selber wissen.

      Schulstart

      Der erste Schultag wird von den Kindern mit viel Vorfreude erwartet und bleibt oft lange in Erinnerung. Die Schultüte wird mit Stolz getragen und ganz gespannt lauscht man den Worten des Lehrers. Dieser hält eine mehr oder weniger motivierte Rede und verspricht, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und diese in ihrem Tun zu unterstützen. Infozettel sind schnell verteilt und mit der Info „Schule soll Spaß machen“ werden alle heimgeschickt.

      Wenn es das erste Schulkind ist, wissen die Eltern noch nicht, was jetzt auf sie zukommt. Nach Studium der Infozettel beschließt man, gleich einen Schulbedarf-Shop aufzusuchen. Das Kind darf natürlich mitfahren – ist ja ein besonderes Erlebnis. Stifte, Hefte, Blöcke, Malfarben, Zeichenblock, Lineal, Radiergummi, Linienspiegel usw. müssen besorgt werden. Was nun folgt, wird einen Jahr für Jahr zum Schulstart erwarten. Hinein ins Geschäft und siehe da – der Laden ist voll, als ob es etwas gratis gäbe. Man schnappt sich einen der letzten Einkaufswagen und reiht sich in die Menge ein. Jetzt ist Überblick gefragt, denn man wird automatisch durch die Regalreihen geschoben. Etwas nicht gleich mitzunehmen, kann ein schwerwiegendes Problem werden, denn es gibt kein Zurück. Nach einer guten halben Stunde hat man einen Teil der Utensilien im Wagen und sieht der Sache schon etwas gelassener entgegen. Nun beginnt aber das Kind, unruhig zu werden. „Mama, es ist fad. Können wir wieder gehen?“ Die Stimmung in dem Geschäft wird allgemein gereizter. Irgendwie schafft man es nach ca. einer Stunde, sich der Kasse zu nähern und der Einkaufszettel wird noch einmal gecheckt. „Oh Gott! Wir haben die Bleistifte vergessen!“, stößt es einem heraus und das mit doch schon angespannter Stimmung. Die Frage ist nur: Wie machen wir das jetzt? Aktuell sind es ca. 20 Minuten bis zur Kasse, was sich durch das Beschaffen der Bleistifte durchaus verdoppeln kann. Hilft aber nichts, wir brauchen die Bleistifte, also irgendwie retour. Nach gefühlten zwei Stunden steht man dann an der Kasse und lässt dort locker 200 Euro liegen.

      Dann ist man wieder in Freiheit und holt einmal tief Luft. Das mittlerweile schlecht gelaunte Kind hat Hunger und Durst und will endlich nach Hause. Das Problem löst man mit einer Fahrt durch den „Drive in“ – nicht hochwertig, aber schnell eben. Zuhause wird dann alles zusammengelegt und die notwendigen Sachen für den nächsten Tag hergerichtet. Natürlich wird alles in die schon im Sommer neu gekaufte Schultasche gepackt, denn man will ja ein richtiges Schulkind sein.

      Die ersten Schultage verlaufen problemlos und die ersten Schreibübungen in Form von Strichen werden brav geübt. Nebenbei kommen immer wieder Infozettel mit verschiedenen „freiwilligen“ Zahlungsaufforderungen mit den Kindern mit: Elternverein, Schulmilch, Kopiergeld, Spenden für dies und jenes u.v.m. Nach ca. einem Monat wird man die Erkenntnis nicht los, dass so ein Schulbeginn doch auch ganz schön ins Geld geht. Die ersten Schreib- und Leseübungen sind absolviert und man ist schon mitten im Schulleben. Die Herausforderung, die Kinder zum Tun zu motivieren, wird von Monat zu Monat größer, da diese doch auch spielen wollen.

      Nach einigen Monaten – beim ersten Elternsprechtag – wird man dann im Vier-Augen-Gespräch mit dem Lehrer darauf aufmerksam gemacht, dass das Kind entweder zu laut oder zu leise ist. Das sind die ersten Emotionen, die vor allem abhängig von der Persönlichkeit des Kindes sind. Ob das Kind eher ein ruhiges oder ein lebhaftes Wesen hat, ist entscheidend für das Verhalten im und neben dem Unterricht. Der Lehrer versucht den Eltern klar zu machen, dass sich das Kind mehr melden soll und mitarbeiten muss, anderen wiederum, dass es nicht so vorlaut sein darf.

      Was tun wir unseren Kindern da eigentlich an? Sie schleppen sich in so jungen Jahren tagtäglich mit der schweren Schultasche in die Schule und wieder nach Hause, was gesundheitlich nicht förderlich ist, müssen einige Stunden ruhig sein und in wenigen Monaten lesen, schreiben und rechnen können. Die Freizeit tritt da doch etwas in den Hintergrund, obwohl in der Volksschule noch ausreichend Zeit für Hobbys bleibt. Die Entwicklungsschritte sind eigentlich unglaublich, wobei diese nicht bei allen gleich verlaufen. Es gibt eben Kinder, die schneller und welche, die langsamer sind. Es wäre Aufgabe der Lehrer, sich individuell auf das jeweilige Kind einzustellen. Am Ende werden es alle können, obwohl es besser wäre, wenn man jedes Kind seinem Tempo entsprechend ausbildet.

      Schlüsselkinder versus VIP-Kids

      Es gibt zwei Extreme, wie Eltern ihre Kinder während der Schullaufbahn begleiten. Die einen erziehen ihre Kinder zur absoluten Selbstständigkeit und andere führen sie noch persönlich zur Matura. Und dann gibt es viele, die eine Mischung aus den beiden hier angeführten Extremen finden.

       Die Schlüsselkinder

      Die erste Gruppe sind die sogenannten Schlüsselkinder, die von ihren Eltern schon sehr früh auf eigene Beine gestellt werden. Oft werden diese Kinder schon in frühen Jahren der Volksschulzeit auf Selbstständigkeit getrimmt. Ob aus Lustlosigkeit oder Selbstverwirklichungstrieb der Eltern, oder weil es wirklich nicht anders geht, um zu überleben, weil man z. B. alleinerziehend ist, ist unterschiedlich. Anfangs führt man sein Kind noch hin und her und übt in der Schule Gelerntes. Man bespricht auch, was in der Schule war und ob es irgendwo Hilfe braucht. Doch schon nach einiger Zeit sind die Kinder bei Hausübungen und Lernphasen auf sich alleine gestellt. In extremen Fällen bekommt das Kind einen Wecker, ein Handy und den Bus- oder Zugfahrplan. Nun kann man sich wieder auf die eigenen wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren und ausschlafen, Freunde treffen, einem Hobby nachgehen oder einen Vollzeitjob beginnen. Das Kind wird morgens vom Wecker aus dem Bett geläutet und startet dann völlig selbstverständlich alleine in den Tag. Morgentoilette so lala, die Jause aus dem eher leeren Kühlschrank suchen und ab zum Bus. Dieser hat seine Abfahrtszeiten und sollte tunlichst erreicht werden, denn der nächste geht erst in einer Stunde. Der Weg vom Bus zur Schule ist dann schon etwas entspannter, denn trotz Ermahnung beim letzten Zuspätkommen hat man gemerkt, dass die Welt sich weiterdreht. Auch ist das Gespräch mit den anderen Kids oft so intensiv, dass man die Zeit vergisst. Mit zunehmendem Alter und spätestens zu Beginn der 5. Schulstufe wird alles zur Routine und die Selbstständigkeit trägt Früchte. Aus dem einfachen Handy wird spätestens jetzt der kleine „Alleskönner“ Smartphone mit Internet. Somit öffnet sich das Tor zur Welt und man ist ausreichend mit Freunden ausgestattet. Der Schulweg selbst wird oft langwierig, da die neuesten Spiele einen am Smartphone fesseln. Der Unterricht läuft oft an einem vorbei und nachmittags geht es wieder Richtung Busstation. Zuhause angekommen hat man dann ein Hungergefühl und sucht nach etwas Essbarem. Wenn man die Eltern davon überzeugt hat, dass man auch tagsüber etwas essen muss, bekommt man mit der Zeit Essensgeld von zuhause mit und investiert dies in die verschiedensten Verlockungen einer mehr oder weniger gesunden Nahrungsaufnahme. Die reicht von Pizzaschnitte über Wurstsemmel bis hin zum Burger, dazu eine Limo oder einen Energiedrink. Jetzt sollte man Aufgaben machen, aber vorher noch schnell