Название | Geliebter Prinz |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Legenden aus Nohva 1 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738073348 |
Wie viele Kinder und Frauen würden wohl sterben, sobald das vergiftete Wasser herumgereicht wurde?, fragte er sich.
Im gleichen Moment, als hätte er seine Gedanken mit anhören können, legte Bellzazar ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter und drückte aufmunternd zu.
Desiderius zog die Beine an, umschlang sie mit den Armen und legte das Kinn auf seine Knie. Er blickte seinen Weggefährten nicht an, sagte auch nichts. Aber zu seiner eigenen Beschämung stellte er fest, dass ihm Bellzazars Geste Trost spendete.
Desiderius schloss die Augen und schob die Schuld Beiseite, wie er es immer tat, wenn ihm etwas schwer im Magen lag. Er konnte es nicht mehr ändern und selbst wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er es trotzdem wieder tun. Für Nohva, für seinen König, für sein Volk. Irgendjemand musste es tun, irgendwer musste den Aufstand schon im Keim ersticken, und Desiderius tat solch wichtige Dinge sowieso lieber selbst, damit sie auch gemacht wurden. Letzten Endes brachte es ihn also nicht weiter, sich schuldig zu fühlen, er war einfach der Mann für solcherlei Aufträge.
Der Mann ohne Ehre. Von ihm aus konnten sie ihn ruhig alle so nennen, doch änderte es nichts an der Tatsache, dass er es war, der einen verheerenden Krieg verhindert hatte.
Entspannter atmete er aus und blickte durch den Schneevorhang in den Wald, dessen schneebedeckter Boden im Vollmondlicht mystisch leuchtete.
Mit seinen letzten Überlegungen war ihm eine Idee in den Sinn gekommen, die nach und nach immer mehr Gestalt annahm. Das hier war sicher nicht der letzte solcher Aufträge, vor allem dann, wenn Prinz Karic König wurde und er seine wahnwitzigen Vorstellungen von einem freien Land in die Tat umsetzen wollte. Er würde Hilfe von Männern wie Desiderius benötigen, die ohne zu zögern bereit waren, für den Frieden und die Freiheit zu töten.
»Ihr wirkt immer so verschlossen und kalt.« Bellzazars Stimme war nicht mehr als ein fragender Lufthauch, der zu Desiderius herüber wehte. Die Hand des Halbgottes wanderte von seiner Schulter zu seinem Nacken, umfasste ihn und massierte die Verspannungen darin, die niemals verschwanden. »Ich frage mich, was Euch passiert ist, wer Euch derart verletzt hat, dass Ihr beschlossen habt, nichts mehr zu erwarten, nichts mehr zu fühlen.«
Das war eine Frage, über deren Antwort Desiderius nicht nachdenken wollte. Unweigerlich wanderten seine Erinnerungen Jahre zurück, als er gerade junge achtzehn Jahre alt war, im gleichen Alter wie Prinz Wexmell jetzt, und genauso dumm und naiv.
Er schüttelte über sich selbst den Kopf, weil es ihn noch immer verletzte, dass es keine Liebe oder Hoffnung in dieser Welt gab.
Er schüttelte die Erinnerung ab. Was blieb waren geschickte Finger, die mit kreisenden Bewegungen seinen Nacken lockerten, und ein unbehagliches Gefühl, weil er nicht wollte, dass ihm das magische Wesen zu nahe kam.
Desiderius wollte sich der Berührung entziehen, doch er war wie in Trance und brachte es nicht über sich.
Um sich von Erinnerungen an vergangene Liebschaften, die ihn gebrochen hatten, und um sich von den geschickten Fingern, die ihn entspannten, abzulenken, wandte er dem Halbgott das Gesicht zu und fragte: »Wieso habt Ihr dem König vorgeschlagen, mir einen wichtigen Posten anzubieten? Was habt Ihr davon, wenn ein einfacher Bastard für den König arbeitet?«
Bellzazars markante Gesichtszüge wurden vom Mondlicht angestrahlt. Er begann schief zu lächeln, als er erwiderte: »Erstens, seid Ihr kein einfacher Bastard, sondern ein fähiger Kämpfer mit viel Potential. Und Zweitens, wohnt Euch eine Magie inne, die ich ungern aus den Augen verlieren würde.«
Desiderius runzelte irritiert seine Stirn. »Was?«
Magie. In Ihm.
»Ist Euch bei dem Ritt ein Ast gegen den Kopf geknallt?«, fragte Desiderius scherzend.
Bellzazar lachte belustigt auf, er ließ die massierende Hand fallen.
»Wie meint Ihr das?«, hakte Desiderius ungeduldig nach, nachdem der Halbgott seine Worte nicht erklärte, sondern einfach nur in den Wald hinausblickte.
»Magie?«, schnaubte Desiderius und lachte ungläubig auf. »In mir?«
»In jedem Lebewesen steckt Magie«, warf Bellzazar ein. »Nicht nur in Hexen und Halbgöttern. Auch in Tieren, in Menschen ... vor allem in Luzianern.«
»Und was stimmt mit meiner nicht?«, fragte Desiderius. Ihm gefiel es nicht, dass der Halbgott etwas andeutete, was in ihm wohnte, von dessen Existenz er selbst nichts gewusst hatte.
Ohne ihn anzusehen, erklärte Bellzazar mit grübelnder Miene: »Die Macht, die Euch innewohnt, habe ich seit Jahrtausenden nicht mehr gespürt.«
13
Wenige Tage später waren sie endlich wieder in wärmeren Gebieten und konnten es sich erlauben, nachts unter klarem Sternenhimmel zu schlafen.
Sie nahmen den Weg quer über die Ebenen, an luzianischen und menschlichen Lords, an Menschendörfern und Gasthäusern vorbei, immer weiter in Richtung Dargard, die Hauptstadt am See und Sitz des Königs.
Am Abend zuvor hatten sie nahe am Ufer des Königsees ein Lager aufgeschlagen. Desiderius war von dem Ruf eines Kauzes geweckt worden. Seit sie zurück in wärmeren Gebieten waren, verfolgte der Vogel sie. Er hielt für gewöhnlich Abstand zu ihnen, aber an jenem Morgen hatte er auf dem Ast eines Obstbaums gesessen, neben dem ihr Lager aufgeschlagen war. Der Kauz drehte interessiert den Kopf, als Desiderius zu ihm aufgeblickt hatte.
Er stützte sich auf seine Ellenbogen und warf einen Blick auf Bellzazar. Dieser schlief noch tief und fest neben der Glut des Lagerfeuers.
Ausatmend setzte Desiderius sich auf und rieb sich sein Gesicht. Er spürte die immer länger werdenden Bartstoppeln. Als Beweis dafür, dass nicht nur seine Wangen einen Mann aufsuchen mussten, der sich mit Haaren auskannte, kitzelten ihm nun auch seine länger gewordenen, dunklen Haarspitzen auf der Stirn. Er fuhr mit der Hand hindurch und strich sie zurück. Ihm gefiel das Gefühl seiner kühlen Haare und überlegte, ob er sie nicht länger wachsen lassen sollte. Nicht unbedingt so lang wie sein Vater, aber vielleicht bis zu den Schultern, wie die meisten Diebe und Räuber.
Er hatte noch keine Lust, weiter zu reiten, zumal sie der Hauptstadt schnell näherkamen und er nicht genau wusste, wie der König auf ihn reagieren würde, und auf den Ausgang der Aufgabe, die etwas aus dem Ruder gelaufen war. Es machte Desiderius nervös, dem König in die Augen sehen zu müssen und zu erklären, warum er sein Erbe nun doch nicht antrat und warum er wie ein Feigling in der Nacht geflohen war.
Um die Weitereise zu verzögern, beschloss er, den Halbgott schlafen zu lassen und erst einmal ein morgendliches Bad im kühlen Wasser des Königssees zu nehmen.
Am Ufer sah er sich zu allen Seiten um, doch sie lagerten an einem abgelegenen Uferabschnitt, und obwohl er von weit entfernt Schafe hörte und ihm der Gestank von Rindern entgegenschlug, sah er weit und breit keine Menschenseele.
Er war allein. Bis auf den Kauz, der nun über ihm kreiste als gehörten sie zueinander wie Mutter und Kind.
Desiderius schüttelte irritiert den Kopf, ignorierte den Raubvogel aber dann, etwas Anderes blieb ihm ja sowieso nicht übrig.
Er legte seine Kleidung komplett ab und watete nackt in das kühle Wasser des Sees.
Das Wasser war recht dunkel und es schwammen Algen und Seegras darin, aber das machte ihm nichts aus. Es war nass, darum ging es ihm.
Der Königssee war so groß, dass man nicht bis an