Going Underground. Martin Murpott

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Название Going Underground
Автор произведения Martin Murpott
Жанр Языкознание
Серия Going Underground
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742704269



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welche die Aufnahme einer geregelten Arbeit unerlässlich mache. Es sei doch gerade aber auch Auftrag der Polizei, diesem neoliberalen Babylon etwas Recht und Ordnung zu vermitteln. Nach einer viertelstündigen Einführung in die gesammelten Werke von Karl Marx und einer kleinen Übersicht über das hiesige Wirtschaftssystem beendete Krafft-Ebing seinen Vortrag.

      >>Na, wäre das etwas für Sie?<<

      Robert überlegte und das noch nicht einmal äußert lange. Er war tot, brauchte hier - so wie jeder andere -Geld und hatte noch keinen Anspruch auf Arbeitslosenbezug. Selbst wenn die Alternative der Gang zum AMS gewesen wäre, bei seiner Schwarzfahrervergangenheit müsste er vermutlich von vornherein Straßenbahnen ziehen, anstatt sie zu fahren. Da er davon ausging, dass sozialwissenschaftliche Jobs wohl auch im Jenseits eher spärlich gesät waren und er mit Esther bereits jemanden gefunden hatte, der ihm ein wenig die neue Welt erklärte, willigte er schließlich ein.

      >>Was soll's, ich bin dabei.<<

      >>Wunderbar, dann fahren Sie morgen Vormittag fürs Erste einmal mit Esther ins transzentmographische Störungscenter. Wir haben möglicherweise seit letzter Woche ein echtes unautorisiertes Fluchtdelikt und viel mehr Leute wie euch beide haben dafür wir derzeit nicht zur Verfügung. Teilt, wenn nötig, auch Moser für Aufgaben ein! Ach ja, bevor ich es vergesse, meines Wissens haben wir in der Idlhofgasse noch freie Unterkünfte. Ihre Kollegin wird sich darum kümmern.<<

      Robert musste mit Esther noch in das zweite Untergeschoss, in dem sich das polizeiliche Lager für allerlei befand. Der Schicht habende Beamte händigte ihm eine metallene Dienstmarke und den Schlüssel für eine Dienstwohnung aus. Um sämtliche andere Ausrüstungsgegenstände, die eventuell notwendig werden konnten, hatte er sich laut Kollektivvertrag offensichtlich selbst zu kümmern. Danach verließen sie das Gebäude, um mit der Straßenbahnlinie 666-5 nach Gries-Mitte in die Idlhofgasse zu fahren. Keine sieben Stunden zuvor hätte er ohne Probleme selbst dorthin gefunden, und wäre vor allem zu Fuß gegangen. Jetzt war er froh, dass Esther sich anbot, ihm den Weg zu zeigen.

      11

      Der durch eine mannshohe Wand von der Feuerbachgasse abgetrennte Neubau, der über eine per Schranke gesicherte Einfahrt zu erreichen war, erschien groß und wirkte gleichermaßen anonym wie unpersönlich. Auch die rund um das Wohnobjekt angesiedelten Bäume und Sträucher konnten daran kaum etwas ändern. Im Gebäude selbst befanden sich unzählige Single-Wohnungen, und die meisten einsamen Herzen darin kannten maximal ihren direkten Nachbarn. Vom unbeleuchteten Innenhof aus war zu sehen, dass im vierten Stock nur in wenigen Wohnungen Licht brannte und keine davon in nächster Nähe zu einer zweiten lag. Es war draußen bereits dunkel, als die Klingel von Türnummer 48 Steffen Tarek aus seiner Lethargie riss. Steffen, der Filialleiter eines sich in der nähe befindlichen Supermarktes war, hatte den ganzen Tag gearbeitet und starrte nach dem Verzehr von einer überbelegten Fertigpizza vollkommen überfressen ins Leere. Im Fernseher lief beiläufig irgendeine Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg, die man über Kabel praktisch rund um die Uhr ansehen konnte. Da er nur mit Boxershorts und Unterhemd bekleidet in seiner Wohnküche saß, kramte er eine Jogginghose aus dem Wäschehaufen neben der Couch hervor, zog sie an und bewegte sich zur Wohnungstür. Der einsame junge Mann hatte kaum Freunde, wenn man von diversen Saufbekanntschaften absah, und sein Erfolg bei Frauen hielt sich aufgrund seiner Unsicherheit in engen Grenzen. Steffens gesellschaftliches Leben spielte sich - wenn überhaupt - am ehesten in seinem Stammlokal ab, weswegen er über den abendlichen Besuch umso überraschter war. Als er die Tür öffnete, stand vor ihm eine schlanke braunhaarige attraktive Frau, die er so auf Mitte 30, wenn nicht vielleicht sogar jünger schätzte. Ihr Haar trug sie offen, ihr braunes enges Kleid hatte oben drei Knöpfe, die allerdings alle geöffnet waren und so die Präsentation eines prächtigen Ausschnittes zuließen.

      >>Hallo, ich bin Elli, die neue Nachbarin<<, sagte sie mit ihrem schönstem "Sozial isolierte Männer"-Anbaggerlächeln. Steffen geriet kurz ins Stottern, brachte aber dann doch noch ein schüchternes "Hallo" heraus. >>Eigentlich wollte ich mich nur kurz vorstellen, und gleich so unverschämt sein, dich zu fragen, ob du mir etwas Zucker für meinen Kaffee borgen kannst.<<>>Äh, ja, äh, ja...<<>>Und dann fiel mir ein, dass ich auch keinen Kaffee zuhause habe...<<>>Ja, äh, ja, äh...<<>>In Wahrheit habe ich auch noch keine Kaffeemaschine, ich bin ja gerade erst eingezogen.<<>>Ich Kaffee, ich meine, ich haben Kaffee, äh...<<>>Ach du meinst, du lädst mich auf eine Tasse ein? Das nehme ich gerne an.<<

      Steffen wusste nicht, was er davon halten sollte, dass die attraktive Fremde schließlich bei ihm auf der Couch saß und äußerst sexy ihre Beine übereinander schlug. Ihre äußere Erscheinung und ihre Gestik brachten sämtliche Alarmglocken zum Verstummen, die bei einem solch suspekten Auftritt eigentlich zu schrillen begannen. Steffen fing an, ernsthaft darüber zu spekulieren, ob sich vielleicht doch endlich seine billigsten Pornoträume erfüllten und er heute von einer Unbekannten vernascht werden würde. Er befüllte zwei billige Kaffeetassen, die mit "Markenprodukte so günstig" warben und setzte sich in gebührendem Abstand zu ihr. >>Tja, ich bin Steffen. Du bist wohl neu hier in der Stadt?<<

       >>Naja nicht wirklich, ich war nur fast 85 Jahre, äh, ich meine Monate, woanders. Ich fange morgen einen neuen Job als Sekretärin an.<<

      Aus dem anfänglichen Small Talk entwickelte sich in den nächsten drei Stunden immer mehr ein Gespräch über Gott und die Welt. Aus der Tasse Kaffee wurde noch eine und zum Schluss hin war man bereits inmitten der zweiten Flasche Billigwein, die Steffen irgendwann einmal bei seinem Arbeitgeber mitgehen hatte lassen. Während er aufgrund des Alkohols immer lockerer wurde, rutschte sein Gast kontinuierlich näher an ihn heran. Enthemmt von gut einem Liter Welschriesling legte er vorsichtig seine Hand auf ihren Rücken. Sieh an, sieh an, dachte er - sie lässt es sich gefallen. Zehn Minuten später waren sie bereits wild am Knutschen, wobei sie Steffen klipp und klar zeigte, dass sie die Zügel in der Hand hatte. Als er schon fast glaubte, frühzeitig zu ejakulieren, stand sie auf und zeigte auf sein Bett, das in der quer gegenüberliegenden Zimmerecke stand.

      >>Steh auf, ich will, dass du dich da drüben auf den Rücken legst<<, befahl sie und Steffen gehorchte fast willenlos. >>Hast du irgendwo Schnüre?<<

       >>Was??<<>>Ich will dich fesseln. Hast du irgendwo Schnüre?<<

      >>In der obersten linken Lade des Küchenkästchen<<, antwortete der bereits im Bett am Rücken liegende Wohnungsbesitzer. Seine billigsten Pornofantasien schienen sich tatsächlich zu erfüllen. Sie stand vorm Küchenkästchen und kramte eine Rolle festeren Garns hervor, der durchaus den Zweck erfüllen sollte. >>Was zum Abschneiden<<, sagte sie mehr befehlend als fragend. >>In der Lade daneben<< antwortete Steffen schon fast in Trance. Sie wurde immer unwiderstehlicher und zog ihn immer mehr in seinen Bann. Der auch im gewöhnlichen Leben eher passive Steffen war inzwischen äußerst dankbar, dass ihm das sexuelle Heft aus der Hand genommen wurde. Es war fast eins zu eins, wie er es sich immer vorgestellt hatte. >>Du bist ja immer noch angezogen<<, sagte sie fast abfällig, nachdem sie sich kurz zu Steffen hingedreht hatte. Längst hatte sie beschlossen, dass sich das große Küchenmesser in der rechten obersten Lade am besten zum Durchschneiden eignen würde. Steffen hätte auch Superman sein können, so schnell wie er sich seiner Kleider entledigt hatte und wieder in seine Ausgangsposition überging. Wäre Steffen gestanden: Man hätte einen Sombrero zwischen seinen Beinen aufhängen können. Langsam und verführerisch ging sie auf ihn zu. Die Rolle Garn hatte sie in der rechten Hand, das Küchenmesser in der linken. >>Streck deine Arme nach hinten<<, befahl sie. Irgendwo in Steffens Hinterkopf trat eine kleine Gestalt mit Namen Vernunft gegen ihre abgesperrte Zimmertür und brüllte um ihr Leben. Wie schon zu oft war es auch hier der Fall, dass das menschliche Los, gewisse Sachen einfach nicht hören zu wollen, erbarmungslos zuschlug. Am Bett angekommen begann sie, sich in kniender Position über sein Becken zu schieben.

      >>Oh ja, Baby, so machst du das ausgezeichnet...<<Auch das "Baby" war fester Bestandteil