Название | Der Weg der Liebe |
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Автор произведения | Orison Swett Marden |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742734129 |
Der Optimist macht das Leben zu einem Gedicht, zu einem Gesang, der Pessimist, obwohl er dieselben Stoffe und Mittel, es zu gestalten, zur Hand hat, zu trockenster, traurigster Prosa.
Wie wir unser Leben gestalten, hängt davon ab, unter welchem Gesichtswinkel wir es betrachten. Unsere innere Haltung entscheidet, ob wir glücklich oder elend sein werden, ob unser Leben wohlklingende Harmonie oder schriller Mißklang sein wird.
Es gibt Leute, die eine staunenswerte Fertigkeit darin besitzen, nach falschen Tasten zu greifen und dem feinsten Instrument nichts als Mißakkorde zu entlocken. Wo sie gehen und stehen, stimmen sie die Tonart des Pessimismus an. Ihre Lieder gehen alle aus Moll. In ihren Bildern herrscht der Schatten vor. Um sie her kein Sonnenstrahl, kein Frohsinn, nichts, was Auge und Herz erfreut. Ihr Blick ist immer düster und zum Boden gerichtet; die Zeiten sind immer hart und das Geld rar. Ihr besseres Selbst scheint zusammenzuschrumpfen, ihr Lebenssaft zu vertrocknen, jede Knospe des Frohsinns zu verdorren; in ihrem ganzen Leben keine Blüte, kein Wachstum, kein sich Recken und Strecken.
Andere sind just das Gegenteil. Sie werfen keine Schatten. Sie verbreiten eitel Sonnenschein. Jede Knospe, an die sie rühren, öffnet ihre Blumenblätter, um in strahlender Schönheit süßen Wohlgeruch zu spenden. Sie nahen dir nie, ohne dich mit ihrem Frohsinn zu erwärmen; sie sprechen nie mit dir, ohne dich anzuregen und zu begeistern. Sie streuen Blumen um sich, wohin sie auch ihre Schritte lenken. Sie sind im Besitz des Steins der Weisen, der die Prosa in Poesie, die Häßlichkeit in Schönheit, den Mißklang in Harmonie verwandelt. Sie sehen nur das Beste in ihrem Nebenmenschen, und ihre Worte klingen immer heiter und hilfreich.
Der eine ist mit ganzem Herzen bei seinem nichts weniger als anziehenden Beruf und verleiht ihm nicht bloß Würde und Erhabenheit, sondern läßt ihn dadurch, daß er ihm seine Künstlerseele einhaucht, in himmlischer Schönheit erstrahlen, während der andere den erhabensten und schönsten Beruf zum Sklavendienst herabwürdigt.
Es gibt Frauen, die verbreiten solch strahlende Schönheit, warme Herzlichkeit und lachenden Frohsinn in den niedrigsten Wohnstätten, in Hütten mit leeren Stuben und nackten Wänden, daß diese wie glänzende Paläste erscheinen. Sie strahlen ein Licht aus, das durch die Ärmlichkeit ihrer Umgebung dringt und schöner nie gesehen ward, weder zu Wasser noch zu Land. Sie strahlen die Anmut und Süßigkeit der Liebe aus, welche die schlichteste und dürftigste Heimstätte verwandelt und verschönt, während andere Frauen trotz der Millionen, die sie aufzuwenden haben, ihren Wohnpalästen keinen Reiz, keine Anziehungskraft zu verleihen wissen. Die kostspieligsten Teppiche, die ausgesuchtesten Erzeugnisse der Kunst, all der raffinierte Luxus, mit dem sie sich umgeben, ersetzen nicht den Mangel an Harmonie, an jenem Glanz und Frohsinn, den ein feiner Geschmack erzeugt, welcher selber wieder von einem untrüglichen Sinn stammt für das, was zusammengehört und zusammenpaßt, und aus einem Herzen, das in warmer Liebe und Aufopferung für den Nebenmenschen schlägt.
Wem das Herz auf dem rechten Fleck sitzt, der kann die unscheinbarsten Gegenstände, die einfachste Verrichtung schön und angenehm gestalten; wem nicht, dem wird nichts im Leben schön oder wahr oder erhebend sein.
Wer sein Leben im rechten Licht betrachtet, wer vergnügt und hoffnungsfreudig sein Tagewerk verrichtet, immer in der Erwartung, daß ihm das Beste in den Schoß fällt, weil er an Gott als seinen Vater und den Spender alles Guten glaubt, der wird seine Fähigkeiten zu erstaunlicher Höhe erheben. Seine innere Haltung wird Hilfsquellen erschließen, die dem Unglücksraben und Schwarzseher verschlossen bleiben, weil seine innere Stellung seine Natur, sein Wesen nicht zu öffnen vermag. Er verneint das Leben, und damit verringert er seine schöpferischen Kräfte. Könnten wir nur den Geist des Optimismus in uns wachrufen und groß werden lassen, könnten wir in hoffnungsvoller Freude die Dinge ansehen, wie wir sie als Kinder eines allmächtigen Vaters natürlicherweise ansehen müßten, so würden wir unsre Leistungsfähigkeit verdoppeln und die Widerwärtigkeiten des Lebens auf ein verschwindend geringes Maß zurückführen.
Die Hälfte unserer Verdrießlichkeiten kommt davon her, daß wir die Zukunft immer in trübem Licht betrachten und von ihr immer das Schlimme, nie das Gute erwarten. Neun Zehntel der Leute, denen wir begegnen, sehen aus, als kämen sie von einem Begräbnis, und nicht, als wären sie auf dem Weg zu des Lebens großem Jubel- und Freudenfest.
Die Gewohnheit Schlimmes vorauszusagen, die beständige Furcht, daß ein Unglück im Anzug ist, zerstört den Seelenfrieden und damit die Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wir beweisen damit, daß wir in unserem Tun und Treiben nicht auf Gott schauen, sondern auf irgend eine teuflische Macht, die wir für stärker halten als den Schöpfer aller Dinge. Hast du dir jemals darüber Rechenschaft abgelegt, wie oft im Tage du den Ausdruck „ich fürchte“, „um Gottes willen“ oder Wendungen ähnlichen Sinnes gebrauchst. Viele von uns tun das und bedenken nicht, welch gefährliche Wirkung diese Worte auf Geist und Gemüt ausüben. Ich versuchte einmal, bei einem pessimistisch veranlagten Freunde festzustellen, wie oft im Tage er diesen Ausdruck brauchte. Als ich ihm am frühen Morgen begegnete, begrüßte er mich mit den Worten: „Ich fürchte, wir bekommen einen sehr kalten Winter, und die Kälte kann mein Geschäft schwer beeinträchtigen.“ Kurz darauf bemerkte er: „Ich fürchte, wir geraten in ernsthafte Verwicklungen mit England; und was kann nicht alles daraus entstehen?“ Zu Familienangelegenheiten überspringend fuhr er fort: „Ich fürchte, mein Junge, den ich in einer auswärtigen Schule untergebracht habe, wird krank. Überhaupt müssen wir uns auf manche Scherereien und Verdrießlichkeiten gefaßt machen. Und dann die Dienstboten! Ich fürchte, wir werden bald wieder wechseln müssen, und die neuen sind immer unbrauchbarer als die alten.“ Wir trennten uns dann; beim Weggehen aber gedachte er noch des Stands unserer Valuta und befürchtete, es werde noch schlimmer kommen. Als wir uns zufällig beim Mittagbrot wieder trafen, fürchtete er sich vor dem Fisch, dem Gemüse, dem Nachtisch und fürchtete sich weiter durch die ganze Mahlzeit und den ganzen Tag hindurch. Solange wir zusammen waren, habe ich sein „ich fürchte“ wenigstens fünfundzwanzigmal gehört.
Es gibt kaum ein Menschenkind, das nicht diesen oder jenen schwarzseherischen Ausdruck zwei oder dreimal im Tag, vielleicht aber auch viel öfter, gebraucht. Wir lassen dabei außer acht, daß wir jedesmal, wenn wir solche Worte in den Mund nehmen, einen Mangel an Selbstvertrauen bekunden und zweifeln, daß wir imstande seien, gegen all das, was wir befürchten, aufzukommen. So oft wir sagen, wir fürchten uns vor der Armut, vor Krankheit, vor geschäftlichen Schwierigkeiten, vor diesem und jenem, so untergraben wir die Kraft, dem Übel zu widerstehen, und führen unserem Gemüt ein Gift zu, das seine Wirkung auf die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit nicht verfehlen wird.
Lassen wir ab von Dingen, die uns doch nur Schaden bringen. Fort mit der Furcht und der Schwarzseherei, die sich mit der Vorstellung quält, als führen die Pfade des menschlichen Lebens nur in Sümpfe und Abgründe. Betrachten wir lieber das Leben vom Standpunkt des Optimisten aus, der immer das Paradies und das gelobte Land mit Milch und Honig vor Augen hat. Der Optimist hält es mit Cäsar Flaischlen und singt:
„Hab Sonne im Herzen, ob's stürmt oder schneit,
Ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit.
Hab Sonne im Herzen, dann komme, was mag,
Das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag.
Hab ein Lied auf den Lippen mit fröhlichem Klang,
Und macht auch des Alltags Gedränge dich bang,
Hab ein Lied auf den Lippen, dann komme, was mag,
Das hilft dir verwinden den einsamsten Tag.“
5. Der Traum von der Brüderlichkeit
Im alten Rom pflegten die Matronen ihre Handarbeit zum Kolosseum und den Gladiatorenspielen mitzunehmen und dort lange Stunden mit ihren Vettern und Basen zu verplaudern, während