Название | HAT-SCHEPSUT: Das Geheimnis der Frau auf Ägyptens Thron |
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Автор произведения | Wieland Barthelmess |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742704962 |
Pharao begrüßte die Edlen des Reiches. Er belobigte einige von ihnen, wegen deren geleisteter Arbeit, verkündete irgendwelche Eheschließungen, die seiner Genehmigung bedurften und kam schließlich auf die bevorstehende Nubienreise zu sprechen. Er begrüßte Ah-mose Aa-metju, den Erbfürsten von Sauti, der in Begleitung seines fast schon erwachsenen Sohnes User-Amun und seiner noch halbwüchsigen Tochter Isis angereist war. Aa-metju würde sein langjähriges Wissen zur Verfügung stellen, um in der ersten Zeit den in Nubien einzusetzenden Vizekönig zu unterstützen. Mit Spannung wurde schließlich die Bekanntgabe von dessen Namen erwartet. Schon seit geraumer Zeit munkelte man, dass es einer jener Kraushaarleute werden sollte, die man vor Jahren als Geiseln hierher gebracht hatte. Pharao wollte dieses Amt, wie er nun sagte, unbedingt einem Einheimischen übertragen und nicht einem aus Kemet in Nubien Zugewanderten. Zu leicht könnte man solch eine Wahl als schnöde Machtausübung der Besatzer verstehen, wo doch Pharao darum bemüht war, die Nubier enger ans Reich zu binden, indem er versuchte, ihre Kultur jener Kemets sich angleichen zu lassen - anstatt sie zu zerstören. Und so war, wie er nun der Welt verkündete, seine Wahl auf Turi gefallen, der schon seit seiner frühesten Kindheit am Hofe von Waset lebte. Die meisten kannten die ehemalige Geisel, die sich zu einem so beliebten wie begabtem Schüler entwickelt hatte und der sicherlich einmal ein hervorragender Beamter werden würde. Aber ein Vizekönig sollte nach Meinung der meisten Anwesenden, dann doch anders aussehen. Er unterstand nur dem König und musste ihm gleichrangig behandelt werden. Doch allein Turis dunkle Haut und seine krausen Haare ließen sie misstrauisch sein. Pharaos Entscheidung fand also keineswegs nur Zustimmung. Ja, man hielt andere, wahre Söhne Kemets für durchaus geeigneter für das hohe Amt. Denn wer konnte schon etwas über die Loyalität dieser Kraushaarleute sagen? Selbstverständlich wagte es niemand, Pharaos Anordnung, ausgerechnet einen gebürtigen Nubier als Vizekönig einzusetzen, öffentlich zu widersprechen. Doch Hat-schepsut konnte die Ablehnung in ihrem Jubel hören, der so falsch war, wie das Lächeln der meisten Damen. Nachher bei Tisch, wenn die Edlen das Abendmahl verspeist und der Wein schon etwas üppiger geflossen war, würden sie sich ihre Mäuler zerfetzen. Jetzt aber jubelten sie und ließen Turi hochleben, dem dies offensichtlich äußerst unangenehm war. Denn auch er spürte ihre im Jubel versteckte Reserviertheit.
Bevor er nun zu Tisch bat, was Hat-schepsuts ob ihres knurrenden Magens mit Freude zur Kenntnis nahm, verkündete Pharao, dass er noch in diesem Monat abreisen würde und zwar in Begleitung der Gottesgemahlin des Amun und des Thronfolgers, um Turi in Pnubs zu seinem Vizekönig zu machen. Gäbe dies doch den Nubiern die Gelegenheit, das zukünftige Herrscherpaar kennen zu lernen. Zudem wäre es ein Beweis der Hinwendung Kemets an Nubien. Der Thronfolger und die Gottesgemahlin des Amun begrüßten somit ihre neuen Untertanen.
Thot-mose zuckte zusammen, als er dies hörte. „Nach Nubien?“, flüsterte er Hat-schepsut zu. „Wieso denn nach Nubien?“
„Na, auch in Nubien will man wissen, von wem man in Zukunft regiert wird“, gab Hat-schepsut zurück.
„Ich will nicht nach Nubien! Dort hausen schreckliche Menschen. Und fürchterliche, wilde Tiere.“ Seine Mutter zupfte an der Tunika des Thronfolgers, damit er sich gebührend verhalte und schwieg. „Da steckst doch du dahinter“, fauchte er Hat-schepsut zu.
„Sei still“, zischte Hat-schepsut zurück. „Du hast Pharaos Entscheidung gehört. Und außerdem kommt Isis ja auch mit.“
Als bahnte die Sonne ihren Strahlen den Weg durch dicke Unwetterwolken, leuchtete Thot-moses Gesicht plötzlich auf. „Ach ja, richtig … Isis kommt ja auch mit.“
Die Platten, Tiegel und Töpfe waren längst allesamt leer gegessen, als es Hat-schepsut endlich gelang, kurz zu Isis hinüber zu huschen, um mit ihr ein paar Worte zu wechseln. An jedem der Tische an dem sie vorbeikam, musste Hat-schepsut ein paar freundliche Worte sagen, wäre es doch einer Beleidigung gleichgekommen, an all den Würdenträgern und ihren Frauen vorüberzugehen, ohne sie zumindest eines freundlichen Blickes oder eines anerkennenden Nickens zu würdigen. Manche waren hartnäckig und versuchten, sie in ein längeres Gespräch zu verwickeln; andere wurden gar zudringlich, versprachen sie sich doch großen Segen, wenn sie die Gottesgemahlin des Amun berührten. Von den Kindern ließ sie sich dies noch gerne gefallen, denn in ihren Gesichtern war deren bewundernde Liebe deutlich abzulesen; doch es widerte Hat-schepsut regelrecht an, wenn Zuneigung geheuchelt wurde. Manch eine schlichte, gut verheiratete Hausfrau übertrieb es sogar und begnügte sich nicht damit, etwa nur Hat-schepsuts Fingerspitzen zu berühren, sondern packte ihre ganze Hand und streichelte ihr womöglich noch über den Arm, als ob sie ihre Tochter wäre. Die hysterischen Weiber entschuldigten ihr aufdringliches Verhalten meistens damit, dass es einfach über sie gekommen sei, die Gottesgemahlin des Amun zu herzen. Sit-Re, die ihre Herrin begleitete, hatte für diese Fälle ein Tuch und eine Kanne mit Wasser dabei, um die befleckten Stellen augenblicklich reinigen zu können.
Isis war vollkommen befangen. Allein die Tatsache, endlich bei Hofe zu sein, hatte ihr Herz schneller schlagen lassen. Dass sie nun aber bereits den Thronfolger kannte sowie die Gottesgemahlin des Amun, ließ sie immer wieder voller Angst nachgrübeln, ob sie während des Nachmittags am Hafen nicht doch etwas Falsches gesagt haben könnte. Doch Hat-schepsut lächelte Isis freundlich an, als sie sich neben sie setzte. Der Hofstaat sah darin natürlich einen ganz besonderen Gunstbeweis und brodelte vor aufgeregtem Flüstern.
„Thot-mose, du und ich werden mit einer eigenen Barke reisen“, sagte Hat-schepsut und hoffte auf eine begeisterte Reaktion. „Und damit wir auch während der Zeit unserer Reise nicht gänzlich auf Unterricht verzichten müssen, fährt unser Lehrer Sen-en-Mut mit uns.“ Und da Isis immer noch mit großen Augen schweigend da saß, fügte sie schließlich hinzu: „Da hast du nun also deinen Platz in der Palastschule.“
Isis schluckte und machte ein glückliches Gesicht. „Wirklich?! – Und ist auch wirklich alles gut?“
„Selbstverständlich“, strahlte Hat-schepsut. „Alles ist wunderbar, so wie es sein sollte. Ich kann mich jetzt nicht länger mit Dir unterhalten, denn heute Abend bin ich die Gottesgemahlin des Amun. Morgen bin ich wieder Hat-schepsut. Wir sollten uns treffen und gemeinsam für die Reise planen. Was meinst du?“
„Ich werde dir und deinem Bruder zu Diensten sein, wo immer ich kann“, sagte Isis schließlich voller Stolz. Denn wie für viele junge Menschen war es seit jeher ihr Traum gewesen, eines Tages einen Platz bei Hofe zu ergattern. Und sie würde alles tun, um dort auch bleiben zu können.
Die Herrin der Paläste
Wie im Fluge waren die Tage bis zur Abreise vergangen, gab es doch letztendlich mehr vorzubereiten, als Hat-schepsut gedacht hatte. Hapu-seneb sprach kurz vor der Abreise vor und gab ihr eine Liste mit den Ornaten, die sie mitzunehmen hätte. Das offizielle Gewand der Gottesgemahlin war golddurchwirkt, ausladend und schwer. Und in Nubien war es sehr heiß. Doch Hapu-seneb blieb unerbittlich: Zumindest bei der Erhebung Turis müsse Hat-schepsut es tragen. Dazu noch die fürchterliche Geierhaube unter der man in einem fort schwitzte. Das Ding roch auch schon ganz muffig. Das Innenfutter würde natürlich sofort ausgetauscht werden, versprach der Hohepriester. Dass sie die Schlangenkrone mitnehmen musste, war Hat-schepsut allerdings klar. Inzwischen hatte sie viel geübt und schließlich gelernt, das schwere Ding richtig auf dem Kopf zu balancieren. Von dem Räucherwerk und den speziellen Sistren, die mitgenommen werden mussten, wollte sie dann nichts mehr hören. Dies alles könne Hapu-seneb mit Sit-Re besprechen.
Die arme Frau rannte in den Tagen vor der Abreise aufgeregt von einem Ende des Palastes zum anderen. Sie nahm ihrer Herrin natürlich das meiste ab,