Genesis I. Alfred Broi

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Название Genesis I
Автор произведения Alfred Broi
Жанр Языкознание
Серия Genesis
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742759528



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      „Aber wieso? Das ist nicht unsere Aufgabe. Das wurde doch schon in früheren Tests gemacht!“

      Jorik blies die Luft aus den Lungen. „Mit kleineren Maschinen und nie unter Volllast. Was nützt es mir, wenn die Kitaja im Wasser den Anforderungen standhält, aber in der Luft Probleme macht?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich will, dass das getestet wird. Jetzt!

      „Aber das hatten wir nicht vereinbart...!“

      „Ist mir auch vorhin erst eingefallen!“

      „Aber das ist Scheiße, Jorik!“

      „Ja, ist es. Und es tut mir leid. Aber es bleibt, wie es ist!“

      „Aber das kannst du nicht machen, Jorik. Das ist...!“ Shim hob wieder seine Stimme.

      „Wir haben jetzt tausendzweihundert Meilen die Stunde erreicht!“ sagte Cosco.

      Jorik sah zu dem aufgeregten Shim auf den Bildschirm und grinste dann.

      „Bringen sie sie auf Höchstgeschwindigkeit und dann schauen wir mal, ob ich wirklich recht hatte, als ich Ihnen sagte, ich habe Ihnen ein gutes Boot gebaut!“

      „Aye!“ gab Cosco zurück und beließ den Schubhebel in seiner Position.

      „Shim?“ rief Jorik seinem gestikulierenden Freund auf dem Bildschirm zu.

      Shims Geschrei verstummte. „Ja?“

      „Geh pinkeln!“

      Und im nächsten Moment brüllte das ganze Cockpit vor Lachen.

      Das Flugboot war laut Angaben der Triebwerksingenieure für eine Höchstgeschwindigkeit von 1.222 Meilen in der Stunde ausgelegt.

      Als Cosco auf das Display schaute, hatten sie gerade 1.268 Meilen pro Stunde erreicht!

      Aber mehr würde nicht mehr gehen, das spürte er. Der Steuerknüppel begann stärker zu vibrieren und die Geräuschfrequenz der Triebwerke zeigten ihm deutlich, dass die Kitaja ihr Limit erreicht hatte.

      Cosco war sehr zufrieden und Jorik ebenfalls. Eine höhere Geschwindigkeit als angegeben und das unter Volllast war ein prima Wert. Jorik sah, dass die Triebwerke zwar sehr dicht am roten Bereich der Überhitzung standen, aber keinerlei Anstalten machten, ihn zu erreichen. Auch das war zufriedenstellend.

      „Ich werde jetzt versuchen, die Maschine in einen Steigflug zu bekommen, um anschließend einen Looping zu machen!“ sagte Cosco und zog im selben Moment den Steuerknüppel zu sich.

      Das Schiff reagierte augenblicklich und hob den Bug an. Innerhalb weniger Momente spürten die Männer die gewaltigen Fliehkräfte, die auf sie wirkten, als sie schonungslos in die Sitze gedrückt wurden.

      Cosco war wieder positiv überrascht, wie lange das Flugboot noch Höchstgeschwindigkeit hielt. Die enormen Kräfte, die auf es wirkten, ließ die Epharit-Konstruktion, die enorme Stabilität mit geringem Eigengewicht verband, immer stärker vibrieren.

      Jorik schaute aufmerksam auf die Kontrollgeräte, doch alle zeigten zwar eine hohe Beanspruchung der Konstruktion, aber lange noch keinen kritischen Wert.

      Als die Kitaja einen Steigungswinkel von sechzig Grad überschritt, sank die Geschwindigkeit deutlich unter sechshundert Meilen ab, doch Cosco hielt den Steuerknüppel unbeirrt fest.

      „Komm schon!“ sagte er aufmunternd und als wenn das Flugboot ihm zeigen wollte, was es konnte, erreichten sie schließlich neunzig Grad Steigung und wenige Sekunden später flogen sie kopfüber parallel zur Planetenoberfläche.

      Cosco lächelte zufrieden und in den nächsten zwanzig Minuten zwang er das Flugboot schonungslos durch jedes Manöver, das ihm scheinbar gerade so einfiel.

      Enge Kurven in Höchstgeschwindigkeit, Steigflüge mit anschließendem Schubabriss - ein absoluter Grenzgang für die Maschine, aber auch für die Insassen – sowie Sink- und Sturzflüge mit und ohne Triebwerksschub.

      Am Ende war er hoch zufrieden. „Sie hatten Unrecht, Jorik!“ sagte er schließlich.

      Jorik hatte die ganze Zeit über alle Instrumente im Blick gehabt und war ebenfalls mit den Werten zufrieden. Das Flugboot hatte die höchsten Beanspruchungen über sich ergehen lassen müssen, sie gemeistert, war dabei in jeder Lage noch manövrierfähig und zeigte ansonsten ein auffallend ruhiges und ausgeglichenes Flugverhalten.

      Entsprechend überrascht war Jorik über Coscos Bemerkung. „Warum?“ fragte er.

      „Sie haben kein gutes Boot gebaut! Sie haben ein hervorragendes Boot gebaut!“ Er schaute zurück und blickte Jorik direkt an.

      Jorik begann sofort zu grinsen. „Danke Captain!“ Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu und konnte Shims entnervtes Gesicht darauf erkennen. „Hast du das gehört, Junge! Wir haben keinen Mist gebaut!“

      „Na toll!“ Shim war nicht zu erfreuen. „Können wir jetzt endlich mit dem eigentlichen Test fortfahren?“

      Jorik schaute nach vorn. „Captain?“

      „Wir haben unser Ziel in zwei Minuten erreicht!“

      „Na siehst du. Hat sich das pinkeln doch gelohnt!“

      ¤

      Jorik wies den Captain an, die Geschwindigkeit auf hundertachtzig Meilen zu verringern und auf ihre ursprüngliche Flughöhe von hundert Metern zurück zu kehren.

      Als Cosco die Befehle ausgeführt hatte, konnten sie am Horizont bereits erste Lichter erkennen. Sie gehörten zu gut zwei Dutzend Schiffen, die sich in zwei nebeneinander liegenden Reihen ausgerichtet und in ihrer Mitte einen etwa einen Kilometer breiten Korridor gelassen hatten. Sie gaben dem Flugboot somit eine Art Landebahn vor.

      Jorik sagte Cosco, er solle zunächst einmal über die Flotte hinweg fliegen, in sicherer Entfernung wenden und dann mit dem Anflug zum Eintritt in das galpagische Meer beginnen.

      „Gap?“

      „Ja?“ gab einer der beiden Flugingenieure zurück, die später auch zum Stammpersonal eines Flugbootes gehören würden.

      „Wie sieht es mit dem Induktionsfeld aus?“

      „Alle Werte sind im grünen Bereich!“

      „Dann starten sie die Maschinen!“

      „Aye!“

      Einen Moment später neigte sich das Flugboot nach links, als Cosco eine sanfte Wende flog. Als sie Gegenkurs erreicht hatten und die Kitaja sich wieder aufrichtete, atmete Jorik einmal tief durch.

      „Captain verringern sie die Geschwindigkeit auf hundertzwanzig Meilen und gehen sie in einen leichten Sinkflug von acht Grad!“

      „Geschwindigkeit hundertzwanzig Meilen, acht Grad Sinkflug. Aye!“

      Jorik spürte, wie die Maschinen ihre Leistung reduzierten und sich das Flugboot ganz leicht nach vorn senkte.

      Links und rechts von Ihnen tauchten wieder die Lichter der Begleitschiffe auf, diesmal aber viel näher und deutlicher.

      Außerdem füllte die Meeresoberfläche stetig mehr Raum in ihrer großen Frontscheibe.

      „Gap?“

      „Maschinen laufen einwandfrei!“

      „Captain?“

      „Wir liegen bei vierzig Metern. Eintritt in dreißig Sekunden!“

      „Okay Gap. Aktivieren sie das Induktionsfeld und stabilisieren sie es!“

      „Aye!“

      Santara war der vierte Planet des Sternensystems Infitaru, in dessen Zentrum der Sonnenstern Lexis sein urgewaltiges Licht versprühte.

      Als einziger Planet des Systems war Santara mit einem Umfang von knapp