Название | Wie das Leben so spielt... |
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Автор произведения | Andrea Lieder-Hein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738005196 |
„Ja und? Macht unser Sohn auch oft“, lachte er. „Ist nicht schlimm!“
Als ich ihm erzählte, dass der Kurti aber nicht mehr runter konnte und dass er neun war, da lachte er immer weiter.
„Ja, aber... gute Frau, mit neun, da kommt man doch von jedem Baum runter. Soll er springen. Sagen Sie ihm das mal. In aller Deutlichkeit. Verzogenes Balg wahrscheinlich.“
Da hab ich ihn aber aufgeklärt. Kurti ist nämlich ein Kater. Ein alter Kater. Mit Rheuma in den Knochen. Und ziemlich fett.
Als er das hörte, fragte er sofort nach der Adresse und rief
„Wir rücken sofort aus. Der arme Kater!!! “
Mannomann. Und tatsächlich, binnen kürzester Zeit kam die Wehr. Mit Blaulicht und tatütata. Zu zweit holten sie Kurti vom Baum.
Kind Kurti säße sicher immer noch oben. Der Knallkopp von der Feuerwehr. Ob der wohl die Rufumleitung vergessen hatte? 112 geheim? Son Quatschkopp.
Aber dann haben Sigrid und Kurti und ich doch etwas gefeiert. Seine Rettung. Mit Torte. Und Kaffee satt.
Ja, die Sigrid Weber, die ist in Ordnung. Auch wenn sie erst 39 ist.
Und ihr Kaffee? Ein Traum. Und Sigrid hat dann auch vermutet, dass der Feuerwehr-Mann einfach nur die Rufumleitung nicht wieder abgestellt hat. Nach Dienstende.
Die haben’s ja auch nicht leicht. Freiwillig, ohne Lohn. Immer da, wenn’s brennt. Oder ne Katze aufm Baum...
Social Freezing
Eier on the Rocks. Hab ich gelacht.
Können die Mitarbeiterinnen bei Apple, Google und Facebook sich jetzt ihre Eizellen einfrieren lassen. Bezahlt von den Firmen!!!
Dann können sie auch später noch Kinder kriegen. In der Berufswelt und bei der Karriere stören Kinder ja. Kennt man.
Und überhaupt. Kinder sind so laut. Lachen und schreien dauernd. Das muss ja nicht sein. So jedenfalls denken hier viele. Tja, hat sogar ne Demo gegeben. Hier in Middelgaard. Gegen einen Kindergarten. Sollte ein Lärmschutz drum. DAS muss man sich mal vorstellen.
Aber das ist ja nun unnötig. Kinder erst im OmiAlter. Da hat man auch mehr Zeit. Und das Lachen kann man den Kindern sicher auch abgewöhnen. Mit Bonschen. Wie bei Hunden.
Ob man sich dann auch die Spermien bestellen kann? Bei Amazon? Mit Drohne geliefert? Kann ja durchaus sein, dass man nach so vielen Jahren gar keine Kinder mehr von dem eigenen Mann will. Oder der ist verstorben. Oder hat ein Gendefekt, der vererbt wird?
Tja, unser Leben wird immer gefährlicher. Früher hat man einfach gelebt. Heute wird einem alles erklärt. Was und wie man essen muss. Wo man Urlaub macht. Ach, ja. Ich jammer schon wie mein Rudi. Dabei habe ich DAS immer so gehasst. Nun ist er schon drei Jahre nicht wiedergekommen vom Zigaretten holen. Und ich denk immer noch an ihn.
Also Spermien von Matthias Schweighöfer? Oder ...... jedenfalls kein 0 8 15. Muss schon was Ordentliches sein. Hübsch oder klug. Oder beides.
Gut, ich bin aus dem Alter raus. Und ich hab ja drei Kinder. Aber mal so drüber nachdenken... Ich muss mal in meine TiefKühlTruhe schaun, ob da noch Platz ist. Für meine Eier. Hihihi.
Der versicherte Daumen
Letzte Woche habe ich doch per Zufall die Erna mit dem Leopold getroffen. Leopold hatte glaube ich etwas zugelegt. Seine Haut war irgendwie glatter. Nicht so faltig um den Körper. Leopold ist der Mops von Erna und Hubert.
„Komm, Schalotte, lass uns eben zusammen einen Kaffee bei Tchibo trinken“, sagt sie fröhlich. „Und der Leopold?“, frag ich. „Den bind ich draußen an“, lacht sie. Der kennt das.
Und dann, am Stehtisch, erzählte sie mir von ihrem Sohn. Jörg. Der Jörg, der ist nämlich Chirurg. Ich wusste gar nicht, dass die einen Sohn haben. Und dann ein Chirurg! Schornsteinfeger oder Bäcker, das hätte ich gedacht. Starkoch hätte ich auch noch geglaubt.
Ja, man ist vor Vorurteilen nicht gefeit. Aber die Erna ist so häuslich. Und Chirurg? Auch noch da unten. Hessen oder Baden-Württemberg. Oder so. Jedenfalls weit weg von Middelgaard. Aber die Erna ist ja auch ne Zugezogene.
Wo war ich stehen geblieben? Ach, der Jörg. Ja, der hat die Versicherung nun verklagt. 1,2 Millionen. Euro. Der hat sich nämlich bei einer Operation den Daumen abgetrennt. Nicht ganz, aber wohl ein gutes Stück. Und als Chirurg...
Aber so viel Geld. Ein Stück vom Daumen. Das geht? Ja, hat Erna mich aufgeklärt. Jedes Bein für fast eine Million. Bei Skifahrern oder Marathonläufern oder so. Ne Stimme für mehrere Millionen. Wenn man singt. Zeigefinger ist auch wichtig. Die anderen Finger weniger. So hat sie mir das erklärt.
Und der Jörg, der braucht ja seinen Daumen, wenn er operiert. Da sind doch ein paar Monatsgehälter als Rücklage von der Versicherung nicht zu viel verlangt.
Der Jörg hat dafür ja auch bezahlt. Und die Versicherungen bieten das an. Berufsrisiko.
Es gibt Dinge, die möchte man gar nicht wissen. Denke ich manchmal.
Der Jörg. Ob er das Geld kriegt? Keine Ahnung. Der Prozess läuft noch. Mannomann.
Leopold und der Flötenkessel
Ach Gottchen, ist schon so spät. Und ich noch im Nachthemd. Aber das IST auch flauschig. Flanell. Von Tchibo. Und ökologisch getestet, oder so. Herrlich.
Ich hab mir ja letzte Woche bei Rossmann einen Flötenkessel gekauft. Im Angebot. Für knapp 20 Euro. Kann man nicht meckern. Und so schön anzuschauen. Rot mit weißen Punkten. Damit koch ich mir jetzt einen ordentlichen Kaffee.
Wissense, mit der Zeitumstellung komm ich ja wochenlang nicht klar. Macht mich ganz kirre. Obwohl jetzt gerade die richtige Zeit ist.
Na ja, hatte mich eben gerade an die Sommerzeit gewöhnt, und, Schwupps, ist der Sommer vorbei und der feucht-kalte November kriecht mir in die Knochen.
Aber ich komm vom Faden ab.
Also, heute Nacht konnte ich nicht schlafen. Vollmond. Das ist immer so. Bin dann schon um 6 Uhr auf und mit Leopold raus. Nach alter Zeit. Also dieser moderne Quatsch. Sommerzeit. Nun war es für mich 6, aber 7 nach Winterzeit. Tja, Leopold macht Urlaub bei mir. Der Mops von Hubert und Erna. Die sind letztes Jahr schräg gegenüber eingezogen. Mit diesem Mops. Asthma, Rücken, Gelenke, alles kaputt. Und hässlich, aber lieb. Und mal ne Abwechslung für Friedolin. Mein Erbstück von Bärbel.
Tja, und Erna besucht nun gerade ihre Schwester, weil deren Mann verstorben ist. Ihr Schwager sozusagen. Und da haben sie mich gefragt, ob ich nicht den Leopold ... weil bei einer Beerdigung... und wenn der Leo plötzlich bellt....
Ja, da kann man doch nicht nein sagen. Also bin ich mit Leo um sechs Uhr raus. Stockefinster. Ja, eigentlich war es auch erst fünf. Muss man sich mal reintun, FÜNF Uhr und dann mit einem Mops spazieren gehen. Oder war es sechs? Ich weiß das nie. Man kommt ja so durcheinander. Und der Friedo, der geht vor neun nicht aus dem Haus. Das ist ne PennSuse.
Dunkel und nebelig. Kein Wetter für draußen. Aber was soll’s.
Na, wir sind dann auch schnell wieder rein. Gespenstisch, sag ich ihnen. Und dann immer dieses Getute von den Schiffen in der Lübecker Bucht. Middelgaard liegt ja direkt an der Küste. Wenn man sie sieht. Bei Nebel hört man sie nur. Hihi. Die Schiffe, nicht die Küste.
Ja,