Название | Dämonentreue |
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Автор произведения | Dagny Kraas |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dämonentreue |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752921366 |
»Wenn das so ist, bin ich einverstanden«, antwortete er.
Eigentlich hatte er noch etwas hinzufügen wollen, doch in diesem Moment bemerkte er eine der Zofen, die eben die Treppe zum Kommandodeck hinauf kam. Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie Cridan entdeckte, dann blieb sie zögernd stehen.
»Kommt ruhig näher«, sagte er spöttisch. »Ich beiße nicht.«
Die Zofe rührte sich nicht und musterte ihn mit ernstem Gesicht.
»Da habe ich anderes gehört«, erwiderte sie.
Cridan musste unwillkürlich lachen.
»Der Punkt geht an Euch. Aber ich beiße wirklich nicht. Zumindest nicht ohne einen triftigen Grund.«
»Das klingt ehrlich«, stellte sie fest, stieg die letzten zwei Stufen hinauf und kam auf ihn zu.
Cridan kam das erste Mal dazu, sie ausgiebiger zu mustern, und stellte fest, dass sie wirklich ausgesprochen hübsch war. Alle vier Zofen waren mehr als nur ansehnlich, das hatte er schon vorher bemerkt, aber diese hier war besonders gut aussehend. Er fragte sich, warum ihm das zuvor nicht aufgefallen war.
»Was kann ich für Euch tun?« fragte er.
Sie lächelte und sah zu Boden.
»Verzeiht«, entgegnete sie, »aber es ist ungewohnt, dass mich jemand so etwas fragt! Üblicherweise ist das meine Aufgabe.«
Sie lächelte wieder, machte noch einen Schritt und deutete scheu auf die Reling.
»Würdet Ihr mir Gesellschaft leisten?«
Cridan bot ihr bereitwillig seinen Arm an. Während sie über das Deck schritten, spürte er ihre schmale Hand auf seinen Schuppen, und als er auf sie hinabsah, kam sie ihm noch zierlicher vor als bisher.
»Wie heißt Ihr?« fragte er, lehnte sich gegen das hölzerne Geländer und bedeutete ihr, sich neben ihn zu stellen.
»Avy«, antwortete sie bereitwillig. Sie sah auf die Scheibe der untergehenden Sonne, deren letzter Rest sich eben anschickte, hinter dem Horizont zu verschwinden.
»Das ist wunderschön, nicht wahr?«
Als er nicht gleich antwortete, schüttelte sie sacht den Kopf.
»Ach, nein, ich bin doch ein Dummkopf! Für Euch wird es das gewöhnlichste der Welt sein, die Sonne im Meer versinken zu sehen. Nur ein Mädchen wie ich hält es für ein Wunder.«
Cridan lachte.
»Oh nein, Avy, da irrt Ihr Euch, und zwar sehr. Es bleibt ein Wunder, ganz gleich, wie oft man es sieht. Wie die Sonne im Meer versinkt, bleibt ebenso sehr ein Wunder wie das Aufsteigen von ihr daraus.«
»Ihr meint den Sonnenaufgang?« fragte Avy nach. Sie klang neugierig. »Das habe ich noch nie gesehen! Ich war nie früh genug wach!«
In diesem Augenblick erlosch der letzte Sonnenschein. Eine Weile glühte der Horizont noch rot und golden nach, doch dann verblassten die Farben und wichen dem kühlen Blaugrau der einbrechenden Nacht.
Cridan räusperte sich.
»Nun… Ich könnte dich morgen früh wecken, wenn du es sehen willst.« Er hatte die höfliche Anrede fallen lassen, doch es schien sie nicht zu stören. »Um ehrlich zu sein, finde ich es sogar noch beeindruckender als den Sonnenuntergang.«
»Das würdet Ihr tun?« Avy sah ihn mit offenem Mund an. »Aber… Ihr könnt mich nicht wecken! Ich schlafe doch bei Ibéowe, und Ihr könnt ja nicht einfach in die Kajüte der Frauen gehen!«
Cridan grinste breit.
»Ich kann schon«, widersprach er. »Schließlich ist das hier mein Schiff. Aber du hast Recht, es wäre nicht besonders höflich.«
Er tat so, als müsste er nachdenken, während er sie von der Seite musterte. Sie schien gebannt auf seine nächsten Worte zu warten.
»Wir könnten also allen eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen«, bemerkte er dann leichthin, »wenn du die Nacht bei mir verbringst. Wir bleiben einfach hier an Deck, beobachten die Sterne, lauschen dem Wind und lassen uns von der Morgendämmerung wecken.«
Avy riss die Augen auf.
»Das klingt so…« Sie brach verlegen ab und starrte auf ihre Finger.
»Verlockend?« half er nach.
Sie zögerte, dann blickte sie schüchtern zu ihm auf.
»Nein«, murmelte sie. »So romantisch.«
Oh, ihr Götter, dachte Cridan belustigt, sie ist ja noch einfältiger, als ich dachte! Das ist schon beinahe zu leicht!
Er legte seine Hände auf ihre Schultern und führte sie bis ins Heck der Falkenflug. Von hier aus konnte man über das weiß schäumende Kielwasser des Schiffs in die endlose Weite blicken, in der sich die ersten Sterne zeigten. Mit einem kleinen Seufzer lehnte Avy sich an ihn und er zog sie in seinen Arm.
»Das alles«, sagte er leise und machte eine Geste in die Dunkelheit, »gehört uns diese Nacht.«
Und du mir.
Als die aufgehende Sonne den östlichen Horizont in Flammen setzte, würdigte Avy sie keines einzigen Blickes – sie lag auf den hölzernen Planken des Decks, Cridans Hemd eng um ihre Schultern gezogen, und sah dem T‘han T‘hau nach, der die Treppe hinunter schritt.
Cridan spürte ihren Blick im Rücken, drehte sich jedoch nicht um. Es war eine zur Genüge angenehme Nacht gewesen, aber mehr hatte er nicht gewollt und mehr würde sie nicht bekommen – und das schien sie zu wissen.
Avy war, auch wenn sie etwas anderes vorgegeben hatte, alles andere als dumm oder einfältig. Sie hatte sein Weggehen heute morgen mit einer Selbstverständlichkeit hingenommen, als hätte sie es nicht anders erwartet.
Er reckte sich, dass sein Schuppenkleid knackte, dann machte er sich gutgelaunt daran, ein frisches Hemd aus seiner Kajüte zu holen und den neuen Tag zu beginnen.
Wann immer er in den nächsten Tagen Zeit dafür erübrigen konnte, unterrichtete er Béo. Sie war fest entschlossen zu lernen, erledigte jede Aufgabe, die er ihr gab, mit verbissenem Eifer und saß bei nahezu allen Übungskämpfen der anderen an der Seite, um ihnen zuzusehen.
Cridan schätzte ihre Einsatzbereitschaft und die Hingabe, mit der sie bei der Sache war, und er brachte ihr bei, was immer er konnte. Nach wie vor war er ihr überlegen, aber es gelang ihr zunehmend leichter und schneller, sich aus den Situationen zu befreien oder zumindest erfolgreich zur Wehr zu setzen. Und Cridan war nicht leicht zufrieden zu stellen: Er forderte sie, bis sie keinen Schritt mehr tun konnte oder ihr die Waffe entglitt, weil sie einfach keine Kraft mehr hatte, sie zu halten.
Nach zwei Wochen, in denen sie mit wütender Entschlossenheit geübt hatte, ließ er sie gegen eine T‘han T‘hau namens Lito‘ta antreten. Die junge Kriegerin war bei jeder seiner Unterrichtsstunden mit ihr dabei gewesen und hatte Béos Fortschritte ebenso aufmerksam beobachtet wie er.
Er war sich zwar sicher, dass eigentlich er der Grund für ihr Interesse war, doch da er nach wie vor nichts davon hielt, mit jemandem aus seiner Mannschaft oder unter seiner Führung ins Bett zu steigen, ignorierte er ihre Blicke wohlweislich. Wenn die Lust auf eine Frau ihn überkam, hatte er Avy, die ein selten gutes Gespür dafür hatte, sich zur richtigen Zeit in seiner Nähe aufzuhalten.
Schließlich hatte er Lito‘ta den Vorschlag gemacht, am Unterricht teilzunehmen. Sie hatte mit einem Gesichtsausdruck eingewilligt, der deutlich machte, als welche Ehre sie es ansah, von ihm ausgewählt worden zu sein.
Lito‘ta war nicht schlecht, doch bereits nach wenigen Tagen gelang Béo es, sie im Zweikampf zu besiegen. Cridan nickte anerkennend, bevor er sich wieder anschickte, ihr zu beweisen, dass es noch ein weiter Weg war, bis sie ihn besiegen würde – wenn es ihr denn jemals gelingen sollte.
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