Dämonentreue. Dagny Kraas

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Название Dämonentreue
Автор произведения Dagny Kraas
Жанр Языкознание
Серия Dämonentreue
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752921366



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      »Du bist gar nicht schlecht«, sagte er anerkennend. »Dir fehlt nur die Übung. Und der ein oder andere Kniff.«

      Béo gab einen ironischen Laut von sich: »Kaum gut genug für einen T‘han T‘hau.«

      »Nicht gut genug für diesen T‘han T‘hau«, korrigierte er. »Hinknien.«

      Béo starrte ihn an, ohne sich zu rühren.

      »Auf die Knie«, sagte er schroff und unterstrich seine Worte mit einer Bewegung seiner Klinge. Als sie noch immer zögerte, grinste er und fügte mit unüberhörbarem Spott hinzu: »Bitte.«

      Langsam ging sie auf ein Knie nieder, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ihr Blick machte deutlich, was sie davon hielt, dass er ihr etwas befehlen wollte.

      Cridan machte einen halben Schritt rückwärts.

      »Nimm dein Schwert«, sagte er.

      Sie griff nach der Waffe, die nur eine Armlänge von ihr entfernt lag, schloss die Faust darum und sah zu Cridan auf.

      Er neigte ganz leicht den Kopf, bevor er ausholte und sie erneut angriff.

      Sie hatte ganz offensichtlich noch nie in dieser Haltung gekämpft, und es dauerte nicht lange, bevor er sie erneut entwaffnet hatte.

      »Auf den Rücken«, kommandierte er kurz.

      Béo, die vor Anstrengung keuchte, zögerte nur noch kurz, bevor sie sich widerwillig, aber gehorsam auf den Rücken rollen ließ. Er reichte ihr das Schwert, gönnte ihr eine kurze Verschnaufpause und setzte dann seine Lehrstunde fort.

      Als er endlich von ihr abließ, war sie so erschöpft, dass sie seine Hilfe brauchte, um wieder auf die Füße zu kommen. Cridan ließ ihr die Zeit, bis sich ihr Atem wieder einigermaßen beruhigt hatte, dann verschränkte er die Arme vor der Brust, baute sich breitbeinig vor ihr auf und sah sie halb herausfordernd, halb abwartend an.

      »Und? Bist du jetzt immer noch so wild darauf, etwas von mir zu lernen?«

      »Mehr denn je«, keuchte sie entschlossen. »Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich dir all das heimzahlen werde!«

      Er grinste mit unverhohlenem Spott.

      »Dann stell‘ dich darauf ein, dass es wesentlich mehr sein wird, was du mir bis dahin heimzahlen kannst. Ich bin nicht dafür bekannt, nachsichtig zu sein.«

      »Danke, das habe ich schon selbst festgestellt«, erwiderte sie bissig.

      Cridans Grinsen wurde nur noch breiter. Er sah zu den vier Kammerzofen hinüber, die miteinander tuschelten, und machte eine auffordernde Geste.

      »Na los, geh schon. Vergiss nicht, dein Schwert bei Mech‘tar abzugeben, damit er die Scharten ausschleifen kann, und dann lass deine Zofen ihre Arbeit machen. Sie warten nur darauf, dich wieder hübsch herrichten zu können!«

      Béo schnitt eine Grimasse.

      »Das werden sie schön bleiben lassen! Ich habe ihnen verboten, sich einzumischen! Zumindest bis wir in Initim sind, werde ich mir von niemandem vorschreiben lassen, was ich anzuziehen oder wie ich mich zu verhalten habe. Sie werden schon noch früh genug etwas zu tun bekommen. Aber bis es so weit ist, habe ich ihnen den klaren Befehl gegeben, dass sie sich so unsichtbar wie möglich machen. Außerdem will ich meine Freiheit genießen!« Sie lachte. »Und das bedeutet auch, dass sie mitansehen müssen, wie du mir Unterricht im Kämpfen gibst! Machen wir morgen weiter?«

      Sie trafen sich am nächsten Tag vor der Mittagszeit für Béos zweite Stunde.

      »Um ehrlich zu sein, bist du ziemlich gut«, begann Cridan den Unterricht. »Aber bisher hast du dich darauf beschränkt, die normalen Techniken zu lernen, wie man sie für gewöhnlich in einem offenen Gefecht oder einem ehrlichen Zweikampf auch am häufigsten benötigt. Aber es gibt immer wieder Situationen, die einen herausfordern, und die gänzlich anderer Reaktionen bedürfen. Wie das Abwehren von Schlägen, wenn man schon auf dem Boden kniet. Oder liegt. Wie man einen Mann abschüttelt, der einem eben nicht gerade heraus begegnet. Oder was man tut, wenn man gezwungen ist, sich auf einen unehrlichen Kampf einzulassen. Wenn die T‘han T‘hau von Korat uns nicht freundlich gesonnen sind, werden sie dich nicht ehrenhaft zum Kampf auffordern oder sich dir mit gezogener Waffe entgegen stellen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie dir auflauern und von hinten angreifen.«

      Blitzschnell war er hinter ihr. Links umklammerte er sie mit unbarmherziger Kraft. Nachdem er ihr mit der Rechten den Arm auf dem Rücken verdreht und sie so auf die Knie gezwungen hatte, ließ er sie los und zog ihr Schwert aus dem Gürtel. Dann setzte er ihr die eigene Klinge an den Hals.

      »So würde ich dich möglicherweise töten, wärst du mein Feind«, erklärte er dicht neben ihrem Ohr. »Und wenn ich gute Laune hätte, würdest du vermutlich nicht einmal die Zeit haben, dich zu erschrecken.«

      Er schob die Waffe zurück in ihren Gürtel.

      »Aber nur wenige Leute sind so schnell«, fuhr er fort. »Also lass uns sehen, wie du hier herauskommst.«

      Cridan wusste, dass er ein strenger Lehrer war, aber er machte auch für sie keine Ausnahme. Wieder und wieder ließ er sie ihre Waffe aufheben, wenn er sie ihr entrungen hatte, und kannte keine Gnade, bis sie schließlich kaum noch ihr Schwert heben konnte.

      Zum wiederholten Male fiel ihre Klinge zu Boden, als er sie hinterrücks packte und ihr die Waffe aus der Hand schlug. Sein linker Arm lag quer über ihrer Kehle, die Schuppen lagen an ihrer Haut, und mit der anderen Hand hielt er ihr rechtes Handgelenk fest. Für einen winzigen Augenblick verstärkte er den Druck seines Unterarms, drehte die linke Hand und ballte die Faust. Die Schuppen an seinem Arm stellten sich auf, und sie erstarrte in seinem Arm.

      »Du bist tot«, flüsterte er in ihr Ohr, dann ließ er sie los.

      »Zum hundertsten Mal«, murmelte sie frustriert und rieb sich mit der Hand über den Hals.

      Er zuckte die Achseln.

      »Wenn du es schon könntest, bräuchte ich dir nichts mehr beibringen«, erwiderte er mit schonungsloser Ehrlichkeit.

      »Trotzdem«, seufzte sie. »Es ist entmutigend. Ich komme mir vor wie ein billiges Spielzeug!«

      »Nicht doch«, er schüttelte lächelnd den Kopf. »Spielzeug mag ja sein, aber billig ganz sicher nicht.«

      Er lachte, als er ihren Gesichtsausdruck sah und fuhr in versöhnlichem Tonfall fort: »Komm, lass uns etwas essen. Ich habe Hunger, und du sicherlich genauso. Ich helfe dir auch, das Fleisch klein zu schneiden, wenn du das Messer nicht mehr heben kannst.«

      Béo schnaubte verächtlich, folgte ihm jedoch wortlos in die Kapitänskajüte.

      Offensichtlich neugierig sah sie sich in dem kleinen Raum um. Sie hatten bislang immer zusammen mit der Mannschaft und den anderen Soldaten gegessen, aber da die normale Mittagszeit längst um war, hatte Cridan Anweisung gegeben, ihnen das Essen hierher zu bringen.

      »Schön hast du es«, stellte sie fest, trat an das schmale Bett unter den bunten Glasfenstern und setzte sich darauf. »Hier schläft es sich bestimmt gut.«

      Cridan warf ihr einen Blick zu. Wie sie da saß, weckte sie Erinnerungen in ihm, Erinnerungen an andere Frauen und was er mit ihnen in genau diesem Bett gemacht hatte.

       Wie es wohl…

      Entschlossen verscheuchte er die Gedanken.

      »Runter von meinem Bett«, sagte er, »sonst gerate ich noch in Versuchung.«

      Béo stand gehorsam auf und ließ sich statt dessen auf einem der Stühle nieder, die um den runden Tisch standen. Er schob ihr einen Becher mit verdünntem Wein zu und goss sich selbst auch etwas ein, bevor er ihr gegenüber Platz nahm und den Jungen, der in der Ecke wartete, anwies, das Essen aufzutragen.

      »Ist der Unterricht so, wie du es dir vorgestellt hast?« fragte er zwischen zwei Bissen.

      Béo lachte.