Название | Pit Summerby und die Magie des Pentagramms |
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Автор произведения | Hans Günter Hess |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738000382 |
„Was wollt ihr blöden Siebenschläfer eigentlich?“,
schrieen sie jetzt mutig geworden und wollten handgreiflich werden. Flori, Bingo, Pit sowie Fauli standen aber wie eine Mauer vor ihnen. Die Großmäuligkeit der Beiden erhielt so einen Dämpfer. Sie wichen etwas zurück. Der Tumult weckte auch die Aufmerksamkeit von Frau Stieler. Sie kam gelaufen.
„Was geht hier vor?“,
wollte sie wissen.
„Die Siebenschläfer bedrohen und beleidigen uns. Wir wollten nur beim Spielen zugucken“,
log einer und schaute dreist in die Runde.
„Das stimmt nicht!“
protestierten die anderen. Die Lehrerin verschaffte sich Platz und bot ihnen Paroli.
„Eure Glaubwürdigkeit ist hinlänglich bekannt. Für eure Schandtaten und unflätigen Sprüche seid ihr ja schon lange berühmt. Ich werde die Wahrheit rauskriegen. Auf jeden Fall seid ihr ein Thema in der Jahresabschlusskonferenz und das könnte Folgen haben.“
Sie machte mit der Hand ein eindeutiges Zeichen, sofort zu verschwinden. Als sie zögerten, wurde sie energischer:
„Macht euch vom Acker, aber sofort, Ruck-Zuck!“
Langsam begriff das Duo wohl seine Ausweglosigkeit und schlurfte mürrisch davon. In einiger Entfernung hörte man es kurze Zeit später hämisch lachen, johlen und grölen. „Blöde Ziege“ gehörte noch zu den harmlosesten Ausdrücken, die es krakeelte.
Die Stiehler nahm es gelassen hin und ging zu Mia. Sie erkundigte sich nach ihrem Befinden. Doch Meli hatte sie schon getröstet.
„Ihr wart ja eben Zeuge, was die Beiden noch gebrüllt haben. Ich hoffe, ihr bestätigt mir das, wenn ich den Vorfall beim Rektor zur Sprache bringe“,
wandte sie sich an die am Nächsten stehenden Schüler. Einige nickten.
„Spielt jetzt weiter!“,
forderte sie noch und ging, auf das übliche ‚Ruck-Zuck‘ verzichtend. Das ‚Madame' in ihrem Spitznamen stammte aus dem Französischunterricht, weil sie sich da so anreden ließ. Als sie zufällig mitbekam, wie sie ein Schüler hinter vorgehaltener Hand als ‚Madame Ruck-Zuck’ bezeichnete, lachte sie schallend und bestätigte, dass sie nichts gegen diese Bezeichnung hätte. Fortan hörte sie sogar auf diesen Namen; nur bei übler Laune ließ sie sich mit ‚Frau Stiehler’ anreden.
Langsam kehrten die Mannschaften ins Spielfeld zurück. Man hatte sich vorher geeinigt, dass es an der Zeit wäre, den beiden Schwachköpfen eine Lektion zu erteilen. Auf jeden Fall wollte man die zotigen Sprüche über die Lehrerin bestätigen. Der übliche Schülergrundsatz, andere Schüler bei irgendwelchem Blödsinn nicht zu verpfeifen, galt in diesem Fall nicht. Wie es sich später herausstellen sollte, kamen sie um diese Gewissensentscheidung sowieso herum.
Im weiteren Verlauf des Spieles änderte sich schnell das Spielerverhältnis. Pits Mannschaft besaß keinen Feldspieler mehr, so dass er als König einspringen musste. Im gegnerischen Feld gab es nur noch Dicki. Meli und er trieben Pit immer wieder in die Enge. Er hüpfte hoch, sprang zur Seite, ein Streifschuss traf, und der Ball ging ins Seitenaus. Jetzt hatte er nur noch zwei ‚Leben'. Melis Mannschaft begann schon zu triumphieren. Pit, der jetzt werfen musste, nahm Dicki aufs Korn. Der tauchte aber im rechten Moment ab. Seine Mannschaftskameraden johlten. Das wirkte wie Balsam auf seiner Seele, trotz des Schweißes, den er schon in Strömen vergoss. Er sei dabei einige Kilo losgeworden, jedenfalls behauptete er das später. Gerade wollte er seine nasse Stirn abwischen, da traf ihn der Ball und fiel mit ihm zu Boden. Damit besiegelte er gleichzeitig sein Aus. Enttäuscht und außer Atem verließ er das Spielfeld und warf sich neben Mia ins Gras und mimte einen Halbtoten.
Nun musste Meli ins Spielfeld. Sie verfügte über ein ‚Leben' mehr als Pit und befand sich damit im Vorteil. Es entwickelte sich ein starkes Duell, bei dem sie zwei und Pit ein weiteres verloren. Jetzt besaßen sie jeweils nur noch eins. Die Entscheidung stand bevor. Im Außenfeld feuerten jetzt alle ihre Favoriten an. Flori begann das Spiel zu kommentieren. Es wurde immer spannender. Meli musste werfen. Unweit stand Pit. Sie zielte, der Ball traf ihn mit aller Wucht, doch er fing ihn, stolperte aber nach hinten und fiel hin. Flori entschied: keine Bodenberührung des Balles. Erschrocken über seine Ungeschicklichkeit, verharrte sie einen Moment an der Mittellinie. Plötzlich sprang Pit auf und schoss. Er hätte sie jetzt leicht treffen können, sie befand sich nämlich in unmittelbarer Nähe, doch der Wurf verfehlte sie haarscharf. Sie hastete hinter dem Ball her, der bereits im Gras rollte und schnappte ihn noch vor dem Aus. Wütend über seine unkorrekte Spielweise, steuerte sie die Stelle an, wo er immer noch verharrte und visierte auf seine Knie. Auch diesmal machte er offensichtlich keine Anstalten, den Ball zu fangen. Der prallte zurück und berührte den Boden. Er hatte absichtlich sein drittes ‚Leben' verwirkt, das konnten alle erkennen. Meli schrie ihn an;
„Das war unfair, Pit, du hättest mich abwerfen können!“
Der lächelte nur und verließ das Spielfeld. Flori kommentierte den Ausgang des Zweikampfes auf seine Weise:
„Spiel verloren, Liebe gesiegt!“
Meli bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. Frau Stiehler verkündete das Ende des Unterrichts. Einige Mitschüler registrierten sofort den kleinen Vorfall am Schluss des Spiels, zumal Flori mit seiner Äußerung noch Öl ins Feuer einer aufkommenden Vermutung gegossen hatte. Deshalb wurde im Waschraum auch gefrotzelt. Pit nahm es schweigend hin, konzentrierte sich auffällig langsam auf das Umkleiden und strapazierte damit die Geduld der anderen. Stinki streifte wie üblich sein Hemd über und verschwand. Auch die meisten Mädchen standen schon in Straßenkleidung herum. Dickis Mutter fuhr vor. Er hatte sie mit dem Handy heimlich vom vorzeitigen Unterrichtsabbruch informiert. Dafür wurde er jetzt gehänselt. Ob Missgunst oder Häme über die übertriebene Fürsorge seiner Mutter den Grund darstellte, ließ sich nicht ausmachen. Es traf wohl beides zu. Handys waren an der Schule nämlich nicht erwünscht. Aus guten Gründen. Sie schürten nicht nur den Neid zwischen denen, die noch keines besaßen und den anderen, die damit herumprotzten, sondern wurde von Unbelehrbaren auch zum Stören des Unterrichts eingesetzt. Ein Unsitte, die sich schnell verbreitete und viel Ärger in den Schulbetrieb brachten. Dicki gehörte weder zu der einen noch zu der anderen Spezies, er brauchte es nur für seine Bequemlichkeit. Er nahm den Spott gelassen hin. Aber es gab auch andere Gründe. Ab und zu nutzte er es auch im Matheunterricht, denn man konnte damit rechnen, aber das wussten nur ganz Wenige. Zu Hause begleitete er die Stellung eines Prinzen. Seine Mutter verwöhnte ihn so ziemlich mit allem, was nach seiner Meinung in seiner Altersgruppe als angesagt galt. Ihm gehörte beispielsweise seit Jahren ein Mountainbike, wahrscheinlich das teuerste im Umkreis, das er aber kaum benutzte. Es verstaubte zu Hause bei ihm im Schuppen. Er ließ sich lieber von seiner Mama kutschieren, und er missbrauchte diesen Liebesdienst reichlich, obwohl sie dafür oft genug den Bäckerladen Frau Katzmann überlassen musste. Auch jetzt hatte er sie einfach her beordert, obwohl ihr das sichtlich nicht zu passen schien. Sie nahm aus Gefälligkeit noch Meli und Mia mit. Letztere wurde auch stets von ihrer Mutter abgeholt. Dafür gab es aber andere Gründe. Sie wäre nämlich lieber wie die anderen im Bus mitgefahren. Noch fügte sie sich, stieg widerwillig ins Auto der Bäckerei, um ihren Eltern keine Sorgen zu machen. Meli nutzte entgegen ihrer sonstigen Art das Angebot, um so schnell wie möglich weg zu kommen, denn einige der Klassenkameradinnen wetzten schon ihre spitzen Zungen. Der Disput zwischen ihr und Pit heizte bereits das Feuer des Tratsches und produzierte schnell missgünstige Tuscheleien, denen sie auf diese Weise entkommen konnte.
Pit befand sich schon auf der kurzen Zufahrt zur Hauptstraße, als ihn die Fuhre überholte. Dicki und Mia winkten, Meli schaute dagegen demonstrativ in eine andere Richtung, das ärgerte ihn plötzlich. Zu Hause rempelte er missgelaunt das Fahrrad an die Garagentür. Als seine Schwester auftauchte und ihm mit irgendeinem Anliegen zutexten wollte, schwoll seine Zornesader. Er sprühte sie mit wütenden Augen an, ließ sie wortlos stehen, warf