Der Medizinmann. Roland Reitmair

Читать онлайн.
Название Der Medizinmann
Автор произведения Roland Reitmair
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742788368



Скачать книгу

sah ich im Spiegel, wie Franz auf meinen Balkon kletterte. Ich bin total erschrocken, versuchte noch die Balkontür zu schließen, aber ich war zu langsam und zu schwach.

      „Spinnst du komplett? Was machst du hier? Das ist mein Zimmer!“ Meine Stimme überschlug sich, aber er in seinem Rausch grinste mich blöd an. Franz trug nur mehr seine Boxershorts. Er streifte sie hinunter und stieß mich aufs Bett. Dann ging alles sehr schnell.

      „Lass mich, ich will das nicht, lass mich – lass mich“, schrie ich ihn an, versuchte mich zu wehren, versuchte ihn wegzustoßen, versuchte zu kratzen und zu treten.

      Mein Zimmer grenzte an das Schlafzimmer seiner Eltern. Verdammt, wo war der Altchef? Hörte mich der nicht? Franz stöhnte und keuchte seinen üblen Mundgeruch, seinen stinkenden Atem in meine Nase. Er hielt mich wie in einem Schraubstock fest und drang in mich, ich hatte keine Chance.

      Als er fertig war, sagte er: „Du wiarst hiaz a wengl bluatn, pass auf, dass du de Matrotzn nit versaust.“

      Er öffnete die Balkontür und schlüpfte hinaus. Nackt, mit seinen Boxershorts in der Hand.

      Ich versucht mich aufzusetzen, taumelte. Mir war so schlecht. Irgendwie schaffte ich es bis zum Waschbecken. Kotzte hinein. Weinte. Röchelte. Versuchte ihn aus mir herauszuwaschen…

      Da bemerkte ich seinen Vater draußen am Balkon. Der musste alles mit angesehen haben. Er stand schon auf meinem Teil des Balkons und schickte sich offenbar an, jetzt in mein Zimmer zu kommen. Zorn, Hass, Trauer …Angst… irgendwas gab mir die Kraft aufzuspringen, die Tür zu schließen und verriegeln und alle Schimpfwörter auszupacken, die ich jemals gelernt hatte.

      Franz, das Schwein.

      5

      Ich fühlte mich schmutzig, besudelt und weinte die halbe Nacht bis ich vor Müdigkeit einschlief.

      Am nächsten Tag ließ ich das blutbefleckte Leintuch verschwinden. Ich konnte nichts denken und nichts fühlen, wollte mich nicht mehr hinlegen und nicht hinsetzen. Die mir zugeteilten Zimmer reinigte ich wie jeden Tag. Dazwischen ging ich drei, vier Mal duschen. Am Abend nahm ich mir eine Flasche Whiskey mit aufs Zimmer. Ich wollte den Schmerz betäuben, wollte das elendige Gefühl loswerden. Diesmal kontrollierte ich dreimal, ob die Balkontür fest verschlossen war.

      Tags darauf kam die Chefin zurück. Ich erzählte ihr nichts. Sie wunderte sich nur, weil ich im Stehen frühstückte.

      Hatte ich ihn irgendwie dazu ermutigt? War ich zu naiv?

      Nein… ich hab einfach nicht durchschaut, dass er aus demselben Holz geschnitzt war, wie sein Vater.

      Auf die Idee zur Polizei zu gehen, kam ich erst gar nicht. Heute weiß ich, das war klug so. Wer hätte einem 19-jährigen Mädchen mit Restalkohol, ohne grobe äußerliche Verletzungen schon geglaubt? Außerdem wollte ich nicht ohne Arbeit dastehen. Ich tat, als wäre alles ganz normal, versuchte zu verdrängen.

      Das war meine erste sexuelle Erfahrung.“

      6

      Gabi nahm ihr Glas, zittrig führte sie es zum Mund. Beim Trinken schluckte sie umständlich, wie bei starken Halsschmerzen. All die Jahre hatten nichts leichter gemacht. Tränen zeichneten Spuren über das dezent geschminkte Gesicht.

      „Gut, dass es Anna gab“, erzählte sie dann leise weiter, „Ein Mädchen aus der Ortschaft, ungefähr in meinem Alter. Sie arbeitete in Innsbruck in einer Textilfabrik, Firma Steinbock Trachtenmoden. Nach der Arbeit kam sie gelegentlich noch auf ein Getränk in die Hotelbar. Wir verstanden uns ganz gut. Anna merkte, wie verstört ich in dem Moment war.

      Ich machte aber nur einige Andeutungen. Sagte ihr, dass ich wegwollte, schnellstens, auf der Stelle, am besten keinen Tag länger bleiben. Von Franz’ Übergriff erzählte ich ihr nichts.

      Anna wusste, dass bei Steinbock in Neu Rum immer wieder Näherinnen gebraucht würden. Es gäbe dort sogar Betriebsunterkünfte – die ‚Steinbockheimat‘ mit zwar kleinen, aber feinen Zimmern für Bedienstete. Sie versprach nachzufragen. Die Zusage folgte prompt, folgte viel schneller, als ich erhofft hatte. Schon wenige Tage später bezog ich so ein Zimmer und begann meine neue Arbeit in der Textilfabrik in Innsbruck.

      Vom Gastgewerbe zum Fließband war eine ziemliche Umstellung. Ich arbeitete die nächsten Wochen zwischen brummenden und ratternden Maschinen anstatt mit gutgelaunten Touristen. Kollegen grüßten, aber der Lärm ließ keine echte Unterhaltung aufkommen. Irgendwie vereinsamte ich mehr und mehr. Sowohl am Arbeitsplatz als auch in dem kleinen Zimmer. Die Vergewaltigung tat ein Übriges, ich fühlte mich wie eine Aussätzige. Manchmal dachte ich andere Menschen würden mir ansehen, was passiert war. Mehr und mehr zog ich mich zurück und wurde in meiner Einsamkeit aber nur noch trauriger. Zum Wochenende war es besonders schlimm. Vom Fenster aus sah ich zu, wie fröhliche Menschen die Skier auf das Auto packten und loszogen. Ich aber saß deprimiert auf der Fensterbank und starrte durch das Glas.

      Anna kannte meine Zimmernachbarin Marion und machte uns bekannt. Marion war aus Kärnten. Auch sie war allein hier und kannte kaum jemanden. Zu zweit war dann einsam sein nur mehr halb so schlimm.

      Eines Tages erzählte sie mir freudestrahlend, dass ihr Bruder Martin als Montagearbeiter in Innsbruck auf einer Baustelle anfangen würde. Gleich in der Nähe. Plötzlich hatte ich Angst, dass sie für mich dann keine Zeit mehr haben würde. Es kam anders.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBCqCWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD5/ooo oAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiig AooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKAC iiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKK KKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooo oAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiig AooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKAC iiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoo