Название | Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750222038 |
»Ihr habt einen guten Schneider«, ächzte der Erste Schwertmann.
»Wahrhaftig, den habe ich.« Marnalf lachte leise. »Ihr scheint stark zu
sein, wenn Ihr noch immer scherzen könnt.«
Erneut verstärkte sich der Druck. Nedeam spannte seine Muskeln an und
versuchte, sich der Kraft zu entziehen, aber es war sinnlos. Solange das Graue
Wesen ihn sehen konnte, vermochte es seine Zauberkraft auch gegen ihn
einzusetzen. Das war die einzige offensichtliche Schwäche dieser
geheimnisvollen Kreaturen: Wenn sie das Ziel ihrer Magie nicht mit den
Augen fixieren konnten, waren sie machtlos.
Nedeam spürte das Hämmern seines Pulses. Er versuchte zu schreien, aber
er konnte bloß ein leises Krächzen ausstoßen. Nur seine Augen vermochte er
frei zu bewegen, und so huschte sein Blick umher, um einen Weg zu finden,
den verräterischen Grauen zu bezwingen. Es brannte nur eine einzelne
Brennsteinlampe im Vorraum des Magazins. Der Brennstein war sorgsam von
einem Schirm aus Klarstein abgedeckt, denn bei der Lagerung von Getreide
und anderen Gütern konnten staubfeine Partikel aufwirbeln und sich an einer
offenen Flamme entzünden. Der Brennstein war frisch aufgefüllt, und es
bestand keine Aussicht, dass die Lampe so bald erlosch. Dunkelheit würde
Nedeam dem Blick Marnalfs entziehen und ihm die Chance geben, sich zu
wehren. Aber hier würde sie nicht zu seinem Verbündeten werden.
Marnalf lehnte sich mit gelangweiltem Gesicht an eines der Regale.
»Warum wehrt Ihr Euch nicht, Nedeam? Seid Ihr zu feige?«
Der Druck wurde noch stärker und begann Nedeam die Sinne zu rauben.
Dann trat Marnalf näher. Sein Gesicht blickte drohend und schien ins
Bösartige verzerrt. »Niemand wird erfahren, wie Ihr gestorben seid, Nedeam,
Pferdemensch. Euer Herz hat versagt, so etwas kommt vor.« Marnalf lachte
kalt. »Niemand wird mich verdächtigen, denn ich bin ein Freund der
Menschen. Sicherlich wird man sehr um Euch trauern.« Marnalf leckte sich
über die Lippen. »Und da gibt es ein elfisches Wesen, das sich besonders
grämen wird. Nun, sie ist sehr ansehnlich, die Elfin Llarana, findet Ihr nicht?
Vielleicht sollte ich meine besonderen Fähigkeiten einsetzen, um mich mit ihr
zu paaren?«
Voller Zorn versuchte Nedeam zu schreien, aber es wurde nur ein leises
Krächzen daraus. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Magie des Grauen
Wesens und glaubte tatsächlich zu spüren, wie die Macht schwächer wurde,
die gegen seinen Körper drückte.
Dann nickte Marnalf und trat zurück. »Nun weiß ich, was ich erfahren
musste.«
Unvermittelt erlosch die Macht, die Nedeam festhielt. Er hatte nicht einmal
die Kraft zu schreien, als er vornüberstürzte und schwer auf dem Boden
aufprallte. Es wäre Marnalf leichtgefallen, ihn zu töten, warum hatte der
Graue von seinem Vorhaben abgesehen?
Nedeam gelang es, sich auf die Seite zu wälzen, und starrte das Graue
Wesen hasserfüllt an. »Bringt es zu Ende, Marnalf«, keuchte er. »Denn wenn
ich erst wieder zu Kräften komme, werde ich nicht zögern, Euch zu
erschlagen.«
»Gesprochen wie ein wahrer Pferdelord.« Die Bösartigkeit in den Zügen
des Grauen Wesens war einem gütigen Lächeln gewichen. »Und glaubt mir,
Nedeam, ich hatte nicht vor, Euch ein Leid zuzufügen.«
Nedeam konnte sich nun auf die Knie aufrichten. Er schätzte die
Entfernung zu Marnalf ab und die Kraft, die er zum Sprung benötigte.
Doch der Graue schien seine Gedanken zu erraten. »Lasst es sein, Nedeam.
Es gibt keinen Grund zur Feindschaft. Ich habe Euch nur einer Prüfung
unterzogen.«
»Einer … Prüfung?« Er atmete einige Male tief durch und lockerte die
verkrampften Muskeln, bevor er sie für einen Sprung erneut anspannte.
»Der Ehrenwerte Jalan-olud-Deshay und seine Tochter Llarana haben sie
sich gemeinsam mit mir ausgedacht. Sie sind in Sorge um Euch.«
Nedeam wich dem Blick des Wesens aus, denn auch die Augen konnten
dem Gegner verraten, was man beabsichtigte. Er kniete auf einem Bein,
jederzeit bereit hochzuschnellen. Es gab nur eine Chance, er musste sein
Schwert mit einer einzigen Bewegung ziehen, es nach vorne schwingen und
dabei den Hals der Bestie durchtrennen.
»Eure Aura ist rot, mein Freund«, sagte Marnalf leise. »Glaubt mir, ich
werde Euch kein Leid zufügen. Begreift Ihr denn nicht, dass ich Euch prüfen
musste?« Das Graue Wesen schüttelte seufzend den Kopf. »Seht auf Eure
Hand. Auf die Wunde, die ich Euch zugefügt habe. Blutet sie noch?«
Nedeam wurde unsicher. Er kannte die Kräfte eines Grauen Wesens.
Marnalf hätte keine Mühe gehabt, ihn zu töten, stattdessen versuchte er, ihn
zu beschwichtigen. Was steckte dahinter?
»Es ist nur ein kleiner Schnitt«, erwiderte Nedeam, ohne auf seine Wunde
zu achten. Schließlich musste er vorbereitet sein, wenn Marnalf ihn erneut
angriff. Aber der Pferdelord spürte, dass es dazu nicht kommen würde.
»Ein winziger Schnitt. Und er wird sehr schnell heilen. Ungewöhnlich
schnell«, fügte Marnalf eindringlich hinzu. »Wie mir die Hohe Frau Llarana
berichtet hat. Ihr versteht noch immer nicht, habe ich recht?« Der Graue sah
in Nedeams Augen und lächelte bekümmert. »Nein, Ihr versteht es nicht. Seid
Ihr bereit, Euren Zorn zu mäßigen und Euer Schwert ruhen zu lassen? Oh, ich
weiß, dass Ihr es gerne ziehen würdet, ich kann es sehen. Eure Muskeln sind
angespannt, und die rechte Schulter ist ein wenig zurückgedreht. Um das zu
deuten, braucht es keine magischen Kräfte, nur ein gutes Auge. Also, reden
wir oder wollen wir uns im Kampf verausgaben? Glaubt mir, Nedeam, mein
Freund, ich bin ein alter Mann und würde lieber reden.«
»Schön,