Djihad. Christoph Hoenings

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Название Djihad
Автор произведения Christoph Hoenings
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847623380



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Garage, für die Dienstwagen der Offiziere.

      Allah sei Dank war Ahmed jedoch seit einiger Zeit nicht mehr allein auf das Gehalt angewiesen, das der General für seine Tätigkeit als Fahrer zahlte. Ahmed hatte noch einen Nebenverdienst.

      Dieser Nebenverdienst bestand darin, dass Ahmed einen Freund, den er aus Ramallah her kannte, regelmäßig unterrichtete, wohin er den General hatte fahren müssen. Sein Freund Majed war an allem interessiert, was den General anging. An dem, was er im Auto sagte, was er bei seinen Gesprächen über das Autotelefon sagte, mit wem der General sich traf.

      Majed und Ahmed hatten als Kinder in den staubigen Straßen Ramallahs mit leeren Konservendosen Fußball gespielt. Gemeinsam waren sie zur Schule gegangen, gemeinsam hatten sie später Steine gegen israelische Jeeps geworfen, die in den Straßen ihrer Heimatstadt am Westufer des Jordan patrouillierten.

      Während Ahmed nach einer kurzen Studienzeit an der Universität von Gazah nach Saudi Arabien zog, um sein Glück zu versuchen, war Majed in die heilige Stadt Jerusalem gegangen. Dort hatte er sich offenbar mit den jüdischen Besetzern arrangiert. Genaues wusste Ahmed nicht, aber aus den Gesprächen seines Vaters mit Nachbarn und aus späteren Briefen aus der Heimat hatte er erfahren, dass Majed an einer jüdischen Universität ein Studium aufgenommen hatte. Das war schlimmer als hätte Majed den christlichen Glauben angenommen und sich taufen lassen! Alle Nachbarn und früheren Freunde hatten den Kopf geschüttelt und den Kontakt zu Majeds Familie auf das Minimum reduziert, das bei dem Zusammenleben in den engen Gassen Ramallahs unvermeidlich war, ohne grob unhöflich zu sein.

      Ahmed trug mit seinem Chauffeurgehalt erheblich zum Unterhalt der Familie seines Vaters bei. Seine Schwestern waren mittlerweile verheiratet, aber sein älterer Bruder Zahran war Lehrer geworden und verdiente in Ramallah nur einen Bruchteil dessen, was Ahmed in Saudi Arabien bekam. Der Vater war alt, schon weit über achtzig, die Mutter, trotz ihrer über fünfzig Jahre noch rüstig, kümmerte sich um die Ziegen und Schafe, von deren Milch und Wolle die Familie ihr Dasein fristete. Nachdem jedoch die Juden einen Großteil des Landes, das seinem Vater gehörte, besetzt und eine Siedlung darauf errichtet hatten, hatte Ahmeds Vater einen Teil der Herden schlachten und einen weiteren Teil ausgerechnet an die Juden verkaufen müssen, weil die Tiere sonst verhungert wären. Eine Entschädigung für das besetzte Land hatte die Familie trotz ihrer Proteste nicht erhalten.

      Ahmed hoffte, eines Tages mit seinen Ersparnissen nach Palästina zurückzukehren. Dann würde er sich nach einer Ehefrau umsehen, deren Vater eine ordentliche Summe zahlen, und dann würde er sofort wieder nach Saudi Arabien gehen. Seine Frau könnte dann eine Stelle als Hausmädchen, oder, wenn sie etwas Bildung besaß, als Krankenschwester oder als Lehrerin annehmen! Seit Ahmed Palästina verlassen hatte, träumte er davon, Zaida zu besitzen, die Enkelin eines Freundes seines Vaters.

      Unvermittelt war vor wenigen Monaten Majed in Riad aufgetaucht. Majed arbeitete für ein Handelsbüro, das Waren aus Palästina nach Saudi Arabien verkaufte. Es war Majed gewesen, der Ahmed auf einem der Treffen, das die in Riad lebenden Männer aus Ramallah regelmäßig abhielten, erkannt hatte.

      Wie sehr hatte Ahmed sich gefreut!

      Stundenlang hatten sie bei Tee und Zigaretten Erinnerungen ausgetauscht. Majed war trotz der in Israel verbrachten Zeit, Allah sei gepriesen, kein Freund der Juden geworden. Im Gegenteil, er hasste die Juden wie Ahmed und wie alle anderen Palästinenser. Wie hatten sie gelacht über die Dummheit der Juden, Majed eine teure Ausbildung zu geben, damit dieser, kaum hatte er sein Diplom in der Tasche, Israel den Rücken kehren und mit Hilfe Allahs bekämpfen konnte! Tränen hatten sie gelacht!

      Danach hatten Ahmed und Majed sich regelmäßig getroffen. Eines Tages hatte Majed ihm gesagt, dass er in Kontakt stand zu einem großen Unternehmen aus Frankreich, einem mit den Arabern befreundeten Land, und dass die Franzosen bereit waren, große Summen zu bezahlen, zu wissen, was Ahmeds Arbeitgeber, General Faisal bin Salman sagte und tat. Diese Summen, so hatte Majed gesagt, würde er mit Ahmed teilen. Da auf Ahmed die Hauptlast der Tätigkeit lag, gab Majed sich mit einem Drittel der Beträge zufrieden. Schließlich besaß er den Kontakt. Das war, so fand auch Ahmed, nur fair.

      Wieder hatten sie sich halbtot gelacht, diesmal über die Christen, die bereit waren, soviel Geld auszugeben für unnütze Informationen, die ein hinter dem General hergeschickter Taxifahrer für einen Bruchteil des Geldes hätte liefern können.

      Trotzdem hatte Ahmed, Allah war sein Zeuge, seine Aufgabe stets gewissenhaft erfüllt.

      Und dafür kassiert.

      Während Ahmed den schweren Mercedes zu dem Haus steuerte, in dem die jüngste Ehefrau des Generals wohnte, dachte er darüber nach, ob die Franzosen bereit sein mochten, mehr als üblich für die Information zu bezahlen, dass der General sich heute Abend stundenlang mit zwei Marineoffizieren unterhalten hatte. Das wusste Ahmed aus den Gesprächen mit dem Fahrer von Admiral Zaif, einem Pakistani namens Siddiqui.

      Das war ein Abweichen von der Routine des Generals, und Ahmed wusste, diese Information konnte wertvoll sein.

      Nizza / Cannes, 3. Oktober

      Es war elf Uhr dreißig, als Rupert Graf aus der kleinen Düsenmaschine stieg, die vor dem Terminal von Cannes-Mandelieu ausgerollt war.

      Die Maschine hatte am Morgen am General Aviation Terminal in Düsseldorf auf ihn gewartet. Die Piloten waren Engländer, die Maschine hatte keine Kennung, lediglich auf dem Leitwerk war winzig klein die saudische Flagge aufgemalt.

      Graf war der einzige Passagier an Bord. Der Copilot hatte ihm während des Fluges ein Frühstück vorgesetzt, ansonsten blieb Graf unbehelligt bis zur Landung.

      In Mandelieu kletterte Rupert Graf in einen weißen Rolls Royce, der ihn in zwanzig Minuten direkt vor das Portal des Ritz Carlton Hotels brachte.

      Graf wurde von einem Hotelangestellten in einer der oberen Etagen zur Tür einer Suite geführt.

      Ein arabisch aussehender Mann in gut geschnittenem dunkelblauen Anzug nahm Graf in Empfang und bat ihn, zu warten. Scheich Mahmut würde jeden Moment kommen.

      Graf wartete eine geschlagene halbe Stunde.

      Scheich Mahmut wirkte unausgeschlafen, als er in Jeans und knallrotem Poloshirt auf nackten Füßen in den Wohnraum der Suite geschlurft kam.

      Mahmut war jünger als Graf, hatte den für Araber seiner Klasse dünnen Oberlippenbart und einen schmalen Bartstreifen, der sich von der Unterlippe zum Kinn zog. Sein Haar war dicht und tiefschwarz. Er hatte strahlend weiße, schöne Zähne. Graf vermutete, dass Mahmut statt sich die Zähne mit einer Bürste zu putzen, Süßholzstäbchen kaute. Mahmut war kleiner als Graf, aber Graf schätzte, dass er sicherlich hundertzwanzig Kilo wog.

      Ohne Handschlag und ohne jede Begrüßung ließ Mahmut sich auf eines der Sofas gegenüber Graf plumpsen, zog die Füße auf die Sitzfläche, und sagte:

      „Ohne Ihren Freund Mr. Schmehling, der Sie sehr empfohlen hat, säße hier jetzt einer Ihrer Wettbewerber. Bedanken Sie sich bei unserem Freund.“

      Graf blieb stumm.

      Der Sekretär erschien und fragte nach ihren Getränkewünschen.

      Graf bat um Mineralwasser, der Scheich verlangte eine Bloody Mary.

      „Woher kennen Sie Schmehling, Exzellenz?“ fragte Graf, um das Gespräch zu eröffnen. In Deutschland war Sonntag und außerdem Nationalfeiertag, und Graf hätte diesen Tag lieber genutzt, um auszuschlafen als hier mit diesem arroganten Typen zu sitzen.

      „Wir hatten einige Male miteinander zu tun. Ein zuverlässiger Mann. Er war meiner Regierung von Mr. P. empfohlen worden. Sie wissen, dass unsere Regierung gerne mit Personen arbeitet, die uns von Freunden empfohlen werden.“

      Mit P. konnte nur der Ministerfreund Schmehlings gemeint sein. Graf fragte sich, was die beiden in Saudi Arabien gemacht haben konnten, ohne dass dies in der deutschen Öffentlichkeit bekannt geworden war.

      „Erzählen Sie mir etwas über Deutschland, Mr. Graf. Ich weiß nicht viel über Ihr Land, außer dass wir vor Jahren einmal große Schwierigkeiten mit Ihren Regierungen